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Todesangst vor Herzkatheteruntersuchung

Kategorie: Herz-Kreislauf » Forum Allgemeine Herz- und Kreislaufbeschwerden

20.10.2009 | 11:27 Uhr

Hallo!

Ich hatte bereits eine Herzkatheteruntersuchung mit Stentimplantation etc. Anfang des Jahre bei der es zu Kammerflimmern, Herz-Kreislaufstillstand kam. Ich wurde zweimal Defibrilliert, bevor ich wieder unter den Lebenden war. (Ich habe davon auch mal kurz berichtet hier).

Leider ist es nun so, dass ich öfter Schmerzen im Brustbereich hatte/habe, die ich nicht deuten kann.

Aufgrund dessen war ich bereits mehrfach in der Notaufnahme und im Krankenhaus. Ich befinde mich auch schon in Therapie (Psychotherap.) um etwas gegen die allgemeine Angst vor Herzstillstand etc. zu tun.

Ich habe beim Belastungs-EKG auch immer Abweichungen mit steigender Belastung.

Bei der letzten Untersuchung (Myokard-Zinti) wurde leider festgestellt, dass meine Herzspitze und der Bereich drumrum unter Belastung nicht durchblutet wird (auch unter Nichtbelastung ist eine kleine Störung sichtbar).

Mein kardiologe meint dies käme durch eine Narbe (beim Katheter ist wohl etwas abgestorben). Um aber 100% sicher zu sein ob de Stent (DES STent) nicht zuwächst komme ich um einen katheter nicht herum. Wegen meinem Erlebnis habe ich Höllenangst davor. Leider gibt es wohl keien nicht-invasiven Methoden (Calc-Scoring scheidet aus, da man damit nicht in den Stent schauen kann). Eine narkose ist auch nicht machbar - nur eine Beruhigungsspritze - diese hat allerdings bei der ersten Untersuchung schon nicht gewirkt bei mir...

Was kann ich gegen die Angst machen? In Bahandlung bin ich wie gesagt, aber der Katheter ist in Kürze angezeigt! Gibt es noch andere nicht-invasive Methoden bzw. Betäubungsmöglichkeiten?

Danke für Euren Rat

Micha

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20.10.2009, 14:24 Uhr
Antwort
Hallo, Micha,
dass Du nun eine Höllenangst hast, kann ich sehr verstehen. Wurde denn gesagt, warum es zu diesem Kammerflimmern kam? War der Herzkatheter die Ursache (was ja sehr selten ist) oder war Dein krankes Herz die Ursache? Das sind ja zwei unterschiedliche Dinge. Wenn der Katheter die Ursache war, muss da was schief gelaufen sein. Wenn das Herz die Ursache war, kannst Du ja eigentlich froh sein, dass das auf dem Tisch in der Klinik passiert und nicht etwa zuhause. Das klingt sehr "brutal", aber so hat es mein Kardiologe mir auch mal gesagt, ich hatte bei einem meiner Katheter auch gravierende Probleme, die eindeutig vom Zustand meines Herzens herrührten. Wäre das zuhause passiert, sässe ich jetzt nicht hier.
Ich denke, dass man bei Dir keine CT/ MRT macht, sondern gleich einen Katheter, liegt daran, dass man befürchtet, dass ein Stent gesetzt oder eine Dilatation gemacht werden muss, und dann müsste man sowieso eine Katheterisierung machen. Das ist ja das Heikle am CT/MRT: WENN man dann etwas findet, muss trotzdem ein Katheter gelegt werden, und das ist dann insgesamt doppelt belastend und doppelt so teuer. Eine CT/MRT ist NUR DANN eine Alternative und eine Erleichterung für den Patienten, wenn man NICHTS findet, und wenn alles in Ordnung ist. Wenn aber eine gravierendere Engstelle da ist oder der Stent sich gravierend verengt hat (was bei Dir angesichts der Szinti zu befürchten ist), muss trotzdem katheterisiert werden.
Allerdings kann ich mir nicht ernsthaft vorstellen, dass es für Dich kein Beruhigungsmittel geben soll, das Dich sediert. Weisst Du, welches damals gespritzt wurde? Ich denke, wenn ein Diazepam gespritzt wird, dürfte Dich das schnell und sicher sedieren. Frag bitte vorher in der Klinik nach, und weise sie auch darauf hin, dass das Mittel, das das letzte Mal gespritzt wurde, nicht ausreichend gewirkt hat.
Wie mit der Angst umgehen? Ich weiss es nicht, Micha. Du bist ja in Therapie, und das einzige, was denkbar wäre: Deinen Therapeuten fragen, ob er Dir ein leichtes Beruhigungsmittel verschreiben kann, das Du die Tage vor dem Eingriff einnimmst. Wenn Dein Therapeut Psychologe und kein Arzt ist, bitte ihn, Dir einen Psychiater zu empfehlen, mit dem er zusammenarbeitet, damit der Psychiater Dir das Beruhigungsmittel verschreibt.
In dieser Situation, angesichts Deiner Erfahrungen, hätte jeder Angst, Micha. Hast Du Menschen, mit denen Du reden kannst, denen Du Deine Angst mitteilen kannst? Das wäre wichtig und vielleicht auch ein kleines bisschen hilfreich.
Alles Gute!
Peter
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20.10.2009, 14:43 Uhr
Kommentar

Hallo Peter und wieder einmal vielen Dank für Deine Antwort!

