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Epilepsie, Depression und Medikamente

Kategorie: Neurologie » Forum Nerven & Psyche & Neurologie | Expertenfrage

25.02.2010 | 04:04 Uhr

Lieber Experte,

ich habe eine schwere Epilepsie mit häufigen Anfällen. Ich bin seit 2 Jahren in verhaltenstherapeutischer Therapie bei einen Psychotherapeuten, der auch Psychiater ist. Zukunftsängsten, Antriebslosigkeit, Interessenlosigkeit, Schlafstörungen, negative Gedanken und Grübelneigung (besonders nachts im Bett, wenn man Ruhe hat) werden nicht besser.
Nun hatte mir mein Psychotherapeut Valdoxan aufgeschrieben. Ich nehme das jetzt seit 6 Wochen, aber das wirkt so gar nicht.
Jetzt meinte mein Psychiater, dass Menschen mit Epilepsie außer Valdoxan keine Antidepressiva nehmen dürfen, weil die Anfälle auslösen und Psychotherapie wirke bei mir nicht. Stimmt das mit Epilepsie und Antidepressiva? Im Epilepsiezentrum gab es einige Epilepsiekranke, die Antidepressiva genommen haben. Ich weiß nicht, was ich machen soll, meine Tagesmüdigkeit ist extrem, ich liege nur herum und kriege mein Studium nicht geregelt. Mein Arzt will/kann mir nicht helfen. Was soll ich machen? Ein anderer Arzt? Aber welcher kennt sich mit Depressionen bei Epilepsiekranken aus und traut sich eine Behandlung zu. Soll ich vielleicht mal in die Ambulanz der Psychiatrie gehen. Habe eine Uniklinik am Studienort. Haben die mehr Erfahrung mit komplizierten Fragestellungen?

Viele Grüße

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02.03.2010, 11:15 Uhr
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Sie berichten von einem durchaus sehr häufigen Problem: Depressionen sind die häufigste Form psychiatrische Erkrankung die Epilepsiepatienten entwickeln können. Epilepsiepatienten haben ein 3-5x höheres Risiko, Depressionen zu entwickeln. Es gibt verschiedene Möglichkeiten der Behandlung einer Depression bei Menschen mit Epilepsie. Eine davon haben Sie bereits begonnen, die Psychotherapie. Dann gibt es auch Antiepileptika (die Sie ja wahrscheinlich aufgrund Ihrer Epilepsie bereits einnehmen), die nicht nur antiepileptisch, sondern auch (leicht) stimmungsaufhellend wirken. Sie werden deshalb von vielen Fachleuten bevorzugt eingesetzt. Ihr Arzt berät Sie hier sicher gerne. Dann gibt es die Möglichkeit der Behandlung mit Antidepressiva- einen Versuch haben Sie ja hier bereits gemacht- leider erfolglos. Es stimmt, daß Antidepressiva die Krampfschwelle senken können und damit das Risiko für Krampanfälle erhöhen können. Neuere Antidepressiva (z.B. Serotoninwiederaufnahmehemmer) scheinen ein deutlich geringeres Risiko einer Anfallsprovokation zu haben. Manche Antidepressiva werden allerdings im Körper genau so abgebaut („verstoffwechselt“) wie manche Antiepileptika, weshalb es bei einer gleichzeitigen Einnahme zu so genannten medikamentösen Interaktionen
oder Wechselwirkungen mit einem Ansteigen oder Abfall der
Blutspiegel kommen kann. Ihr behandelnder Arzt kennt diese Möglichkeiten und berücksichtigt sie gegebenenfalls bei der Dosierung der Medikamente. Ich kann Ihnen leider aber keine konkrete Medikamenten-Empfehlung geben ohne Sie persönlich, Ihre Befunde und Vorgeschichte zu kennen.

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02.03.2010, 13:43 Uhr
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Hallo,

ich nehme als Epilepsiemedikament Lamictal, das ja stimmungsstabilisierend wirken soll. Vor einem Jahr wurde Lamictal einmal abgesetzt und durch Oxcarbazepin und Zonegran ersetzt. Das Zonegran hat mich total depressiv gemacht. Alles war zu der Zeit schwer. Die Depression hatte mich da bis zum vollständigen Verstummen gebracht. Ich schaffte einfach keine Kommunikation mehr, alles war anstrengend, alles war negativ.
Ich bin froh, dass diese sehr schlimme Phase nach Absetzen von Zonegran und dem Wiedereinstieg in die Lamictal-Monotherpie vorbei war. Die Ärzte rätseln, ob es am Absetzen des stimmungsaufhellenden Lamictals lag oder das Zonegran mich so aus der Bahn geworfen hat.
Das war eine sehr schlimme Zeit. So schwer war auch keine depressive Phase mehr.

Mein Arzt meinte, dass ich wegen den schon immer bestehenden Ängsten und weil ich schon mehrere depressive Phasen hatte, über eine Langzeittherapie mit Antidepressiva nachdenken sollte. Macht das Sinn? Muss das wirklich sein? Er meinte es mache keinen Sinn, wenn man es in einer depressionsfreien Phase absetzt und dann gleich wieder in Angst und Depression verfällt.

Viele liebe Grüße

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02.03.2010, 18:03 Uhr
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Hallo,

vielleicht sollte ich erwähnen, dass ich jetzt bei einem zweiten Arzt war. Dieser hat mir Cymbalta aufgeschrieben. Hilft das auch gegen Angst?
Ich kann mich nicht so recht damit anfreunden jetzt längere Zeit Antidepressiva zu nehmen, aber vielleicht hilft es ja. Wie gesagt der Arzt sprach schon von Langzeittherapie.

Viele Grüße

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04.03.2010, 10:09 Uhr
Antwort

Das Ihnen neu verschriebene Medikament ist eine Möglichkeit der längerfristigen medikamentösen Behandlung.

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