
inadäquate Sinustachykardie
Kategorie: Herz-Kreislauf » Forum Allgemeine Herz- und Kreislaufbeschwerden

Antwort
deine Diagnose und die Beschwerden kenne ich nur zu gut, allerdings hieß bei mir die Diagnose letztendlich: permanente Sinusknoten-Reentry-Tachykardie. D.h. ich hatte auch nachts keine nicht-tachykarden Phasen mehr, sondern war non-stop bei 120-140 Schlägen/Minute. Mir ging's damit sehr schlecht. Da bei mir keine Medikamente wirkten, wurde letztendlich der Sinusknoten mehrfach per Katherablation moduliert und letztendlich komplett verödet. Daraufhin folgte ein Herzschrittmacher.
Sinustachykardien sind generell mit Antiarrhythmika nicht besonders gut zu behandeln. Meist wirken nur Betablocker oder Procoralan, oftmals auch nur in hoher Dosierung. Allerdings, wenn ich es richtig verstehe, hat deine EPU die Diagnose "ektope Vorhoftachykardie" ergeben. Dagegen hat sich Flecainid oder Propafenon bewährt.
Wurden bei dir während des letzten KH-Aufenthalts vier Medikamente getestet? Wie lange warst du denn im Krankenhaus? Ich frage nur, weil man normalerweise immer erst nach einigen Wochen wirklich sagen kann, dass ein Medikament nicht wirkt.
Einen Herzschrittmacher brauchst du erstmal nicht, denn ein Herzschrittmacher kann gegen solche Tachykardien überhaupt nichts anrichten; er ist nur zur Therapie von Bradykardien und Pausen indiziert. Den bräuchtest du nur, wenn man vorher deinen Sinusknoten komplett abladieren, also mit Hochfrequenzstrom veröden und funktionsunfähig machen würde. Aber so wie's mir scheint, ist noch gar nicht gesichert, dass der Sinusknoten wirklich dein Problem ist. Warum wurde den die ektope Vorhoftachykardie nicht abladiert?
An deiner Stelle würde ich es auch nochmal z.B. mit Bisoprolol versuchen. Oder aber, wenn's eine ektope Vorhoftachykardie ist, mit Flecainid. Dronedaron würde ich außen vor lassen, das ist ganz neu und wurde ausschließlich an Patienten mit Vorhofflimmern oder -Flattern getestet.
Darf ich fragen, wo deine EPU gemacht wurde?
Alles Gute,
Inga
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vielen Dank für deine Antwort.
Erst möchte ich mal deine Fragen beantworten.
Metoprolol habe ich 2 Jahre genommen und bei geringer körperl. Belastung trotzdem Puls von 120-160.
Procoralan habe ich nur 3 Monate genommen,jedesmal wenn es zum Pulsanstieg kam hatte ich das Gefühl dass jemand mein Herz in der Hand hält und zusammendrückt,Puls immernoch hoch.
Bei meinem letzten KH-Aufenthalt wurde Ivabradin und Dilitiazem getestet.
Auf Dilitiazem bekam ich eine schlimme Nesselsucht und Ivabradin hatte nach 1 Woche bei LZ- u. Belastungs-EKG auch keine Wirkung gezeigt.
Dann wurde ich mit Propafenon 1-0-1 (nach Monitorüberwachung 6Std.) entlassen.
Nach 3 Wochen wieder LZ-EKG hatte sich sogar verschlechtert...hatte jetzt Arrhytmien und SVES was ich noch nie hatte,Puls auch unverändert.
Gestern kam der Arztbrief mit dem Rat evtl. noch Bisoprolol u. Atenolol u. Dronedaron auszutesten.
Die EPU bekam ich in Landau/Pfalz gemacht,da lag ich jetzt auch im Oktober. Der Stations-Arzt war supernett und hat auch viel Gespräche mit mir geführt und hat mir gesagt wenn alle Med. nicht helfen, müsste ich,wie du beschreibst mir den Sinusknoten abladieren lassen und einen Herzschrittmacher bekommen.
Ach ja, die ektope Vorhoftachykardie konnte während EPU 2006 nicht mehr ausgelöst werden.
Da ich jetzt total hippig bin habe ich mir in Frankfurt Rot Kreuz Klinik und in Karlsruhe Herzklinik Termine geben lassen,damit ich auch mal eine 2. + 3. Meinung einhole. Ich bin gespannt wie ein Flitzebogen ;o).
Nochmals Danke für deine Antwort und deine Interesse
LG Mirjam
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Ivabradin ist Procoralan...
