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Abakterielle Prostatitis (CPPS) oder doch etwa anderes ?

Kategorie: Männermedizin » Expertenrat Urologie | Expertenfrage

21.05.2025 | 12:02 Uhr

Hallo liebes Expertenteam,

ich hatte vor ca. 7 Jahren eine Chlamydieninfektion mit den typischen Symptomen (Brennen+Ausfluss). Diese wurde auch direkt beim ersten Abstrich festgestellt. In den letzten Jahren hatte ich hierzu verschiedenen AB's, da die Beschwerden sich darunter besserten aber immer wiederkehrten. Jedoch kein Ausfluss mehr und seit der ersten AB-Gabe war in keiner Probe (Ejakulat, Urin, Abstrich) mehr ein relevanter Keim zu finden, der weiterhin dafür verantwortlich sein könnte. Ich habe eine Odysee an Untersuchungen hinter mir, einschließlich einer unglaublich schmerzhaften und geradezu traumatisierenden Blasenspiegelung (seit dieser,  seit Jahren immer wieder Drücken im Unterbauch/Blase, Prostata). Das Ergebnis war damals ein Normalbefund, ist aber schon einige Jahre her.

Weitere sich entwickelte Symptome innerhalb der letzten 5 - 7 Jahre:

- Schmerzen/Brennen Harnröhre und Penis

- Drücken, reißen, jucken am Damm

- Schmerzen in den Hoden (wie gequetscht)

- Brennen und Drücken nach Ejakulation in der Harnröhre und am Damm

- Verdrehter Harnstrahl

- oft schwacher/dünnerer Harnstrahl

- Initiales Warten bis Miktion anläuft (generell seither äußerst verkrampftes, irritiertes Wasserlassen)

Vor der Infektion war ich in diesen Bereichen kerngesund. Seither ist nichts mehr, wie es einmal war!

Meine Fragen hierzu wären:

1.) Gibt es so etwas wie ein CPPS überhaupt, dass einen derartigen Symptomenkomplex auslösen kann, oder ist dies nur eine "Veglegenheitsdiagnose"?

2.) Könnten evtl. Bakterien doch noch so lange Zeit überleben (trotz zig negativer Testnachweise ?)

3.) Würde eine erneute Zystoskopie nicht verheerenden, zusätzlichen, Schaden anrichten, wenn bereits solche Beschwerden vorliegen bzw. macht diese Sinn? (mein aktueller Urologe möchte eine Spiegelung, aufgrund dessen, dass sich so viel auf die Harnröhre und dem verdrehten Strahl projeziert, zur Abklärung durchführen). Ich habe panische Angst davor, nach dem ersten Erlebnis (anderer Urologe)

4.) Würde eine evtl. auch eine Behandlung mit ESWT (Stosswellentherapie) und/oder dem Emsella-Stuhl Sinn machen?

Vielen Dank für Ihre Einschätzung hierzu und beste Grüße

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Bisherige Antworten
Lifeline Gesundheitsteam
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21.05.2025, 14:04 Uhr
Antwort von Lifeline Gesundheitsteam

