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Schmerzen BWS / Wirbbelkörperhämangiom

Kategorie: Knochen-Gelenke » Expertenrat Rückenschmerzen | Expertenfrage

05.09.2008 | 08:14 Uhr

Sehr geehrte Damen und Herren,

am 04.07.2008 fuhr es mir bei einer Drehbewegung in den Rücken. Die Schmerzen gingen von der Brustwirbelsäule aus und zogen linksseitig zwischen den Rippen bis in den Brustkorb. Besserung im Liegen und beim Vornüberbeugen des Oberkörpers + Abstützen im Stehen. Am 10.07. begab ich mich in die Notaufnahme eines Krankenhauses, der Arzt dort renkte mich ein (Arme vor dem Brustkorb verschränkt, Ausheben von hinten durch den Arzt) woraufhin es zwar heftig krachte in meinem Rücken, jedoch keine wesentliche Besserung eintrat. Am 14.07. wurde ich vom Hausarzt zum Röntgen überwiesen. Befund: Leichte seitliche S-Krümmung der BWS, Abnutzungserscheinungen altersgemäß. Am 15.07. suchte ich einen Sportarzt und Arzt für Chirotherapie auf. Dieser stellte eine Blockade von 5 Brustwirbeln fest und behob diese. Am 19.07. erneut Blockade von 3 Brustwirbeln und Behandlung. Außerdem bekam ich an diesen beiden Tagen jeweils zwei Spritzen und Akupunktur. Seit 19.07. Ibuprofen 800 (3x tgl.) sowie abends Katadolon. Nachdem diese nach drei Wochen noch immer keine Besserung brachten, bekam ich Lyrica 75 mg (2x tgl. für 14 Tage) verschrieben. Außerdem 3x wöchentl. Krankengymnastik, Massagen und Reizstrom. Am 25.08. wurde ein MRT gefertigt mit folgender Diagnose:

Untersuchungstechnik: 3-D-Lokalizer, Sagittal und Axial T 1 und T2
Befund: Die Bandscheiben sind teils höhengemindert und dehydriert, in der HWS, besonders oberhalb von C6, in der BWS besonders in den Segmenten BWK 3-5 und im Segement BWK 8/9. Raumfordernde Formveränderungen der Bandscheiben lassen sich aber nicht nachweisen bei durchwegs ausreichender Weite des Spinalkanals und der Neuroforamina. Besonders in den unteren Segementen (BWK 9-12) zeigen sich Facettgelenksarthrosen (noch nicht wesentlich hypertroph), sowie linksbetonte Kostotransversalarthrosen.

Im 8.BWK kommt eine kleine rundliche, in allen Sequenzen hyperintense Struktur von etwa 7 mm Durchmesser zur Darstellung. Sonst sind die knöchernen Strukturen ohne pathologisches Signal.

Beurteilung: Keine Zeichen einer entlastungspflichtigen Neurokompression, insbesondere kein Nachweis von Bandscheibenvorfällen oder raumfordernden Protrusionen bei durchwegs ausreichender Weite des Spinalkanals und der Neuroforamina. Es zeigen sich etwas oberhalb der Altersnorm liegende degenerative Veränderungen wie oben beschrieben: Chondrosen/Oseochondrosen unterscheidelichen Ausprägungsgrades an den beschriebenen Stellen. Kaudal betonte Facettgelenksarthrosen und Kostotransversalarthrosen linksbetont.

NB: Wirbelkörperhämangiom bei BWK 8.


Da mein behandelnder Arzt noch bis 15.9. in Urlaub ist, suchte ich am 01.09. eine Vertretung auf. Dort wurde mir der Befund vorgelesen und Ibuprofen 400 sowie Krankengymnastik verschrieben, jedoch leider meine Fragen nicht beantwortet. Daher wende ich mich hoffnungsvoll an Sie.

- Ist ein Wirbelkörperhämangiom zweifelsfrei mittels MRT feststellbar oder sind dafür weitere Untersuchungen notwendig? Könnte es sich auch um etwas anderes handeln?
-Kann ein Wirbelkörperhämangiom derlei Schmerzen verursachen?
-Nach Auskunft des Radiologen seien die Verschleißerscheinungen für meine Beschwerden verantwortlich. Halten Sie dies für möglich?
-Sollte ich weitere Untersuchungen machen lassen bzw welche Therapiemöglichkeiten gibt es sonst noch?

Die ausstrahlenden Schmerzen haben seit ca. 3 Wochen bereits nachgelassen, diese habe ich nur noch bei Druck neben der Wirbelsäule im Bereich BWK 8-10 ca. Ansonsten ist jedoch ein dumpfer Rückenschmerz mein ständiger Begleiter.

Ich wäre Ihnen sehr dankbar, wenn Sie mir die Diagnosen näher erläutern und Tips zur weiteren Vorgehensweise geben könnten.

Bereits im Voraus vielen Dank!

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05.09.2008, 11:33 Uhr
Antwort

Sehr geehrte Anonyma,
sehr geehrter Anonymus,

ich danke für Ihre ausführliche Mail vom 05.09.08

Ein Wirbelkörperhämangiom ist wie jede Feststellung im Leben aus reinen erkenntnistheoretischen Gründen niemals zweifelsfrei im eigentlichen Sinne. Die Kernspintomographie ist jedoch eine sehr zuverlässige Untersuchungstechnik um die Diagnose eines Hämangioms sehr sicher zu stellen. Probleme mit einem Wirbelsäulenhämangiom treten eigentlich nur dann auf, wenn man der Diagnose nicht vertraut und weitergehende Untersuchungen, evtl. auch Punktionen durchführt. Diese sollten unbedingt unterlassen werden, insbesondere dann, wenn auch nur ein kleiner Teil, sowie bei Ihnen beschrieben den BWK betrifft.

Ein Wirbelkörperhämangiom ist klassischerweise schmerzfrei und ein Nebenbefund, den man bei der Berücksichtigung Ihrer Beschwerden meines Erachtens außer Acht lassen kann.

Ich stimme der Einschätzung Ihres Radiologen zu, dass in erster Linie die Folgen der verschleißbedingten Veränderungen der Wirbelsäule zusammen mit Ihrer Seitverbiegung (Skoliose) für Ihre Beschwerden verantwortlich sind.

Weitere Untersuchungen halte ich nicht für erforderlich. Der krankengymnastischen Behandlung und der Gabe von schmerz- und entzündungshemmenden Mitteln stimme ich zu. Es handelt sich hierbei um eine wirkungsvolle und zielgerichtete Therapie.

Typischerweise sind die von Ihnen beschriebenen Brust-Beschwerden, wenn sie von einer beseitigbaren Bewegungseinschränkung (Blockierung) der Wirbelgelenke ausgehen, hartnäckig zu behandeln. Typischerweise sind mehrfache Behandlungen erforderlich. Sollten Sie von Ihrer übrigen Körperverfassung in der Lage sein Ausdauersport (leichtes Joggen, Fahrrad fahren, Schwimmen) durchzuführen, rate ich Ihnen dringend dazu. Eine ergänzende Therapiemöglichkeit besteht in Saunabesuchen.

Mit freundlichen Grüßen und Wünschen zur baldigen Genesung


Dr. A. Pingsmann

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