Eine zweite und notfalls auch eine dritte Meinung kann nicht schaden. Sinusknotenablationen werden nur sehr selten gemacht, da die Ergebnisse nicht besonders gut sind, daher solltest du auf jeden Fall in ein erfahrenes Zentrum gehen. Man würde auch sicher nicht gleich den Sinusknoten komplett abladieren, sondern erstmal versuchen ihn zu modulieren, d.h. ihn soweit zu veröden, dass er nicht mehr zu schnell, aber eben auch nicht zu langsam wird. Dafür braucht man aber sehr erfahrene Ärzte. Aber ganz ehrlich: So lange es irgendwie mit Medikamenten geht bzw. du noch nicht alle getestet hast, solltest du das probieren. Ich kenne einige Leute, die Sinusknotenablationen hatten und wir haben alle danach noch weitere Rhythmusstörungen bekommen, hatten weitere Ablationen, Schrittmacher-OPs, Medikamente. Mittlerweile kenne ich sogar zwei Patienten, die wie ich, auch eine obere Einflussstauung durch das Narbengewebe, das bei den Ablationen entstanden ist, entwickelt haben und deswegen am offenen Herzen operiert werden mussten. Also, das sollte wirklich der allerletzte Ausweg sein, wenn nichts mehr geht.
Ich drück' die Daumen für die Termine!
Viele Grüße
Inga
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war heute in Frankfurt und bin ziemlich verwirrt.
Der Arzt meinte das ich keine Sinustachykardie hätte,da ich einen Ruhepuls (im Liegen) von 80-90 Schlägen habe.Obwohl die Arzthelferin zu mir gesagt hat, dass sie so etwas noch nie gesehen habe (ich liege Puls = 80-90 ,ich setze mich auf Puls=120-130).
Beim Belastungs-EKG (Treppensteigen) hatte ich (nach ca.1Min.) einen Puls von max.187 und das liege noch in der Norm!!??
Ich soll jetzt 10Tage Multaq 400mg 1-0-1 nehmen dann EKG- u. Laborkontr. (Krea.) machen. Und soll anfangen unter Multaq Sport zu treiben.
Ach ja immer wenn die Tachykardien heftig sind ist mein Kaliumwert niedrig,das habe ich heute auch gesagt,die Antwort war das sei nicht relevant ???
Bis jetzt wurde ich immer eines anderen belehrt. Und im Beipackzettel von Multaq (bekam ich sofort 20Tbl. mit) steht,dass man bei niedrigem Kaliumspiegel kein Multaq nehmen soll. Also was tun...???... Am Montag Karlsruhe abwarten...
LG Mirjam
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zum Kalium- und Magnesiumhaushalt und Herz gibt es gerade einen interessanten Artikel der Deutschen Herzstiftung:
http://www.herzstiftung.de/Magnesiummangel-Kaliummangel.html?et_cid=9&et_lid=14535&et_sub=10-11
Also, zumindest sollte dein Kaliumspiegel bestimmt werden, bevor du mit der Einnahme von Multaq beginnst, wenn du in der Vergangenheit oft einen Kaliummangel hattest. Und dann ist es natürlich auch wichtig, dass ggf. dieser Mangel behandelt wird, denn vielleicht bessern sich die Rhythmusstörungen schon.
Ich verstehe auch nicht, warum du Multaq nehmen sollst. Das ist ein multi-channel-blocker, ähnlich wie Amiodaron, und den sollte man nur nehmen, wenn sonst nichts hilft und vor allem nicht einfach "blind" - bei dir weiß ja anscheinend niemand, was du nun für eine Rhythmusstörung hast (hattest du im Belastungs-EKG Sinusrhythmus?). Multaq ist überhaupt nicht zur Behandlung anderer Rhythmusstörungen getestet, es ist wirklich nur für Vorhofflimmern und Vorhofflattern zugelassen. Das jetzt einfach mal so zu geben, ohne zu wissen, worunter du leidest, halte ich für etwas gewagt.
Junge Menschen haben einen höheren Puls, vor allem unter Belastung, als ältere Menschen. Wenn dann noch Untrainiertheit hinzukommt, ist ein Puls von 180 beim Treppensteigen zwar, würde ich sagen, schon ein bisschen hoch, aber jetzt nicht super doll erhöht. Wichtig ist, dass er sich nach der Belastung relativ zügig wieder normalisiert.
Also, an deiner Stelle würde ich den Termin in Karlsruhe abwarten und dort auch nochmal gezielt den Kaliumspiegel ansprechen.
Toi, toi, toi!
Inga