Sehr geehrter Herr Dr. Pingsmann,
ich bin 65 Jahre alt, weiblich und habe Übergewicht. Das nur zur allgemeinen Info.
Seit fünf Jahren habe ich einen sequestrierten Bandscheibenvorfall in LWS 3/4 und seit einiger Zeit eine Protrusion in 4/5, die in den Nervenkanal ragt und so eine Spinalkanalverengung verursacht. Mein damaliger Orthopäde hat mir seinerzeit geraten, mich sofort operieren zu lassen, aber andere Ärzte, die ich in der Klinik aufgesucht hatte, rieten mir wegen nicht unerheblichen Risiken dringend ab. So bin ich bis heute unoperiert und nehme nun seit über fünf Jahren NSAR Schmerzmittel, um mich überhaupt einigermaßen bewegen zu können. Inzwischen habe ich auch ein Facettensyndrom.
Ich möchte dringend von diesen Schmerzmitteln wegkommen. Konservative Behandlungen, wie Akupunktur, Krankengymnastik, interventionelle Schmerztherapie in einem orthopädischen Krankenhaus (viermal insgesamt) etc. haben nichts gebracht. Ich war früher eine leidenschaftliche Wanderin, aber mittlerweile habe ich das fast ganz eingestellt, weil die Schmerzen zu groß sind. Selbst das Einkaufen fällt mir immer schwerer.
Ich möchte mich nun doch operieren lassen und hoffe, damit wenigstens einen Teil meiner Schmerzen loszuwerden. In der orthopädischen Klinik würde man mich sofort operieren und zwar über drei Fächer hinweg. Dort sagte man mir allerdings auch, ein Erfolg der OP könne nur zu 70 % angegeben werden. Bei einer zweiten ambulanten Untersuchung in einer neurochirurgischen Klinik riet mir der untersuchende Arzt zu einer Myelographie, da die zusätzlich zu einer vorhandenen MRT weitere Auskünfte geben könne. Er meinte auch, meine Schmerzen kämen möglicherweise gar nicht von den Bandscheibenvorfällen, sondern von den Facettengelenken und steht einer OP wieder sehr zurückhaltend gegenüber. Was soll ich nun tun? Und wie kann mir ohne OP noch geholfen werden? Würde vor der endgültigen Entscheidung zu einer OP eine intensive konservative mehrwöchige Kur etwas nützen? Zahlt das die Krankenkasse überhaupt? Wie kann es weitergehen?
Vielen Dank für Ihre Antwort!
R.N.
Langjährige LWS-Schmerzen nach Bandscheibenvorfall 3/4, bisher keine OP
Kategorie: Knochen-Gelenke » Expertenrat Rückenschmerzen | Expertenfrage
Antwort
Sehr geehrte Anonyma,
ich danke für Ihre ausführliche Mail vom 16.04.2011.
Nach so langer Zeit nach einem Bandscheibenvorfall ist es in der Tat fraglich, ob Ihre Beschwerden dadurch wesentlich gebessert werden können. Insbesondere ist erstaunlich, dass die interventionelle Schmerztherapie (insgesamt 4 mal) zu KEINERLEI Besserung geführt hat. Dies ist sehr schwer zu verstehen. Sollte dies tatsächlich so sein, würde ich auch eine Operation in Ihrem Fall aus unterschiedlichen Gründen als unsicher ansehen, was die Besserung Ihrer Beschwerden angeht.
Eine intensive konservative mehrwöchige Kur kann nur dann etwas nützen, wenn bereits bei der vor bestehenden krankengymnastischen Behandlung eine Beschwerdelinderung eingetreten ist. Bei einer Kur kann nur eine Besserung stabilisiert werden, normalerweise aber keine starke Besserung an sich herbeigeführt werden.
Sie sollten sich genau mit Ihrem behandelnden Arzt beraten, was Ihre Beschwerden sind: Rückenschmerzen, Rücken-Bein-Schmerzen, Ausstrahlung der Schmerzen, Dauer der Schmerzen, Wirkung mit einem ruhig stehenden Rumpfmieder etc.
