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Symptome oder Kopfchaos

Kategorie: Frauenheilkunde » Forum Wechseljahre

18.11.2023 | 13:11 Uhr

Liebe Wechselfrauen, öfter kommt hier die Frage auf, warum frau sich schwach, verletzlich und verwirrt von all den Symptomen fühlt, die körperlich und mental auf einen einstürmen in dieser Zeit. Sicherlich ist es wichtig, Symptome abklären zu lassen, aber ich möchte die Aufmerksamkeit auch mal lenken auf die Tatsache, dass wir durch die Abnahme der Funktions- und Fruchtbarkeitshormone anfälliger werden für unregulierte Gefühle. Diese haben wir lange und oft einfach weggedrückt und das Familienleben, den Haushalt, die Arbeit im Vordergrund gehabt und erledigt. Jetzt plötzlich klappt das nicht mehr und unser Körper konfrontiert uns. Ich will nicht klugschieten, aber wenn Symptome abgeklärt sind und kein Ergebnis kam, dann ist es u. U. eher eine Ablenkung, neue mögliche Krankheiten zu vermuten als zu akzeptieren, dass man sich vor alten mitgeschleppten Verletzungen nicht mehr verstecken kann und mehr Zuwendung, Pausen und Regulierung braucht. Ich schlage mich mit jahrelangen chronischen Schmerzen herum und frustriere die Ärzte und die mich. Nur um letztlich festzustellen, dass die Schmerzen Ausdruck meiner Erschöpfung sind, die ich immer weggedrückt habe. Nun muss ich ran, da beißt die Maus keinen Faden ab. Mal abgesehen davon, dass der Hormonmangel ja wirklich Symptome und Beeinträchtigungen zeitigt, aber die gehen auch wieder weg. Der andere Mist nicht. Als Anregung lass ich einen Link zu einem Podcast hier, so ca ab Minute 24 kommt genau das zur Sprache. https://m.youtube.com/watch?v=QONJpr8AKxk

Gute Besserung für alle, viele Grüße von einem Wechselweib :-)

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20.11.2023, 11:45 Uhr
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Hallo nilla72,
Hallo ihr da draußen,

da sprichst du einen für mich sehr bedeutenden Aspekt an. Gerade bin ich auch in dieser "Phase". Es ist so schwierig herauszufinden, was sind die Wechseljahre, welchen Teil bringe ich und meine Lebenserfahrung mit in diese Phase und was sind eventuell (chronische) Krankheiten und wie bedingt sich das gegenseitig?

Es ist auf jeden Fall wichtig, Symptome abklären zu lassen und nicht leichtfertig auf die Wechseljahre zu schieben. Aber wann ist der Punkt gekommen, um sich auch einzugestehen, dass man vieles über Jahre mitgeschleppt und sich nicht so wirklich mit sich auseinandergesetzt hat? 

Es ist so wichtig, sich Unterstützung in dieser Zeit zu holen, wie auch immer diese Unterstützung aussieht. Aber ich bin auch der Meinung, dass es nicht immer nur der Gang zum Arzt oder Ärztin sein kann oder muß. 

Auch ich habe viel weggedrückt, jahrelang. Funktioniert nach außen, aber innen oft sehr leer. Jetzt kommt da noch eine Fibromyalgie dazu oder vielleicht auch genau deswegen, weil immer alles weggedrückt wurde. Und dann noch extreme Verstimmungen, Hitzewallungen und viele kleinere Wechseljahresbeschwerden. Ganz schön viel. 

Jetzt ist für mich der Zeitpunkt gekommen, da genauer drauf zu schauen und mir zu helfen bzw. helfen zu lassen. Und da kann nur jede selbst ausprobieren, was hilft. 

Sind es Gespräche bei einer Psychotherapeutin, sind es Hormone, pflanzliche MIttel, ist es Sport oder Meditation? Oder ein Mix aus allem? 

Ich bin auf jeden Fall sehr froh, dass das Thema Wechseljahre immer mehr öffentlich wird und frau darüber spricht. Darüber zu reden tut einfach gut. 

Ich wünsche euch allen einen guten Weg & Unterstützung, die ihr auf diesem Weg benötigt. 

