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PSA 6,4 / Alkoholeinfluß

Kategorie: Männermedizin » Expertenrat Prostatakrebs | Expertenfrage

17.10.2005 | 11:22 Uhr

Sehr geehrter Experte,

mein Vater ist 67 Jahre alt, übergewichtig (90 kg bei 1,68 m)
und seit 25 Jahren Alkoholiker mit mehr oder weniger stärkeren/schwächeren Suchtphasen.

Nun ist er seit 1 Woche auf Entzug im Krankenhaus (Davor trank er ca 1 Liter Korn 32% am Tag.

Man hat nun einen PSA-Wert von 6,4 gemessen.
Diese Woche noch soll er zum Urologen.

Meine Fragen:

1) Haben extremer Alkoholgenuß und hohes Körpergewicht einen Einfluß auf den PSA-Wert.

2) Das weitere Vorgehen wird doch sicherlich sein: zunächst eine zweite Messung und dann Biopsie?

3) Oder könnte man bei der aufgrund des Alkoholabusus geringeren Lebenserwartung (< 10 Jahre) einfach nur weiter den PSA-Wert beobachten?

Vielen Dank.

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17.10.2005, 03:11 Uhr
Antwort

Zutreffend ist, daß bei einem PSA-Wert von 6,4 eine urologische Untersuchung erfolgen sollte. Ebenso halte ich eine Kontrolle des PSA-Werts für sinnvoll. Ob eine Biopsie durchgeführt wird, muß der urologische Kollege entscheiden, ich denke auch ein Zuwarten kann hier vertreten werden.
Dann sollte eine PSA-Kontrolle in 6-12 Monaten erfolgen, parallel kann eine Messung des Testosterons vorgenommen werde, da bei chronischem Alkoholkonsum und Übergewicht der Testosteronwert häufig erniedrigt ist und das PSA als Tumormarker versagt.
MfG W.Schultze-Seemann

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17.10.2005, 03:19 Uhr
Antwort

Vielen Dank für Ihre Antwort, Herr Professor Schultze-Seemann.

Ist der Testosteronwert auch ein Marker für PK und wie genau ist er?
Oder weshalb sollte dieser Wert gemessen werden?

Ansonsten interpretiere ich Sie so, daß man unter regelmäßiger PSA-Kontrolle abwarten könnte. Bis zu welcher Höhe des PSAs?

Danke.

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17.10.2005, 05:43 Uhr
Antwort

Der Testosteronwert ist kein eigenständiger Marker für das Prostatakarzinom. Aber nur Prostatazellen, die unter einer ausreichenden hormonellen Stimulation stehen, können PSA als Sekretionsprodukt angemessen herstellen, d.h. nur bei Männern mit einem altersentsprechend normalen Testosteron ist PSA als Tumormarker verwendbar.
Da Männer mit starkem Alkoholkonsum häufig erhöhte Östradiol- und erniedrigte Testosteronwerte haben, könnte eine solche Konstellation vorliegen.
Der absolute PSA-Wert ist für die Entscheidung des weiteren Vorgehens nicht wichtig, eher die Anstiegsgeschwindigkeit.
Diese sollte nicht über 0,7 (1) ng/ml/Jahr liegen.
MfG W.Schultze-Seemann

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17.10.2005, 07:42 Uhr
Antwort

Das sind mal differenzierte Erläuterungen zum Thema PSA-Wertigkeit.

Auch ich lebe mit erhöhten PSA-Werten - hier stark schwankend um 12 aber ohne Tendenz nach oben;im gleichen Alter, mit gleichem Laster, aber doch schon um einiges an geringerer Alkoholmenge.
Mein Testosteronwert liegt bei gleichem Alter und einem inzwischen erheblich eingeschränktem Libido an der unteren Grenze. Das Prostatagewicht (TRUS) liegt bei 150 Gramm.
Eine Biopsie (2002) und TRUS (mehrmalig) bisher o.B.
Ist in so einer Situation der PSA-Wert dann eigentlich das Maß aller Dinge??
Wie sollte man weiter kontrollieren?

