
Herzschwäche
Kategorie: Herz-Kreislauf » Forum Allgemeine Herz- und Kreislaufbeschwerden
bei meinem Mann wurde im Mai diesen Jahres Herzschwäche festgestellt. In der Zwischenzeit hat man so einiges vesucht. Reha, viel Ruhe, mäßiges Training. Außerdem hat er Herzrasen. Eine EPU schlug fehl. Danach wurde noch ein Virus festgestellt. Gegen diesen konnte man auch nichts tun. Jetzt ist seine Herzleistung auf 50 Prozent gesunken und man rät ihm dringend zu einem Defibrillator. Meine Frage ist, kann man Herzleistung steigern. Sport hat er in letzter Zeit keinen mehr gemacht. Können kurze Spaziergänge evtl helfen?

Antwort
Da ist jetzt erst einmal eine Verständnisfrage: Was wird hier unter"Herzleistung" verstanden? Ist das der sogenannte "EF-Wert" ("Ejektionsfraktion")? Wenn der mit den 50% gemeint wird, ist das noch lange kein Grund für einen Defibrillator, denn 55-65% sind Normwerte, 50% wäre also etwas unter Norm. Aber ich weiss eben nicht genau, was Du und die Ärzte unter "Herzleistung auf 50%" verstehen. Wenn die Ärzte aber einen Defi empfohlen haben, solltet Ihr das gründlich überlegen. Hat Dein Mann grosse Angst vor so einem Gerät? Es hilft, Leben zu retten...
Generell ist eine klinisch relevante Herzschwäche nicht wirklich heilbar im Sinne von "alles ist wieder okay". Man kann aber den Status halten und auch leicht verbessern, d.h. dafür Sorge tragen, dass sich das nicht verschlimmert.
Dafür ist es wichtig, die Balance zwischen notwendiger und gefährlicher Belastung zu finden. Ich selbst habe eine Herzschwäche/Herzinsuffizienz Grad II/III aufgrund zweier Herzinfarkte. Ich gehe regelmässig spazieren, und bemühe mich, so stressarm wie möglich zu leben. Gewisse Dinge kann ich nicht mehr machen, andere wiederum reduziere ich oder mache sie nicht mehr so intensiv wie früher.
Ich habe damals auch mit ganz kurzen Spaziergängen begonnen, die ersten waren gerade mal 50 oder 100 Meter, danach war ich völlig erschöpft und fertig. Mittlerweile gehe ich nahezu problemlos 2 bis 3 km am Stück, an guten Tagen auch mal 4 oder 5 km. Daran war in den ersten beiden Jahren nach Diagnosestellung nicht zu denken, ich habe das sehr langsam gesteigert. Und selbst kleine Steigungen bekomme ich mittlerweile hin, ohne dass ich nach Luft ringen muss. Allerdings würde ich nicht zu Fuss in den dritten Stock gehen, eben, weil mein Herz auf kurzzeitige STARKE Anstrengung sehr übel reagiert.
Meine neueste kardiologische Untersuchung (gestern!) ergab eine Verbesserung des EF um 5%, womit niemand wirklich rechnen konnte. Das ist ein schöner Erfolg, und im Alltag lebe ich heute fast symptomfrei, auch wenn ich weiss, dass es jederzeit wieder Probleme geben kann.
Wichtig bei einer schweren Herzkrankheit ist es, dass man seelisch stabilisiert wird. Wenn man das nicht alleine oder mit dem Partner schafft, sollte man sich eine zeitlang psychotherapeutische Begleitung holen. Das gilt übrigens auch für den Partner oder die Partnerin, die oft genauso leiden, aber längst nicht die notwendige Anerkennung bekommen. Das Mitleid und die Sorge bekommt immer nur der Kranke. Dass der Partner oder die Partnerin das alles aber mit durchlebt, wird kaum gewürdigt. Was ich sagen will: Vergiss bei all Deiner Sorge um Deinen Mann nicht Dich selbst. Auch Du brauchst Hilfe, notfalls durch einen Therapeuten. Meine Frau und ich haben das alles durchgemacht...
