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Ich erkenne mich manchmal selber nicht wieder

Kategorie: Frauenheilkunde » Forum Wechseljahre

08.11.2020 | 01:06 Uhr

Hallo Ihr Lieben,

"Anori" ist das Inuit-Wort für "Wind". Den Namen habe ich mir gegeben, weil ich in letzter Zeit ziemlich oft durch den selbigen bin - ohne genau sagen zu können, wieso eigentlich. 

Ich bin auf dieses Forum gestoßen, als mir neulich ein leiser Verdacht kam, woran es liegen könnte, dass ich plötzlich so  ... hmmmm.... dünnhäutig geworden bin. Und siehe da: Bingo, würde ich sagen. Klar lag ich in letzter Zeit nachts öfter wach mit einem Puls, den man nun wirklich nicht mehr als Ruhepuls bezeichnen kann (kann ja mal vorkommen. Habs mit dem Training vileicht etwas übertrieben ...). Klar habe ich ab und zu im Bett die Decke von mir geworfen, obwohl ich normalerweise eher eine Frostbeule bin (im Sommer wars ja auch echt warm manchmal!). Klar habe ich seit dem Absetzen der Pille letzten Winter keine Blutungen mehr. Aber Wechseljahrsbeschwerden? Ich? Auf keinsten!

Ausgelöst durch ein paar äußere Umstände kommen aber nun Dinge zum Vorschein, die ich nicht mehr so einfach übergehen oder ignorieren kann, weil sie mich massiv nerven und so gar nicht zu mir, wie ich mich eigentlich kenne, passen. 

Ich (normal): Ausgeglichen, meist fröhlich, zupackend, lösungsorientiert, ziemlich resilient und ordentlich belastbar, sowohl physisch als auch psychisch. Gibt wenig, was mich aus der Umlaufbahn kegelt. Und wenn, dann nicht für lange Zeit.

Ich (momentan): Unausgeglichen, oft traurig, antriebslos, problematisch, heulsusig und deutlich weniger belastbar, zumindest psychisch. Ich gehe mir damit selber auf die Nerven und befürchte, auch meinem Umfeld. Was mich natürlich noch trauriger macht.

Im "Real Life" habe ich zwei enge Freundinnen, die etwas älter sind als ich und die ich fragen könnte. Aber jede hat, wie ich auch, einen mehr als ausgefüllten Alltag, und schon ohne die coronabedingten Kontaktbeschränkungen waren Treffen logistische Herausforderungen. Also guckt man mal, was es im Netz so gibt.....

Die ersten tröstlichen Erkenntnisse, die ich beim Querlesen im Forum gewonnen habe: Es sind wohl typische Wechseljahressymptome, die sich bei mir bemerkbar machen. Und: Ich bin nicht allein, ich rede mir nix ein, und ich stelle mich auch nicht blöd an. Ich habe fürs erste also die Antworten bekommen, die ich gesucht habe.

Warum ich mich dennoch entschlossen habe, mich anzumelden? Ich merke, dass es mir hilft zu schreiben, um meine Gedanken zu sortieren. In meiner Teenagerzeit habe ich Tagebuch geschrieben. Das könnte ich auch jetzt wieder tun, bleibt aber zwangsläufig ein Monolog. Indem ich hier schreibe, was mich bewegt, kann aus dem Monolog ein Dialog werden. Und genau darauf hoffe ich ein wenig, um über diese komische Zeit zu kommen. Pubertät rückwärts, sozusagen.

Ich denke, die Fragen werden kommen, denn es ist vieles, was mir gerade so durch den Kopf geht. Ich werde versuchen, das nach und nach hier zu formulieren und würde mich sehr über Eure Gedanken, Anregungen und Tipps freuen. 