Danke für ein feedback, vorab.

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18.10.2005, 07:44 Uhr
Antwort

Ist ein PSA-Wert erhöht und hat die weitere Diagnostik keinen Hinweis für einen Tumor ergeben, so ist selbstverständlich die Konsequenz eines weiteren Zuwartens gegeben.
Hier sollte der PSA-Wert, abhängig vom Alter des Männes und vom Ausgangswert 1-2x/Jahr kontrolliert werden und nur bei einem signifikanten weiteren Anstieg (ca.0,7ng/ml/Jahr über mindestens 2 Messungen) eine erneute Diagnostik veranlaßt werden. Im übrigen trägt ihre sehr große gutartige Prostatavergrößerung ebenfalls zum PSA-Wert bei ( maximal 0,1ng/ml/Gramm BPH-Gewebe).
MfG W.Schultze-Seemann

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18.10.2005, 08:24 Uhr
Antwort

Letzte Rückfrage:

Wenn durch den Alkoholkonsum die Testosteronwerte wohl erniedrigt sind, aber andererseits nur Prostatazellen unter ausreichender hormoneller Stimulation PSA angemessen herstellen,

wiso kann dann der PSA meines Vaters zu hoch sein (bei 6,4)?

Wenn die Zellen weniger produzieren und unter diesen Bedingungen ist der PSA schon bei 6,4; wäre dann der PSA hier ohne den Alkoholabusus meines Vater nicht noch höher und somit auch das Risiko eines PKs?

Vielen Dank.

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18.10.2005, 18:48 Uhr
Antwort

Eine Prostatazelle , die unter einer verminderten androgenen Stimulation steht, produziert weniger PSA. So kommt es nach komplettem Hormonentzug zu einem dramatischen PSA-Abfall in den nicht meßbaren Bereich.
Alle PSA-Normalwerte setzen eine altersentsprechend normale Stimulation der Prostatazelle durch Testosteron voraus. Ist der Androgenspiegel erniedrigt, kann der PSA-Wert künstlich erniedrigt sein und vermittelt den Eindruck eines Normalwertes. Daher müssen Männer mit einer Hormonmangelsituation besonders sorgfältig auf einen Prostatakarzinom untersucht werden um ein solches nicht zu übersehen. Unglücklicherweise haben Männer mit einem Hormonmangel nicht selten auch besonders aggressive Karzinome, die um so mehr einer rechtzeitigen Diagnose und Therapie bedürfen.
MfG W.Schultze-Seemann

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19.10.2005, 01:16 Uhr
Antwort

Herr Professor Schultze-Seemann,

abschließend kann ich nun Ihre Antworten noch nicht so ganz in Einklang bringen.

Sie schreiben jetzt, Männer mit einer Hormonmangelsituation müßten besonders sorgfältig, wohl auch schnell auf ein Protatakarzinom untersucht werden und das bedeutet doch wohl eine Biospie.

In einer vorherigen Antwort sagen Sie, man könne bei meinem Vater mit PSA 6,4 noch abwarten.

Hängt das jetzt vom zu messenden Testosteronwert ab?
Also Testosteronwert normal = abwarten und PSA messen,
Testosteronwert zu niedrig = Biospie?

Danke

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19.10.2005, 02:49 Uhr
Antwort

Ihre Einschätzung ist im wesentlichen zutreffend:
- liegt eine Hormonmangelsituation vor, so kann man sich weniger auf den PSA-Wert verlassen und sollte eine Sonografie, ev. auch eine Biopsie durchführen
- bei normalem Testosteron kan sicher ein abwartendes Verhalten gerechtfertigt sein, d.h. kurzfristige PSA-Kontrollen, eine transrektale Sonografie und eine Biopsie erst bei reaschem Anstieg des PSA-Werts.
MfG W.Schultze-Seemann

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