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Vorkammerflimmern

Kategorie: Herz-Kreislauf » Forum Allgemeine Herz- und Kreislaufbeschwerden

03.05.2012 | 00:07 Uhr

Hallo. Ich habe seit einigen Jahren in unregelmässigen Abständen vorkammerflimmern und war zur Untersuchung und Abklärung dieser unangenehmen Verselbständigung meiner Herzaktivitäten beim Kardiologen, der mit versicherte, dass ich damit sehr alt werden könne, jedoch keinen Rat, ausser einem Einsatz eines Herzschrittmachers, um diesem Problem Herr zu werden. Habe jetzt etwas ganz seltsames festgestellt und würde mich interessieren ob es anderen Athletenherz Besitzern ebenso geht.

Nach grösseren Anstrengungen im Ruhepuls beginnt eben dieses Vorkammerflimmern. Man kann so nicht mehr richtig schlafen und ist sich nur am wälzen. Dann beginnt plötzlich die Blase mich auf Trab zu halten. Dies fast alle 30 Minuten mit einem recht ansehnlichen Ablass von Urin. Das ca 6 bis 10 Mal hintereinander.

Am Morgen bin ich dann total ausgetrocknet und fühle mich auch dementsprechend.

Nehme täglich das Cardio Aspirin um einem möglichen Mitschwemmsel vorzubeugen.

Dachte zuerst es habe etwas mit den Getränken die ich trinke zu tun. Leider keine Antwort gefunden.

Hat jemand Erfahrung oder eine Idee wie sich dieses Wasserlassen mit dem Vorkammerflimmern vereinbart?