Herzliche Grüße

Anori

 

 

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08.11.2020, 09:17 Uhr
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Guten Morgen Anori, schön das du dich dazu entschlossen hast dich anzumelden.  Herzlich willkommen. Mir sind auch schon mal die Gedanken gekommen, das es sich irgendwie schon fast zu anfühlt wie früher in der Pubertät. Nur das jetzt leider noch viele physischen Probleme dazu gekommen sind. Manchmal empfinde ich diese besonders schlimm. Diesen Zustand zu akzeptieren fällt mir ungemein schwer. LG Tigerente 

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08.11.2020, 10:49 Uhr
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Von mir auch herzlichen willkommen hier. Ja, es hilft ungemein, zu sehen, man ist nicht allein... Besonders da viele Beschwerden ja so diffus sind. 

Auch ich war wie Du "" früher" und jetzt bin ich ein heulender Schatten meiner selbst... unglaublich!

Und ja, es ist wohl mit der Pubertät zu vergleichen, ein kompletter hormoneller Umbruch und der wirkt sich in allen Bereichen aus, körperlich wie psychisch... 

Ich bin von den vielen "guten Tipps", die man allgemein so findet (Bücher, Zeitschriften, online) a la "annehmen", "als Chane" sehen und und und... zwischenzeitlich echt genervt. Dagegen fühle ich mich hier gut aufgehoben, denn hier berichten Betroffene, wie es wirklich sein kann/ist und man kommt sich nicht mehr so "blöd" vor im Sinne von "ich schaffe es nicht, das an zu nehmen" etc. Auf diese s.g "Chance" könnte ich nämlich gerne verzichten!!!!

Liebe Grüße 

Uschi 

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08.11.2020, 14:07 Uhr
Antwort

Hallo liebe Anori, willkommen in diesem Forum. Du wirst dich hier wohl fühlen. 

Den meisten, mich eingeschlossen, geht es hier wie dir. Der tägliche Kampf mit einem selber. Und deine Vergleiche wie du 'normal' bist oder 'momentan' kenn ich nur zu gut. Auch bei mir hat es eigentlich angefangen nach persönlichen Katastrophen und das mit einem großen Knall. Seither ist nichts mehr wie es war. Ich denke auch wie Uschi das sowas wie " Wechseljahre, keine Panik" oder eine neue "Chance" oder sonstiges mir nur ein müdes Lächeln entlocken. Oft geht es mir so schlecht das ich verzweifel. Und da kommt dann das Forum ins Spiel. Hier bekommst du Antworten, Unterstützung und Hilfe. Mein Anlaufpunkt wenn mein Herz nicht ruhig werden will oder meine Kopf wieder verrückt spielt. Beim Stöbern und lesen komm ich zur Ruhe und dem ein oder anderen kann man seelisch etwas Hilfe schicken. Und das ist für mich zum Beispiel sehr wichtig geworden. Hier sind viele erfahrene Frauen die viel wissen oder die im Moment die gleichen Symptome haben wie man selber. 

Alles Gute für dich

Liebe Grüße Carolina72 

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08.11.2020, 14:29 Uhr
Antwort

Liebe Anori

Schön das du dich angemeldet hast. Über die Aussage: Pubertät rückwärts musste ich schmunzeln. Es tut gut zu wissen, das es anderen ähnlich geht. Das hilft schon ungemein. Zumindest weiß man dann, das man nicht völlig gaga ist. Ich wünsche dir einen schönen Austausch und freue mich auf deine Monologe/ Dialoge.

Lg Summer52

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08.11.2020, 17:00 Uhr
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Hallo ihr da draußen,

Reihe mich auch gerne/un-gerne:,(hier ein, empfinde mein Leben oft auch nur als ein (Psycho-) Drama, hoffe irgendwann auf ein Happy End. Auch ich hab meine persönlichen Baustellen, die mit den WJ sich nochmal extra breit gemacht haben, hab oft soviel Unruhe und auch Wut in mir, dass ich für meine Mitmenschen manchmal schwierig, für meinen Mann oft unerträglich bin. Gestern noch ganz gut drauf, heute der Heul-Einbruch und alles ist irgendwie sch..... , mag mich dann auch nicht leiden, wobei ich dann auch denke, müssen die anderen mich halt auch mal aushalten, ich finde es ja auch nicht toll. Selbstdisziplin ist hier das Zauberwort, aber das gelingt nicht so oft und manchmal ist es mir auch wurscht. Hab mich heute ganzen Sonntag über meinen Mann geärgert, kein guter Start in die neue Woch, da hilft für heute nur noch irgendwie abschalte. Positiv und Highlight war Biden's Wahlsieg, da waren meine Beschwerden/ Laune für eine Zeit in der Schublade:-) 

