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Abhilfe bei spastischem Faustschluß (nach Schlaganfall)

Kategorie: Neurologie » Expertenrat Schlaganfall | Expertenfrage

03.12.2007 | 08:51 Uhr

Sehr geehrter Herr Dr. Frommelt,

meine Mutter erlitt vor 6 1/2 Jahren mit 87 Jahren einen Schlaganfall. Seitdem kann sie das linke Bein und vor allem den linken Arm nicht mehr richtig bewegen. Trotz anschließender Reha ist sie seitdem auch auf einen Rollstuhl angewiesen und lebt im Pflegeheim. Sie leidet außerdem an Herz- und Niereninsuffizienz und hat Grünen Star. Dagegen und zur Entwässerung erhält sie
z. Z. Medikamente.

Das Problem: Den linken Arm drückt sie immer verkrampfter an ihren Körper und die linke Hand läßt sich nicht mehr öffnen, spastischen Faustschluß nennt man dies wohl, obwohl 1 - 2 Mal pro Woche eine Physiotherapeutin mit ihr gymnastische Übungen macht. Besonders ihre Hand bereitet ihr Schmerzen, schon wenn man sie berührt. Die Haut ist sehr dünn geworden und hat sich im Handinneren und auch am Mittelfinger, der von den anderen Fingern regelrecht zusammengequetscht wird, entzündet. Die Pflegekräfte versuchen, ihre Hand nach der Gabe von Schmerztropfen wenigstens etwas zu öffnen, sie zu säubern und eine dünne Binde dazwischenzulegen, damit die Feuchtigkeit aus dem Handinneren abgeleitet wird. Trotz Schmerztropfen ist das für meine Mutter der Horror, sie hat jedes Mal große Angst.

Ich hörte nun von der Möglichkeit, aller 2 - 3 Monate von speziell geschulten Fachärzten eine Spritze mit einem hoch wirksamen Medikament zu bekommen, welches dafür sorgt, dass Arm und Hand nicht mehr so verkrampfen. Würde so etwas für meine hochbetagte Mutter mit all´ihren gesundheitlichen Problemen infrage kommen?
Oder könnten Sie uns etwas anderes raten? Wir wohnen in Dresden. Gibt es hier Spezialisten, die wir heranziehen könnten, um meiner Mutter dauerhaft zu helfen?

Mit Ungeduld Ihre Antwort erwartend verbleibe ich
mit freundlichen Grüßen

Ch. Schreiber

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04.12.2007, 10:48 Uhr
Antwort

Grüß Gott,
Sie haben Recht, es gibt die Möglichkeit, mit einer Botulinum-Injektion in die spastischen Muskeln die Verkrampfung in der Hand zu lockern. Da man nur in die betroffenen Muskeln injiziert, ist die Gefahr, dass es allgemeine Nebenwirkungen gibt, sehr gering. Man kann das also auch in dem Alter Ihrer Mutter machen, ich möchte sogar weiter gehen und sagen, man sollte es machen. Es gibt übrigens eine andere Methode, die auch recht gut hilft: Die Nervenblockade mit Phenol an der Ellenbogenbeuge. Das Gute an der zweiten Technik ist, dass man mit einer Testspritze vorher prüfen kann, ob dieses Verfahren hilft.
Mein Vorschlag also ist, dass Sie sich über Ihren Hausarzt die Adresse eines Neurologen besorgen, der diese Injektionen mit Botulinum durchführt. Die Spritze hält in der Regel drei Monate an.

Mit besten Grüßen
Dr. P. Frommelt

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05.12.2007, 07:44 Uhr
Antwort

Sehr geehrter Herr Dr. Frommelt,
Ich danke Ihnen für Ihre schnelle Antwort! Leider dauerte es länger. als ich dachte, einen speziellen Neurologen zu finden. Die Hausärztin stellte erst eine Überweisung an den das Heim betreuenden Neurologen aus, der jedoch diese Injektionen nicht vornehmen darf. Er wird sich frühestens am 6.12. weiterwenden. Meine Mutter muss dann sicherlich vor der Entscheidung noch einmal untersucht werden, das kann dauern...

