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Lymphödem, Hitze und andere Verbote

Kategorie: Frauenheilkunde » Forum Brustkrebs

07.07.2009 | 11:06 Uhr

Hallo,
wenn man ein Lymphödem hat, bekommt man vom Arzt viele Verbote: nichts Einschnürendes anziehen, nicht schwer tragen, keine Wärme/Hitze, ...
Kann/muss man das alles einhalten??? Ich glaube, dass so manche von euch trotzdem einen schicken normalen BH trägt statt einen mit Entlastungsträgern. Ich glaube, dass die meisten Frauen mit Lymphödem einkaufen und ihren Haushalt machen, und dabei so manches tun, was der Arzt nicht wissen sollte.
Nur wenn es um die Hitze geht, wird blind dem Arzt vertraut und es wird ebenso blind weiter verbreitet, dass man nicht in den Süden fahren, nicht warm baden und schon gar nicht in die Sauna gehen darf.
Ich will nicht in Abrede stellen, dass das alles schädlich sein kann, und im ersten Akutstadium sicher auch schädlich ist, aber das muss es nicht auf Dauer bleiben.
Ich will niemandem vorschreiben, was er/sie zu tun oder lassen hat, ich will nur darauf hinweisen, dass die meisten Ärzte keine Ahnung vom Lymphsystem haben - es wird in der mediznischen Ausbildung sehr stiefmütterlich behandelt - und sie beten das nach, was sie gehört haben, und was man schon immer dazu gesagt hat.
Ich habe auch die oben aufgeführten Verbote zu hören bekommen und sie anfangs brav eingehalten. Doch dann kam ich zum Nachdenken und habe gemerkt, dass sich das Lymphödem im Lauf der Jahre auf einem gewissen Pegel eingependelt hatte und nicht schlimmer wurde, weil ich wieder normal meinen Haushalt versorgte, wobei ich mal eine schwere Einkaufstasche oder einen vollen Wäschekorb tragen musste.
Eines Tages beschloss ich, den Arm-Kompressionsstrumpf nur noch bei ganz starker Belastung anzuziehen - ging auch. Und so dachte ich mir, dass auch Wärme nun meinem Körper nicht mehr so arg schaden könne.
Zunächst probierte ich es mit warmem Thermalwasser aus und hatte keine Beschwerden. Im Gegenteil, ich ließ mir Arme und Beine von den Düsen massieren, das tat gut.
Und schließlich wollte ich auch wieder in die Sauna. Zunächst ging ich nur ins Dampfbad oder in die Biosauna bei 40-50°C und verhüllte den betroffenen Arm mit einem in kaltem Wasser getränkten Handtuch. Später ließ ich das weg und steigerte mich allmählich mit den Temperaturen. Seit längerem schon mache ich sogar Aufgüsse mit, sitze allerdings immer auf der untersten Bank.
Ich bemerke immer, dass der betroffene Arm schneller schwitzt als der andere. Er wird aber nicht dicker. Nach dem Saunagang dusche ich ausgiebig von warm über lau nach kalt und mache anschließend Kneippsche Arm- und Beingüsse. Ich habe das Gefühl, dass mir das gut tut.
Und genau dieser letzte Satz ist es, der mir wichtig ist. Wir bekommen so viele Ge- und Verbote zu hören. Die mögen ihre Berechtigung haben, aber jeder Körper ist anders und reagiert anders, deshalb sollte man sich manchmal trauen, etwas auszuprobieren, zu testen, ob etwas, das man gerne machen möchte, dem Körper gut tut und nicht nur sklavisch alle Verbote befolgen und bejammern, was man alles nicht mehr kann, ohne es versucht zu haben.
Versteht mich nicht falsch, ich sage nicht: Geht alle in die Sauna, das tut euch gut. Ich will nur an meinem Beispiel zeigen, dass die Standardsprüche der Ärzte nicht immer stimmen, dass man selbst austesten muss, was einem gut tut.
Ich will allen, die neu ein Lymphödem haben, Mut machen. Es wird sich bei vielen auf einem Level einspielen, mit dem man gut leben kann, wenn man sich nicht vorschreiben lässt, wie das zu geschehen hat, sondern selbst auf seinen Körper hört und herausfindet, was ihm gut tut - das muss ja nicht unbedingt Sauna sein. ;-)
Eines möchte ich noch hinzufügen: Ich gehe immer noch zur Lymphdrainage - weil das meinem Körper gut tut, nicht weil der Arzt es sagt! :-)

Alles Gute wünscht euch Gaby

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07.07.2009, 01:31 Uhr
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Hallo Gabi