Allen einen schönen Abend noch;-);-)

Greta

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08.11.2020, 20:23 Uhr
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hr Lieben,

vielen Dank für Eure Antworten und die herzliche Aufnahme in Eurer Mitte! Ich bin noch keine sehr geübte Forenschreiberin und freue mich daher sehr über Euren Zuspruch. Ich sehe schon, es wird nett werden hier mit Euch! Allein das tut schon unglaublich gut und gibt Zuversicht.

Ja, die blöden Hormone! Ich bin immer wieder erschüttert, welche Macht diese kleinen Dingerchen über unser Leben haben! Man hat eine genetische Veranlagung, eine Erziehung und mit den Jahren eine gewisse Lebenserfahrung, die aus einem den Menschen gemacht haben, der man ist. Glaubt man. Und dann wird aus heiterem Himmel das Rezept für den Hormoncocktail im Körper geändert. Ohne Absprache mit der Chefetage. Hiervon ein bisschen weniger, davon ein bisschen mehr - und schon ist nichts mehr so, wie es war.

Dass ich das nicht nur bei mir, sondern auch bei anderen (und vor allem nicht nur beim wechseljahregeplagten weiblichen Teil der Bevölkerung!) beobachte, macht den Boden unter meinen Füßen momentan nicht stabiler. Manchmal gerät mein Weltbild gerade sehr ins Wanken.

"Ratgeber" in Buchform hatte ich mal zwei, drei in den Händen. Waren alle nicht so der Hit und liefen mehr oder weniger darauf hinaus, dass ohne Hormoneinnahme (ist wohl das, was hier mit HET abgekürzt wird - Hormonersatztherapie?) nix geht. Hab die Bücher im Altpapier entsorgt.

Ich versuche einfach, positiv zu bleiben, aber an manchen Tagen lassen sich die trüben Gedanken nicht so leicht vertreiben. Und dann werde ich gerne auf das Angebot, hier mit Euch zu chatten anstatt Trüsal zu blasen, zurückkommen!

Liebe @Greta, es tut mir leid, dass Du heute einen trüben Tag erwischt hast. Aber dass er für Dich trotzdem ein Highlight hat, ist doch cool! Und wenn es nur der Ausgang der Präsidentschaftswahl in den USA ist! Ich freue mich auch, dass Biden gewonnen hat! Darauf sollten wir doch glatt anstoßen....

 :DRINK:

Einen ganz lieben Gruß in die Runde und einen entspannten Abend Euch allen!

Anori

 

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08.11.2020, 23:58 Uhr
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Liebe Anori!

Zuersteinmal muss ich dir sagen, wie schön du schreibst! Machst du beruflich irgendetwas, das mit Schriftstellerei zu tun hat? Du drückst dich so gewählt aus und formulierst, als ob du den ganzen Tag nichts anderes machen würdest.

Sag, wie alt bist du eigentlich?  Du schreibst, du hast seit letztem Winter keine Blutung mehr, also schon fast ein Jahr. Dann wärst du ja eigentlich bald in der postmeno Phase. Die beginnt, wenn man ein Jahr keine Blutung gehabt hat. Hattest du denn davor keinerlei Beschwerden? Mir persönlich hat bei meinen ersten Beschwerden, die ich bewusst den Wechseljahren zuschrieb, Klimaktoplant geholfen, das ist ein homöopathisches Mittel. Das war aber schon vor über vier Jahren und ich hatte die Regel damals noch bzw. habe ich sie jetzt mit 55 Jahren (leider) immer noch. Ob dir somit dieses Mittel in der Phase, in der du dich jetzt befindest, helfen könnte, kann ich nicht sagen, aber einen Versuch wäre es vielleicht wert. 

