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Erst Chemo und dann OP oder umgekehrt?

Kategorie: Frauenheilkunde » Forum Brustkrebs

21.03.2005 | 08:10 Uhr

Bei meiner Frau (34 Jahre) wurde am Freitag bei einer Routineuntersuchung beim Frauenarzt festgestellt, dass sie einen 2,2 cm großen Tumor in der Brust hat. Heute hat man festgestellt, dass auch die andere Brust einen kleineren Tumor hat.

Wir waren heute in der Klinik in Heidelberg und stehen nun vor zwei Entscheidungen:

1) In Heidelberg wird durch die Stanzmethode Gewebe entnommen. Stimmt es, dass man durch das Stanzen (Gewebeprobe durch Hochgeschwindigkeitsspritze) den Tumor ansticht und dadurch die Zeit zu ticken beginnt, also der Tumor dann schnellstmöglich raus muss?

2) Die Klinik macht eine Studie und empfiehlt zuerst eine Chemo zu machen und dann den Tumor erst rauszuoperieren. Ist das sinnvoll? Oder lieber zuerst den Dreckstumor raus und dann Chemo? Habt ihr Erfahrungen damit?

Wir sind ziemlich überfordert und ich hoffe auf diese Weise evtl. Betroffene oder aber auch Fachärzte zu erreichen, die uns ihr Meinung mitteilen können.

Wir zählen ganz arg auf Euch ...

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22.03.2005, 08:58 Uhr
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Hallo, Chemotherapie vor der OP wird heute oft durchgeführt um einen großen Tumor zu verkleinern, damit dann evtl. brusterhaltend operiert werden. Dadurch lässt sich auch schon vorher feststellen, ob die entsprechende Chemo auf den Tumor anspricht. Also gar keine schlechte Sache, wie ich meine. Zur Stanzbiopsie kann ich die Internetseite www.brustkrebs.de empfehlen. Unter Patienteninfo sind die unterschiedlichen Biopsiemöglichkeiten, mit evtl. Nachteilen beschrieben.Auch unter www.mamazone.de finden Sie Auskünfte.Bei mir wird am Donnerstag die Stanzbiopsie durchgeführt; kann also jetzt noch nichts dazu sagen.
Ich drücke Ihnen ganz fest die Daumen und verbleibe mit lieben Grüßen Eva

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22.03.2005, 10:23 Uhr
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Hallo,

