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Chronische Schmerzen und Vitamin D3

Kategorie: Knochen-Gelenke » Expertenrat Rückenschmerzen | Expertenfrage

07.09.2011 | 04:40 Uhr

Hallo,

ich habe seit etwa 4 Jahren chronische Schmerzen im gesamten Körper, insbesondere in den Hüft, Knie und Fußgelenken sowie in den Muskeln entlang der Wirbelsäule. Generell schmerzt aber jeder Muskel schon nach kleinsten Beanspruchungen.
Die Schmerzen begannen im Frühjahr 2007 nach einem langen Infekt mit mehrmaliger Antibiotika- und Kortisongabe. In den folgenden Jahren haben sich meine Schmerzen konstant verschlimmert und ich habe den üblichen Ärztemarathon begonnen: Orthopäde, Neurologe, Rheumatologe, Internist, Schmerztherapeut, Schmerzambulanz einer Uniklinik-alles ohne Ergebnis. Lediglich ein verlangsamter Cytochrom-P450-Metabolismus wurde festgestellt, der zumindest meine Unverträglichkeit auf die meisten Schmerzmittel erklärt.

Jetzt wurde letzte Woche bei einer Blutuntersuchung festgestellt, dass neben einem Vitamin B12-Mangel (der Wert lag bei 126) Vitamin D3 nicht nachzuweisen war und zudem die alkalische Phosphatase erhöht war (um die 450, bereits Anfang 2010 war der Wert mit 380 erhöht). Das Fehlen von Vitamin D3 kann damit erklärt werden, dass ich mich vegetarisch ernähre und die letzten 5 Jahre KEINE Sonne abbekommen habe (ich wohne im Dachgeschoss und komme mit den Schmerzen nicht die Treppe runter, habe keinen Balkon und habe meistens eh tagsüber geschlafen – wenn ich mal rausgegangen bin dann nur Nachts um mein soziales Leben zu pflegen).

Mein Hausarzt gibt offen zu, dass er mit dem Ergebnis überfordert ist. Zwar hat er mir D3 und B12 gespritzt, er kann aber keine Aussage über einen Zusammenhang mit den Schmerzen machen, ich sollte einfach mal ein halbes Jahr abwarten.

Meine Frage ist nun:
1. Kann das totale Fehlen von Vitamin D3 zusammen mit der alkalischen Phosphatase über Jahre meine Schmerzen erklären?
2. Welcher Facharzt wäre für eine Diagnose und Behandlung zuständig?
3. Welche Diagnostik ist notwendig?
4. Welche Reha soll ich machen? Inzwischen habe ich Probleme weil ich mich jahrelang kaum bewegt habe.

Ich hoffe Sie können mir weiterhelfen, ich bin sehr verzweifelt.

Viele liebe Grüße, Julia

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Experte-Stehn
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09.09.2011, 09:10 Uhr
Antwort von Experte-Stehn

Sehr geehrte Julia,
vielen Dank für Ihre ausführliche Schilderung.

Was Sie an Beschwerden beschreiben, trifft recht typisch auf den von Ihnen angegebenen Vitamin D Mangel und seine Folgen zu.

Vitamin D ist enorm wichtig für unsere Muskeltätigkeit, für den Auf- und Abbau unserer Knochen, für das Immunsystem, die Stabilität einer jeden Zellhülle, die Funktion unserer Nerven und viele andere lebenswichtige Abläufe in unserem Körper.
Normalerweise sorgt Vitamin D dafür, daß Kalzium mit der Nahrung aufgenommen werden kann und verhindert, daß zuviel davon wieder ausgeschieden wird.
Kalzium wiederum ist einer der wesentlichen Bestandteile unserer Knochen und extrem wichtig für jede Muskelaktivität und somit absolut lebensnotwendig.
Ist zuwenig Vitamin D da, kann der Körper nicht genug Kalzium aufnehmen und er ist gezwungen sich an den eigenen Kalziumvorräten zu bedienen.
Der größte Kalziumspeicher ist unser Knochensystem. Also baut der Körper Knochen ab, um das darin enthaltene Kalzium für seine Muskeln, seine Nerven, das Immunsystem usw. zu benutzen.
Die alkalische Phophatase ist das Enzym, welches beim Knochenabbau hilft und daher ein gutes Maß für die Aktivität des Knochenabbaus.

Ein massiver Mangel an Vitamin D führt unter anderem zu einem bisweilen rasanten Abbau unserer Knochendichte, und damit auch zu diffusen Knochenschmerzen, bis hin zu Spontanbrüchen der immer instabiler werdenden Knochen.
Da das Vitamin D auch einen großen Einfluß auf die Muskeltätigkeit hat, stehen sehr wahrscheinlich auch Ihre Muskelschmerzen mit dem Vitamin D Mangel in Zusammenhang.

Bei Ihnen ist der Mangel an Vitamin D durchaus erklärbar durch Ihre Sonnenabstinenz und Ihre vegetarische Ernährung. Aber es gibt auch Stoffwechselerkrankungen, zum Beispiel Fehlfunktionen der Nebenschilddrüse, die ursächlich für einen gesteigerten Knochenabbau und Ihre Beschwerden sein können.

Am besten wenden Sie sich an einen Osteologen, also einen Spezialisten, der genau diese Störungen behandelt. Dieser wird dann sicher auch noch Untersuchungen wie eine Knochendichtemessung und Blutuntersuchungen auf verschiedene hormonelle Faktoren veranlassen. In Absprache mit dem Osteologen lässt sich dann auch der Umfang der notwendigen Trainigsmassnahmen festlegen.

Ganz wichtig ist aber, dass Sie sich überhaupt wieder an der frischen Luft bei Tageslicht bewegen.

Für Ihren Weg wünsche ich Ihnen gute Besserung und viel Erfolg
Ihr Dr. med. Frank Stehn

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