Das Kammerflimmern passierte laut damaligem Bericht bei "Inkubation der RCA". Mein Kardiologe sagte gestern diesbezüglich zu mir dass da wohl an einer ungünstigen Stelle Kontrastmittel gespritzt wurde was das Herz "irritiert" hat, so dass es aus dem Gleichgewicht kam (wenn ich das richtig verstanden habe und wiedergebe).

Dass man Kathetern muss um sicher zu gehen weil die Nicht-Invasisiven Methoden in meinem Fall unsinnig wären, hab ich schon begriffen. Nur habe ich aus besagten Gründen keine Lust drauf.

Ich hatte im Rahmen der Voruntersuchungen, aufgrund dessen dann später die Zinti gemacht wurde, auch eine Magenspiegelung letzte Woche. Und das Beruhigungsmittel dort hat 1A funktioniert. Ich habe NICHTS mitbekommen (erinnere mich zumindest an nichts mehr), was man wie gesagt von der Spritze beim Katheter nicht behaupten kann. Da wurde ich minimal dumpfer im Kopf, habe aber alles zu 100% mitbekommen. Die Untersuchung fand in einem anderen Krankenhaus statt. Vielleicht kann ich da was in Erfahrung bringen.

Mein Therapeut hat den nächsten Termin mit mir wieder Anfang Oktober. Wir hatten bisher nur Vorgespräche. Du weißt ja selber wie das Terminmäßig dort aussieht. Ich glaube nicht, dass der mir auf die schnelle helfen kann.

ich habe Leute zum reden. Meine Frau zum Beispiel. Aber die war selber damals mit den Nerven am Ende als das passiert ist und sagt im Prinzip nix anderes als mein kardiologe und alle anderen auch: Sie versteht meine Angst, aber ich MUSS da eben durch...

Ich weiß auch, dass es das Beste ist zu kathetern, da ich im günstigsten Fall endlich "Ruhe" finde, weil ich weiß, dass alles OK ist, und im ungünstigsten Fall eine Behandlung der "Verengung" erhalte. Mein kardiologe meinte allerdings, dass bei einer Stent-Restenose ein Bypass fällig wäre (ich habe einen DES = Drug Eluted Stent also Medikamentenbeschichtet, und wenn der zugeht hat weitere PTCA wohl keinen Sinn.)

Im Kopf ist mir das alles klar. Aber ich weiß nicht wie ich das durchstehen soll - ich habe Angst das Gleiche durchzumachen, bzw. nicht mehr aufzuwachen.

Danke nochmal für Deine Mühe!

