Avatar

Diagnose Brustkrebs seit 3 Wochen ..

Kategorie: Frauenheilkunde » Forum Brustkrebs

16.05.2008 | 10:16 Uhr

Ein liebes Hallo an all`die Lieben, die hier aktiv sind oder auf diesen Seiten Hilfe suchen ...

ja, und so eine Hilfesuchende bin ich nun auch geworden.
Vor 3 Wochen sauste das Unheil heran; da war ich bei meinem Gynäkologen gewesen, um mich beruhigen zu lassen - hatte 2 Tage vorher eine Verhärtung in meiner Brust entdeckt. Sehr deutlich tastbar, aber dennoch .. da ich schon einmal eine Zyste hatte, hoffte ich auch dieses Mal auf etwas harmloses.

Der Doc machte ein bedenkliches Gesicht, schaute wie erstarrt auf seinen Monitor des Ultraschallgerätes und sagte gar nichts mehr.... da stieg in mir zum allerersten Mal dieses schreckliche Gefühl der Angst hoch.

Er machte sofort für den nächsten Tag eine Mammographie aus habe natürlich kein Auge zugemacht ..). Am nächsten Tag dann erst wieder Ultraschall, dann Mammographie und ... Erhärtung der Diagnose böartiger Brustkrebs. Wenige Std. später dann die Stanzbiopsie ... 3 Tage zwischen Bangen und Hoffen ... und dann die endgültige Nachricht !!! Ich kann mich nicht mehr an allzuviel erinnern, gut, dass meine Schwester und ein guter Bekannter mit waren . Der Arzt war sehr, sehr lieb und verständnisvoll, nahm sich über 2 Std. Zeit für uns ( mittlerweile habe ich erfahren, dass seine Frau auch an Brustkrebs erkrankt ist ..) . Irgendwann bekam ich dann mit, dass neben dem Haupttumor auch noch verschiedene kleinere in situ Defekte in meiner Brust vorhanden sind. Da mein Busen eher klein ( b Cup) ist und somit das Größpenverhältnis nicht allzu günstig war, riet der Arzt zur Brustamputation. Er meinte, dass die Gefahr doch recht groß sein, dass sich aus diesen in situ Herden auch ein bösartiges Wachstum entwickeln könnte.

Ich willigte in die Brustamputation ein und lag bereits 4 Tage später auf dem OP-Tisch; hatte möglichst schnell auf einen Termin gedrängt, da ich mit diesem Feind nicht länger eine Einheit bilden wollte.

Im Krankenhaus ging es mir - wieder Erwarten - psychisch noch recht gut - zuallererst war ich froh, dass der Krebs aus meinem Körper rausoperiert war. Alle Ärzte und Schwestern waren sehr lieb und einfühlsam.

Nach 9 Tagen wurde ich dann entlassen und kam in meinen Alltag als Alleinerziehende mit einem 8jährigen Kind zurück. Ich bin übrigens 38 Jahre alt ... hatte gerade angefangen zu verarbeiten, dass mein Mann mich vor 1 Jahr wegen einer Mildlifecrisis verlassen hatte ud begann, das Leben, das Flirten und alles andere langsam zu genießen und in den Griff zu bekommen. Anfangs stand ich der Männerwelt doch sehr skeptisch gegenüber, hatte kein Vertrauen mehr. Alles wurde doch gerade besser ... ich genoß jetzt schon mal die Blicke von Männern und dachte irgendwann lernst Du bestimmt mal einen lieben Mann kennnen.

Tja, und nun ??

Nun sitze ich hier heulend vor meinem P.c., fühle mich verstümmelt und bin es wohl auch ... habe nächste Wo. noch ein Gespräch mit dem Onkologen vor mir, der mir dann genau berichten wird, wie und wann es mit der Chemoth. losgeht. Habe alle Voruntersuchungen, bis auf das Eckokardiogramm, schon hinter mich gebracht.. US Leber, Rö. Thorax und vor 3 Tagen das Knochenscintigramm - Gott sei Dank alles negativ !! Da habe ich kurz aufgeatmet und Hoffnung geschöpft.

Der Histologiebefund besagte erst einen großen Tumor von 4 cm mit 2 von 12 befallenen LK - ein paar Std. später erklärte mir der Chefarzt, dass es sich um 4 kleinere tumore handelte, die in direkter Nachbarschaft lagen und der größte von ihnen war ca. 2 cm groß. Die 2 befallenen LK seien so gering befallen gewesen, dass er meinte, im Grunde könne man nicht von einem Befall sprechen. Gibt es sowas ?? Gering befallen ?? Er meinte sogar, dass er bei diesem Befund eher auf eine Bestrahlung verzichten würde - ich denke aber mal, wie ich mich kenne, bin eher der ängstliche Sicherheitstyp, möchte ich lieber das bestmöglichste an Therapie rausholen und werde wohl doch eher die anschleießnde Bestrahlung vorziehen.