Mit freundlichen Grüßen und Wünschen zur baldigen Besserung
Dr. A. Pingsmann
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Da die medizinische Forschung weltweit laufend neue Erkenntnisse zutage fördert, sind infolgedessen auch praktizierende Ärzte in einen lebenslangen Lernprozess eingebunden. Die Autoren unserer Beiträge haben sich ausdrücklich dieser Idee verschrieben und verwenden die größte Sorgfalt darauf, die medizinischen Inhalte in einer allgemeinverständlichen Sprache darzustellen. Jedoch kann das Informationsangebot an Sie eine persönliche Untersuchung oder Diagnose durch einen approbierten Arzt nicht ersetzen. Eine Haftung für Inhalte, die durch uns im Internet bereitgestellt werden, sowie für Beiträge von externen Autoren und Experten wird deshalb ausgeschlossen. Das gleiche gilt für etwaige Schäden oder Verluste, die dem Nutzer aus der Nutzung dieses Online-Dienstes an sich, z. B. aus technischen Gründen entstehen. Geschützte Warennamen (Warenzeichen) sind besonders gekennzeichnet (®). Ein Fehlen dieser Kennzeichnung bedeutet jedoch nicht, dass es sich um einen freien Warennamen handelt. Die von uns veröffentlichten Arzneimittelinformationen stellen keine Anleitung zur Selbstmedikation dar. Sie sollen Informationen bieten, die das Gespräch zwischen Patient und niedergelassenen Ärzten und Klinikärzten erleichtern sollen. Wenn zu einem Wirkstoff ein Beispiel für Handelsnamen gegeben wird (z.B. um damit auch Nichtmediziner mit der entsprechenden Information zu erreichen, die mit Wirkstoffnamen weniger vertraut sind), dann ist mit diesem Beispiel keinerlei Wertung verbunden.
Antwort
Vielen Dank für Ihre Antwort. Ich habe mich womöglich ungenau ausgedrückt. Die Interventionelle Schmerztherapie hat anfangs durchaus gewirkt. Die erste ca. sechs Monate, die zweite ca. vier Monate, die dritte dann nur noch zwei Monate und die letzte gar nicht mehr. Meine Rückenschmerzen haben eine Mischform. Manchmal sind sie linkslastig mit Ausstrahlung in den linken Oberschenkel und Hinken in diese Richtung, manchmal rechtslastig etwas höher, so dass ein Hinken nach rechts entsteht. Häufig habe ich aber auch reine sehr heftige Rückenschmerzen ohne Ausstrahlung. Diese Schmerzen - wurde mir gesagt - könnten ein Facettensyndrom sein, das man mit Vereisung der schmerzleitenden Nerven behandeln könnte. Deshalb auch der Vorschlag zu einer Myografie als zusätzliches Diagnosemittel. Wie sehen Sie das? Es gibt unterschiedliche Meinungen zu der Denervierung. Ich will nur eins: Meine Schmerzen los werden und wieder einigermaßén normal gehen und Treppen steigen können. Habe ich Aussichten dazu?
vielen Dank für Ihre Antwort!
Antwort
Sehr geehrte Renate,
ich danke für Ihre neuerliche Mail vom 27.04.2011.
Im Hinblick auf Ihre Erfahrung, dass die Dauer der Schmerzlinderung durch die interventionelle Schmerztherapie für immer kürzere Zeiträume gewirkt hat, gibt Ihnen eine schlechte Aussicht für weitere Interventionen wie der Verödung von Nerven an den kleinen Wirbelgelenken. Andererseits ist es erfreulich, dass der Rückenschmerz in den Vordergrund getreten ist und nicht die ausstrahlenden Beinschmerzen. Hier kann es sich durchaus um ein so genanntes Facetten-Syndrom handeln. Bitte beachten Sie meine Hinweise zum Lumbalmieder oder zu einem Korsett. Im Gespräch mit dem Arzt sollten Sie Ihre Aussage sehr präzise formulieren und Übertreibungen wohl im Guten wie im Schlechten vermeiden, weil die Abklärung der Beschwerden aus Arztsicht erheblich erschwert. Die Myographie ist ein günstiges Diagnosemittel, weil sich hier erkennen lässt, ob über den langen Leidenszeitraum Nervenschäden eingetreten sind oder so genannte funktionelle Beschwerden mit einer guten Rückbildungsmöglichkeit vorliegen.
Mit freundlichen Grüßen und Wünschen zur baldigen Besserung
Dr. A. Pingsmann
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