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Somatisierte Depression / Pharmakotherapie

Kategorie: Neurologie » Forum Nerven & Psyche & Neurologie | Expertenfrage

30.01.2010 | 11:12 Uhr

Sehr geehrter Herr Dr. Muhtz, ich hatte vor ca. 2 Jahren eine mittelschwere depressive Episode, die ich mit Psychotherapie ohne Medikamente überwunden habe (bin selbst Psychologe). In dieser Zeit habe ich auch chronische Rücken- und Schulter-/Nackenschmerzen (Schmerzstörung) entwickelt, die fortbestehen; hinzu kommen Schlafstörungen. In Kürze werde ich ein intensives schmerztherapeutisches Programm (Tagesklinik) beginnen. Gerade auch im Hinblick auf diese Schmerzstörung, aber auch zur weiteren Stabilisierung und Vorbeugung weiterer depressiver Episoden beschäftige ich mich nun mit der Möglichkeit einer medikamentösen Unterstützung. Nach Erörterung mit meinem Orthopäden habe ich schließlich einige Wochen zunächst Opipramol (bis zu 50 mg tgl.) und dann Citalopram (bis zu 5 mg tgl.) ausprobiert. Das Opipramol führte leider nicht die gewünschte schlaffördernde Wirkung herbei, Citalopram hatte eine leicht stimmungsaufhellende, aber auch eine aggressionssteigernde Wirkung mit Herz-/Kreislauf-Nebenwirkungen und Verstärkung der Schlafstörungen auch noch nach Wochen, so dass ich es augeschlichen und abgesetzt habe. Nun komme ich zu meiner eigentlichen Frage. Ist es möglich und sinnvoll, 500 bis 1000 mg L-Tryptophan (zur Nacht) mit 900 mg Johanniskraut/Laif 900 (morgens nach dem Frühstück) zu kombinieren oder kann es hierdurch zu einem Serotonin-Syndrom kommen? Ich habe dies nun ca. 10 Tage durchgeführt, da ich keinen Hinweis auf eine Wechselwirkung gefunden habe. Meinem Eindruck nach hat L-Tyrptophan eine deutlich günstige Wirkung auf den Schlaf, was Johanniskraut nicht hat, daher würde ich es wenn möglich gerne weiternehmen. Allerdings meine ich mich durch das Tryptophan tagsüber auch tendentiell abgeschlagen, tagesmüde und gerädert zu fühlen-da macht man sich gleich Sorgen, dass dies Vorboten einer ernsteren Nebenwirkung sein könnten wie EMS. In den letzten Tagen hatte ich dazu auch Darmbeschwerden wie gelegentlichen Durchfall und Bauchromoren. Kann dies von dieser Kombi kommen oder eher von ca. 6.000 I.E. Vitamin D täglich, die ich auf Grund des Rates meines HNO-Arztes an 3 Tagen genommen habe? Was halten Sie grundsätzlich von dieser Art der Medikation? Wäre es vielleicht sinnvoll, 5HTP statt L-Tryptophan zu versuchen? An dieser Stelle sollte ich auch erwähnen, dass ich einen deutlichen Vitamin B- und Magnesiummangel habe, den ich durch Supplementierung und gelegentliche Infusionen behandle; allerdings mit begrenztem Erfolg. Vielen Dank für Ihren Rat!

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04.02.2010, 01:37 Uhr
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Sie beschreiben, daß Sie unter einer depressiven Störung und einer Schmerzstörung leiden. Sie planen diesbzgl. eine tagesklinische Behandlung vorzunehmen mit dem Schwerpunkt des Schmerzes, wobei natürlich beide Erkrkankungen sehr eng zusammenhängen und sich gegenseitig beeinflussen. Viele Antidepressiva haben auch einen guten Effekt auf das Schmerzerleben.
Sie schildern, daß Sie von der Einnahme (einer sehr kleinen Dosis) Citalopram zwar profitiert habe, aber wegen NW abgebrochen haben und dann Johanniskraut eingenommen haben. Dies ist eine mögliche Behandlung von leichteren und mittelschweren Depressionen.
Zusätzlich haben Sie Tryptophan eingenommen. Hierzu muss man sagen, daß für Tryptophan/5THP nur wenige Untersuchungen mit kleinen Fallzahlen und kurzen Beobachtungszeiten existieren, so daß die Wirksamkeit umstritten ist. Zu dem kann als schwerwiegende Nebenwirung das von Ihnen erwähnte EMS (Eosinophilie-Myalgie-Syndrom) auftreten.
Bei Kombination mit MAO-Hemmern oder Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmern (neue Antidepressiva) kann es zum gefährlichen serotoninergen Syndrom kommen. Ich würde Ihnen raten, wenn Sie sich in Ihrer tagesklinischen Behandlung befinden nochmals grunsätzlich Ihre medikamentöse antidepressive Behandlung überprüfen zu lassen. Es gibt andere Antidepressiva, die in vielen Studien einen Nachweis erbracht habe, daß sie antidepressiv wirken, den Schlaf verbessern und sich günstig auf das Schmerzerleben auswirken.

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