Sehr geehrter Herr Dr. Pingsmann, ich habe seit 8-9 Monaten anhaltende Beschwerden im Bereich der unteren LWS und der Steißwirbel, die trotz Massage, Akupunktur, Osteopathie, Krankengymnastik, Training und Behandlung mit Keltican&Enzymen, nicht entscheidend besser werden. Ich kann weder lange sitzen noch langsam gehen oder stehen. Die Schmerzen, die aus dem Rücken in Steißbein und leichter/teilweise auch in den Po hinabziehen, werden dann schnell recht stark und bei Entlastung durch Liegen dann wieder besser. Neben diesen eigentlichen Schmerzen habe ich von L5 abwärts bis zum Steißbein diffuse Nervenbeschwerden (wie ein inneres Jucken und Kribbeln), die mir besonders zu schaffen machen. An Diagnostik wurde ein MRT gemacht, das Osteochondrose, eine minimale (wirklich ganz kleine) Protrusion L5/S1 OHNE NERVENKOMPRESSION und abgedunkelte Bandscheben L1 und L5 ergab; neurologisch ergibt sich eine ganz geringfügige Potenzialminderung im Sinne eines L5 Syndroms. Insgesamt bleibt die Ursache der Beschwerden nach Aussage meiner Ärzte z.T. unerklärlich, weil die Stärke der Beschwerden durch die Befunde nicht erklärt ist. Können Sie mir hier noch einen Rat geben, vor allem im Hinblick auf das Nervenjucken? Kann man dieses nicht durch nervenberuhigende Spritzen oder Mittel o.ä. eindämmen? Sollte man nochmals ein MRT machen, auf dem auch die Steißwirbel zu sehen sind (bislang ist nur S 1/2 dargestellt)? Da ich sehr viel Stress hatte, könnte auch dies eine Rolle spielen?
LWS Beschwerden und Nervenreizung Steißbein
Kategorie: Knochen-Gelenke » Expertenrat Rückenschmerzen | Expertenfrage
Antwort
Sehr geehrter Vito,
ich danke für Ihre Mail vom 12.07.08.
Selbstverständlich spielt körperlicher, geistiger und seelischer Stress eine Rolle bei der Beschwerdekontrolle.
Durch die ausführliche bildgebende und funktionelle Diagnostik scheint ein schwerwiegendes Problem an Ihrer Lendenwirbelsäule und Ihrem Kreuzbein ausgeschlossen. Die von Ihnen benannten Beschwerden sind durchaus durch den Verschleiß der Bandscheiben („abgedunkelte Bandscheiben“) erklärbar.
Die von Ihnen genannten Beschwerden würde ich in erster Linie als „Steißbeinschmerz“ (Coccygodynie) bezeichnen.
Sollten Sie nicht älter als 40 sein, rate ich Ihnen zur Abklärung Ihres Enddarms und Ihrer Prostata. Im Übrigen sollte eine deutliche Beschwerdelinderung durch eigentätige regelmäßig durchgeführte lendenwirbelsäulenstabilisierende Übungen zu erreichen sein. Dabei sollten Sie morgens vor dem Aufstehen in Rückenlage Hüfte- und Kniegelenk beugen und die untere Lendenwirbelsäule durch Anspannen der Bauch- und Gesäßmuskulatur abflachen. Diese Haltung sollten Sie für etwa 10 Sek. bei weiterer Einatmung mit max. Kraft halten, sich sodann entspannen. Der beschriebene Zyklus sollte dann etwa 7-10 wiederholt werden. Das gleiche Verfahren sollten Sie abends vor dem Einschlafen wiederholen. Darüber hinaus rate ich Ihnen, bis zur Aufkräftigung Ihrer lendenwirbelsäulenstabilisierenden Muskulatur ein lumbales Mieder zu tragen. (z. B. Artroskin-Lumbalbandage). Anhand dieser Bandage können Sie überprüfen, ob eine geringe Instabilität Ihrer Wirbelsäule für Ihre Beschwerden verantwortlich ist. Eine deutliche Beschwerdelinderung würde ich in Ihrem Fall erwarten.
Im Hinblick auf die fehlende Lähmung oder schwerwiegende Gefühlsstörungen rate ich Ihnen von einer intensivierten Therapie zunächst ab. Sollten jedoch meine Ratschläge nicht ausreichend Linderung gebe, sollten Sie sich von einem Orthopäden beraten lassen, der versiert ist in der Durchführung epiduraler Injektionen insbesondere so genannter sakraler Infiltrationen.
Mit freundlichen Grüßen und Wünschen zur Genesung
Dr. A. Pingsmann
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