Bei meinem Mann wurde ein chronisch-
entzündliches Liquorsyndrom unklarer
Genese diagnostiziert. Er hatte im
Dez. 98 einen Krampfanfall, wurde
im Mai 99 wg. Spinalstenose operiert
und hatte im Sept. 99 einen zweiten
Krampfanfall. Kernspin des Kopfes sowie
EEG zeigt Veränderungen. Zellen im
Liquor, Colesterin und Blutfett erhöht,
Jetzt nimmt er ein Epilepsiemittel. Bitte: Mit diesem
Ergebnis wollen wir uns nicht zufrieden-
geben - wer kann helfen - weitere oder
klare (sofern möglich) Diagnose stellen???? Wer beschäftigt sich mit
Krankheiten, deren Ursache nicht geklärt
werden kann???
Vielen Dank!!!!
chron.-entzündl. Liquorsyndrom
Kategorie: Neurologie » Expertenrat Neurologie | Expertenfrage
Antwort
Hallo Gs, <p>Ihren Angaben zufolge liegt bei Ihrem Mann eine chronische Gehirnentzündung (Encephalitis) vor, die durchaus Ursache der bisherigen Krampfanfälle sein kann. Eine derartige Entzündung kann durchaus eine virale Infektion verursacht worden sein oder auch durch eine Veränderung des Immunsystems hervorgerufen werden. Hierzu wäre eine genaue Kenntnis des Nervenwasser Befundes ebenso wie detaillierte Informationen über die kernspintomographisch dokumentierten Gehirnveränderungen zur weiteren Beurteilung vonnöten. Ein Zusammenhang mit der operierten Spinalkanalstenose ist unwahrscheinlich. <p>Detaillierte Auskünfte sollten Sie am besten von den behandelnden Neurologen oder an einer versierten Universitätsklinik einholen, da auf DIESEM Wege, ohne genaue Kenntnisse der konkreten Untersuchungsbefunde Ihres Mannes, detaillierte Auskünfte eher zu Fehlschlüssen als zu befriedigenden, weiterhelfendenen Informationen führen. <p>Wenn Sie mir Ihren Wohnort nennen, kann ich versuchen, Ihnen eine geeignete Klinik in Ihrer Nähe zu nennen. <p>A. Simonow
Antwort
Hallo GS, <p>Leider war ich vom 04.-06.11.99 nicht in Deutschland, war zwar mit notebook, aber ohne Modem unterwegs, so dass ich Ihnen heute erst antworten kann. <p>Vielen Dank für Ihre Rückantwort und die Veröffentlichung Ihrer Untersuchungsbefunde. <p>Nebenbei bemerkt, ... im Hinterkopf das riesige, ungeheure Ausmass der Veränderung gegenseitiger Kommunikationsstrukturen noch nicht richtig fassen könnende Internet, drängt sich die Frage nach dem Risiko der Bekanntgebung so persönlicher Befunde wie Ihrer Kernspin- und Nervenwasserdaten auf. Immerhin könnten Zig Millionen oder sind es schon 1-2 Milliarden Menschen auf Ihre Daten zugreifen und vielleicht sind es nur 100 oder 1000 oder von den 1,6 Millionen lifeline usern/Monat nur 10, die Ihre so persönlichen Angaben ge- missbrauchen könnten oder - ...zumindest leidet unter dieser Art der Nutzung des Internet einer der für mich, in meiner täglichen Berufsausübung wichtigsten Basisanstrengungen: dem Aufbau, der Erarbeitung und Festigung eines beiderseitigen Vertrauensbündnisses ! <p>Trotz dieser Bedenken werde ich versuchen, Ihre mitgeteilten Befunde, soweit es mir möglich ist, zu kommentieren. Ihr Nervenwasserbefund weist k e i n e relevante Zellzahlerhöhung aus, so dass eine von Viren oder Bakterien oder anderen Erregern verursachte Entzündung des Gehirnes eher unwahrscheinlich ist. <p>Leider enthält die Befundmitteilung keine Angaben über die Untersuchung des Nervenwassers nach Hinweisen auf eine abgelaufene Borrelieninfektion, die auch einmal ohne eine Zellzahlerhöhung im Liquor (=Nervenwasser) ablaufen kann. Ebenfalls ist dem Untersuchungsbefund kein Hinweis auf entzündliche Hirngefässveränderungen (=Vasculitis) zu entnehmen, noch scheint ein direkter Vergleich mit einer unbedingt erforderlichen, zur gleichen Zeit durchgeführten Laboruntersuchung abgenommenen Blutes vorgenommen worden zu sein. In Anbetracht Ihrer