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Soziale Phobie/Depression

Kategorie: Neurologie » Forum Nerven & Psyche & Neurologie | Expertenfrage

20.12.2009 | 05:10 Uhr

Sehr geehrter Experte,

ich habe schon seit meiner Kindheit eine ausgeprägte soziale Angsatstörung. Leider hat eine lange Psychotherapie (Verhaltenstherapie) kaum geholfen.
In letzter Zeit kamen Zukunfts- und Versagensängste, zunehmende Panikattacken in bestimmten sozialen Situationen und Stimmungsschwankungen hinzu. Ich habe Schlafstörungen und komme tagsüber kaum noch aus dem Bett.
Ich war bei einem Psychiater, der eine Sozialphobie und Depression diagnostizierte. Dieser hat mir Trevilor (75mg Venlafaxin) aufgeschrieben. Ich nehme es jetzt seit 3 Wochen, aber bin noch total antriebslos und viel von Ängsten geplagt. Kann man die Angst und Depression überhaupt in den Griff bekommen?
Mein Arzt meinte aufgrund der Heftigkeit der Angststörung und da ich schon mehrere depressive Episoden hatte, wäre er für eine sehr langandauernde medikamentöse Therapie. Kann man diese Medikamente überhaupt ohne Schaden über längere Zeit nehmen? Ich kann mir nicht so recht vorstellen langfristig abhängig von Medikamenten zu sein, aber so ist der Zustand irgendwie zu belastend.

Mit freundlichen Grüßen

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21.12.2009, 12:25 Uhr
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Sehr geehrter Experten,

noch einen Nachtrag. Machen Antidepressiva eigentlich abhängig?
Ich habe irgendwie Angst vor den Medikamenten. Verändern Antidepressiva die Persönlichkeit? Das sind nur solche Fragen, die mir im Kopf herumschwirren.

Viele Grüße

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21.12.2009, 19:48 Uhr
Antwort

Soziale Ängste entwickeln sich im Kindes- oder Jugendalter wie Sie das auch bei sich beschrieben haben. Oft entstehen in der Folge Depressionen, was man vor dem Hintergrund des Rückzugs und der Vermeidung von sozialen Kontakten gut nachvollziehen kann. Sie berichten von Zukunftsängsten, Antriebslosigkeit und Schlafstörungen sowie vermehrter Angst, alles Beschwerden die gut zu einer Depression passen- neben der bestehenden sozialen Angststörung. So hat es ja auch Ihr Psychiater diagnostiziert. Grundsätzlich kann man beide Erkrankungen psychotherapeutisch und/oder medikamentös behandeln. Venlafaxin wäre ein Antidepressivum, das hierfür in Frage kommt. Antidepressiva entfalten ihre Wirkung nie sofort, sondern man muss etwas Geduld haben. Nach 3 Wochen sollte sich allerdings langsam eine Wirkung zeigen. Möglicherweise ist die Dosis noch zu gering (75mg ist eine geringe Dosis). Das Medikament verändert nicht ihre Persönlichkeit und lässt sich auch wieder absetzen, dann muss man mit sogenannten Absetzphänomenen rechnen. Es macht aber nicht abhängig im Sinne einer Sucht. Die Studienlage zeigt, daß auch eine längere Einnahme von Venlafaxin recht gut vertragen wird. Gerade wenn sie eine sog. rezidivierende, also wiederkehrende Form der Depression haben, macht eine längere Zeit der Behandlung (auch als Prophylaxe) Sinn. Zunächst aber müssen Sie gucken, ob Sie überhaupt von dem Medikament profitieren. Darüber hinaus ist zu überlegen, ob Sie doch nochmal eine psychotherapeutische Behandlung beginnen? Vielleicht kommt auch eine intensivere stationäre bzw. tagesklinische Behandlung für Sie in Frage. Dies sollten Sie mit Ihrem Psychiater besprechen- gerade falls Ihnen das Venlafaxin nicht hilft.

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21.12.2009, 19:50 Uhr
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Bitte siehe hierzu meine Vorantwort.

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22.12.2009, 11:32 Uhr
Antwort

Sehr geehrter Herr Dr. Muhtz,

danke für Ihre Antwort.
Meine letzte Psychotherapiesetzung ist vielleicht 4 Wochen her. Da ich nach 2 Jahren Psychotherapie keinen Erfolg hatte, haben wir die Psychotherapie ersteinmal beendet. Ich hatte das Problem, dass ich im Laufe der Therapie, wieder eine depressive Phase bekam und auch die Sozialphobie wieder stärker wurde. Ich hatte schon Angst vor den Sitzungen, vor dem Kontakt mit dem Therapeuten. Das ging bis hin zu Panikattacken in den Therapiesitzungen in letzter Zeit. Der Leidensdruck in der Therapie war für mich sehr groß. Würde eine Therapie wieder Sinn machen, wenn ich etwas stabiler werden durch die Medikamente?
Ich habe momentan, dass Problem, dass viele zwischenmenschliche Kontakte für mich ein Problem darstelle. Ich hatte solche Angst vor dem Termin beim Psychiater. Für mich war der Gang zum Psychiater, um mir erneut Hilfe zu holen nicht einfach.
Werden Angst und Antriebslosigkeit mit Medikamenten besser?

Viele Grüße

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22.12.2009, 17:55 Uhr
Antwort

Die Einnahme von Venlafaxin kann die Depressivität und die Ängste verbessern, das wäre das Ziel der Behandlung. Hierzu gehört dann auch der Antrieb. Von daher kann es gut sein, daß das Medikament Sie soweit stabilisiert, daß es Ihnen dann leichter fällt, daß Sie wieder einfacher zwischenmenschliche Kontakte aufnehmen können und auch z.B. eine Psychotherapie besuchen können.

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16.01.2010, 10:30 Uhr
Antwort

Sehr geehrter Herr Dr. Muhtz,

ich nehme jetzt seit 3 Wochen 150mg Venlafaxin (Dosis wurde gesteigert), aber ich bin noch total Antriebslos. Ich kriege meinen Tagesablauf einfach nicht strukturiert, da ich ständig müde bin. Allein schon das morgens aus dem Bett kommen...
Die Angst ist momentan auch ein Problem. Ich habe momentan recht viel Angst und bin oft Niedergeschlagen. Meine Mutter liegt im künslichen Koma auf der Intensivstation, was für mich total unerwartet kam. Es kamen noch so viele negative Ereignisse hinzu. Ich bin zur Zeit einfach überfordert.
Nächste Woche habe ich einen Termin bei meinem Psychiater, aber ich tue mich bei den Gesprächen wegen meinen sozialen Ängsten nicht so leicht.
Warum werden Depression und Angst nicht besser? Wirkt das Venlafaxin nicht richtig oder liegt dies an der momentanen Lebenssituation?
Kann ich mich falls ich nicht weiterkomme, ambulant in einer Klinik vorstellen? Ich meine eher eine zweite Meinung, kein stationärer Aufenthalt. Ich habe etwas Angst vor psychiatrischen Kliniken, ich will meine Eigenständigkeit und Entscheidungsfreiheit behalten. Ich habe Angst vor dem, was die mir dort an Medikamenten geben und machen.
Ich habe eine Epilepsie und meine Erfahrung mit Medikamenten, die aufs Gehirn wirken, ist nicht gerade positiv. Momentan nehme ich nur Lamictal, da meine Epilepsie durch die Therapieresistenz nur schlecht auf Medikamente anspricht.

Viele Grüße

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