Wie dem auch sei ... ich fühle mich total einsam und denke immer, dass ich nun wohl todkrank bin, aber gleichzeitig fühle ich mich doch gar nicht so krank. Klar, psychisch total am Ende ... aber ich will einfach mein altes Leben zurück.

Habe Angst vor der Chemo, könnte heulen wenn ich daran denke, wie meine langen und schönen Haare bald ausfallen werden. So lange ich denken kann, habe ich lange Haare gehabt.

Noch schlimmer ist es , sich abends auszuziehen ... und bevor ich morgens unter die Dusche gehe, vergeht eine Ewigkeit ... ich habe meinen Körper immer so geliebt und war stolz auf meine schönen Brüste. Und nun ?? Voller Entsetzen starre ich auf die Narbe, die irgendwie jetzt immer faltiger wird und seit gestern auch bei jedem Schritt schmerzt. Vorher hatte ich kaum Schmerzen ...

Gut, dass ich meinen Sohn habe ... keine Ahnung, ob ich ohne ihn die Kraft hätte weiterzumachen.

Vor 5 Jahren habe ich meine geliebte Mutter ganz plötzlich durch eine Lungenembolie verloren ( sie starb in meinen Armen), ann vor 1 Jahr die Trennung und nun ... Brustkrebs !! Warum ???? Ich wollte doch nur wieder glücklich sein dürfen.

Momentan schaue ich schon nach Seiten und suche Kontakte zu Frauen, die ihre Rust haben wieder aufbauen lassen. Am liebsten würde ich mich sofort wieder unters Messer legen ... klar, hätte ich auch Angst vor einer neuerlichen OP, aber als Alternative käme dann wohl nur lebenslange Psychopharmaka in Frage - ich leide schon jetzt unter Depressionen wegen meiner verlorenen Brust.

Und .. das Thema Männer kann ich nun wenigstens komplett abhaken für die nächsten Jahre !! Welcher Mann will ´schon eine Frau mit einer Brust ?? Vielleicht trägt der Partner so ein Schicksal in der Ehe, aber eine neue Bekanntschaft wird immer reißaus nehmen. Na ja, wenn ich mich so anschaue, kann ich das sogar verstehen. Gibt ja genug gesunde Frauen mit 2 Brüsten ...

Ach ja, und meinen Gynäkologen habe ich dann auch noch gewechselt vor ein paar Tagen. Der sagte wortwörtlich zu mir oh Gott, ist das furchtbar... eine so junge Frau! Unten rum ist ja auch schon wichtig, aber wenn eine Frau ihre Brüste nicht mehr zeigen kann, ist das unfassbar. Dann wollte er von mir wissen, wie das gewesen ist, nach der OP aufzuwachen und nur noch eine Brust zu haben. Ich war ganz kurz sprachlos, bis ich sagte, dass ich aber doch auch eine Brustwiederherstellung machen könne. Das würde es doch geben, meinte ich etwas hiflos... Darauf er das müssen Sie sogar machen..

Mit letzter Kraft entgegnete ich: Ich MUSS gar nichts, wenn ich möchte, werde ich das machen lassen. Dann bin ich gegangen - die Praxis werde ich nie wieder betreten !!

Zuhause angekommen, klingelte dann das Telefon... meine Nachbarin war dran, eine sehr geschwätzige und neugierige Frau.

Was sie wollte ?? Ihre erste Frage war Besteht noch Hoffnung oder hast Du schon Metastasen? Dann ergoss sich über mich ein Redeschwall über ihre diversen Familienmitglieder, die alle unter Krebs gelitten hatten und meine Tante ist vor ein paar Jahren an Brustkrebs gestorben. Gott, hat die gelitten..

Das Telefonat habe ich nach 5 Minuten beendet !!

So, ich bitte um Entschuldigung für mein wirres Durcheinander hier ... es ist viel zu lang geworden. Aber wenn man niemandem zum Reden hat, tja ..tut mir leid! Mein Sohn schläft und morgen wollte ich ihm schonend erklären, warum ich in nächster Zukunft vielleicht nicht immer ganz so fit sein werde. Aber ich werde ihm sagen, dass ich auch wieder gesund werde !!Übrigens ... am Tag als ich meine Diagnose erhielt, bekam ich morgens ein Schreiben meiner KK, dass meine Mutter-Kind-Kur genehmigt wäre .. 3 Wochen Ostsee .. ich hatte mich so sehr gefreut, mal andere Alleinerziehende kennenzulernen.