Du hast schon Recht, immer wird gesagt man darf dieses oder jenes nicht. Ich bin der Meinung, dass es auf jeden selbst ankommt.
Bei mir war so, dass ich im ersten Jaht nach meiner OP,- Brustentnahme-, überhaupt keinen dicken Arm hatte. Erst genau ein Jahr später schwoll er etwas an. Dier Vermutug war, ich sei zu oft ins Heiße Wasser gestiegen...... Arzt meinte , vier mal in einer Woche ins heiße Wannenbad sei zu viel. Nunja, ich bekam dann 12 Lymphdrainagen und es wurd etwas besser. ganz ging es allerdings nicht weg.
Aber der Clou war, als ich dann anfing meine Fenster zu putzen,-----soll man ja nicht, gibt einen dicken Arm......, da wurde mein Arm doch tatsächlic dünner. Ist echt schon komisch, oder?
Im Allgemeinen bin ich kein Sonnenanbeter und auch kein Saunagänger, aber ich bin der Meinung, dass man alles selbst ausprobieren soll und nicht immer nur auf die Ärzte hören muss.
Liebe Grüße.....Vera

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07.07.2009, 03:30 Uhr
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Ich hab auch die ganze Palette durch; bei der ersten Nachuntersuchung auf der Strahlenstation erlaubte mir der Arzt Solarium, auf der Onkologiestation wurde mir sogar kurzes in die Sonne gehen strikt verboten; mit den Schilddrüsenwerten und manch anderen Problemen werd ich von den Fachärzten an die Fachärzte verwiesen und muss letztendlich meine Entscheidungen erst wieder alleine treffen...
Viele wertvolle Tipps bekam ich von einer Psychoonkologin, die immer wieder zusammenfasste, was sie von anderen Patientinnen schon zu diesem Thema gehört hatte.
Krebs ist ein Lernprozess - auf allen Ebenen...
Und gerade deshalb ist dieses Forum so wichtig, und gerade deshalb ist es so wichtig, dass hier Meinungen geäußert werden - und geäußert werde dürfen!!!
Ganz liebe Grüße an alle
Nora

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07.07.2009, 04:02 Uhr
Antwort

Hallo, zu Anfang meiner Erkrankung habe ich mich an die Anweisungen der Ärzte gehalten - ich wollte alles richtig machen. Doch irgendwann kam der Zeitpunkt an dem mir die Gebote zuviel des Guten wurden und ich begann zu experimentieren was funktioniert und was nicht. Mittlerweile und um 2 Jahre Erfahrung reicher sehe ich alles viel lockerer und betrachte die Gebote der Ärzte als grobe Richtlinie aber mit ausreichend Spielraum für meine individuellen Bedürfnisse und dem Wissen, dass man einen Körper nicht standardisieren kann - jeder Körper reagiert anders. Gruss Angi

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07.07.2009, 04:38 Uhr
Antwort

Hallo Vera,
ich kann mir schon vorstellen, dass Fensterputzen gut ist für den Lympharm: Man langt viel nach oben und man macht mit der Faust eine Art pumpender Bewegung, wenn man den Lappen hält.
Vielleicht könnte man das anstelle von Lymphdrainage verschreiben - würde die Krankenkassen entlasten! :-)))
Lieben Gruß von Gaby

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07.07.2009, 04:41 Uhr
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Hallo Nora,
so eine Hilfe wie deine Psychoonkologin könnte wohl jeder gebrauchen. Aber - wie du sagst - auch hier im Forum kann man viele Tipps bekommen.
Lieben Gruß von Gaby

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07.07.2009, 04:43 Uhr
Antwort

Hallo Angi,
schön, dass du so eine lockere Einstellung gefunden hast. Ja, man braucht eine Weile, bis man sich von der angeblichen Allwissenheit der weißen Götter lösen kann, anfangs schwingt sicher zu viel Angst mit. Du hast den goldenen Mittelweg gefunden!
Lieben Gruß von Gaby

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07.07.2009, 05:14 Uhr
Antwort

Hallo Gaby,
auch ich habe am Anfang die Vorschriften eingehalten, aber im laufe der Zeit so gelockert wie es mir angenehm war. Mir beim Fensterputzen vorgenommen nur mit Links zu Putzen und erwischte mich selbst dabei, doch alles rechts gemacht zu haben. Egal geschadet hats nicht, sogar Gartenarbeit (in Maßen) mach ich wieder.
Bei Sonnenschein bin ich etwas vorsichtiger und verzieh mich lieber in den Schatten. Die Lymphdrainage wurde mir probeweise verschrieben und ich emfand es für mich persönlich sehr angenehm und habe es 1x pro Woche beibehalten immer mal im Wechsel mit einer Marnitzmassage (man gönnt sich ja sonst nichts) und den Arnstrumpf trage ich vorbeugend eigentlich nur, wenn ich weiß es wird was anstrengender (zb. Wäschebügeln) ansonsten mache ich es ähnlich wie du, denn der Haushalt macht sich nun mal nicht allein.
Bin zwar kein Saunagänger aber ich bade auch mal ganz gern warm und etwas länger, auch angenehm. Und meine BH such ich mir jetzt auch wieder nach meinen Wünschen aus, allerdings verzichte ich dabei auf solche mit Bügel.
Es sollte wirklich jeder für sich testen. Man kann solche Einschränkungen echt umgehen.