Aber die Zeit drängt! Die betroffene Hand ist nun innen entzündet, offen, riecht sehr schlecht und geht gar nicht mehr auf. Der Mittelfinger wird von den anderen Fingern so stark eingequetscht, dass er ganz rot aussieht. Natürlich schmerzt die Hand. Die Hausärztin deutete an, dass der Neurologe eine Fingeramputation vorschlagen könnte. Das würde eine zusätzliche enorme Belastung für meine über 90jährige Mutter sein. Ich bin sehr verzweifelt und weiss nicht genau, wie ich am besten helfen kann!?
Was raten Sie mir?

Mit freundlichen Grüßen
Ch. Schreiber

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05.12.2007, 09:53 Uhr
Antwort

05.12.07

Sehr geehrter Herr Dr. Frommelt,

Ich danke Ihnen für Ihre schnelle Antwort! Leider dauerte es länger. als ich dachte, einen speziellen Neurologen zu finden. Die Hausärztin stellte erst eine Überweisung an den das Heim betreuenden Neurologen aus, der jedoch diese Injektionen nicht vornehmen darf. Er wird sich frühestens am 6.12. weiterwenden. Meine Mutter muss dann sicherlich vor der Entscheidung noch einmal untersucht werden, das kann dauern...

Aber die Zeit drängt! Die betroffene Hand ist nun innen entzündet, offen, riecht sehr schlecht und geht gar nicht mehr auf. Der Mittelfinger wird von den anderen Fingern so stark eingequetscht, dass er ganz rot aussieht. Natürlich schmerzt die Hand. Die Hausärztin deutete an, dass der Neurologe eine Fingeramputation vorschlagen könnte. Das würde eine zusätzliche enorme Belastung für meine über 90jährige Mutter sein. Ich bin sehr verzweifelt und weiss nicht genau, wie ich am besten helfen kann!?
Was raten Sie mir?

Mit freundlichen Grüßen
Ch. Schreiber

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07.12.2007, 08:27 Uhr
Antwort

Liebe/r Ch. Schreiber,

kurz zu mir: meine Name ist Dr. Graf. Ich bin u.a. Neurologe und Oberarzt an der Klinik von Dr. Frommelt, der gerade nicht hier sein kann. Deswegen antworte ich auf Ihre Frage.

Ich habe Ihre Korrespondenz mit Dr. Frommelt durchgesehen. Leider kann ich Ihnen auch nichts neues berichten. Eine Behandlung mit Botolinum-Toxin oder Phenol ist im Moment dringend angezeigt. Eine AMputation kommt aus meiner Sicht keinesfalls in Frage. Zunächst sollten/müssen alle anderen ALternativen probiert worden sein. Es bleibt im Momemt keine Wahl außer schnell jd. zu finden, der entsprechende Maßnahmen einleiten kann. Vielleicht sollten Sie sich an eine AMbulanz in einer Klinik wenden. Auf jeden Fall wünsche ich Ihnen bald Erfolg.

Viele Grüße aus Niederbayern,


T. Graf

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07.12.2007, 09:49 Uhr
Antwort

Sehr geehrter Herr Dr. Graf,

danke für Ihre Antwort. Ich habe inzwischen ein Krankenhaus in unserer Stadt gefunden, die meine Mutter ab 14. 12.07 für eine Woche aufnehmen und nach den erforderlichen Untersuchungen mit den Botolinum-Toxin-Injektionen beginnen wollen. Zwar ist vor den Feiertagen das Personal etwas reduziert, aber besser als abwarten. Ich hoffe, dass bis dahin die Hand und besonders der Mittelfinger durchhalten. Der Finger ist etwas dick geworden, von den Schmerzen ganz zu schweigen.

Mit freundlichen Grüßen

Ch. Schreiber

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07.12.2007, 14:57 Uhr
Antwort

Hallo,

ich bin froh, dass das geklappt hat, denn das ist sicher das Beste. Ich wünsche Ihnen und Ihrer Mutter alles Gute.


Viele Grüße,


T. Graf

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