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Medikamente und keine wirkliche Besserung

Kategorie: Neurologie » Forum Nerven & Psyche & Neurologie | Expertenfrage

08.02.2010 | 11:31 Uhr

Guten Tag Herr Dr. Mutz!

Vor 4 Jahren wurde bei mir eine schwere Depression festgestellt, zu der sich im Laufe der Zeit auch Angst- u. Panikattacken gesellt haben! Ich war bereits 5 mal in station. Behandlung und wurde auf div. Antidepressiva eingestellt - eine tatsächliche Besserung habe ich leider nicht verspürt! Nachdem ich von den letzten Medikamenten 10 kg zugenommen habe u. mich damit noch schlechter fühlte und dann auch noch anfing, Beipackzettel zu lesen (Nebenw. 7-fach erhöhtes Brustkrebsrisiko - Brustultraschall hat bei mir eine Veränderung gezeigt) habe ich die Medikamente ca.7 Mon. später nach und nach abgesetzt! Jetzt nehme ich seit Dez./09 nur noch abends 1 X Doxepin 20mg (bei Bedarf auch mehr) und morgens 3 X 5-HTP 100mg Time Release und 1 X Coenzym B-Complex! Zudem bin ich in Psychotherapeutischer Behandlung!
Mein Gefühl ist es, dass ich mich die ganze Zeit durch über Wasser halte, weil ich ja nicht unter gehen darf, aber es fällt mir zunehmends schwerer!
Die folgenden Antidepressiva etc. habe ich in der Vergangenheit genommen: Cymbalta, Trevolor retard, Citalopram, Mirtazapin, Serpquel Prolong retard, Atosil, Dominal forte, Tavor, Edronax, Seroquel!

1.) Haben Sie einen Rat, was ich sonst noch ausprobieren (natürlich in Absprache mit meinem Psychiater!) könnte?
2.) Bis zu welcher max. Höhe darf man 5-HTP 100mg TR am Tag einnehmen (wg. Gefahr Serotoninsyndrom)?
3.) Kann eine Laktoseintoleranz, wenn man Milchprodukte etc. isst, eine Depression begünstigen/auslösen?

Danke für Ihre Mühe!!!

Speedy

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15.02.2010, 01:11 Uhr
Antwort

Sie scheinen ja wirklich eine lange Krankheits- und Leidensgeschichte hinter sich zu haben. Wenn ich das richtig verstehe leiden Sie unter einer anhaltenden Depression mit Panikattacken. Bisherige medikamentöse oder psychotherapeutische Behandlungsversuche waren erfolglos. Man muss in dem Fall immer gut überprüfen, ob Sie die antidepressive Medikation ausreichend lange und in ausreichender Dosierung eingenommen haben- aber Ihr Psychiater wird dies ja wahrscheinlich getan haben. Wenn bisher Antidepressiva keine Verbesserung erbracht haben, besteht auch die Möglichkeit einer sog. Wirkverstärkung mit Lithium, dies jedenfalls ist eine Empfehlung von der Dt. Ges. für Psychiatrie und Psychotherapie (Leitlinie Depression).
Aktuell nehmen Sie Doxepin 20mg und Tryptophan (5-THP) ein. Man muss sagen, daß das 5-THP umstritten ist, ob es wirklich eine antidepressive Wirkung hat- zudem kann es auch deutliche Nebenwirkungen verursachen. Die von den Herstellern angegebenen klinischen Effekte beruhen auf wenigen Untersuchungen mit geringen Fallzahlen und kurzen Beobachtungszeiten. Es kann übrigens auch die Wirkung vom Doxepin verstärken, von daher ist hier Vorsicht geboten! In Deutschland zugelassen sind meines Wissens nur Präparate mit einer Dosis von 500mg pro Tablette. Als Tagesdosen werden bei Schlafstörungen 0,5 bis 1 g, bei Depressionen 1,5 bis 3 g empfohlen- doch denken Sie daran, daß dies die Wirkung vom Doxepin verstärken kann.
Zur Laktoseintoleranz: Bei einer Laktoseintoleranz stehen i.d.R. ja Beschwerden im Magen-Darm-Trakt im Vordergrund. Es kann jedoch auch zu Symptomen wie Unruhe, Verstimmung, Nervosität und Schlafstörungen kommen, was einer depressiven Symptomatik ähnelt.