eigentlich hatte ich mir fest vorgenommen, nicht in einem Forum mitzuschreiben, denn es wühlt meistens nur im eigenen Erlebten. Aber ich würde doch gerne etwas zu ihrer Frage antworten. Das erste und wichtigste: lassen sie sich mit ihren Entscheidungen alle Zeit, die sie benötigen. Der Krebs in der Brust ist nicht die letzten Monate gewachsen und wird auch noch einige Wochen weiter warten können. Werden Sie sich klar darüber, was für sie das wichtigste ist.
Holen Sie sich mehrere Meinungen bei kompetenten Ärzten ein. Sie kommen aus Heidelberg. Dort ist das Biologische Krebsabwehrzentrum ansäßig, im Internet http://www.biokrebs.de/
Nun zu Ihren Fragen: Krebszellen aus einem Tumor können sich zu jeder Zeit in die Körperbahnen begeben. Was ich bisher darüber gelesen habe, ist es ein Ammenmärchen, dass Biopsie oder auch eine OP Krebszellen erst freisetzt.
Bei mir wurde 2003 ein Brustkrebs diagnostiziert. Ich hatte dem behandelnden Arzt aus der Uniklinik Erlangen damals sofort gesagt, dass ich bei der minimalen Größe meiner Brust eine komplette Entfernung durch OP wünsche. Ich wurde trotzdem überredet, was bei einem Mensch im ersten Schock sehr einfach ist, vorab eine Chemo innerhalb einer Studie zu machen. Nach 3mal habe ich diese abgebrochen, weil ich körperlich total kaputt gemacht wurde und das ganze mit dem Hinweis, man könnte vielleicht doch brusterhaltend operieren. Völliger Quatsch! Ich hatte große Probleme meine OP durchzusetzen, denen ging eine Patientin für eine Studie verloren! Ich würde heute nie mehr meine Zustimmung zu einer Studie geben, denn da wird nach Schemen behandelt, die nicht unbedingt auf Sie als Individuum passen müssen. Da ich damals auch jegliche weitere Behandlung an der Uniklinik abgelehnt hatte, habe ich mich auch gegen Bestrahlung entschieden. Diese muss ich ab heute nachholen, denn ich habe wieder kleine Krebsherde. Bestrahlung mache ich in einer kleinen Strahlenklinik und nicht an einer Uniklinik-Einrichtung.
Ich persönlich halte viel mehr davon, den Krebs zu entfernen und danach eine gezielte und nicht nach Studieninhalten konzipierte Chemo zu machen. Aber reden sie darüber mit verschiedenen Ärzten, nicht nur an einer Klinik, sondern auch durchaus mit einem niedergelassenen Onkologen.
Wenn Sie sich für eine Therapie entschieden haben, lassen Sie sich auch über unterstützende Therapien informieren. Ich nehme z.B. seit einem Jahr ein Medikament, Wobe-Mugos E, das ich selbst bezahlen muss, dass aber zur Unterstüzung bei Chemo und Bestrahlung und zur Meastasen-Prophylaxe von naturheilkundlich tätigen Ärzten mir empfohlen wurde. Nach der Chemo wird man ihnen dann Tamoxifen und Zoladex für 5 Jahre verschreiben. Hinterfragen Sie auch dies kritisch. Ich bin 41 Jahre und mein Krebs ernährt sich vom Östrogen. Ich werde keine Medikamente nehmen, sondern mir die Eierstöcke entfernen lassen und meinen Körper mit Progesteron unterstützen. Wenn Sie gut englisch lesen können, dann empfehle ich Ihnen das Buch what your doctor will not tell you about breastcancer von Dr. Lee. Können Sie über Amazon.de bestellen.
Lassen Sie sich auch nicht nur mit den schulmedizinischen Standardprogrammen abspeisen, sondern erkundigen Sie sich nach Möglichkeiten, das Immunsystem wieder fit zu bekommen, damit das Leben nach dem Krebs weiter geht.

Grüße, Glück und starke Nerven
Susanne

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06.04.2005, 06:03 Uhr
Antwort

Hallo,
es ist richtig, was Frau Susanne schreibt,dass der Tumor nicht in Sekundenschnelle wächst, und dass man sich gut informieren soll. Das Dumme ist nur, dass einem jeder Betroffene etwas anderes rät, je nachdem, wie er die Behandlungen vertragen hat. Im Endeffekt müssen sie sich selbst entscheiden, einem Arzt vertrauen und dann die Sache durchziehen. Was Frau Susanne über Studien schreibt ist sicher grundsätzlich richtig, doch spricht das nicht von vorneherein gegen Chemo vor der OP. Ich hatte einen doppelt so großen Tumor und bekam zuerst Chemo. Wie Frau Eva sehr richtig schreibt, kann man so feststellen, ob er auf die Chemo anspricht, wenn er schon rausoperiert ist, weiß man das nicht. Ich habe die Chemo recht gut vertragen (war 50 Jahre alt), mit Hilfe von Akupunktur. Meine Ärztin war strikt gegen aufbauende Medikamente, sie sagte, jedes zusätzliche Medikament belastet erst mal wieder den Organismus. Dagegen regt die Akupunktur den Körper zur Selbsthilfe an. Für mich war die Frauenärztin diejenige, die alle Fäden in der Hand hatte, nicht der Hausarzt. Das Wichtigste und Wertvollste war jedoch die Unterstützung meines Mannes. Da er selbständig ist, konnte er sich die Chemotage freinehmen. Wir fuhren nicht über die Autobahn zur Klinik, sondern über Landstraßen, erfreuten uns an den netten Dörfern und an der Natur. Wir bestanden darauf, nicht auf einem belebten Gang sitzen zu müssen, sondern in einem ruhigen Zimmer. Wir lasen, machten Hand-/Bastelarbeiten, hörten Musik und unterhielten uns. Kurz - wir versuchten, die an sich unangenehme Sache zu einem intensiven und angenehmen Beisammensein zu gestalten. Mein Mann war möglichst bei allen Untersuchungen anwesend und sprach mit den Ärzten. Das war besonders wichtig, weil ich teilweise nicht dazu in der Lage gewesen wäre und nicht alles Gesagte mitbekam. Für mich war noch wichtig: Während der Klinikaufenthalte nur Besuche der engsten Familie und meiner besten Freundin. Alle anderen Bekannten sind überfordert, wissen nicht, wie sie sich verhalten sollen. Mit denen kann man später wieder in Kontakt treten. Einen medizinischen Rat noch: Wenn Chemo, dann möglichst vorher einen Port legen lassen. Wird die Chemo direkt in die Armvenen geleitet, besteht die Gefahr der Schädigung der Adern. Lassen Sie sich darüber informieren. Im Übrigen gibt es neben dem Diskussionsforum noch den Expertenrat, wo Ihnen Ärzte kompetente Antworten geben. Verlassen Sie sich nicht nur auf Betroffene, die manchmal schlechte Erfahrungen gemacht haben, die ein Einzelfall sein können. Jeder Mensch reagiert anders auf die Behandlungen. Ich wünsche Ihnen und Ihrer Frau alles Gute!