Du klingst nicht extrem verzweifelt, ich habe den Eindruck, dass du zwar Beschwerden hast, aber nicht extrem darunter leidest. Von daher wäre zB eine Hormontherapie für dich nicht das richtige. Ich selbst habe als Teenager auch immer Tagebuch geschrieben bzw. auch noch lange danach. Mir hat das auch immer geholfen, wenn ich meine Gedanken und Sorgen niedergeschrieben habe. Von daher ist es sicherlich auch hilfreich, hier zu schreiben, sich auszutauschen, Tipps zu bekommen oder auch einfach mal nur zu jammern und getröstet zu werden. 

LG

Toffifee

P.S.: Ich bin auch froh, dass Biden gewonnen hat! :DRINK:

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09.11.2020, 11:17 Uhr
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Liebe Toffifee,

vielen Dank für das Kompliment!

Nein, das Schreiben ist nicht mein Beruf - oder jedenfalls nur ein kleiner Teil davon. Die alltägliche geschäftliche Korrespondenz halt, die aber nur mäßig kreativ ist. Ich war früher in der Schule, vor elend langer Zeit, nicht schlecht in Deutsch und durfte öfter mal meine Aufsätze vorlesen. Dann kam meine Kindererziehungs- und Hausfrauenzeit, in der das Kreativste, was ich noch aufs Papier brachte, der Einkaufszettel war. Mit meiner schriftlichen Ausdrucksfähigkeit ging es also nach meiner Schulzeit rapide bergab. Leider. Vielleicht kommt das ja wieder zurück, indem ich mich hier ein bisschen anstrengen muss, um meine wirren Gedanken verständlich zu formulieren. Wie heißt es so schön in der Grundschule: Schreibanlässe schaffen, um zu motivieren. Voilá: hier hätte ich doch einen!

Ich bin 52 Jahre alt, und Du hast recht: Völlig verzweifelt bin ich nicht. Noch nicht. Aber als ich neulich in der Arbeit heulend auf dem Klo saß, war ich doch einigermaßen alarmiert....

Ich kann gar nicht genau sagen, in welcher Phase ich gerade stecke. In den letzten Jahren hatte ich die Pille durchgängig genommen und habe daher schon lange keine Blutungen mehr. Nach dem Absetzen im Dezember letzten Jahres kam dann auch nichts mehr. Im Juni hatte ich nochmal eine Woche lang ansatzweise so etwas wie Schmierblutungen. Das letzte Aufbäumen vielleicht, seither ist wieder Funkstille im Unterleib. Ich vermisse "Tante Rosa" kein Stück. Die sonstigen körperlichen Veränderungen der letzten Zeit sind nicht ganz so schön, belasten mich aber noch nicht über die Maßen. Ich konnte das bisher auch ganz gut beiseite schieben.

Indem ich beinahe 30 Jahre die Pille genommen habe, habe ich meinen Körper lange genug mit Hormonen traktiert und möchte nun eigentlich nicht direkt damit weitermachen. Ein pflanzliches Mittel, wie Du mir empfiehlst, wäre mir da deutlich sympathischer.

Bist Du bisher ohne HET durchgekommen? Ich würde das gerne versuchen. Meine Schmerzgrenze wäre aber dann erreicht, wenn ich psychisch so instabil würde, dass sich das massiv auf meinen Alltag und mein Umfeld auswirkt. Ich möchte nicht, dass die Menschen um mich herum mich "aushalten" müssen, wie @Greta das ausgedrückt hat.

Herzliche Grüße

Anori

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10.11.2020, 00:02 Uhr
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Liebe Anori!

Ich mache keine HET und habe es eigentlich auch nicht vor. Mir geht es zur Zeit auch relativ gut. Natürlich hat man immer wieder mal wechselnde Beschwerden wie zB Gelenksschmerzen, Sodbrennen oder so, aber das ist jetzt nicht sooo schlimm. Meine schlechteste Phase hatte ich vor zweieinhalb Jahren. Ich weiß nicht ob du hier von mir schon etwas gelesen hast. Bei mir ist es so, dass ich seit frühester Jugend Angstpatientin bin und als es mir so schlecht ging, dass es wirklich nicht mehr anders ging, begann ich mit einem AD (Antidepressiva). Das nehme ich nun schon sehr lange.

