@Suza und Summer52

Liebe Toffifee

Schön von dir zuhören,hatte mir echt Gedanken gemacht weil du dich im anderen Beitrag nicht mehr gemeldet hast.

Und natürlich muss ich dir mit dem AD soo recht geben. Weißt zumal ich das Citalopram schonmal 2002 bekommen hatte und es mir eigentlich super damals geholfen hatte. Da ging es mir so wie dir ,hatte mich damals auch mit Ängsten und Depressionen über Monate darum gequält hinterher habe ich auch gesagt wie dumm warst du eigentlich. Aber damals war ich noch um einige Jahre jünger und nicht in den WJ.

Ich hatte damals auch Nebenwirkungen hatte unheimlich geschwitzt in der Nacht und hatte sogar meine Ärztin damals angerufen und sie hatte mich zum weitermachen ermutigt. Meine Ängste sind auf keinen Fall stärker geworden zumindest bis jetzt.

Frage mich nur warum man sich da erst tagelang quälen muss bis die Wirkung einsetzt. Bei Kopfschmerzen hilft doch eine Schmerztablette auch gleich und nicht erst nach Wochen.

Wir zwei werden ewig Schisshasen bleiben

. LG Biene

Liebe Biene!

Ich habe mir jetzt mehrere Seiten im Netz durchgelesen, weil ich das nochmal genau nachlesen wollte, was die AD‘s im Gehirn bewirken und warum das eine Weile dauert.

Dieser Vorgang ist sehr kompliziert und eben auch kompliziert beschrieben und zu 100 Prozent verstehe ich es auch nicht, aber zum Großteil und ich versuche das in möglichst einfache Worte zu kleiden:

Damit das Gehirn funktioniert müssen die Nervenzellen im Gehirn miteinander kommunizieren. Dazu dient der Gehirnstoffwechsel. Die Zellen brauchen verschiedene Signalstoffe um miteinander zu kommunizieren. Zelle A nimmt also Kontakt zu Zelle B mit der Hilfe von Signalstoffen auf, einer davon ist Serotonin. Zelle A schüttet Serotonin (und auch andere Botenstoffe) aus. Diese gelangen in den synaptischen Spalt. Das ist der Spalt zwischen Zelle A und dem Rezeptor (dem Fühler) von Zelle B. Das Serotonin dockt vom synaptischen Spalt an den Rezeptor von Zelle B an und dieser leitet diese Information an den Zellkern von Zelle B. Zelle B leitet die Information genauso an Zelle C weiter, diese an Zelle D usw. Das bedeutet dass die Nervenzellen über den synaptischen Spalt mit Hilfe der Botenstoffe miteinander kommunizieren.

Es ist blöd, dass ich hier keine Zeichnung dazu einfügen kann, denn ich merke gerade, so ganz einfach ist es nicht zu erklären, es ist eben sehr komplex.

Also nochmal zur Wiederholung: Die Zellen „sprechen“ miteinander. Sie können aber nicht “einfach so“ miteinander sprechen, sie brauchen Hilfsmittel dazu. Eine Zelle schüttet das Hilfsmittel aus, die nächste Zelle wird durch das Hilfsmittel informiert. Zwischen den Zellen gibt es einen Spalt in den wird das Hilfsmittel ausgeschüttet. Aus dem Spalt dockt das Hilfsmittel an Rezeptoren (Fühlern) der zweiten Zelle an. Diese Rezeptoren sind dadurch informiert, geben die Information an den Zellkern weiter, dieser schüttet Hilfsmittel in den nächsten synaptischen Spalt zur nächsten Zelle usw. Anschließend werden die Hilfsmittel (zB Serotonin) wieder von der jeweiligen Zelle aufgenommen. Das ist die sogenannte „Wiederaufnahme“. Dazu dienen bestimmte Transporter.

Die SSRI (also die Serotoninwiederaufnahmehemmer) hindern diese Transporter daran, das Serotonin wieder in die Zelle zurückzuführen. Es bleibt also im synaptischen Spalt. Dieses Serotonin kann mehrmals zur Informationsweitergabe genutzt werden. Die Zellen bauen Rezeptoren ab, da immer genug Serotonin im Spalt ist und dadurch weniger Rezeptoren notwendig sind. Dieser Abbau von Rezeptoren  bewirkt vermutlich eine Verbesserung der Wirkung von Serotonin bzw. eine Verbesserung der Depression. 

Dies alles ist aber noch nicht 100%ig wissenschaftlich belegt, warum es mindestens 14 Tage dauert bis ein AD zu wirken beginnt ist nicht belegt, es wird jedoch ein Umstrukturierungsprozess der Nervenzellen bzw. deren Rezeptoren vermutet.