Hallo,

Was Sie beschreiben, deutet auf eine sehr komplexe und belastende Situation hin. Aus der Ferne können wir die Lage selbstverständlich nur eingeschränkt beurteilen, und letztlich ist das Urteil Ihres behandelnden Urologen maßgeblich. Dennoch möchten wir Ihnen gerne weiterhelfen. Es ist sehr hilfreich, dass Sie die Beschwerden so ausführlich schildern.
Das chronische Beckenschmerzsyndrom (CPPS) ist ein anerkanntes Krankheitsbild, auch wenn es bislang nicht vollständig verstanden ist. Ihre beschriebenen Symptome passen gut zu diesem Syndrom. Es handelt sich dabei nicht um eine Verlegenheitsdiagnose, sondern um eine tatsächlich existierende Erkrankung, die unterschiedliche Fachbereiche berührt – darunter Urologie, Neurologie, Psychosomatik und möglicherweise auch Immunologie. Da die Diagnose oft gestellt wird, wenn keine anderen klaren Ursachen gefunden werden können, erklärt dies die oft lange und belastende Suche nach der Ursache.
Theoretisch können bestimmte Bakterien, wie zum Beispiel Chlamydia trachomatis, in schwer zugänglichen Geweben länger überleben. Nach so vielen negativen und empfindlichen Testverfahren, insbesondere PCR-Tests, ist es jedoch äußerst unwahrscheinlich, dass noch eine aktive Infektion vorliegt. Meist wären bei einer solchen Persistenz auch weiterhin Entzündungszeichen erkennbar, die Sie offenbar nicht mehr zeigen.
Wir können Ihre Sorge vor einer erneuten Blasenspiegelung gut nachvollziehen, insbesondere nach einer traumatischen ersten Erfahrung. Prinzipiell ist eine Zystoskopie auch bei bestehenden Beschwerden nicht kontraindiziert, sollte jedoch nur erfolgen, wenn ein konkreter Verdacht auf strukturelle Veränderungen wie Narben, Tumore oder andere Auffälligkeiten besteht. Da Ihr Urologe dies vermutet, erscheint die Untersuchung medizinisch sinnvoll. Wichtig ist, dass die Blasenspiegelung möglichst schonend durchgeführt wird – idealerweise mit einem flexiblen Instrument, eventuell unter Sedierung, und durch erfahrene Fachärzte. Gegebenenfalls kann eine Vorstellung in einer spezialisierten urologischen Klinik hilfreich sein.
Die von Ihnen erwähnten Verfahren, die extrakorporale Stoßwellentherapie (ESWT) sowie die Behandlung mit dem Emsella-Stuhl, zeigen in Studien moderate Effekte bei CPPS. Die Wirksamkeit ist jedoch individuell unterschiedlich und diese Therapien müssen in der Regel selbst bezahlt werden, da es derzeit noch keinen ausreichenden Nachweis für eine Kostenübernahme durch Krankenkassen gibt. Ein Versuch kann aber sinnvoll sein, insbesondere wenn andere Behandlungsmethoden nicht den gewünschten Erfolg gebracht haben. Besprechen Sie dies bitte mit Ihrem Urologen.
Insgesamt scheint bereits ein diagnostischer und therapeutischer Fahrplan vorzuliegen. Wenn Sie die genannten ergänzenden Therapien ausprobieren möchten, könnte das ein sinnvoller nächster Schritt sein.

Wir hoffen, wir konnten Ihnen weiterhelfen - Ihr Lifeline Gesundheitsteam

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21.05.2025, 14:10 Uhr
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Vielen herzlichen Dank für Ihre/Eure sehr schnelle und ausführliche Rückantwort.

Lifeline Gesundheitsteam
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21.05.2025, 14:17 Uhr
Antwort von Lifeline Gesundheitsteam

Hallo,

sehr gerne. Bei weiteren Fragen sind wir natürlich gerne wieder für Sie da.

Bis dahin alles Gute - Ihr Lifeline Gesundheitsteam

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23.05.2025, 23:42 Uhr
Kommentar

Ich hätte noch eine Frage zum Urowflow: Dieser liegt bei mir (Alter: 53) aktuell bei einem Wert von 19.  Lt. Meinung des Urologen ist dies jetzt nicht wahnsinnig schlecht, könnte aber kräftiger sein. Deshalb vermutlich auch die Empfehlung zur Zystoskopie. 

Der Vorgänger-Urologe war jedoch der Meinung, dass dieser Wert passen würde und man bei Werten unter 10 nachschauen müsse.

Ich bin sehr verwirrt über solch unterschiedliche Aussagen. Gibt es den Richtwerte hierfür bzw. für verstimmt Altersgruppen ? Ich dachte ein passender Urowflowmetriewert dient dazu u.a. Strikturen sicher auszuschließen? Ist denn der o.g. Wert gut ? Durch solch gegensätzliche Aussagen vor Ort werden Patienten, wie ich, leider mehr in Sorge versetzt, als es der Aufklärung dienlich wäre.....

Vielen Dank für Ihre Einschätzung

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