beschriebenen kernspintomographischen Veränderungen sollte ebenfalls nach diesen nicht unwichtigen Auschlussdiagnosen gefahndet werden. Und last but not least fehlt im Liquorbefund der letztlich entscheidendste Parameter als Beweis einer nur im Gehirn ablaufenden Entzündung, so wie es heute allgemein in der Neurologie akzeptiert gilt: Dies ist der Nachweis einer isoliert (nur im Liquor) auftretenden Synthese oligoklonaler Ig G-Subfraktionen (gemessen mit Hilfe der isoelektrischen Fokussierung), die auch immer möglichst zeitgleich mit einer Blutuntersuchung verglichen werden muss. In der Routineuntersuchung wird dieser entsprechende Befund immer mit der Befundmitteilung: oligoklonale im Liquor positiv (=vorhanden) oder negativ (= nicht vorhanden) mitgeteilt. <p>Oberhalb der Norm befindet sich in Ihrem Nervenwasser das Gesamteiweiss (=Gesamtprotein) auch das Ig G ist erhöht, wobei einschränkend hierzu anzumerken ist, das zu einer eindeutigen Beurteilung unbedingt die Kenntnis der Normalwerte des Ihren Liquor untersucht habenden Labors erforderlich ist. Auch sind Befunde einzelner Labores nie direkt mit denen anderer (Labores) vergleichbar. Untersuchungsergebnisse einzelner Labores sind nur in Kenntnis der ?geeichten? Normalbefunde des jeweiligen Labors interpretierbar und ohne diese ist jede Interpretation stets mit der Gefahr einer falschen und vor allem unzureichenden Interpretation behaftet. So ist z. B. rein theoretisch die Erhöhung des Gesamteiweisses im Nervenwasser auch auf die zuvor erfolgte Spinalkanaloperation zurückführbar, rsp. der zuvor aufgetretenen Beeinträchtigung des Rückenmarkes oder der Nervenwurzel des im Halsbereich. <p>Ich verstehe, dass die von mir mitgeteilten Informationen über den von Ihnen mitgeteilten Liquorbefund für einen Laien wie böhmische Dörfer klingen und Sie eher verunsichern, als dass Sie Ihnen weiterhelfen, weshalb ich an dieser Stelle auch auf eine weitere Diskussion Ihres Nervenwasserbefundes verzichten möchte, da ich hiermit eher zu einer zusätzlichen Verunsicherung als zu beruhigender k
Antwort
Dr. A. Simonow!
Vielen herzlichen Dank für Ihre ausführliche Antwort. Zwei letzte Fragen: Muß bzw. kann man auf den Grund/
Ursache dieser Krankheit kommen oder
gibt es diese Krankheit einfach ohne
Grund?? Was halten Sie von Elektroakupunktur nach Voll zur Aufklärung/Diagnosestellung?
Danke und Grüße
gs
Antwort
Hallo GS, <p>die allermeisten Krankheiten treten, ausser wohl bei Unfällen oder vererbten Erkrankungen ohne erkennbaren Grund auf. Eine Krankheit ist ein Schicksalsschlag, dem man sich stellen soll, nicht hadern, warum gerade ich ... Diese Frage wird niemand beantworten können ... <p>Natürlich haben Sie Recht, wenn Sie sagen, dass Sie wenigstens wissen sollten, um welche Krankheit es sich handelt, damit man sich effektiver dagegen zur Wehr setzen kann. In Ihrem Fall scheint es, dass die geschilderten Befunde keinesfalls für einen Neurologen sehr negativ klingen, aus Ihrer Sicht, verständlicherweise schon. Sie sollten Vertrauen in die Zukunft haben, momentan scheint es Ihnen doch besser zu gehen. Ob noch einmal ein epileptischer Anfall auftreten wird, wird niemand voraussagen können. Elektroakkupunktur würde ich ablehnen, gegen Anfälle, die vom Gehirn kommen wird es sicherlich nichts ausrichten können. Ihre bisherigen Symptome klingen nicht s e h r beunruhigend. Auch wenn momentan keine greifbare Diagnose gefunden werden konnte, heisst das ja auch, das viele ernsthafte Erkrankungen - aufgrund Ihrer Befund- und Symptomkonstellation - bei Ihnen n i c h t in Frage kommen. <p>Das ist doch Grund genug, positiv der Zukunft zu begegnen ... <p>Viele Grüße, auch an Ihre Frau <p>A. Simonow