Wer ist die Frau im Spiegel?

Oh ja, das kenne ich, obwohl ich denke, dass ich mich so langsam dran gewöhne.

Als junge Frau konnte ich mich nie über mein Äußeres beklagen. Ich konnte essen, was ich wollte, und war trotzdem immer schlank, ich hatte gesunde lange Haare und ein ansprechendes Gesicht.
Witzigerweise habe ich damals überhaupt nichts darauf gegeben und mich nur zu besonderen Anlässen mal aufgerüscht, ansonsten kam es mir überhaupt nicht in den Sinn, mich anzuhübschen. Männer-Cordhemd und Jeans, das war so meins.
Ich fand damals eigentlich immer reife Frauen, denen das Leben ins Gesicht geschrieben steht, viel attraktiver als junge.

Dass Hormone das Gewicht negativ beeinflussen können, bekam ich mit mit Anfang 30 zu spüren, als ich wegen Endeometriose in die künstlichen Wechseljahre versetzt wurde.
Aber ich bekam das eigentlich trotzdem immer so in den Griff, dass ich zwar gefühlt dicker war als vorher, aber immer noch schlank.

Dann kamen irgendwann mal Antidepressiva wegen Zwangserkrankung dazu, und ich musste noch mehr aufpassen, was ich aß und dass ich mich ausreichend bewegte.

Mit Anfang 40 kam ich dann in die richtigen Wechseljahre und seitdem trage ich ständig ein paar Kilo zu viel, vor allen  Dingen  am Bauch, während die Beine fast zu dünn sind. ÄTZEND! Vor allen Dingen bekam ich so ein rundes Gesicht und einen Doppelkinnansatz, das dann allerdings seit einem Jahr wieder von selber schlanker wurde, seitdem nun auch die Östrogen-Produktion erschöpft ist.

ABER: Dafür kommen jetzt Falten und insgesamt scheint die Schwerkraft ihre Wirkung an meinem Körper zu tun, außerdem Hautprobleme an Stellen, an denen ich sie vorher niemals hatte.

Vor zwei Wochen haben wir unseren Badezimmerspiegel ausgetauscht, und man sieht sich darin fast bis zu den Knien. Als ich mich das erste Mal nach dem Duschen darin sah, traf mich fast der Schlag! Der Hintern ist irgendwie nicht mehr da, wo er hingehört und der Bauch!  Und überall habe ich dunkle Flecken als Erinnerung an die Hautprobleme. Igitt!!!

Von meiner Mama habe ich offensichtlich die nicht ergrauenden Haare geerbt, dabei würden mich graue Haare gar nicht stören, die fand ich schon immer toll. Lieber hätte ich graue Haare und viele Falten als diesen "Schwangerschaftsbauch im 12. Monat" - vor allen Dingen mit diesen dünnen Beinen darunter.

Seitdem ich seit einem Monat Opipramol nehme, bekomme ich auch wieder ein Pumpsgesicht gratis dazu (inklusive leichen Hängebäckchen).

Aber weißt Du was? Wenn ich mich selber mal beobachte, dann stelle ich immer wieder fest, dass mir optisch unperfekte Menschen eigentlich viel sympatischer sind als glattgebügelte hübsche, junge Frauen oder Männer. Schönheit löst bei vielen Leuten eher Neid aus als Sympathie. Und da bin ich doch lieber sympatisch als schön (na ja, am liebsten wäre ich beides ... )

Beobachte Dich selbst mal dabei, wenn du zum Beispiel Beiträge auf YouTube schaust, welche Frauen Dir da sympatischer sind: Die hübschen, vermeintlich perfekt ausschauenden mit gestilten Fingernägeln und glänzemdem Haar, oder doch eher die mit Fältchen und ein paar Pfunden zu viel?

Schönheit ist eben doch etwas ganz anderes als Perfektion.

In diesem Sinne - ein schönes Wochenende 

Liebe Grüße
Joana

Liebe Joana, vielen Dank für deine Worte. Ich empfinde unperfekte Menschen auch sympatischer aber es sieht so aus, dass ich die Imperfektionen bei anderen besser akzeptiere als bei mir.

Daran muss ich wohl arbeiten.

Liebe Grüße

ÜEi

Hallo Üei,

du sprichst mir aus der Seele.

Besser hätte ich es nicht beschreiben können.

Liebe Grüße