Avatar

Mysterien der Hormone

Kategorie: Frauenheilkunde » Forum Wechseljahre

03.01.2024 | 18:55 Uhr

Hallo ihr lieben Frauen,

Ich lese schon länger mit und möchte mich nun mal kurz vorstellen. Ich bin 51, mitten im Wechsel, Periode noch einigermaßen regelmäßig, viel Unruhe, Schwindel, Erschöpfung.

Ich habe seit 27 Jahren CFS, hatte das gut im Griff, konnte nahezu normal leben, nun aber ist es viel schlimmer geworden. Ich habe schon einige Male hier gelesen, dass Frauen große Angst davor haben, dazu werde ich mal extra etwas schreiben, denn ich bin Profi ;-) Und weiß, dass wenig darüber bekannt ist und viel Angst geschürt wird durch reißerische Artikel.

Aber heute möchte ich euch etwas anderes fragen, was sich für mich einfach nicht logisch erklären lässt.

Wechseljahressymptome werden erklärt durch Östrogen- bzw Progesteronmangel oder ein Ungleichgewicht der Hormone. Klingt einleuchtend... aber...

Eine junge Frau hat in der 1. Zyklushälfte einen Progesteronwert wie eine Frau in der Menopause, Kinder haben ebenfalls einen derart niedrigen P Spiegel. Aber keine W Symptome...

Der Östrogenwert von Männern und Mädchen vor der Pubertät ist niedrig, von Symptomen keine Spur....

Wenn ich mir die Hormone eines normalen Zyklus ansehe, dann ist das ein munteres auf und ab, jeden Tag was anderes, die Meisten merken davon gar nichts, zumindest nichts was dem W gleichkommt.

Und zuletzt, wenn man die Pille nimmt, ist der P Wert dauerhaft unter 1, also wie in der Menopause, ich hab mich damit 12 Jahre pudelwohl gefühlt.

Versteht ihr das?

Würde mich wirklich interessieren  ob da jemand eine Idee dazu hat.

Jetzt wünsche ich allen ein  glückliches neues Jahr!

Alles Liebe Katsi

Helfen Sie mit Ihrer Bewertung: Ja, dieses Thema ist hilfreich!

1
Bisherige Antworten
Avatar
Beitrag melden
03.01.2024, 19:28 Uhr
Antwort

Hallo Katsi,

eine wirklich sehr gute Frage die ich mir auch oft gestellt habe. Meine Idee dazu wäre das es die völlig unkontrollierten Östrogenschwankungen sind. Progesteron ist weg oder fast nicht mehr nachweisbar und wenn Du richtig Pech hast, wirst Du für viele Jahre lahmgelegt. 

Meine Frage dazu wäre noch warum sehr viele Frauen garnichts haben und nur 1/3 so starke Symptome. Hat Du und irgend jemand eine Isee dazu?

Viele Grüße Andrea 

Avatar
Beitrag melden
03.01.2024, 19:36 Uhr
Antwort

Liebe Katsi, ich glaube, bei vielen Frauen (zumindest bei mir) sind es die "unnormalen" Schwankungen. Als Kind hast Du keine Hormonschwankungen, die kommen erst in der Pubertät. Und was diese Schwankungen in der Pubertät auslösen können, wissen wir alle. Im Grunde genommen kehren Frauen erst wieder in einen "kindlichen" Zustand zurück, wenn sie wirklich mit allem komplett durch sind und der Ovar komplett erloschen ist. In der Zeit nach der Pubertät bis zur Perimenopause funktioniert bei den meisten Frauen das Regelwerk fein abgestimmt. Östrogen wird gerade so viel benötigt, um einem großartigen Follikel reifen zu lassen, der dann springt. Ein toller Follikel liefert angemessen viel Progesteron, als Ausgleich zum Östrogen. Wenn die Regelkreise (Hypophyse/Hyperthalamus/Ovar) nicht mehr so gut funktionieren, wird sehr viel Östrogen benötigt, um einen Eisprung auszulösen. Die entsprechde Menge Progesteron wird aber immer weniger. Darunter entwickeln viele Frauen die typischen Probleme der Östrogendominanz und der zyklischen heftigen Schwankungen.Wie stark diese Probleme sein können, hab ich die letzten Wochen am eigenen Leib erfahren und hätte auch nicht geglaubt, dass Hormone, bzw Schwankungen und Ungleichgewichte in den einzelnen Stellschrauben solch krasse Symptome auslösen können.