Liebe Grüße an alle
Silke

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07.07.2009, 06:59 Uhr
Antwort

Hallo Gaby,

meine Op ist ja gerade ein Jahr her, allerdings hatte ich die operierende Ärztin schon vor der OP gefragt, wann ich wieder in die Sauna könne, sie meinte nach einem Jahr. In der AHB riet man auch massiv von der Sauna ab. Ich werde es aber im September probieren.
Ich habe mich von Anfang auch mit Bügeln und Wäsche aufhängen beschäftigt, nur auf die Leiter zum Gardinen bändigen bin ich noch nicht gestiegen. Man meinte auch, das Nordic-Walken sei nicht gut, aber ich merke, es tut mir gut. Ich habe während der Chemo etliche Kilo Stollenteig mit der Hand geknetet und es nichts passiert.

Ich denke, jede muss sich ihren Weg suchen, genauso wie es in der Chemozeit war, wo man feststellt, was einem guttut oder nicht.

Während der Chemo war eine Türkin, die mir erklärte, was der Arzt ihr alles verboten hat. Ich denke aber, dass sie mit den Vorboten umgehen konnte, denn so mussten die Paschasöhne auch mal den Putzeimer in die Hand nehmen oder sich selber ums Essen kümmern.

Ich muss ja nicht gleich meine 14 Fenster samt Rahmen putzen, aber dazu bin ich eh viel zu faul.

Man muss probieren, was geht und was nicht.

Ich wünsche allen, dass sie das rechte Maß nicht aus den Augen verlieren und immer an sich selber denken können.
AngieM

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08.07.2009, 09:27 Uhr
Antwort

hallo Gaby
au-weiah.. und das meine ich wirklich ganz erstaunt.. denn seit meiner OP (rechts und links Amputation gleichtzeitig Aufbau durch Implantat, plus Unterleib.OP,-) sind nun knapp 5 Wochen vergangen
(14 Lymphe wurden bereits im Dez. entfernt)
und ich hab sofort wieder meine Hausarbeit übernommen. Mir wurde
gesagt: Sie sind ihr Chef und Sie bestimmen über ihren Körper.
Ich habe und konnte auch sofort meine Arme völlig normal belasten
und mit der Nachsorge brauch ich mir trotz Patientenpass überhaupt keine Sorgen zu machen. Meine Gyn lässt all ihre Patienten vorher noch einmal benachrichtigen.
Ich denke ich habe es mit meiner Klinik in Goslar aber auch besonders gut erwischt. Alle Ärzte, die an irgendwelchen Untersuchungen beteiligt waren sind untereinander vernetzt, so dass
jeder auf dem neuesten Stand ist. Ganz besonders toll fand ich, dass
sogar mein Hausarzt zu einer Turmorkonferenz eingeladen wurde.
OK ich war tatsächlich ein etwas schwieriger Fall und der Chefarzt
hat die OP selber durchgeführt.. und trotzdem bekam ich von niemanden irgendwelche besonderen Vorschriften außer : bitte Sonne noch meiden. Das merk ich aber auch selber.. wenn ich zu
lange in der Sonne bin - halbe Stunde - dann mussss ich in den Schatten.
Die Mammografie wird bei mir nun durch MRT ersetzt weil da wo nichts mehr ist - kann man auch nichts mehr sehen.
Richtig gut ist, bei der ersten Besprechung nach der OP.. vor
3 Wochen wurde mir gesagt, dass man soweit ins Gesunde gegangen ist, (logisch ist ja nun auch nichts mehr da... muss lächeln) dass ich nun keine Bestrahlung mehr benötige.
Erstaunt bin ich auch über den Kompressionsstrumpf meine Güte
ich stell mir das sogar lästig vor. Schwillt vielleicht da nicht der Arm an sondern statt dessen die Hand?.
Eigentlich möchte ich wie du allen Mut machen... hört auf euren
Körper Er sagt von ganz alleine was ihr könnt und wenns
zwackt und zwickt hört man doch eh von alleine auf und wie sagt sogar meine Gyn? Sie sind der Chef
herzlich grüßt Jutta

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