Vor vier Jahren nahm ich wie gesagt die ersten WJ-Beschwerden wahr und begann mit Klimaktoplant, was mir sofort super geholfen hat. Mir ging es dann die nächsten eineinhalb Jahre wieder gut. So gut, dass ich nach einem Jahr sogar mein AD reduzierte, weil ich es eben schon so lange nehme und versuchen wollte, ob ich die Dosis zumindest reduzieren könnte. Das ging ca. ein halbes Jahr lang gut. Nach einigen Monaten begannen Unterleibsbeschwerden, was aber sicher nichts mit der AD-Dosisreduzierung zu tun hatte. Aber ich denke zu der Zeit begannen die Hormone wieder stärker zu schwanken, bzw. abzufallen. Ich bekam mehrmals Blasenentzündung und hatte ständiges Brennen in der Scheide, typische Symptome für Östrogenabfall. Durch die Antibiotika die ich verordnet bekam hatte ich auch Probleme mit dem Darm. Gegen das Brennen bekam ich Ovestin Creme, die enthält Estradiol und das hat gut geholfen. Ich nahm die nur eine Zeit lang, danach war es nicht mehr notwendig. Bald darauf hatte ich aber eine Grippe und ab da war irgendetwas nicht mehr im Lot. Ich weiß nicht ob es nur durch Hormonabfall geschehen ist, der zufällig gleichzeitig stattfand, oder ob es zusätzlich durch die Grippe ausgelöst war, wahrscheinlich war es auch meiner Reduzierung des AD‘s geschuldet: Ich hatte monatelang keinen Appetit, es begann eine irrsinnige innere Unruhe, ich geriet in ein Gedankenkarrussel, war depressiv, konnte mich über nichts mehr freuen, hatte Schlafstörungen, Zwangsgedanken, extreme Stimmungsschwankungen, ich weiß gar nicht mehr was alles.

Ich rannte von Arzt zu Arzt, um die Geschichte abzukürzen: Im Endeffekt half mir die Erhöhung meiner AD-Dosis. Bei mir waren die Beschwerden hauptsächlich psychisch ausgeprägt. In so einem Fall halte ich eine Hormontherapie nicht für die erste Wahl. Die würde ich eher bei unerträglichen körperlichen Beschwerden für sinnvoll erachten. Wenn es jemand psychisch so schlecht geht, dass keine Lebensqualität mehr vorhanden ist, würde ich auf jeden Fall zum AD raten. Davor haben aber sehr viele Frauen Angst, ich hatte ja selbst riesige Angst davor, bevor ich damit begann. Mir hat das AD jedenfalls sehr geholfen und ich bin froh, dass es diese Hilfe überhaupt gibt. 

In deinem Fall ist davon aber keine Rede, ich habe aus deinen Texten keinen derart großen Leidensdruck herausgelesen, dass ich dir dazu raten würde. Ich finde du klingst sogar recht positiv. Ich bin immer noch hin und weg von deiner Art zu schreiben, da muss ich mich auch gleich wieder nochmal mehr bemühen ;-)

LG

Toffifee

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10.11.2020, 18:22 Uhr
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Liebe Toffifee,

da hast Du ja schon eine ganze Menge durch! Ich danke Dir sehr für die Offenheit, mit der Du Deine Erfahrungen hier teilst, gerade was AD angeht. Ich oute mich mal als eine der Frauen, die einen Heidenrespekt vor Medikamenten im allgemeinen und AD im besonderen haben. Gerade was letztere angeht, kursiert sicherlich viel Un- und Halbwissen. Ich denke, viele nehmen sie, reden aber nicht darüber, um nicht in die Psycho-Ecke gesteckt zu werden. 