 

 

 

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20.11.2023, 19:00 Uhr
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Das Ding ist, wenn wir Erschöpfung, Wut, Hilflosigkeit oder sogar Traumata schon lange mittragen, unbewusst, kriegt man den Kram auch nicht so leicht wieder los. Da ist es trotz Frust leichter, sich mit eventuellen Krankheiten zu befassen als die alten Verletzungen zu heilen. Fibromyalgie ist auch sowas, wo ich einen langen Weg von unterdrückten Fluchtimpulsen vermute, der den Stoffwechsel beeinflusst über die Jahre. Und wenn die Zellen erstmal gelernt haben, statt des langsamen aber gründlichen Zitratzyklus die flotte aber ineffiziente Glykolyse (eigentlich für den Fluchtmodus gedacht) anzuwenden, wie kriegt man da den Rückwärtsgang rein? Schöner Mist....

Ich lerne jetzt erstmal zu akzeptieren, dass ich eben nicht sofort die starke belastbare Arbeitsfrau bin, sondern gerade ziemlich angeschnickt, traurig und müde. Meine Leistung jetzt heißt erholen, verschnaufen und sortieren. Und meine Kraft dann gezielter einzusetzen. Und ich muss lernen, dass es vermutlich nie wieder so einfach ist, sich nicht überfordert zu fühlen. Mehr Pausen zu brauchen etc. Wünsche Dir einen guten Weg, Erleichterung zu finden und die Wechsel-Jahre nicht nur zu überleben sondern zu erleben. Mit plus und minus. Wat soll's ;-) Liebe Grüße

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20.11.2023, 22:43 Uhr
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Liene nilla72 liebe Wechseljahresfrauen,

da hier das Thema alte Trauma genannt wurde, würde ich gerne die Buchempfelung Luise Reddemann geben :-) Trauma ist ein "Aufklarungsbuch", Eine Reise von 1000 Meilen beginnt mit dem ersten Schritt ein "Arbeitsbuch". Es gibt noch mehr Bücher, denn die Frau ist Experttin in der Traumatherapie.

Ich kann mich noch gut an den Abend erinnern wo ich mich privat mit meiner Ausbildungsanleitung getroffen hatte und sie mir komplett zusammen gebrochen ist. Sie war Anfang 40 ich 20 und nachdem ihre Ehe kaputt gegangen ist, Kinder erwachsen, ist ihr in ihrem Hormonchaos bewusst geworden, dass sie sexuelle Gewalt als Kind erlebt hatte. Sie hatte das verdrängt, jahrelang funktioniert, war nie in Therapie, hatte einfach funktioniert.

Ich wurde damals kurze Zeit später vergewaltigt. Mein Hausarzt und Ausbilder waren Klasse, denen ich mich anvertraut hatte. Therapie, Reha Klinik folgten. In der Reha Klinik gab es auch einige Frauen, die solch Erlebnisse komplett verdrängt hatten und erst mit Ü 40 wieder ins Bewusstsein kamen. Da muss es irgendeinen Zusammenhang mit den Hormonen geben, dass in dieser Phase unbearbeites durch Flashbacks wieder hoch kommt.

Und mit der Scheidentrockenheit der Wechseljahre ist eine Zeit für mich gekommen, wo ich nur noch versucht habe, wie kann ich meinem Körper geben, was er braucht, ohne es als Selbstvergewaltigung wahrzunehmen. Ovula, Applikator, Creme oder Gel, was empfinde ich als weniger belastend. Jemand hat mir mal gesagt, dass ist ja auch jedesmal ein Fremdkörpergefühl, egal was frau benutzt und dem muss ich zustimmen. Auch wenn ich Wege für mich gefunden habe, um damit umzugehen, stresst es mich extrem, jeden Tag aufs neue.

Wie geschrieben, die Reddemann Bücher sind sehr wertvoll, wenn frau in ihrem Leben etwas traumatisches erlebt hat. Habe beim googeln gesehen, sie hat jetzt auch Bücher geschrieben über Flucht,was ja aktuell ist und traumatisierend. Hilfe holen, sich wem anvertrauen wurde ja schon genannt...

