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Allergische Reaktion auf Betäubungsmittel

Kategorie: Sonstige-Medizin » Expertenrat Rehabilitation | Expertenfrage

03.11.2006 | 05:52 Uhr

Sehr geehrte Experten!

Ich reagiere allergisch auf Lokalanästhetika.

Vor 1 1/2 Jahren ließ ich mir ein verdächtiges Muttermal entfernen. Nach Injektion des Betäubungsmittels verfärbte sich meine Haut rot-bläulich, es entstanden Quaddeln, und meine Atemwege schwollen zu, so dass ich intubiert werden musste.

Nach einigen Wochen starteten wir einen zweiten Versuch mit einem anderen lokalen Betäubungsmittel.
Mein Körper reagierte wiederum allergisch. Es traten die selben Symptome auf, wie beim letzten Mal.

Daraufhin entschieden meine behandelnden Ärzte und ich, dass wir austesten, ob und ggf. welche Anästhetika ich vertrage.

Das Ergebnis war niederschmetternd.
Bei zwei weiteren Präparaten, schwollen wieder meine Atemwege zu.
Ein Präparat wirkte überhaupt nicht. Das heißt, die zu betäubende Stelle wurde nicht taub.
Bei einem anderen wurde die Schmerzwahrnehmung extrem erhöht. Ein kleiner Piks mit der Nadel fühlte sich an, als würde mir ein großes Stück Fleisch herausgerissen.

Diese Testreihe war sehr entmutigend. Wir haben zahlreiche BTMs ausprobiert und keines zeigte die gewünschte Wirkung.

Ich fragte meine Ärzte, was wäre, wenn ich einen Unfall hätte?
Was ist, wenn Wunden genäht werden müssen? Was ist, wenn ich eine OP benötige, z.B. Blinddarm?
Es bliebe ja theoretisch nur eine Vollnarkose übrig. Was ist, wenn ich auf diese auch allergisch reagieren würde?
Die Ärzte sagten, dass diesbezüglich ein Risiko besteht.

Ich fühle mich jetzt mehr als nur verunsichert. Ich frage mich natürlich... was wäre wenn?! Würde ich aus einer VN überhaupt wieder aufwachen?

Zu meiner Person:
Ich bin 36 Jahre alt; gesund; habe ansonsten keine Allergien; hatte noch nie eine OP; bis zu dem Versuch, das Muttermal zu entfernen, wurde mir noch nie ein Betäubungsmittel injiziert - auch nicht beim Zahnarzt; war nie ernsthaft erkrankt;

Jetzt zu meinen Fragen:
Haben Sie vielleicht Erfahrung auf diesem Gebiet?
Sind Ihnen ähnlich gelagerte Fälle bekannt?
Was kann ich noch tun?
Besteht tatsächlich ein Risiko, auf eine Vollnarkose allergisch zu reagieren?
Gibt es alternative Methoden, um eine Betäubung hervorzurufen?
Gibt es Medikamente, die eine allergische Reaktion auf die BTMs unterdrücken?

Ich hoffe, Sie können mir einige Ratschläge mit auf den Weg geben.
Vielen Dank für Ihre Mühen und für Ihre Antworten.

Mit freundlichen Grüßen
Cora

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11.01.2007, 01:00 Uhr
Antwort

Sehr geehrte Cora,



Ihr geschildertes Problem ist in der Tat äußerst belastend und ich habe vor der Antwort auch noch Literaturrecherchen durchführen müssen, so dass die Antwort etwas verspätet gegeben werden kann. Es scheint so zu sein, dass Sie gegen jedes Lokalanästhetikum allergisch reagieren, wobei die Intensität der Reaktionen als echte Schockreaktion gewertet werden muss, insbesondere da Sie Atemwegsbeschwerden bekommen. Man sollte Ihnen keine Hoffnung machen, dass Sie lokale Betäubungsmittel vertragen können. Ich selbst kenne einige Pat., die allergische Reaktionen auf Lokalanästhetika haben, wobei wir jedoch immer Ausweichpräparate gefunden haben, die wir durch die Provokation in der Haut als unbedenklich nachweisen konnten. Die heftigen Reaktionen, die Sie zeigen, sind für mich ungewöhnlich stark. Sollte ein Eingriff für Sie tatsächlich ganz unverzichtbar werden, dürfte eine Vollnarkose wirklich die einzige Möglichkeit sein, die Ihnen bleibt. Da die Stoffklassen der Medikamente, die bei einer Vollnarkose gegeben werden, gänzlich anders sind, hätte ich zunächst keine unmittelbaren Bedenken, dass Sie damit gefährdet sind. Jedoch kann Ihnen dies niemand garantieren. Sie werden um einen solchen Versuch im Notfall nicht herumkommen. Wenn Sie allergische Reaktionen unterdrücken wollen, geschieht dies meist durch eine hochdosierte Gabe von Kortison und die Gabe von Antiallergika, was bei Ihnen auch als Notfall-Set immer vorhanden sein sollte. Ich hoffe, dass Sie auch einen Notfall-Ausweis bzw. einen Allergiepass erhalten haben, den Sie bitte bei sich führen, um bei evtl. Unfällen auch richtig versorgt werden zu können.



Ich bedaure außerordentlich, Ihnen keine weiterführenden Hoffnungen machen zu können, Ihre Lokalanästhetika-Allergie besser in den Griff zu bekommen. Ein Notfall-Set wird Ihr behandelnder Allergologe sicherlich ausstellen, sofern noch nicht geschehen, bestimmt auch den Allergiepass.



Mit freundlichen Grüßen





Dr. med. W. Gudat
Leitender Arzt der Klinik

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