Im Endeffekt ist es so, dass hinter Depressionen, Angsterkrankungen usw. eine Fehlfunktion des Transportes der Botenstoffe im Gehirn vermutet wird.

Tut mir leid, ich dachte, ich könnte das in einfachere Worte fassen, aber das ist jetzt doch nicht einfach geworden. Es war aber interessant, sich da wieder einmal genauer einzulesen und darüber nachzudenken.

LG

Toffifee

Hallo liebe Toffifee,

du hast das toll erklärt mit dem Serotonin, allerdings erklärte meine Psychiaterin kürzlich, dass den neusten Forschungen nach, das SSRI bewirkt, dass zunehmend Serotoninrezeptoren gebildet werden und somit die Aufnahme verbessern. Diese Rezeptoren werden abgebaut, je weniger Serotonin vorhanden ist. Denn die Zelle sagt sich, wenn ich nur so wenig Serotonin habe, brauche ich entsprechend weniger. Stress und Hormonungleichgewicht vermindert Serotoninbildung und führt zum Rezeptorenabbau.

Das soll auch der Grund sein, warum manche das AD nur ein paar Jahre lang nehmen müssen, denn irgendwann gibts genug Rezeptoren und alles passt wieder. 

Liebe Grüße

Honigbienchen

Liebes Honigbienchen!

Ich habe die Seite gesucht, auf der ich diese Info gelesen hatte, habe gestern auf vielen verschiedenen Seiten gelesen. Leider finde ich die Seite nicht mehr. Es kann durchaus sein, dass du Recht hast, diese medizinischen Texte sind meist schwer zu lesen und zu verstehen. Heute habe ich noch kompliziertere medizinische Seiten gelesen, da muss man eigentlich schon Medizin studiert haben, um den Inhalt zu verstehen. Ich konnte keine wirkliche Aussage finden, die erklärt ob die Rezeptoren jetzt mehr oder weniger werden, deine Erklärung dazu würde sich jedenfalls schlüssig anhören. Ich bin ja ein Mensch der gerne alles ganz genau versteht (hängt wahrscheinlich mit meinem Kontrollzwang zusammen;-)) und deshalb ärgert es mich, dass ich das nirgendwo im Netz finde. Ich verstehe ja auch nicht, warum es nicht Texte gibt, in denen solche hochkomplexen Vorgänge mit einfachen Worten erklärt werden. Denn ich bin der Meinung man kann alles auch auf einfachere Weise erklären, „deppensicher“ nennt man das bei uns in Österreich. 

Die meisten Menschen würden wohl sagen „ist doch egal welche Rezeptoren und wieviele, Hauptsache das Medikament wirkt“, was ja auch stimmt. Aber es müsste doch auch möglich sein, mit ganz einfachen Worten und Zeichnungen dazu den Wirkungsmechanismus zu erklären. Wobei ich beim vielen Suchen auch auf Seiten gestoßen bin die behaupten, dass die Wirkung von AD‘s überhaupt nicht bewiesen ist bzw.  ein Mangel von Serotonin bei Depressionen usw. Wenn ich es richtig verstanden habe ist jedenfalls noch nicht wirklich richtig erforscht, warum die Gabe von Serotonin eine Besserung erzielen kann, es werden weitere Prozesse, die parallel im Hintergrund geschehen, vermutet. 

Ein sehr kompliziertes Thema jedenfalls.

LG

Toffifee

Liebe Toffifee,

ja, es gibt da tatsächlich verschiedene Aussagen, es ist unglaublich! Meine Psychiaterin sagte, dass dieses wohl recht neue Erkenntnisse sind, drum findet man noch noch nicht so viel im Netz darüber..aber wer weiss. Ich bin auch kein Mediziner und habe einfach nicht das benötigte Wissen mich durch deren Texte zu arbeiten.

Bei manchen wirkt das AD überhaupt nicht, was wohl widerum auf zuviele Rezeptoren im Hirn hinweist...  also..  keine Ahnung!

Ich bin lediglich froh, dass es bei mir wirkt und mir die schlimmsten Zustände erspart.

Alles Liebe!

Hinigbienchen

Liebe Toffifee, danke. Du hast das super erklärt... Liebe Grüße. Suza 

Sehr gerne Suza 

Hallo liebe Uschi

Genauso geht es mir auch ,ich fühle mich einfach nicht wohl in meinem Körper als würde er nicht zu mir gehören.