Hoffe meine Worte helfen wem :-)

Ist eine herausforderde Zeit :-)

Liebe Grüße und Guts Nachle Tanja

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21.11.2023, 07:59 Uhr
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Liebe Tanja, ich muss aufpassen, dass ich nicht losheule. Krass, sowas musste ich nicht erleben. Ich habe letztens mit Freund und Tochter geredet über Zahlen zur sexuellen Belästigung, er hatte irgendwann große Augen und meinte, was ihn so betroffen macht, ist, wie "normal" und häufig das für viele Frauen ist.

Vielleicht ist der Beginn der Wechseljahre so einschneidend, weil die Hormone nicht mehr auf Fruchtbarkeit und Kinderaufzucht getrimmt sind, wofür das funktionieren doppelt wichtig ist. Plötzlich ist man aus dem dauervorwärts entlassen und sieht die alten Verletzungen deutlicher. Die Scheidentrockenheit beginnt gerade jetzt bei mir, und zwar exakt seit dem Tag, wo ich einsehen musste, dass ich nicht mehr gut funktioniere. Kein Zufall. Ich hoffe, wenn diese enorme Erschöpfung halbwegs kuriert ist, dass es wieder besser wird. Ich finde die Wechseljahre ziemlich gnadenlos, man wird auf sich selbst zurück geworfen und kriegt noch Kraft abgezogen. Dann geht's um die Wurst: krieg ich mich sortiert, dann gibt's die Lebenskraft wieder. Verhandelt wird irgendwie nicht %)

Danke für den Büchertipp! Momentan höre ich die Podcasts von Verena König, gibt auch dami charf und andere. Liebe Grüße und einen schönen Tag

 

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21.11.2023, 08:00 Uhr
Antwort

Liebes Wechselweib, du sprichst mir aus der Seele. Ich hatte bereits mehrfach darüber nachgedacht, ähnliches zu schreiben. Seit langer Zeit plagen mich diverse Symptome wir Herzrhythmusstörungen, Schmerzen, die Migräne die immer schlimmer wird usw. Ich habe, nachdem organische Ursachen ausgeschlossen wurden, alles auf die Wechseljahre geschoben. Dann kam vor einigen Monaten der Tag an dem nichts mehr ging. Burnout die Diagnose. Ich wollte es nicht glauben. Aber jetzt, nachdem ich mich den Problemen, die ich jahrzehntelang lang weggedrückt habe, auseinander gesetzt habe, merke ich dass es mir körperlich besser geht. Es geht mir sogar sehr gut. Die Psyche braucht noch ein wenig Zeit. Aber mir ist klar geworden, die Wechseljahre machen mir kaum Beschwerden. Aber nach meinem Hormonspiegel bin ich mitten drin.

 

Liebe Grüße 

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21.11.2023, 08:38 Uhr
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Liebe Jaqueline, heftig, aber es macht mir auch Mut. Ich bin am Telefon zusammen gebrochen letztens, nachdem ich mir einen Termin beim Hausarzt geholt habe, weil ich das Wort Burnout sagen musste :SORRY: Soooo schambesetzt,, bekloppt eigentlich. Habe gestern eine Sendung des SWR nachgehört, da war ein mega sportlicher Arzt, der das selbst erleben musste und sich deswegen damit befasst hat. Was mir ziemlich eingängig war, dass neben den alten und neuen Verletzungen das Leben so verdichtet ist, dass wir nicht genug regenerieren. Selbst die eigentliche Erholungszeit wird voll gestopft mit Ereignissen. Und das killt auf die Dauer. Drum klagen vor allem Frauen über die Erschöpfung, die sich immer als tragfähige belastbare Macher empfunden haben. Viele tolle kreative und leistungsfähige Menschen vergessen zu regenerieren und stehen irgendwann vor der Mauer, nix geht mehr, rien ne vas plus, Ende Gelände. Als ich vor zwei Jahren eine Doku über Markus wassmeier sah, der immer stark, zielstrebig und aktiv war, aber nach der Krebserkrankung seiner Frau komplett zusammen brach, da war ich richtig beeindruckt, also wenn dieser starke Mann das darf, darf ich das auch oder? :-[ Ähm ja............

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