Alles Gute für Euch BEIDE
Peter
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http://www.herzstiftung.de/Herzschwaeche.html
http://www.herzstiftung.de/Interview-Herzinsuffizienz.html
Gruss
Peter
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Bei meinem Mann wurde aufgrund eine Myokarditis (hab jetzt nicht noch mal nachgeschaut, ob dass so geschrieben wird) Herzschwäche festgestellt. Am Anfang hatte er eine Herzleistung von 70-80%. Wie der Wert genau bezeichnet wird, weiß ich jetzt gar nicht. Wie schon beschrieben wurde einiges mit ihm angstellt und sein Arzt war jetzt ganz erschrocken, dass sich die Leistung innerhalb kurzer Zeit verschlechter hat. (Man sagte mir, man gehe von einem Wert um 60 aus und sein Herz hätte jetzt noch 30, also eine Herzleistung von 50%).
Bevor man versucht hat den Virus zu behandeln ging es ihm deutlich besser.Das war Anfang September. Ob es nun von der Behandlung so schlecht geworden ist oder wovon auch immer, kann keiner sagen. Da er erst 39 Jahre alt ist und wir drei Kinder haben, hat man jetzt einfach Angst, dass die Leistung noch mehr abnimmt. Das möchte man mit diesem Defi verhindern. Er hat Herzrythmusprobleme, die bisher nur mit Medikamenten in den Griff zu bekommen waren. (Herzrasen,im Mai Puls von 240, damit ging alles los) Eine EPU ist wie gesagt gescheitert. Für seine Herzschwäche bräuchte er mehr Blutdruck, so habe ich den Arzt verstanden. Aber an die Medikation traut man sich nicht ran, weil man befürchtet, dass er sonst wegen Herzrasen tot umfallen könnte. Ich glaube, dass ist etwas verzwickt. Er selber hat eigentlich keine Angst. Die habe ich, ich würde ja auch übrig bleiben....
Ich muss mich sicher noch mal richtig mit den Begrifflichkeiten auseinander setzten um besser nachfragen zu können.
Viele Grüße
Bettina
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ahhh, jetzt verstehe ich. Die Ärzte gehen von einem Normwert von 60 aus, das ist der von mir erwähnte EF-Wert. Und davon hat Dein Mann noch 50%, also einen EF von 30%. Das ist in der Tat sehr wenig, aber ein wenig kann ich Dich/Euch aufmuntern: Ich hatte auch mal so einen Wert, bzw. 32%, also nicht viel mehr. Heute liege ich zwischen 45 und 50%, meist um die 47%, das ist bei einer Herzschwäche und nach zwei Infarkten sehr gut. Heilen kann man meine Herzschwäche auch nicht, aber das Herz kann man stabilisieren.
Du schreibst "Bevor man versucht hat den Virus zu behandeln ging es ihm deutlich besser." Das kann sein. Es kann aber auch sein, dass sich der Zustand trotz Behandlung verschlechtert hat und dass es auch ohne diese Behandlung dazu gekommen wäre.
"hat man jetzt einfach Angst, dass die Leistung noch mehr abnimmt. Das möchte man mit diesem Defi verhindern."
Das wäre dann schon sehr sinnvoll. Auch, um zu verhindern, dass es zu Kammerflimmern kommt. Ich kann Dir die Information nicht ersparen, dass Menschen mit starker Herzschwäche ein grösseres Risiko in Bezug auf Kammerflimmern haben. Hätte ich noch einen EF von 32% würde ich das sicherlich auch in Erwägung gezogen haben.
"Aber an die Medikation traut man sich nicht ran, weil man befürchtet, dass er sonst wegen Herzrasen tot umfallen könnte."
Ich denke, dass damit genau das Kammerflimmern gemeint ist.
"Ich glaube, dass ist etwas verzwickt. Er selber hat eigentlich keine Angst. Die habe ich, ich würde ja auch übrig bleiben...."
Hm... Ich überlege gerade, dass es sinnvoll wäre, wenn Dein Mann sich seiner Angst stellen würde. Ich glaube aus eigener Erfahrung und aus der Erfahrung in meinen Herzsportgruppen nicht mehr, dass es Leute gibt, die bei so schwerer Herzkrankheit keine Angst haben. Ich glaube, sie verdrängen das, besonders Männer sind "gut" darin... Ich hab's auch sehr (zu) lange getan.
"Ich muss mich sicher noch mal richtig mit den Begrifflichkeiten auseinander setzten um besser nachfragen zu können."
Jetzt ist mir das viel klarer.