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22.04.2005, 10:56 Uhr
Antwort

Hallo,
bei mir wurde auch Brustkrebs in 3.Stadium festgestellt.
Ich habe auch eine Stanzbiopsie hinter mir-schliesslich muss der Tumor unter die Lupe genommen werden.
Jetzt mache ich erst eine Chemotherapie,bekomme 4mal EC-Schema und danach 4mal Taxotere.Dann wird eine Brusterhaltende OP durchgeführt.
Die Chemotherapien sind bei mir ambulant durchgeführt,wir sitzen zusammen mit 5 gleichbetroffenen Frauen (ich konnte mich entscheiden alleine im Bett liegend die Chemo zu nehmen),wir tauschen uns aus,erzählen,haben gute Laune.Wir haben auch Adressen getauscht.
Ich kann schon spüren,dass der Tumor in Folge der Chemo schrumpft und das gibt mir Hoffnung.
Es ist wichtig sich gut zu informieren und mit den Ärzten wie ein Gleichberechtigter zu sprechen.Sagen Sie ruhig Ihre Meinung.
Ich kann Ihnen ein Buch empfehlen,was ich mir selbst gekauft habe und dort fast auf alle Fragen eine Antwort fand:Lilo Berg-Brustkrebs.ISBN 3-88897-241-8.Aber denken Sie:Ihre eigene Entscheidung kann Ihnen kein abnehmen.Aber es ist gut zur eigenen Entscheidung so viel Infos wie nur möglich haben.
Ich wünsche Ihnen und mir selbst alles Gute!

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16.08.2005, 10:13 Uhr
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Hallo,

bin selbst betroffen war 2003 auch in HD, habe zuerst die Chemo zur Verkleinerung des Tumors bekommen (von 4cm auf 1,8cm, das war ein gr.Erfolg) dann OP und Bestrahlungen. Zur Stanze kann ich nur sagen, dass ich keinerlei Schmerzen hatte und ich nach 3 Wochen mit der Behandlung begonnen habe. Habe auch an der Studie teilgenommen (die Betreuung ist dadurch noch intensiver)und bin sehr froh darüber. Meine Ärztin wollte meine Brust sofort amputieren, dank HD ist noch alles (fast) dran.
Ich kann nur empfehlen den Ärzten in HD zu vertrauen, auch die Nachsorge wird sehr gewissenhaft durchgeführt.

Alles Gute und Kopf hoch das sind Spezialisten.
Liebe Grüße
Karin

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