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Myelopathie in HWS und dann Sport?

Kategorie: Knochen-Gelenke » Expertenrat Rückenschmerzen | Expertenfrage

27.11.2017 | 09:19 Uhr
Hallo,

bei meinem Freund ist zu allem Überfluss eine beginnende diskrete Myelopathie C7 diagnostiziert worden - lt. Radiologen und vom Orthopäden leider bestätigt worden. Er hat auch eine Spinalkanal- und Foramenstenose an dieser Stelle. Ursache ist eine alte HWK 7-Fraktur.

Er ist sehr sportlich (Joggen, Fahrrad fahren, Seilspringen, Turnen ...).

Er ist leider jemand, der sich schlecht eines Besseren belehren lässt und will mit seinem Sport so weitermachen, wie bisher.

Ich habe mal ein wenig www deswegen gesucht und bin wohl auf einstimmige Meinungen gestoßen, dass man z. B. Erschütterungen vermeiden sollte oder Maximalkrafttraining, da das zu viel Zug und Druck für die HWS bedeutet. Auch wäre generell Training mit Zusatzgewichten weniger gut, eher schlecht.

Das mit dem Maximalkrafttraining und den Training mit Zusatzgewichten leuchtet mir ein, aber was sind der Definition nach Erschütterungen? Beim Seilspringen, Joggen, Fahrrad fahren gibts ja auch ständig Erschütterungen, sind diese Sportarten also auch eher kontraproduktiv oder macht es schon einen Unterschied, ob man barfuß auf Laminat Seil springt oder auf einer Sportmatte oder ob man mit Barfußschuhen auf Asphalt joggt oder mit gedämpften Laufschuhen auf Waldwegen?

Wie sieht es auch mit dem Fahrrad fahren aus? Sein Fahrrad hat er zwar schon ergonomischer gestaltet, sodass er weniger mit Kopf im Nacken fahren muss, aber er hat ein gänzlich ungefedertes Fahrrad. Er meint immer, er hätte schon einen schnellen, aber harten "Hobel". Würden da nicht größere Reifen mit weniger Luft besser, da diese mehr dämpfen? Oder würde mind. eine Federbabel vorne oder sogar auch noch hinten mehr Sinn machen?

Lt. Orthopäden befindet er sich bzgl. der Myelopathie bei 2 - 3 auf einer Skala von 0 - 10.

Wir haben zu Hause mal die Tests EMS und JOA gemacht. Danach hat er jeweils die volle Punktzahl.

Was meint ihr besonders wegen Sport und auch evtl. anderen Dingen, die da ne Rolle spielen?

Dankeschön.

LG

Susi

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Experte-Stehn
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03.12.2017, 20:57 Uhr
Antwort von Experte-Stehn

Sehr geehrte Susi, 

in der Regel ist Überstrecken der HWS, mit und ohne Last am Schultergürtel, ungünstig. Maximalkrafttraining des Schultergürtels wäre sogar gefährlicher Unsinn! Ihr Mann hat eine Erkrankung in der HWS, die glücklicherweise NOCH nicht operationspflichtig ist; mit dieser Erkrankung Grenzen der Belastung ausloten zu wollen (Maximalkrafttraining) ist zumindest gewagt, wenn nicht sogar fahrlässig!

Joggen, Seilchenspringen, Radfahren ist in Maßen sicher möglich.

Sie werden aber keinen Therapeuten finden, der Ihnen sagen kann, dass 3 km joggen auf Asphalt gut gehen, 3,5 km aber nicht mehr...dass 120 Seilsprünge mit gedämpften Schuhen auf Holzboden gut gehen, barfuß aber nicht mehr...dass 3,5 bar Luftdruck in den Reifen bei 60 km Radfahren auf Waldboden gut gehen, 3,8 bar Luftdruck aber dem Rücken schaden...uswusw.

Ihr Mann wird selbst feststellen, welche der sportlichen Betätigungen sein Beschwerdebild verschlechtern und welche nicht. Maßvoller Umgang mit den Belastungen, die auf die HWS wirken und die Fähigkeit Symptome einer Verschlechterung zu erkennen sind dabei unabdingbar. Lieber etwas zuwenig belastet, als etwas zuviel.

Ich wünsche Ihrem Mann  einen maßvollen Umgang mit seinem Körper

Ihr Dr. med. Frank Stehn

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28.01.2018, 16:59 Uhr
Kommentar

Hallo Herr Dr. Stehn,

Wie sieht es aber mit klassischen Turnerübungen aus? Z. B. beim Handstand, den er frei 30 Sekunden halten kann, oder Handstandliegestütze, Zugstemme, Haangwaage? Und anderen Eigenkörpergewichtsübungen, wie z. B. Liegestürze, Dips, Kniebeugen, Rudern, Klimmzügen? 

 

Kommt es z. B. bei Handstandliegestütze darauf an, ob er nur 5 Wiederholungen schafft, also Maximalkrafttraining, oder "locker" 15 Wiederholungen schafft? Oder ist z. B. Handstand und Handstandliegestütze - analog Schulter-/Nacken-/Überkopfdrücken mit z. B. einer Langhantel oder zwei Kurzhanteln - generell verboten?

 

Wie sieht es auch z. B. mit der sehr tollen Ganzkörperübung Turkish Get Ups aus?

 

LG

 

Susi


29.01.2018 09:21 – Beitrag von der Redaktion bearbeitet.

Experte-Stehn
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12.02.2018, 23:19 Uhr
Antwort von Experte-Stehn

Sehr geehrte Susi,

ich kann mich nur sinngemäß wiederholen: KEINE Maximalkraftübungen, also auch KEINE klassischen Turnerübungen, die in irgendeiner Form den Schultergürtel miteinbeziehen! Die Turkish Get Ups sind mir nicht bekannt, sollten aber unbedingt unter denselben Bedingungen betrachtet werden. Im schlimmsten Falle drohen Ihrem Freund alle möglichen Symptome einer Querschnittslähmung. 

Ich wünsche Ihrem Freund etwas mehr Einsicht und gute Besserung 

Ihr Dr. med. Frank Stehn

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