Ich komme mir auch vor als hätte mich einer an die Steckdose angeschlossen. Eine quälende Unruhe und diese grauenvollen Gedanken manchmal noch dazu.

Mein Mann wird es bestimmt auch satt haben den ganzen Tag das Gejammer,bloß gut das er zu Hause ist.

Am liebsten würde ich das Zeug in die Tonne hauen aber ich hab schon soviel Berichte gelesen das man durchhalten soll. Nur wenn ich daran denke wie lange das noch gehen soll wird mir schlecht dabei.

Ich bin kein guter Patient. Mal sehen ob ich heute Abend noch eine nehme.

LG Biene

Liebe Biene, 

ja, ganz genau so isses... Ich bin halt, besonders was sowas betrifft, auch kein guter Patient. Ich hinterfrage sowieso immer alles, ganz besonders bei Medikamenten. 

Was beneide ich im Moment die Leute, die einfach sagen, "ok, das hat mir der Arzt jetzt verschrieben und dann nehm ich das jetzt eben".

Andererseits hab ich mir vorhin auch überlegt, Hormone (selbst wenn sie s.z.s bioidentisch sein, werden sie in Labors hergestellt) zu zu führen ist ja auch ein ziemliches Eingreifen in die Abläufe des Körpers, mit durchaus Nebenwirkungen... ich hab z. B überempfindlich darauf reagiert und risikolos ist es auch nicht...

Mein Mann ist zwar echt geduldig aber hat vorhin dann schon gemeint, wenn Du das jetzt nicht durchhältst, dann wird es echt eng bzgl. "Hilfe"... und da hat er ja recht, die halben Apotheken, die ich an "Mitteln" in den letzten monaten aufgekauft hatte, hatten ja nichts gebracht.

Trotzdem geht es mir eben auch wie dir, ich möchte das Zeugs am liebsten in die Tonne treten.... 

Aber wenigstens können wir uns gegenseitig ausheulen, das ist schon viel wert... 

 Uschi

Liebe Uschi!

Ich kann dich beruhigen, ich bin auch kein „guter“ Patient. Das zeigt aber auch, dass wir mündige Bürger und intelligent sind . Aber wir machen uns damit natürlich schon auch das Leben selbst schwerer. Ich bin sowieso der Typ Mensch der generell alles hinterfrägt. Das hängt wohl damit zusammen, dass man sich einfach mehr Gedanken über alles macht als andere. Was nicht unbedingt von Vorteil ist. Oft schon habe ich mir auch gedacht: Warum kann ich nicht sein wie andere, die unbesorgt einfach alles schlucken? Ich denke das hängt wohl mit mangelndem Urvertrauen zusammen, dem damit verbundenen Gefühl immer alles kontrollieren zu müssen und in der Hand zu haben. In meiner Kindheit musste ich auch immer abchecken: Wie ist meine Mutter grade drauf, welche Stimmung hat sie, könnte das gleich umschlagen usw.

Du hast völlig Recht, Hormone greifen genauso in den Körper ein, meiner Meinung nach ist es egal, ob man die Hormoneschiene fährt oder die Psychoschiene, um es jetzt mal so salopp auszudrücken. Ich denke, wenn man hauptsächlich körperliche Beschwerden hat empfiehlt sich die Hormonschiene, wenn sie hauptsächlich psychisch ausgeprägt sind, die Psychoschiene. Und beides nur dann, wenn man starke Beschwerden hat. Es gibt ja durchaus auch Frauen, die ohne etwas auskommen.

Es wäre schon gut, wenn du das Medikament als „Freund“ sehen könntest, der dir hilft. Aber ich glaube so richtig konnte Ich das auch erst, als ich gemerkt habe, dass es mir hilft. Ich hoffe, das wird bei dir demnächst auch der Fall sein. Ich bin jedenfalls noch immer ich, eigentlich bin ich erst wieder ich durch das AD geworden. Davor war ich nur noch ein Schatten meiner selbst.

LG

Toffifee

Liebe Toffifee, 

was glaubst Du, wie oft ch mir schon gewünscht hatte "dumm" zu sein ; )))) da ist das Leben glaub deutlich einfacher...

Ja, vermutlich hast du recht, ich bin ja auch jemand, der alles hinterfrägt und sehr schwer die "Kontrolle" abgeben kann. Bei mir hängst das wohl stark mit der Zeit zusammen, als ich nach einer grauenhaften Trennung vom Vater meiner Tochter quasi mit dem Kind vor dem Nichts stand (wir hatten ein gemeinsames Geschäft und als ich mich trennte, hat er auf mieseste und linkste Weise agiert und mich finanziell im Grunde ruiniert und über den Tisch gezogen) Davon habe ich mich, was Vertrauen angeht, im Grunde nie erholt.!