Insofern denke ich, dass es nicht die absoluten Hormonspiegel sind, sondern das Auf und Ab, das nicht fein abgestimmt ist. Einige Frauen, die unter PMS gelitten haben, oder sogar unter PMDS, die wissen, wie fein der Hirnstoffwechsel schon auf die ganz normalen zyklischen Veränderungen reagiert. Und wenn dann das ganze System in den Wechseljahren durcheinander gerät, ja, - dann kann man schon so wie ich einfach vollkommen ausflippen.

Ich war heute gerade erst wieder bei meinem Neurologen/Psychiater und ich hab gefragt, was sich die Evolution dabei bitte gedacht hat. Seine Antwort war "nix". Und dass es halt ein paar arme weibliche Würmchen gibt, bei denen das komplizierte System an Neurotransmittern einfach vollkommen überfordert reagiert. Ist blöd, lässt sich aber meist behandeln.

Ich wünsche Dir ein gesundes und fröhliches Jahr und schicke liebe Grüße,

Stephanie

Avatar
Beitrag melden
03.01.2024, 19:58 Uhr
Antwort

Tja, und so können wir nur spekulieren. Ein großes, ständig schwankendes Ungleichgewicht ist schon plausibel. Ich habe außerdem gelesen, dass der Mensch ca 5000 Hormone hat. Wer weiß, was da noch alles ausflippet, ohne dass es für uns auf dem Radar erkennbar ist, weil einfach keiner davon weiß.

Warum nur manche Frauen betroffen ist, ist auch eine gute Frage. Es hat ja alles mit dem Hirnstoffwechsel zu tun, da sind manche Frauen vielleicht genetisch bedingt einfach nicht so stabil.

Übrigens... die Natur hat sich ganz offensichtlich tatsächlich nichts beim Wechsel gedacht. Die Lebenserwartung eines Menschen liegt bei 25 - 30 Jahren. Das war zu allen Zeiten so bis vor etwa 200 Jahren. Dann ist sie langsam, im letzten Jhd etwas schneller angestiegen.

Wir können uns das heute kaum mehr vorstellen, ist aber so, alle Überlieferungen und Forschungen zeigen da dasselbe an. Es wird also einfach dafür gesorgt,  dass wir bis zum letzten Atemzug Kinder  bekommen können, wie das übrigens bei fast allen Säugetieren der Fall ist.

tja, und somit hat sich die Natur bei den Wechseljahren genauso viel gedacht wie bei Krebs, Alzheimer oder Parkinson. Nichts. Wir sollten das einfach nicht erleben. Ein bisschen ernüchternd ist das schon, aber wir müssen es mit Humor nehmen.

Liebe Grüße

Katsi

 

Beitrag melden
04.01.2024, 08:54 Uhr
Kommentar

Hallo Katsi,

ich denke nicht, dass man Krankheiten wie Alzheimer und Parkinson mit dem natürlichen Verlauf der WJ/Hormonreduktion vergleichen kann. Die auslösenden Faktoren sind hier ganz andere, das ist m. E. schlichtweg falsch.

Bei Krebs spielen Faktoren wie genetische Veranlagung, Ernährung, Psyche usw. eine große Rolle. Natürlich ist z. B. Brustkrebs auch hormonell bedingt, aber ich denke, man kann das nicht mit den WJ vergleichen.

Unsere Vorfahren hatten ganz andere Prioritäten im Leben, es ging darum, ein Dach über dem Kopf und zu essen zu haben. Kaum Umweltgifte, kein Jobstress im heutigen Sinne, kein gesellschaftlicher Druck, jung und knackig zu bleiben. Älter zu werden war "normal", heute ist es eine riesen Industrie mit Cremechen, OPs, dem Zwang, aktiv und sportlich zu sein bzw. zu bleiben.