Gruss

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03.05.2012, 07:36 Uhr
Antwort
Hallo Rolf,
erstmal zu deiner eigentlichen Frage: Harndrang ist bei vielen Tachykardien (Herzrasen) eine "Begleiterscheinung". Ich würde mal tippen, es liegt einfach daran, dass das Herz schneller als normal pumpt und damit der ganze Stoffwechsel beschleunigt wird. Habe das auch, ist nervig, kann man aber nichts gegen machen, außer das Grundproblem zu behandeln, also die Tachykardie.
Was mich stutzig gemacht hat ist, dass dein Kardiologe meinte, ein Schrittmacher könne bei Vorhofflimmern helfen. Sorry, aber das ist ziemlicher Quatsch. Der kann da gar nichts ausrichten, es sei denn du bist ein langsamerer Flimmerer, d.h. bei dir führt das Vorhofflimmern zu einem zu langsamen Puls. Aufgrund des Harndrangs, würde ich denken, der Puls ist eher zu schnell als zu langsam. Bei zu langsamem Puls hat man diesen Harndrang nicht. Herzschrittmacher können grundsätzlich nur etwas gegen langsame Rhythmusstörungen tun. Schnelle Rhythmusstörungen "überholen" den Schrittmacher einfach und inhibieren seine Funktion. Der würde also quasi nur zugucken.
Vorhofflimmern ist generell eine gutartige Rhythmusstörung, d.h. dein Kardiologe hat recht, wenn er sagt, du könntest damit alt werden. Problematisch sind evt. entstehende Blutgerinnsel, so dass meist das Blut verdünnt werden muss. Aber ein Medikament gegen die Rhythmusstörung ansich, braucht's nicht unbedingt. Je nachdem, wie häufig und wie lang du das Flimmern hast, reicht allerdings keine Aspirin. Und wenn dir das Flimmern Beschwerden bereitet, dann kann man es eben auch medikamentös therapieren. Das gibt's viele Möglichkeiten, angefangen bei einem Betablocker. Es gibt auch die Möglichkeit, die Medikation nur dann zu nehmen, wenn du einen Anfall von Flimmern hast ("pill in the pocket"). Das ist gerade für Patienten, die nur alle paar Wochen oder so einen Anfall haben, eine gute Behandlungsmöglichkeit.
Such' dir einen Kardiologen, der auf Rhythmusstörungen spezialisiert ist. Mir scheint, dein Kardiologe ist da nicht der richtige Ansprechpartner. Eine Liste von Ärzten, die im "Kompetenznetz Vorhofflimmern" Partner sind, findest du unter:
http://kompetenznetz-vorhofflimmern.de/patienten/klinikenundpraxen/index.php
Alles Gute!
Inga
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03.05.2012, 16:05 Uhr
Antwort
Hallo Rolf,
1) Ist der wirklich Kardiologe? Schrittmacher gegen VHF, unglaublich bis faszinierend, die Facharztprüfungen werden wohl auch immer einfacher :-)
2) Ich habe sehr intensiv Triathlon betrieben ( ca. 16h/Woche trainiert ) und habe ähnliche Beobachtungen machen können. Immer nach längerer Belastung im Anschluss in Ruhe kam dann das VHF. Ich habe neulich per Zufall einen Bericht über VHF im Leistungssport gesehen, da die meisten jungen Menschen mit VHF aus diesem Bereich kommen. Prof. Halle aus München beschäftigt sich wissenschaftlich mit dieser Thematik. Postuliert wird wohl, dass bei längerer Anstrengung es zu einer Ummodellierung von Muskelzellen in Fettzellen kommen kann, was VHF begünstigt.
Somit Fazit: Treibe Sport oder bleib gesund :-)
Liebe Grüße
Thomas
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03.05.2012, 17:34 Uhr
Antwort
Hi,
darf ich noch ein wenig Klugsch...en?
Der Harndrang kommt durch die vermehrte Ausschüttung von Atrialem natriuretische Peptid (ANP). Einer Substanz welche im Vorhof gebildet wird und bei Überdehnung und auch bei Tachycardien gebildet bzw. ausgeschieden wird, sozusagen das körpereigene Diuretikum (Harntreibende Medikament) um dem Bluthochdruck (Druck im Vorhof) zu begegnen. Ich kenne das auch beim Vorhofflimmern, man meint aus zu laufen.....
Der Rest ist gesagt
Martin
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03.05.2012, 19:46 Uhr
Kommentar
Bericht:
Ergebnisse einer über 30 Jahre andauernden Studie zeigen, dass Marathon-Skilangläufer, aber auch andere Ausdauersportler ein ungewöhnlich hohes Risiko für Vorhofflimmern aufweisen. Die Häufigkeit (" Prävalenz") von Vorhofflimmern, der häufigsten Herzrhythmusstörung, betrug bei den regelmäßig untersuchten Athleten 12,8 Prozent. Zum Vergleich: in der Allgemeinbevölkerung sind nur 0,5 Prozent davon betroffen, erst ab 75 Jahren steigt die Rate auf ca.15 Prozent an.
"Eine so hohe Rate an Vorhofflimmern war bislang noch nie bei Athleten oder normalen Personen im Alter unter 75 Jahren gezeigt worden", kommentiert Dr. Jostein Grimsmo von der Feiring Herz Klinik in Norwegen, der Studienleiter der Birkebeiner Studie. "Obwohl kein sicherer Hinweis darauf gefunden wurde, welche Athleten eher zu Rhythmusstörungen neigen könnten, sollte man darauf hinweisen, dass anhaltendes Ausdauertraining über viele Jahre für das Herz nicht unbedingt förderlich sein muss."
Die Studie wurde an Skilangläufern durchgeführt, die regelmäßig am Birkebeiner querfeldein Ski Marathon teilnahmen, und wirdim European Journal of Cardiovascular Prevention and Rehabilitation, einem Journal der European Society of Cardiology (ESC), veröffentlicht. Das Birkebeiner Rennen geht von Rena nach Lillehammer, die Teilnehmer tragen ein Rucksackgewicht von wenigstens 3,5 kg. Gemessen wurden die Herzgrößen mit Ultraschall sowie das EKG in Ruhe und unter Belastung.
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03.05.2012, 19:46 Uhr
Kommentar