Was ich so von Dir und auch anderen hier lese, erschüttert mich sehr, macht mich aber auch ein Stück weit nachdenklich. Im Vergleich dazu bin ich durch mein bisheriges Leben geglitten wie ein warmes Messer durch Butter - und habe das als selbstverständlich genommen.

Es gab in meinem Leben bisher zwei große Krisen, die ich im Nachhinein und mit dem Wissen, das ich jetzt habe, als depressive Phasen bezeichnen würde. Ich war damals viel zu jung, um sie als solche zu erkennen. Und beide hatten einen klar zu benennenden Auslöser. Ich habe mich mit zusammengebissenen Zähnen aus dem Loch gewühlt, in dem ich saß, und mich tierisch über mich selber geärgert, wenn ich aus halber Höhe abgerutscht bin und wieder unten anfangen durfte. Die Frage für mich war aber nie, ob ich es schaffen würde herauszukommen, sondern nur, wann. Ich war sehr ungeduldig, und mir dauerte das alles viel zu lange. Auf die Idee, mir in irgendeiner Form Hilfe zu suchen, bin ich gar nicht gekommen.

 Als ich aus der zweiten Krise raus war, war ich 27 Jahre alt (jung?) und hatte zwei nicht mehr ganz kleine Kinder. War ich vorher immer noch im freien Fall zwischen "selbst noch ein halbes Kind" und "verantwortungsbewusste Mutter", hatte ich nun das Gefühl, dass ich jetzt erst so richtig erwachsen geworden war, dass ich mein Leben einigermaßen im Griff habe, Krisen meistern und meinen Töchtern eine starke und Halt gebende Mutter sein kann. Natürlich gab es auch danach Höhen und Tiefen, selbst- und fremdverschuldete Krisen. Ich wusste aber immer, wieso ich im Loch saß. Und dass ich nach einiger Zeit auch wieder rauskommen würde.

Ob, um beim obigen Bild zu bleiben, mein Messer noch warm genug ist, um auch einigermaßen geschmeidig durch die Butterflocken der Wechseljahre zu gleiten, muss sich zeigen. Ob ich damit klarkommen werde, wenn sich körperliche Probleme einstellen. Wenn die Fitness nachlässt, die Konzentrationsmängel kommen, von denen @Kröte4 berichtet. Ich kann es einfach nicht abschätzen.

Ich bin froh, Euch hier zu haben, falls es ganz dicke kommt. Und ich hoffe, dass ich dann, wenn ich "durch" bin, wieder etwas zurückgeben kann, indem ich von meinen Erfahrungen berichte und anderen damit helfe.

Ich freue mich, liebe Toffifee, dass es Dir gerade gut geht. Und wenn mal nicht, dann schreib mir! Auch wenn ich mangels einschlägiger Erfahrung vielleicht keine allzu gute Ratgeberin bin - auf andere Gedanken bringen kann ich Dich allemal! ;-)

Herzliche Grüße

Anori

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09.11.2020, 15:04 Uhr
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Hallo Anori!

Mir geht es nahezu identisch wie Dir. Seit einigen Wochen schüttelt es mich regelrecht durch. Schlimm ist, dass ich kaum noch Antrieb und Interesse habe. Selbst Dinge, die ich sonst total gerne gemacht habe, können mich nicht reizen. Oder jetzt und hier ist alles toll und etwas später genau das Gegenteil.

Nachts wache ich regelmäßig auf und schwitze 1 Stunde. Dazu trübe Gedanken.

Ich kann keine Hormone mehr nehmen und muss zusehen, das ich irgendwie da durch komme.


Wollte einen Lehrgang machen, aber ich packe es nicht. Lese eine Zeile und wieder und dann lege ich das Buch weg, weil ich eine Matschbirne habe. Null Konzentration. Es ist so schlimm.

Dazu Heulattacken, Trübsinn.

Lass Dich fest drücken.

Kröte4

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09.11.2020, 16:48 Uhr
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Liebe Kröte4,

das klingt ja gar nicht gut! Lass Dich auch mal ganz feste drücken!