Früher war die Rollenverteilung eine ganz andere. Wie eine Bekannte von mir immer sagt: Die Frau kümmerte sich um die "Brut", der Mann brachte das Mammut heim ;-)

Heute ist frau sowohl Mutter, als auch Geldbeschafferin, Hausfrau, Partnerin usw. Ich habe einfach das Gefühl, dass die sog. Emanzipation uns Frauen teilweise mehr Probleme bereitet, als dass sie Vorteile bringt. Und dieser Druck bringt uns dazu, in Phasen, in denen es uns nicht gut geht, in gewisser Weise in regelrechte Depressionen zu verfallen, weil wir nicht mehr so leistungsfähig sind, uns deswegen nutzlos(er) fühlen und damit in eine Abwärtsspirale rauschen.

Ich sehe es ja bei mir selbst: Wenn es mir mal nicht gut geht, verfalle ich gleich in Panik, dass ich evtl. länger ausfalle. Wer macht dann meine Arbeit? Was, wenn was liegenbleibt? Das ist einfach nur blöd, und ich ärgere mich über mich selbst. Ich muss mir und anderen nichts mehr beweisen, aber wir sind gesellschaftlich irgendwie doch dazu gezwungen, immer wieder aufs Neue zu zeigen, was wir drauf haben.

Irene

Beitrag melden
04.01.2024, 09:44 Uhr
Kommentar

Hallo liebe Irene,

Da gebe ich dir absolut Recht, die Wechseljahre und altersbedingte Krankheiten haben nicht dieselbe Ursache. Ganz klar.

Was ich sagen will, ist, die Wechseljahre haben keinen biologischen Grund, ein "warum hat die Natur das eingerichtet" ist nicht zu beantworten, zumindest nicht wissenschaftlich, da wir erst seit verhältnismäßig kurzer Zeit das Alter erreichen, in dem wir diese Zeit erleben. 

Ich glaube, wir Frauen tendieren dazu, uns für alles verantwortlich zu fühlen, und in diesem Fall eben auch für unseren körperlichen Zustand.

Ich sehe es auch so, dass die letzten Jahrzehnte uns Frauen viel Freiheit und Gleichberechtigung, aber auch viele zusätzliche Bürden aufgehalst haben. Befreien können wir uns daraus vielleicht nur selbst.

Ich frage mich auch manchmal, warum es mir so schwer fällt, langsamer zu treten, Aufgaben abzugeben, nein zu sagen und Hilfe anzunehmen.

Nach 50 Jahren braven Robotens für Gesellschaft und Familie ist das trotzdem unfassbar schwierig.  

Und  vielleicht können wir diese schwere Zeit dann doch nutzen dafür, die Ansprüche an uns ein wenig geradezurücken und uns von dem gesellschaftlichen Druck zu distanzieren. Das wäre meine Hoffnung.

Danke an euch alle, ihr interessanten starken tollen Frauen! 

 

 

 

Beitrag melden
04.01.2024, 14:47 Uhr
Kommentar

Hallo Irene!     Hierzu  kann ich nur eins sagen: Du triffst den Nagel auf den Kopf! Wir setzen uns selber unter Druck, was aber zum großen Teil daher kommt, dass wir von außen unter Druck gesetzt werden! 
Es ist ja in unserer heutigen Leistungsgesellschaft leider so, dass man sofort schief angesehen wird, wenn man mal nicht so gut funktioniert! Wie z.B. : Was, schon wieder krank- was soll das denn usw...Und es ist leider immer noch so, dass man als Frau mehr leisten muss als ein Mann, um die gleiche Anerkennung zu bekommen! Mal ganz abgesehen von dem ganzen anderen Kram, um den wir uns noch kümmern müssen, was meist als selbstverständlich angesehen wird! So, das musste ich jetzt mal loswerden- aber ich denke, so schnell wird sich daran nichts ändern! 
Also heißt es , weitermachen, so gut es geht, LG von Sasha 

 

Beitrag melden
04.01.2024, 14:55 Uhr
Kommentar

Hallo Sasha,

genau, wir machen uns selbst den Druck, er wird uns aber auf gesellschaftspolitisch aufgezwungen.

