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Überlastungsschmerzen in den Beinen - gibt es Hilfe?

Kategorie: Neurologie » Expertenrat Neurologie | Expertenfrage

04.04.2025 | 18:02 Uhr

Lieber Expertenrat,

schon öfter habe ich gg. Ärzten Schmerzen in den Beinen erwähnt und nie wurde mir erklärt, was genau ich habe und ob man etwas dagegen tun kann.

Ich habe das Me/CFS in der leichten Form. Wenn ich zu viel am Tag unternommen habe, also kräftemäßig, nicht mental, dann bekomme ich abends im Liegen mittelstarke, brennende Schmerzen in den Beinen, die durch Bewegung und im Stehen besser werden. Aber noch mehr Bewegung bewirkt noch mehr Schmerzen im Liegen und hindern am Einschlafen. Etwas Wärme hilft nur solange sie da ist. Nehme ich sie zum Schlafen weg, ist der Schmerz sofort wieder da. Fällt mir auch etwas schwer die Schmerzen zu beschreiben, aber ein wenig ist es wie mit Gliederschmerzen. Es fängt mit nem Kribbeln an und dann wird es langsam immer schlimmer.

Ich habe einen ATP von 1,3 und muss täglich zusätzlich Magnesium nehmen, weil ich sonst Krämpfe in den Beinen und im Fuß bekomme. Ich habe auch nen Prädiabetes und ne Osteopenie und häufig Muskelzucken, was man gut beobachten kann.

Ich frage mich, ob das mit den Muskeln zusammenhängt und habe langsam das Gefühl, damit allein auf der Welt zu sein - ist das so selten? Im Internet habe ich dazu jedenfalls nichts gefunden und meine Psyche ist auch ziemlich in Ordnung...

Können Sie mir evtl nen Hinweis geben, was das sein könnte und ob es etwas gibt, was akut hilft?

Diverse Untersuchungen beim Neurologen auf MS waren bisher unauffällig.

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Lifeline Gesundheitsteam
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06.04.2025, 16:49 Uhr
Antwort von Lifeline Gesundheitsteam

Hallo,

Wir können gut nachvollziehen, dass diese Situation für Sie sehr belastend ist. Zudem ist es verständlich, dass es frustrierend ist, wenn Ihnen bisher keine ausreichende Hilfe angeboten wurde. Leider können wir die Situation aus der Ferne nur eingeschränkt beurteilen, aber wir möchten Ihnen dennoch einige fundierte Überlegungen mit auf den Weg geben. Wichtig ist in jedem Fall, dass Sie weiterhin im engen Austausch mit Ihren behandelnden Ärztinnen und Ärzten bleiben.
Ein möglicher Erklärungsansatz ist, dass im Rahmen eines ME/CFS der Energiestoffwechsel auf zellulärer Ebene beeinträchtigt sein kann. Der ATP-Wert von 1,3, den Sie angeben, lässt sich ohne den dazugehörigen Referenzbereich jedoch nicht eindeutig interpretieren. Sollte der Wert tatsächlich auf eine verminderte Energieverfügbarkeit in den Zellen hinweisen, ist es wichtig zu wissen, dass Muskelzellen besonders empfindlich auf solche Defizite reagieren, da sie für jede Bewegung eine hohe Menge an Energie benötigen.
Allerdings deutet Ihre Schilderung darauf hin, dass der Energiemangel nicht der Hauptfaktor für Ihre Beschwerden zu sein scheint. Typischerweise würde sich ein Energiemangel unter körperlicher Belastung verschärfen und in Ruhe bessern. In Ihrem Fall scheinen sich die Schmerzen jedoch bei Bewegung zu lindern und im Liegen zu verschlechtern, was gegen diese Erklärung spricht.
Daher sollten auch andere mögliche Ursachen in Betracht gezogen werden. Es könnte sein, dass durch den Prädiabetes bereits eine Schädigung peripherer Nerven vorliegt, was die von Ihnen beschriebenen brennenden und kribbelnden Schmerzen erklärt. Eine weitere Möglichkeit wäre eine Small-Fiber-Neuropathie, bei der die kleinen Nervenfasern geschädigt werden, was durch Prädiabetes oder auch durch autoimmune Prozesse ausgelöst werden kann. Diese Form der Neuropathie ist sehr schwierig zu diagnostizieren und wird daher häufig übersehen. Eine Hautbiopsie könnte hier eine hilfreiche diagnostische Maßnahme sein.
Auch eine Mitochondriopathie oder eine andere Form von Muskelerkrankung könnte zumindest teilweise Ihre Symptome erklären, jedoch vermutlich nicht in Gänze. Da Ihre Beschwerden so komplex erscheinen, wäre eine Vorstellung in einer spezialisierten neuromuskulären Ambulanz oder ein Besuch in einem Zentrum für seltene Erkrankungen ratsam, um alle möglichen Ursachen abzuklären.
Hinsichtlich Ihres erhöhten Magnesiumbedarfs zeigt sich möglicherweise eine ausgeprägte neuromuskuläre Reizbarkeit. In Rücksprache mit Ihrem Hausarzt könnte die Magnesiumdosis eventuell angepasst werden, um Krämpfen vorzubeugen. Auch weitere Elektrolyte oder unterstützende Nahrungsergänzungsmittel könnten hilfreich sein und sollten unter ärztlicher Begleitung in Betracht gezogen werden.
Da Ihnen Wärme offenbar Linderung verschafft, könnten Sie zusätzliche Wärmequellen wie eine elektrische Heizdecke oder eine beheizbare Matratzenauflage in der Nacht ausprobieren. Eine leichte Kompression im Liegen könnte möglicherweise ebenfalls helfen, die Schmerzen zu lindern.
Zusätzlich könnten Sie mit Ihrem Arzt besprechen, ob der Einsatz von CBD-Öl oder auch bestimmten Medikamenten, die neuropathische Schmerzen lindern, wie Pregabalin oder Gabapentin, für Sie sinnvoll sein könnte.
Wir empfehlen Ihnen, die weiterführende Diagnostik fortzusetzen. Es ist gut möglich, dass die vorgeschlagenen Maßnahmen Ihre Beschwerden bereits teilweise lindern. Besprechen Sie diese Optionen bitte auch mit Ihrer behandelnden Ärztin oder Ihrem behandelnden Arzt.

Wir hoffen, wir konnten Ihnen weiterhelfen - Ihr Lifeline Gesundheitsteam

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