Die Analyse der Daten zeigt, dass 13 der 78 Athleten (16,7 Prozent) Vorhofflimmern zu wenigstens einem Zeitpunkt innerhalb der 28-30 jährigen Beobachtungszeit erlitten hatten. Die mittlere Prävalenz betrug 12,8 Prozent ohne sonstige erkennbare Herzerkrankung. Das mittlere Alter bei Auftreten von Vorhofflimmern lag bei 58 Jahren.
Die Untersuchungen fanden 1976, 1981 und 2004 bis 2006 statt, zum letzten Zeitpunkt standen von den ursprünglich 150 Studienteilnehmern nur noch 78 für Untersuchungen und Befragungen zur Verfügung, die meisten waren verstorben.
Prädiktoren für das Auftreten von Vorhofflimmern in dem Studienkollektiv waren langsame Herzfrequenz in Ruhe und ein vergrößerter linker Vorhof. In manchen Studien werden bei 20 Prozent der jungen Wettkampfathleten vergrößerte linke Vorhöfe beschrieben, bemerkte Prof. Rainer Hambrecht von der Bremer Herzklinik, der große Erfahrung mit Bewegungstraining auch bei Herzkranken hat.
Beide Befunde sind auch sonst häufig beschriebene Charakteristika bei Ausdauersportlern. Die Vergrößerung des linken Vorhofs bei ansonsten herzgesunden Personen stellt eine Anpassung an das Ausdauertraining dar und ist offenbar zusammen mit der trainingsbedingten langsamen Herzfrequenz in Ruhe ein Risikofaktor für das Auftreten von Vorhofflimmern bei Marathon Skilangläufern.
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03.05.2012, 19:47 Uhr
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http://www.zeitschrift-sportmedizin.de/fileadmin/externe_websites/ext.dzsm/content/archiv2010/heft03/editorial_0310.pdf
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03.05.2012, 23:27 Uhr
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Danke, Thomas, das war auch für uns andere VHF Leute interessant ! Gruß Sigrid
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04.05.2012, 10:26 Uhr
Kommentar
Lieber Thomas,
ziehst Du daraus die Konsequenz, keinen Ausdauersport mehr zu machen?
Ich habe an mir selbst festgestellt, dass ich mit meinem heutigen sehr langsamem Walking (fast würde ich sage, es ist nur ein "konsequentes Spazierengehen", also Spaziergang ohne Pausen und auch ohne Schlendern; Tempo ca. 4 km/h; fast täglich, aber nur 20-30 Minuten) mich bedeutend besser fühle als vor 5, 6 Jahren. Damals habe ich zügiges Walking gemacht (Tempo 7-8 km/h; wöchentlich 5mal 2 Stunden), fast schon Jogging, mehrere Jahre lang (von ca. 1999-2005 oder 2006). Ich habe das dann aufgegeben, weil ich mich zum einen dabei nicht mehr wohl fühlte, und zum anderen mein damaliger Kardiologe meinte, meine Herzinsuffizienz lasse das nicht mehr zu, und ich solle runterfahren, es würde keinen Nutzen mehr haben, es könne sogar das Gegenteil eintreten.
Lieben Gruss und danke für die sehr interessanten Berichte.
Peter
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04.05.2012, 11:52 Uhr
Kommentar
Lieber Peter,
jaein! Ich persönlich mache immer wieder mal eine Leistungsdiagnostik bei Prof. Halle in München, der sich ja wie gesagt mit dieser Thematik beschäftigt. Mir wurde schon deutlich nahe gelegt, nicht mehr so intensiv zu trainieren, da ich ja wohl ganz offensichtlich eine solch beschriebene Veranlagung habe.
Zu beachten ist hier ja meiner Meinung nach auch, dass eher von sehr intensiven Ausdauertraining die Rede ist, also von ca. 5-6/Woche Trainingseinheiten für >2h und das auch immer über der jeweiligen, persönlichen Grundlagenausdauer GA1, ja evtl. sogar über GA2.
Ich hatte zu Begin meiner VHF-Geschichte einen verdickten Herzmuskel und einen Ruhepuls von teilweise unter 40/Minute. Also quasi schon die beschriebenen Trigger. Auch spielt das autonome Nervensystem wohl eine ganz zentrale Rolle. Ich war bzw. bin auch heute noch nach intensiven Trainingseinheiten sehr lange extrem "hibbelig".
Von daher mach ich es eher wie du: jeden Tag so 30Minuten, im Sommer "juckts" mich dann auch schon mal mehr und ich steige für 3-4h aufs Rennrad, aber auch da fahre ich deutlich unter meinem GA2.
Hier eine richtige Balance zu finden, wird für mich wohl bis an mein Lebensende ein Kraftakt bleiben, da ich persönlich meine höchste Zufriedenheit durch den Sport erfahre. Aber das Leben ist halt kein Ponyhof.
Liebe Grüße
Thomas
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04.05.2012, 13:58 Uhr
Kommentar
Lieber Thomas,
nochmal danke für Deine Ergänzungen. "Gottseidank" (?) bin ich ein Mensch, der zwar Bewegung braucht, aber nicht im Sinne von Sport. Ich gehe wahnsinnig gerne spazieren, auch manchmal recht stramm, aber darauf mag ich nicht (und muss ich auch nicht!) verzichten. Wenn ich so sportbegeistert wäre, wie ich Dich ja immer hier im Forum erfahren habe, fiele mir das sicherlich viel schwerer.
Was ich aber aus der ganze Sache lerne, ist, dass man einfach nicht generell sagen kann, dass Sport für jeden Herzkranken oder Menschen mit Herzstörungen "gut" sei! So habe ich das noch in der Reha gelernt, das ich allerdings nun 15 Jahre her. Damals war dort ein recht junger Mann, der mit knapp 40 einen Infarkt erlitten hatte, obwohl er schlank und anscheinend auch sportlich war (allerdings Kettenraucher und Jobstresser (er war Banker)). Dem wurde empfohlen, intensiv Sport zu machen, obwohl sein Puls oft ausser Kontrolle war. Angeblich "legt sich das mit dem Training". Ich weiss nicht, was aus ihm geworden ist... Sport ist füt Herzgesunde sicherlich das richtige Mittel, um herzgesund zu bleiben. Aber bei Menschen mit Herzkrankheiten und -störungen sollte man doch etwas differenzierter sein als es viele Ärzte noch sind...
Lieben Gruss
Peter
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