Ich hatte vor Jahren mal eine weibliche Vorgesetzte. Bei ihr fühlte ich mich immer unter Druck, es war ganz offensichtlich, dass sie von mir als Frau mehr erwartete als von meinen männlichen Kollegen. Ich fand das dermaßen ungerecht. Klar, sie war vielleicht auch in der Situation, aber genau dann sollte man (bzw. frau) es doch anders machen und nicht diesen Druck 1 zu 1 weitergeben. Ich war froh, als ich erfuhr, dass ihr Nachfolger ein Mann sein würde...

Bei mir gingen damals die ersten WJ-Beschwerden los, von ihr erwartete ich da null Verständis. Sie war heftigst wegen Migräne betroffen, das tat mir leid, aber auch da hätte sie einfach verstehen müssen, dass man eben mal "was" haben kann. Ach, irgendwie doof. Dieses ganze "Frauen in Führungspositionen" geht mir so auf den Keks. Gleichberechtigung funktioniert nicht unter Zwang.

Irene

Beitrag melden
04.01.2024, 15:01 Uhr
Kommentar

Ganz genau- Du sagst es! Ich denke auch , viele Frauen in Führungspositionen sind restlos überfordert und deswegen beißen sie so um sich! 

Avatar
Beitrag melden
03.01.2024, 23:02 Uhr
Antwort

Na ja. Also ich denke mal, dass mit zunehmenden Alter durchaus der Stoffwechsel, Ernährung, Bewegung usw. eine entscheidende Rolle spielen können. Im Darm werden u.a. auch Hormone produziert und einseitige, unausgewogene Ernährung kann z.B. auf Dauer zum Depri führen oder dass es mit dem Schlaf nicht mehr so klappt. 

Kescha4

Avatar
Beitrag melden
04.01.2024, 12:31 Uhr
Antwort

Hallo Katsi, 

mit 50 Jahren habe ich mich tatsächlich noch topfit gefühlt aber jetzt 10 Jahre später spüre ich mehr und mehr meine Grenzen  und fange an Aufgaben abzugeben und kürzer zu treten.  Es dauert einfach seine Zeit die Umstände anzunehmen und zu akzeptieren. Ich glaube es ist eine Art mentaler Reifungsprozess. Der 6 vorneweg trägt auch dazu bei. Wir werden durch unseren Körper gezwungen uns mit unserer Endlichkeit auseinander zu setzen. Ein großes Thema!

Das Mädchen vor der Pupertät noch so unbeschwert und symptomlos sind und wir nach den WJ zwar auf den gleich Hormonstatus zurückfallen aber mit Symptomen verstehe ich leider auch nicht. Vielleicht bilden wir während der Pupertät erst die zuständigen Rezeptoren für die Hormone aus und diese entwickeln sich nicht mehr zurück sondern sind nach den WJ im Dauerentzug. Mit der Zeit gewöhnt sich der Körper mehr und mehr daran. Aber manche Symptome müssen wir wohl bis zum Ende unserer Tage behandeln. 

Ich finde es wunderbar, dass man hier seine Gedanken und Fragen austauschen kann und wünsche euch alle entspannte Tage.

Liebe Grüße Rosina

 

 

Avatar
Beitrag melden
04.01.2024, 15:38 Uhr
Antwort

Liebe Rosina,

Ich denke die Wechseljahre verlaufen bei jedem anders und damit auch die Herausforderungen.

Ein langsam fortschreitender Alterungsprozess, der die Kräfte und Fähigkeiten zunehmend einschränkt ist sicher oft nicht so leicht hinzunehmen.

Was mich in den letzten Jahren so aus der Bahn geworfen hat, das sind die plötzlichen überfallsartigen Zustände, die man kaum ertragen oder bewältigen kann, wie starker Schwindel, lähmende Unruhe (klingt paradox) oder schlimme Übelkeit. Man hat das Gefühl, das Boot, auf dem man sitzt, geht unter. 

Ich hoffe für uns alle, dass wir zu einer Balance finden, in der wir Lebensqualität empfinden können.

Katsi

Stellen Sie selbst eine Frage!

...an andere Nutzer der Lifeline-Community oder unsere Experten

Stichwortsuche in Fragen und Antworten

Durchstöbern Sie anhand der für Sie interessanten Begriffe aus Gesundheit und Medizin die Beiträge und Foren in der Lifeline-Community.

Übersicht: Expertenrat