Tja in den WJ scheint einfach auch Vieles wieder hoch zu kommen.... 

Was das AD angeht, als Freund kann ich es leider eben nicht bezrachten, obwohl das sicherlich die richtige Herangehensweise wäre. Ich hab aber eher noch Angst davor und zusätzlich Angst, dass es überhaupt nicht wirken könnte (ich hab dummerweise halt auch schon viel darüber gelesen)

IIch werde es aber schon noch weiter nehmen, mir ist nur morgens jetzt immer so dermaßen übel und dazu kommt jetzt noch Kopfschmerz :  (

Liebe Grüße 

Uschi 

Liebe Lou,

Danke fürs Mut machen. Das kann man echt zur Zeit gebrauchen.

LG Biene

Liebe Suza,

Danke für deine Antwort. Habe mit 10 mg angefangen denke das es zu heftig war wollte eigentlich auch mit 5mg anfangen aber da hat mein Mann gesagt das ist bestimmt zu wenig.

Die Angstzustände sind das schlimmste im Moment einfach furchtbar. Kann jetzt aber nicht sagen ob sie schlimmer geworden sind durch das AD.

Ich hoffe das die Tabletten bei mir auch wirken ,habe solche Angst das die Zustände nicht mehr weggehen.Wie lange hatte es bei dir gedauert bis du eine Verbesserung gespürt hattest.?

LG Biene

Liebe Biene,

es tut mir wirklich leid was du da grad durchmachst! Ich kann das so gut nachempfinden, hatte exakt dieselben Probleme.

In der Tagesklinik, in der ich mich dann traute das nächste AD zu nehmen ( hatte mit Citalopram begonnen ), begann ich mit 5 mg Fluoxetin, wo alle schon lachten und meinten dass es ja viel zu wenig wäre. Aber für meinen Körper und Geist war es genau das Richtige, und die Psychiaterin hatte das Gott sei dank auch erkannt. Sie meinte, dass wir alle so verschieden sind und es bei jedem anders greift und wirkt. Ich nahm mir zum Hochdosieren 2 Monate Zeit. Nehme nun 25 mg.

Ich habe ungefähr vier Wochen gebraucht bis sich alles langsam verbesserte. Es kam Stück für Stück, erst wurde mein Schlaf besser, dann regulierten sich die Angstzustände langsam herab, waren nicht ganz weg, aber nicht mehr so gravierend wie zuvor, da dachte ich stets mein letztes Stündlein hat geschlagen. Ich dachte zeitweise garnicht mehr über meine Ängste nach.. das Leben wurde wieder schön!

Und nun, nach 1.5 Jahren bin ich recht ausgeglichen, dennoch sind noch Ängste vereinzelt vorhanden, doch ich habe gelernt mit ihnen umzugehen wenn sie auftreten. Ich könnte höher dosieren, doch das spare ich mir auf für Zeiten, wenns partout nicht anders gehen sollte.

Hab Vertrauen, dass es auch bei dir wirkt, es kommt langsam, Stück für Stück. 

Es ist schlimm, was einige von uns Frauen in den WJ durchmachen müssen und Corona machts grad nicht besser.

Halte durch!

Liebe Grüße

Honigbienchen

Liebe Biene, 

Ich hatte vorher schon mit einen anderen AD angefangen, da hatte es ungefähr 2 Wochen gedauert bis es spürbar besser wurde. Dann wurde ich aber auf citalopram umgestellt, da das andere heftige Nebenwirkungen hatte. Da ich sehr ängstlich bin und zu Nebenwirkungen bei Medikamenten neige hatte ich auch mit 5 mg angefangen. Aber du bist ja schon einige Tage mit 10 mg dabei, dann lass es dabei. Der Körper braucht ca 14 Tage bis er einen Spiegel aufbaut. Allerdings soll man citalopram morgens nehmen, da es eher anregend wirkt... Ich hatte vorher auch immer das Problem morgens in die Gänge zu kommen und jetzt mit citalopram, welches ich immer gleich morgens Bach dem Aufstehen einnehmen, fühle ich mich fitter und auch wacher... Mein Arzt hat auch immer gesagt, daß citalopram eines mit der vertraglichsten AD ist... Und damit hätte er bei mir auch recht... Also liebe Biene. Halte durch, aber nimm die vielleicht mit der Steigerung etwas Zeit. Bis du dich damit wohlfühlst.

Liebe Grüße. Suza