Ich habe mich ein wenig durch Eure Geschichten hier gelesen und schäme mich jetzt fast ein wenig über mein Gejammer. Die Tiefpunkte, die ich in den letzten Wochen so hatte, waren ungewohnt und für meine Verhältnisse heftig, aber es wurde zum Glück noch kein Dauerzustand daraus. Es gibt sie noch, die guten Tage, und auch die Nächte, in denen ich wie früher unbehelligt tief und fest durchschlafe.

In meinem Kalender gibt es eine Zeile mit der Überschrift "positiver Wochenrückblick". Obwohl ich neulich bei einer meiner Frustattacken heulend beschlossen habe, dass dieses Jahr 2020 nicht mein Freund  wird, steht fast jede Woche bisher in dieser Zeile etwas drin. Nur in wenigen Wochen ist mir absolut gar nichts Positives eingefallen.

Ich musste auch lächeln, als gestern @Greta nach einem für sie blöden Tag noch ein Highlight in Bidens Wahlsieg sehen konnte.

Vielleicht sollten wir einen Thread eröffnen mit dem Titel "Mein Sonnenstrahl an einem dunklen Tag" oder so ähnlich, damit wir nicht vergessen, dass es die Sonne immer noch gibt, egal, wie viel dunkles Gewölk sich zeitenweise zwischen uns und sie schieben mag!

Liebe Kröte4, willst Du es nicht vielleicht trotzdem mit dem Lehrgang versuchen? Irgendwo habe ich gelesen, man soll sich auf gar keinen Fall abkapseln. Deshalb habe mich am letzten Mittwoch trotz Frust noch zum Sport geschleppt. Ich war an diesem Tag bestimmt keine Bereicherung  für meine Kameraden und konnte das Rudern auch nicht wirklich genießen, aber alleine daheim wäre sicher alles noch viel schlimmer gewesen ...

Ich denke an Dich!

Liebe Grüße

Anori

 

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09.11.2020, 19:28 Uhr
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Mein Sonnenstrahl heute - obwohl mein Tag heute okay und nicht dunkel war- waren 2 köstliche Franzbrötchen :-*, die ich bisher nur aus dem Norden kannte und die mein Bäcker nun auch anbietet - wunderbar. 
Habe die letzte Nacht gut geschlafen und dann sieht die Welt am nächsten Tag schon wieder anders aus. 
Sich immer wieder was positives zu merken/aufzuschreiben finde ich eine gute Idee, damit man nicht im  negativen Strudel versackt. 
Schwierig bleib, mit den wechselnden Stimmungen umzugehen, das haut mich wie gestern immer wieder um, da weiß ich im Rückblick manchmal garnicht so wirklich, warum ich gestern so schlecht drauf war. , ja, ich kann bei vielen Frauen hier mitfühlen, denen es ähnlich geht. 
AUF BESSERE ZEITEN, allen einen schönen Abend 

LG Greta :ROSE:

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10.11.2020, 16:54 Uhr
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Liebe Kröte, 

Da bist Du nicht alleine, mir geht es ja genauso und zermürbt einfach nur!

Man ist einfach nicht (mehr) man selbst bzw. die, als die man sich selbst kannte und das Leben ist von "jetzt auf gleich" einfach nicht mehr das was es war...

Man kann nur hoffen, dass es wieder wird.... 

Liebe Grüße 

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09.11.2020, 18:47 Uhr
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Ddanke! Leider weiß ich nicht, wie ich  das momentan angehen soll. Ich bekomme null Konzentration zustande. Vielleicht haat ja jemand eine  Tipp? Geht das wieder vorbei?

LG

Kröte4

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10.11.2020, 18:45 Uhr
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Liebe Kröte4,

einen 100%igen, sofort wirkenden und durchschlagenden Tipp habe ich Dir leider auch nicht. Ich wünschte ich wüsste einen ....

Erinnerst Du Dich an diese geknüpften, kunstvoll geknoteten bunten Freundschaftsbändchen, die vor etlichen Jahren mal "in" waren? In einer für mich richtig besch.... Phase fiel mir ein Buch in die Hände mit Knüpfmustern für eben solche Bändchen.