Alles Liebe für Euch ... ihr seid hier eine wirklich tolle Gemeinschaft und einfach lieb!!
Zulesen, dass der Krebs bei vielen von Euch schon etliche Jahre Vergangenheit ist, hat mir etwas Mut gemacht ... vielleicht habe ich heute in 1 J. schon wieder eine 2. neue Brust? Ab wann man wohl daran denken darf ? Gleich nach der Chemotherapie ?? Ich soll wohl auch noch Herceptin-Tröpfe bekommen - ob ich die Behandlung auch noch abwarten müßte, ehe ich an eine Rekonstruktion denke ??

Fragen über Fragen .. ich bedanke mich schon jetzt herzlich für jede Antwort !!

Helfen Sie mit Ihrer Bewertung: Ja, dieses Thema ist hilfreich!

0
Bisherige Antworten
Avatar
Beitrag melden
10.12.2008, 09:39 Uhr
Antwort

Liebe Heike,
ich bin heute abend (es ist der 10.12.2008) auf Deinen verzweifelten Brief gestoßen. Und ich möchte Dir antworten.
Mich hat das gleiche Schicksal wie Dich im Sommer 2006 getroffen. Alles was Du so schreibst kann ich also voll nachempfinden. Ich bin nämlich auch brustamputiert. Und ich plage mich seit 2 1/2 Jahren mit schlecht sitzenden, zwickenden BHs und Brustprothesen rum. Ich habe den einzigen Vorteil, daß ich schon 67 Jahre bin. Aber ich war an meine Brust gewöhnt, ich habe nicht gewußt, wie lieb ich sie in den vielen Jahren gewonnen hatte. Und nun ist sie einfach weg! Ich habe nach einem halben Jahr gemerkt (obwohl ich einen wunderbaren Mann habe), daß ich so mit meinem Leben nicht klarkomme. Ich habe mich das erste Mal in meinem Leben entschlossen in eine Reha zu gehen. Verunsichert, mit klassischer Musik bewaffnet bin ich in Baden-Baden angekommen. Schon ganz schnell durfte ich erfahren, daß ich mich als Mensch so wie ich bin, überhaupt nicht verändert hatte. Man sah mir mein Unglück nicht an, was mich erst einmal erstaunte. In den verschiedenen Therapien hatte ich dann einige Abstürze. Aber ich habe tapfer meine Brust getöpfert und sie dann in unserem Garten beerdigt. Heute weiß ich noch nicht einmal genau wo sie schlummert. Für mich war diese Kur sehr wichtig. In der Zwischenzeit habe ich gelernt mit meiner Behinderungen umzugehen. Die Narbe finde ich scheußlich aber sie gehören zu mir. Ich bin nach jeder Vorsorgeuntersuchung dankbar, glücklich, daß mein Onkologe so ein umsichtiger Arzt ist. Wegen der Hitzewallungen (ich nehme Tamokadin) bin ich z.Zt. bei einem Arzt der TCM (traditionelle chinesische Medizin) beherrscht. Auch für die doch angeschlagene Psyche nach so einer Diagnose ist die chinesische Medizin sehr zu empfehlen.
Vielleicht für Dich noch wichtig: Meine Schulfreundin, die im April diese Diagnose bekam, hat 6 Chemotherapien, 30 Bestrahlungen erhalten. Aber wichtig für Dich, sie verträgt das Herceptin wohl sehr gut.
Liebe Heike, es ist ja jetzt schon ein bißchen Zeit vergangen. Aber ich weiß aus eigener leidvoller Erfahrung, man ist nicht sicher vor dummen Gedanken. Laß sie einfach nicht groß werden. Ich wünsche Dir ganz, ganz viele guten und positiven Gedanken, viel Freude mit Deinem Kind, das von sich aus merken wird, wenn Mama nicht ganz so fit ist.
Vielleicht können meine Zeilen Dir ein ganz klein wenig helfen. Nichts fände ich schöner.
Ganz viele liebe Grüße und gute Wünsche, Ute.

Stellen Sie selbst eine Frage!

...an andere Nutzer der Lifeline-Community oder unsere Experten

Stichwortsuche in Fragen und Antworten

Durchstöbern Sie anhand der für Sie interessanten Begriffe aus Gesundheit und Medizin die Beiträge und Foren in der Lifeline-Community.

Übersicht: Expertenrat