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Dauerschwindel nach TIA und PFO-Verschluß seit fast 2 Jahren

Kategorie: Neurologie » Expertenrat Schlaganfall | Expertenfrage

22.02.2007 | 02:50 Uhr

Hallo,

ich schreibe hier über meine Freundin (41 Jahre). Sie hatte im Mai 2004 eine TIA (sagen verschiedene Ärzte. Andere sagen Schlaganfall). Im Krankenhaus wurde dann festgestellt, daß sie einen Pfo-Verschluß im Herz hatte. Nach der Herz-OP wurde sie entlassen (2 Tage nach der OP!!!). Als sie aufstande, war ihr extrem schwindlig. Dieser Zustand hält ohne Unterbrechung bis heute an!!!. Es gibt nicht eine Minute, in der ihr nicht schwindelig ist. Sie wurde von einem Arzt zum anderen weitergereicht. Nachdem sie alle nicht mehr weiter wussten, wurde sie grundsetzlich in die Psycho-Schublade) gesteckt. Sie hat den Fehler begangen, den Ärzten von Ihrer Horrorscheidung zu erzählen, bei der ihre 2 Kinder beim Mann verblieben sind und der ihr die Kinder massiv entzogen hat und gegen sie aufbrachte. Sie war dann 6 Wochen in einer psychosomatischen Klinik. Mit dem Ergebnis, dass es ihr hinterher noch schlechter ging. Eines gleich vorweg; sie ist kein Psycho, dafür lege ich meine Hand ins Feuer!!! Sie ist eine außergewöhnlich starke Frau.

Es wurden bisher nur die ganzen Standardtests gemacht. Wir waren auch in der Schwindelambulanz und in der Augenklinik. Jeweils kein Befund. Aber sie hat auf einem Bild des Kernspintomographen eine kleine Narbe auf der rechten Gehirnhälfte auf Höhe der Schläfe. Sie hat auch links öfters Empfindungsstörungen in der Hand und im Gesicht.

Nachdem wir von den Ärzten so massiv enttäuscht worden sind und sich meine Freundin Gott sei dank weigert, Psychopharmaka zu nehmen (Sie will die Ursache wissen und nicht einfach prophilaktisch was nehmen), haben wir selbst sehr viel gelesen und uns umgehört.

Es gibt angeblich Unteruchungen vom Gehirn, bei denen z. B. festgestellt werden kann, ob bestimmte Botenstoffe richtig ausgetauscht werden. Oder vielleicht kann man ja feststellen, ob das Gehirn in dem Teil, in dem sich die Narbe befindet dort wirklich nicht mehr richtig funktioniert.

Leider ist meine Freundin seit der Herz-OP wieder Kassenpatientin, da ihre Privat-Versicherung sie nach der OP gekündigt hat.

Ich wäre der dankbarste Mensch der Welt, wenn mir hier in diesem Forum jemand die genaue Bezeichnung von solchen Untersuchungen geben könnte. Zur Not bezahle ich diese dann selbst, wenn die Kasse nicht einspringt.

Vielen Dank erst einmal, Thomas

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23.02.2007, 11:54 Uhr
Antwort

Grüß Gott Thomas,
die Klärung von Schwindelursachen gehört mit zu den schwierigsten Aufgaben in der Neurologie. Zig Ursachen und Störungen kommen bei dem zusammen, was wir als Schwindel erleben. Schwindel bedeutet, dass wir unseren Körper, der ja auf einer schmalen Fläche, nämlich den Füßen, trotz seiner Größe und seines Gewichts ständig balanciert werden kann, nicht in hinreichender Stabilität halten können. Um einen Körper von 60 kg auf ein paar Zentimeter Unterlage zu halten und dann noch zu gehen, bedarf es einer ständigen Verrechnung aller Informationen, die von den Gefühlskörperchen in den Gelenken unter der Haut ins Gehirn und ins Rückenmark geschickt, die von den Augen kommen, die von den sechs Wasserwaagen im Innenohr herrühren, und hängen davon ab, ob diese Informationen miteinander übereinstimmen. Stimmen sie nicht überein, erhalten wir also von einer Informationsquelle andere Informationen und erleben das als Schwindel. Von einer Bildgebung mit Darstellung der Botenstoffe (Transmitter) ist überhaupt gar keine Antwort zu erwarten. Auch die bei Ihrer Freundin geschilderte kleine Narbe in der Kernspintomographie ist mit größter Wahrscheinlichkeit nicht Ursache des Schwindels.
Die Frage psychisch oder organisch, die Bezeichnung ?psycho? gefällt mir überhaupt nicht, ist häufig eine Frage, die überhaupt nicht weiterbringt. Nirgendwo im Nervensystem haben wir eine klare Trennung zwischen einer organischen Abteilung und einer seelischen Abteilung. Alles Handeln, alles Empfinden geht durch den Filter unseres Bewusstseins. Insofern spielt bei jedem Schwindel das Bewusstsein, also das seelische Erleben, eine Rolle. Meiner Erfahrung nach sollte man dann, wenn man wie Ihre Freundin so viel medizinische Experten durchlaufen hat, einen Schlussstrich setzen und sollte sich auch nicht scheuen, nicht noch mal den Weg durch Kernspins zu gehen, sondern vielleicht über den Weg über jemanden, der in einem Gespräch versucht, Zusammenhänge und Ursachen aufzuhellen. Das Wort, das Erzählen und der Ausdruck sind auch heute noch in der Medizin häufig erfolgreicher als eine Kernspin oder SPECT-Tomographie.

Mit besten Grüßen
Dr. Peter Frommelt

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29.06.2007, 05:12 Uhr
Antwort

Hallo Thomas,
mir (m 47) ist im Februar 2004 etwas sehr ähnliches passiert. Während der Arbeitszeit fing plötzlich alles an irrational auszusehen. Tinitus setze ein und die linke Gesichtshälfte wurde gefühlstaub. (Bis heute noch z.T) Als ich Aufstand, schlug der Boden (völlig irrational) Wellen. Ich hatte das Gefühl in eine Grube zu stürzen. Dieses Gefühl hielt ca. 2 Tage an. Gleichzeitig wurde mir schwindelig (bis heute anhaltend). Damals noch mit Kraftanstrengung zu kompensieren.
Der HNO Arzt stellt dann einen Hörsturz fest. Leider ging damals keiner auf die Taubheit ein.
Ich ging 2 Jahre weiter arbeiten, alle 6-8 Wochen regelmäßiger Zusammenbruch.
Nach diversen Ärzten, konnte schließlich festgestellt werden, dass ich einen Kleinhirninfarkt hatte. Vermutlich hatte ich im Laufe der 2 Jahre einen weiteren Infarkt, da inzwischen festgestellt wurde, dass meine Signale (vom Hirn) zu meinen Füßen asynchron verläuft. Nur so kann ich mir auch vorstellen, warum der Schwindel im Liegen und (!wenn meine Füße nicht direkten Bodenkontakt haben!) sich bessert.
Ich weiß dass das Ganze eine Scheißsituation ist!
Alleine kann der Betroffene damit nicht fertig werden. Entweder mit einem Partner oder guten Freund. Eine professionelle Hilfe konnte ich leider noch nicht erhalten. Was mir bisher geholfen hat, war die mentale Kraftübertragung, da das Gehirn mit den Signalen ständig überflutet und überlastet ist.
Vor einem halben Jahr hätte ich z.B. diese Zeilen (noch) nicht schreiben können. Ich wünsche deiner Freundin und Dir aber noch alles Gute. Hoffentlich heilt ihr Schwindel aus.
Gruß
Gerald

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