Ich habe mir also buntes Garn hervorgekramt und damit angefangen, Bändchen zu knüpfen. Wie besessen, eines nach dem anderen. Sie sind so hübsch geworden! Ich habe sie selber getragen und verschenkt. Und so blöd es klingt - an diesen kleinen, bunten Bändchen habe ich mich aus dem Loch gehangelt. Ich empfand an diesen Bändchen, die ich da geschaffen hatte, zum ersten Mal nach vielen Monaten wieder eine echte Freude.

Neulich war ich wirklich kurz davor nachzusehen, ob von damals noch buntes Garn übrig ist ...

Liebe Kröte4, ich wünsche Dir von Herzen, dass Du auch irgendeine Art von bunten Bändchen für Dich findest - irgendetwas Schönes, das Dich beschäftigt und Dir die Freude wiederbringt. Und ja, es geht vorbei! Das glaube ich ganz fest!

Ich drück Dich!

Anori

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10.11.2020, 10:33 Uhr
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Danke für Deinen Sonnenstrahl, liebe Greta!

Franzbrötchen musste ich jetzt googeln ... die kennen wir hier in Süddeutschland eher nicht. Sehen lecker aus! Schmecken die ähnlich wie die schwedischen Kanelbullar?

Ja, auch ich fühle mich deutlich besser als letzte Woche. Ich glaube, mir hilft schon die Schreiberei und das Gefühl, mich hier jederzeit mit Euch austauschen zu können.

Es kommen vermutlich auch wieder schwärzere Tage, die mich dann aber nicht mehr ganz so unvorbereitet treffen werden. Ich weiß jetzt ja, woher es kommt und werde die guten Tage nutzen, um mir eine Exit-Strategie für die schlechten zu überlegen.

Wenn ich das im Vergleich mit Euren Berichten richtig einschätze, stehe ich erst am Anfang einer Entwicklung, die wer weiß wie lange anhalten und sicher noch für die eine oder andere Überraschung sorgen wird. Ich möchte aber auch nicht nur dasitzen und hoffen, dass die nächsten Wochen, Monate, Jahre möglichst schnell vorüberziehen. Bloß nicht! Dafür ist mir meine Zeit zu kostbar - und vor allem ist sie endlich, wie mir immer öfter bewusst wird. Auch dies ist ein Thema, das sich erst in der letzten Zeit zunehmend in mein Bewusstsein drängt und mit dem ich Euch sicher auch einmal noch behelligen werde. Ich denke, auch das gehört in diese wechelsvolle Zeit.

Ich wünsche allen einen angenehmen Tag - mit einem ganz persönlichen Franzbrötchen für jede von Euch!

@Toffifee und @Kröte4: Ich melde mich heute Abend nochmal!

LG Anori

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10.11.2020, 19:04 Uhr
Kommentar

Danke für deine Nachricht,  Anori ,

und JA, die Franzbrötchen sind in die Richtung von den hygge- ligen Zimtschnecken, ich glaube, die Franzbrötchen sind Zucker- und kalorienmässig noch ein Level höher anzusiedeln :GIRL 252:, aber eben mega lääcker! 
Ich beschäftige mich auch öfters mit den Gedanken an eine Zeit, die endlich ist, mein Leben ist endlich, und ich denke, gerade in der Zeit der WJ, ist man alterstechnisch damit oft beschäftigt, weil die eigenen Eltern jetzt Pflegebedürftig werden oder es schon sind, und es wird mir bewusst , dass ich eben die nächste Generation bin, die dann dem Alter und eben auch der Ungewissheit entgegen steuert, wie das wohl sein wird mit dem älter werden, der Gesundheit, der Unabhängigkeit, den Kontakten etc., auch die eigenen Eltern zu erleben, wie sie älter werden, das wird mir mit zunehmenden eigenem Alter immer bewusster bzw. gedanklich mehr präsent.

Ich sitz mit Tee mit Rum aufm Sofa und wünsche euch einen schönen gemütlichen Abend, :-)

LG Greta 

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