
Thrombus im linken Herzohr
Kategorie: Herz-Kreislauf » Forum Allgemeine Herz- und Kreislaufbeschwerden
ich bin neu hier im Forum und habe folgendes Problem: Nach einer TIA (15 min Doppelbildsehen) wurde im November 2011 ein 1,3 x 0,9 cm großer Thrombus im linken Herzohr diagnostiziert, der sich seither kaum verändert hat (lt. letzter Untersuchung am 22.5.12). Wahrscheinlich hat ein Stückchen davon die TIA ausgelöst. Die TIA ist so etwas wie ein leichter, vorübergehender Schlaganfall, verniedlichend "Schlägle" genannt. Es wurde in mehreren Langzeit-EKG aber kein Vorhofflimmern oder eine Rhythmusstörung festgestellt.
Ich nehme nun Phenprocoumon (Marcumar) und soll mit dem INR-Selbstmanagement (Inratio2) einen Wert von 3...3,5 einhalten, was wohl ziemlich hoch ist, zumal sich immer mal Ausreißer nach oben ereignen können (> 4).
Ich habe inzwischen viel über Antikoagulation und Schlaganfallprophylaxe gelernt, aber wie man einen vorhandenen Thrombus im Herzohr los wird, kann mir keiner so recht sagen. Das Teil könnte sich ja jederzeit in Bewegung setzen, mit verheerenden Folgen. Das Phenprocoumon kann nur die Vergrößerung des alten Thrombus oder die Bildung eines neuen vermeiden. Eine operative Entfernung bzw. Lyse (Auflösung) ist auch nicht möglich.
So sitze ich denn auf einer Zeitbombe und traue mich nicht, zu verreisen, denn auch ein INR-Wert über 3 wird die Folgen eines jederzeit möglichen Schlaganfalles nicht mildern.
So bleiben wohl nur die natürlichen Lyse-Mechanismen.
Gegen das Marcumar habe ich mich zu Anfang gewehrt, wollte gerne Rivaroxaban, aber mein Risikoprofil ist wohl nicht dafür geeignet. Über die Behandlung von Patienten mit Herzohrthromben mit den neuen Antikoagulantien liegen wohl noch zuwenig Erfahrungen vor. Jedenfalls weigert sich der Hämatologe beharrlich, mir Rivaroxaban zu verschreiben. Mein CHADS-Score ist 4, (Diabetes II, Hochdruck, >65, TIA).

Antwort
Also, bei mir haben sich Thromben in Venen wieder aufgelöst unter Marcumar. Habe noch nie gehört, dass das bei einem Thrombus im Herzen nicht möglich ist, aber so genau kenne ich mich damit nicht aus.
Ansonsten gibt's jetzt auch die Möglichkeit, ein Schirmchen vor das linke Herzohr zu setzen, so dass der Thrombus nicht in die Blutbahn gelangen kann. Das Ding heißt "Watchman Device". Artikel dazu findest du z.B. unter:
http://www.rhoen-klinikum-ag.com/rka/cms/hzl_2/deu/download/PDF_Patienten-Info_Verschluss_des_linken_Vorhofohres.pdf
Oder auch:
http://www.medizin.uni-tuebingen.de/kardiologie/aktuelle/pdf/Vorhofohrverschluss%20zur%20Schlaganfallprophylaxe.pdf
Viele Grüße
Inga
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danke für Deine Nachricht. Das mit dem Schirmchen ist mir bekannt, man setzt es aber nur vorbeugend ein, falls sich ein Thrombus bilden sollte. Dann bleibt er eingeschlossen. Bei einem vorhandenen funktioniert das nicht, er behindert das Einsetzen, und es besteht die Gefahr, dass er sich dabei ablöst.
Viele Grüße
Hajo
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les dir mal folgende Kasuistik durch und überlege dir, ob dies nicht auch für dich in Frage käme.
Liebe Grüße
Thomas
http://www.madeasy.de/4/kasu.htm
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vielen Dank für Deinen Tipp. Der geschilderte Fall ist leider nicht direkt vergleichbar. Mein Thrombus hockt, wie beschrieben, "wandständig" im linken Herzohr, einer Aussackung des Vorhofes, die vom Blut manchmal schlecht durchströmt wird (bei Vorhofflimmern). Löst er sich, dann gute Nacht. Am 22.5. hatte ich wieder eine TEE, der Befund war leider unverändert. Ein erneutes Langzeit-EKG zeigte aber wieder nicht die geringsten Anzeichen von Vorhofflimmern oder Herzrhythmusstörungen. Nun soll ein Kardio-MRT gemacht werden, um evtl. andere Ursachen (z.B. Musculus pectinatus) abzugrenzen. Am 20.7. weiß ich mehr.
Bis dahin, viele Grüße
Hans-Joachim
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Die Autoren betonen, dass es weltweit der erste dokumentierte Fall ist, in dem ein Thrombus im linken Herzohr unter der Behandlung mit Pradaxa verschwunden ist.
Meine Ärzte haben mir bislang unter Hinweis auf fehlende Erkenntnisse das von Anfang an gewünschte Pradaxa verweigert. Stattdessen nehme ich Marcoumar, aber die genaue Einstellung des gewünschten INR von 3...3,5 ist praktisch unmöglich, auch mit dem Selbstmanagement. Neulich war ich auf 5,6, ohne mein Zutun.
Nun werde ich meine Ärzte beknieen, mir Pradaxa zu verordnen. Wahrscheinlich verweisen sie auf fehlende Studien, aber für die verbleibt mir keine Zeit. Das teure INR-Meßgerät kann die Kasse gerne wiederhaben. Die Aussicht, das Damoklesschwert zeitnah loszuwerden, ist zu verlockend. Hier der Link:
http://www.springerlink.com/content/v73812v8881n0673/?MUD=MP
Die Info ging an den Hausarzt, den Kardiologen und den Hämatologen.
Mal sehen, was die am Montag sagen.
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Das Kardio-MRT ergab vorige Woche, dass das Herzohr nun völlig frei ist. Jetzt fiel mir auch noch der große Stein vom Herzen :)
Die Frage bleibt offen, ob bei der TEE falsch positive Ergebnisse herausgekommen sind oder ob sich der Thrombus unter Marcumar, INR-Wert auf 3...3,5 eingestellt, aufgelöst hat. Die Sache mit dem Dabigatran (Pradaxa) ist erstmal vom Tisch. Das Marcumar werde ich nun hoffentlich schleichend los. Abrupt absetzen ist ja saugefährlich. Nächste Woche (ab 30.7.) werde ich Näheres erfahren.