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16.02.2010, 05:22 Uhr
Antwort

Guten Tag Herr Dr. Muhtz!

Danke für die umfassende Antwort!!!

Sie schreiben, dass überprüft sein muss, ob die antidepressive Medikation ausreichen lange u. in ausreichender Dosierung von mir eingenommen wurde! Hierzu kann ich nur sagen, dass ich während der div. Klinikaufenthalte jedes Mal neu um-/eingestellt wurde - ob in ausreichender Dosierung, kann ich nicht beurteilen. Diese Medikamente habe ich danach wie verordnet eingenommen, konnte aber auch nach Monaten keine Besserung (für mich spürbar/wahrnehmbar) feststellen u. irgendwann (ca. 10Mon. später) kam der Zusammenbruch u. die erneute Klinikaufnahme. Und dies wiederholte sich mehrmals ähnlich.
Z.Zt. setze ich alles daran, nicht wieder in die Klinik zu gehen (schon 11Mon. zu Hause!!!) - mein Psychotherapeut sieht es auch so (glaube ich).

Der Psychiater äußerte beim letzten Gespräch Zweifel (an dem Tag hatte ich alle bisherigen Medikamente aufgelistet u. gefragt, was ich anderes probieren könnte) - ob ich auch wirklich die Medis wie verordnet eingenommen habe! Das hat mich sehr getroffen, denn ich war immer ehrlich u. offen und habe mich tatsächlich (bis auf´s letzte Jahr, nach 6Mon. Einnahme) an alles gewissenhaft gehalten!
O.k., ich habe auch immer ehrlich gesagt, dass mir die Medikamente nicht helfen; dass ich keine Besserung/Veränderung positiv verspüre; dass es so nicht weiter gehen kann usw. - da spricht meine Verzweiflung! Ich hatte u. habe den Eindruck, dass von mir erwartet wird, zu sagen, es geht mir gut, auch wenn dem nicht so ist!!! Jedenfalls ist das meine Wahrnehmung! Und veilleicht erwarte ich etwas, was gar nicht zu erreichen ist und ich muss mich mit dem Gegebenen zurfrieden geben - ähnlich wie wenn ein Körperteil fehlt, dass muss der Betroffene akzeptieren u. damit leben - fertig!
Nur, wie erreicht man Akzeptanz? Möglicherweise habe ich noch nicht einmal die Depression akzeptiert - ganz schön kompliziert, die Seele!!!
Sorry, ich bin schon wieder ins Jammertal abgerutscht! Eigentlich habe ich fast alles, was ich mir zu gesunder Zeit gewünscht habe, bis aufs gefühlte lebenswerte Leben u. die Verluste von geliebten Menschen u. Arbeitsplatz!

Von Lithium hat der Arzt in der Klinik Abstand genommen, weil er der Auffsassung war, dass es bei mir nicht angezeigt ist!

Und 5-HTP TR (Hydroxytryptophan) ist ein Versuch - aber auch damit bisher keine spürbare Besserung! Vielleicht nehme ich zusätzlich abends noch L-Tryptophan 500mg!???
Das Doxepin habe ich u.a. wg. 5-HTP weiter reduziert.

Meine nächste Frage ist vielleicht etwas riskant, dennoch möchte ich sie stellen: Was könnte passieren, wenn ich alles (ausschleichend) weg ließe?
Mit Medikamenten geht es mir gefühlsmäßig schlecht und ohne wird es doch nicht schlimmer sein? Oder ist das eine Milchmädchenrechnung? Was könnte passieren?
Weshalb ich es bisher nicht getan habe, ist meine Angst vor einem möglichen totalen Zusammenbruch, den ich vielleicht nicht rechtzeitig bemerke! Kontrollverlust und Ausgeliefert-Sein - der Horror für mich!

Haben Sie vielleicht noch einen Rat für mich? Was tun?

Herzlichen Dank!

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22.02.2010, 01:23 Uhr
Antwort

Sie beschreiben, daß Sie einerseits die Medikamente gerne ganz absetzen würden, andereseits Angst haben, daß es Ihnen dann deutlich schlechter geht. Ich kann zwar angesichts Ihrer Vorgeschichte verstehen, daß Sie bzgl. der Medikation unsicher sind, würde Ihnen allerdings dringend davon abraten, die Medikamente ohne Rücksprache mit Ihrem behandelnden Arzt zu verändern bzw. abzusetzen.

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