Grüße

Micha

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20.10.2009, 16:58 Uhr
Kommentar
Hallo, Micha,
es kann durchaus sein, dass man auch einen beschichteten Stent noch mal öffnet, wobei es aber eine Frage ist, wie peinlich genau der Patient seine Medikamente eingenommen hat. Oft reichen da schon kleine Unregelmässigkeiten in der Einnahme der blutverdünnenden Mittel, um den Prozess des Verschlusses in Gang zu bringen. Das erste Jahr ist bei Stents sowieso heikel, bei den beschichteten ganz besonders. Und bei einigen wenigen Patienten gehen Stents immer wieder zu, so dass dann letztendlich doch bypass-operiert werden muss.
Ich kenne diese Angst sehr gut. 3 Monate nach dem etwas heiklen Katheter wurde bei mir eine Ballondilatation durchgeführt, und zwar an einer Stelle, bei der die Aorta einreissen kann, was eine sofortige Bypass-OP erforderlich gemacht hätte, sofern ich das überhaupt überleben würde. Als ich am Abend vorher an Brust und Beinen rasiert worden bin, weil man, sofern die Dilatation schief ginge, sofort bypass-operiert hätte, da wurde mir wirklich ganz und gar anders. Die darauf folgende Nacht war wirklich grauenhaft! Aber ich habe diese Angst zugelassen, ich habe sie durchlebt, ja, ich bin durch sie hindurch gegangen, und als morgens um 5 Uhr die Nachtschwester kam, um mir eine Beruhigungspille zu geben, war ich die Ruhe selbst. Gegen 6 Uhr kam meine Frau, und sie konnte es gar nicht fassen, wie ruhig ich war. Ich habe alle Angst, die in mir war, in diesen ca. 8 Stunden zugelassen und durchlebt, so dass vor und während des Eingriffs nichts mehr da war an Angst. Auch die Dilatation selbst habe ich sehr ruhig überstanden, nur als alles vorbei war (und ich ohne Bypass-OP die Prozedur durchstanden hatte), da habe ich vor Erleichterung geweint.
Alles Liebe, ich wünsche Dir Angstfreiheit und Gelassenheit.
Peter
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21.10.2009, 09:06 Uhr
Antwort
Hallo Micha,
also, natürlich macht man für solch eine Untersuchung keine Vollnarkose, aber zwischen Wachbleiben und Vollnarkose gibt es noch jede Menge Möglichkeiten.
Eine wäre z.B. "Dormicum":
Dieses Medikament macht eine sog. retrograde Amnesie, d.h. eigentlich bist du wach, aber du kannst dich hinterher an rein gar nichts mehr erinnern; für dich ist es als hättest du während der Untersuchung geschlafen. Man kann das auch schon vor der Untersuchung als Tablette geben. Hatte ich schon mehrfach und beim letzten Mal (Schrittmacher-OP) hatte ich sozusagen einen "Filmriss", der noch in meinem Zimmer begann, d.h. ich kann mich nicht an die OP-Vorbereitungen usw. erinnern.
Zweite Möglichkeit:
"Propofol". Davon schläft man tatsächlich, muss aber nicht beatmet werden. Sobald es abgesetzt wird, ist man wieder hellwach.
Ich habe während meiner bis zu 10 Stunden dauernden Elektrophysiologischen Untersuchungen mit Katheterablation (vom Ding her wie eine Herzkatheteruntersuchung) immer eine Kombination aus Dormicum, Propofol und ich glaube Fentanyl ( Schmerzmittel) bekommen und damit wunderbar durchgeschlafen. Das ist in der Klinik in Hamburg, wo ich in Behandlung bin, der Standard bei EPUs/Ablationen. Bei normalen Herzkatheteruntersuchungen kann man dort Valium bekommen, wurde mir jedenfalls mal angeboten. Aber ich brauchte das nicht.
Alles Gute für Dich!
Inga
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21.10.2009, 09:37 Uhr
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Hallo, Inga,
ich wollte den Namen nicht nennen, aber da Du es jetzt getan hast: Ja, genau, Valium hat immer geholfen, notfalls bis zu 10 mg, das sediert JEDEN... ;-)
Lieben Gruss!
Peter
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21.10.2009, 11:28 Uhr
Kommentar
Hey Peter,
ich glaube diesen Namen verbinden viele immer mit Ruhigstellen im Bereich der Psychiatrie; hat einen komischen Beigeschmack. Ich hab alle Präparate jetzt nur genannt, weil es manchmal hilft, wenn der Patient (also du, Micha) gezielt nachfragen oder auch berichten kann, dass er/sie von anderen weiß, denen es in einer ähnlichen Situation geholfen hat. War neulich auf der Herbsttagung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie und dort ist mir, einmal wieder, klar geworden, dass man als Patient vieles einfach ganz direkt einfordern muss.
LG
Inga
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26.02.2010, 10:24 Uhr
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Hallo!

Der Beitrag ist ja nun schon was älter, aber damals habe ich nicht mehr dran gedacht zu antworten. Dennoch möchte ich eine kurze Rückmeldung geben:

Der Tag war für mich die Hölle - keine Frage. Ich wollte morgens nicht losfahren und kam mir vor wie ein Mann der zur Hinrichtung geführt wird. Der Eingriff selber war OK. Diesmal ist nichts schiefgegangen und ich stand "unter Drogen". Ich hab zwar alles mitbekommen, war aber wie besoffen. Welches Mittel es letztendlich war weiß ich nicht, aber es war OK (auch wenn die Schwester einmal nachspritzen musste).

Das schönste jedoch war: Es wurden keine neuen Stenosen etc. entdeckt - und der Stent war auch (noch) offen. Meine Erleichterung danach war unbeschreiblich. Auch die ständigen Herzschmerzen und Panikattacken sind seither so gut wie verschwunden. Ich war nicht ein einziges Mal mehr in der Notaufnahme (vorher in schlechten Zeiten 1-2 mal im Monat) Es spielt eben doch oft auch die Psyche mit.

Mittlerweile habe ich wieder ein paar Beschwerden mehr, weshalb ich mich auch hier rumtreibe. Wenn es dem Esel gut geht...
Jedenfalls nochmal DANKE an alle für Eure Anteilnahme!

Euch alles Gute

Michael

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