Lieben Gruss und die besten Wünsche für Deinen Mann und für Dich.
Peter
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vielen Dank.
Du kennst Dich ja sehr gut aus. Wie lange lebst Du schon damit?
Mein Mann hat am 8.11. seinen OP-Termin. Ich hoffe, dass alles gut geht und das es ihm hinterher besser geht.
Ich glaube immer noch daran, dass die Herzleistung wieder steigen kann. Wenn ich ihn mir so anschaue, dann hat er eigentlich mehr Kraft, Energie und Ausdauer als ich. Zumindest scheint es so. Sicher ist er auch k.o.
Aber ich hoffe eben trotzdem.
Alles Gute auch für Dich.
Viele Grüße
Bettina
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natürlich kann die Herzkraft steigen, da möchte ich Euch sehr ermutigen! Aber eine Herzschwäche ist eben nicht ganz heilbar. Ich habe heute viel mehr Herzkraft als damals (ich lebe seit 16 Jahren damit, fast 17), vor allem ist meine Herzschwäche immer noch auf dem Grad (II/III), wo sie vor fast 15 Jahren stand. Das ist sehr sehr gut.
Ermutigende Grüsse
Peter
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Hallo Bettina,
ich habe seit über drei Jahren auch eine Herzschwäche. Die EF von nur 20% hat sich leider nicht gebessert. Kein Arzt oder auch Kardiologe konnte mir sagen, was die Ursache dieser Herzinsuffizienz ist. Durch die Mangeldurchblutung der Muskeln bin ich natürlich sehr eingeschränkt. Trotzdem habe ich vom Gefühl her noch eine gute Lebensqualität. Ende April habe ich, weil ich Vorhofflimmern hatte, und Tabletten nichts mehr nützten, eine Elektrokardioversion erhalten. Danach ging es mir wieder gut. wie lange das so anhält, konnte mir der Kardiologe auch nicht sagen. Interessant wäre für mich noch zu wissen, welche Medikamente und in welcher Höhe Dein Mann einnehmen muss.
Herzliche Grüße,
Horst
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vielen Danke für die Deine Reaktion auf unser Problem. Was Du da schreibst, klingt für mich schon sehr mutmachend.
Zu den Medikamenten:
1/2 Lisinopril 10
2 Carvedilol 12,5
1 Inspra 25
2 Procoralan 5
Mein Mann soll ja, wie beschrieben einen Defi. bekommen. Ich hoffe doch sehr, dass er damit gut leben kann.
Viele Grüße
Bettina
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Hallo Bettina,
danke für Deine schnelle Antwort. Es ist doch sehr bemerkenswert, wie die Ärzte die unterschiedlichsten Medikamente verschreiben. Ich kenne die Medikamente bis auf Procoralan alle, und habe sie selbst schon eingenommen. Zur Zeit nehme ich noch eine halbe Tablette Hygroton 25 und eine halbe Tablette Bisoprolol 2,5 am Tag ein. Wegen des Vorhofflimmerns musste ich eine Zeitlang Amiodaron einnehmen. Das hatte bei mir sehr üble Nebenwirkungen verursacht, und ich bin froh, die nicht mehr nehmen zu müssen. Einen Defi wollte man mir auch schon mal implantieren, ist mein Kardiologe aber wieder von abgegangen, warum, weiß ich auch nicht. Du schreibst, dass die Herzmuskelschwäche Deines Mannes durch eine Entzündung entstanden ist. Ich denke, da gibt es berechtigte Hoffnung, dass nach deren Heilung auch die Herzschwäche sich bessert. Ich wünsche Dir und Deinem Mann alles Gute.
Herzliche Grüße,
Horst
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man hat im Verlauf wohl eine Entzündung festgestellt. Bei der Herzschwäche steht immer wieder die Frage, ob es genetisch bedingt sein könnte. Das vermutet man eigentlich. Leider können wir da niemanden mehr fragen. Die Entzündung ist soweit abgeheilt. Davon hatte man sich Besserung versprochen, die es ja zwischenzeitlich auch gab. Die momentane Verschlechterung war für den Arzt einfach nur erschreckend. Wir werden sehen, was uns noch erwartet.
Danke für dein Interesse und Dir ebenfalls alles Gute.
Viele Grüße
Bettina
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LG
Bettina