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Spätfolgen einer Gehirnentzündung?

Kategorie: Neurologie » Expertenrat Neurologie | Expertenfrage

20.06.2014 | 10:58 Uhr

Hallo, 

meine Mutter hatte vor knapp zwei Jahrzehnten eine sehr schwere Gehirnentzündung. Sie hatte Kopfschmerzen, die in immer regelmäßigeren Abständen kamen und immer schlimmer wurden. Es wurde  nicht richtig diagnostiziert, sondern einfach von Verspannungen ausgegangen. Irgendwann ist sie dann zusammengebrochen und mit dem Rettungswagen ins Krankenhaus gefahren worden. Ein CT zeigte, dass das gesamte Gehirn betroffen war. Die Ärzte machten uns damals keine große Hoffnung, dass sie das überhaupt überlebt. Sie war zu dem Zeitpunkt total abgemagert, weggetreten etc. Wenn ich mich recht entsinne war sie 3 oder 4 Wochen im Krankenhaus, bekam vor allem Kortison (ob noch etwas anderes, weiß ich leider nicht). Bei der Entlassung wurde ihr gesagt, sie solle einen Neurologen aufsuchen, wogegen sie sich strikt weigerte. Das Einzige, worauf sie sich einließ, waren Tabletten gegen Bluthochdruck, der wohl als Folge auftrat. Sie hat sich also körperlich wieder erholt. Ursache war womöglich ein Zeckenbiss, aber das wurde nie ganz abgeklärt. 

Nun ist sie knapp über 60 und wir machen uns Sorgen, dass sie vor allem während der letzten Monate mental stark abgebaut hat und der Prozess voranschreitet. Es lässt sich schwer beschreiben; sie ist oft geistig nicht so richtig anwesend, hört nicht zu, redet plötzlich über was ganz anderes, fällt einem ins Wort, damit sie - wie sie sagt - ihren Gedanken nicht verliert und man hat bei Gesprächen häufig den Eindruck, dass da kein roter Faden besteht. Sie wirkt aber nicht, als würde sie irgendwas stark beschäftigen - im Gegenteil, sie wirkt eher äußerst unbekümmert, teils zu unbekümmert.

 

Sie damit konfrontieren will ich zum aktuellen Zeitpunkt aus drei Gründen nicht: 1. Es würde in einen heftigen Streit ausarten. 2. Falls es etwas ist, was vielleicht sowieso nicht behandelt werden kann, bin ich völlig unsicher, ob man sie mit unserer Bedenken beunruhigen sollte. 3. Vielleicht täuschen wir uns ja auch total, vielleicht habe wir eine verquere negative Erwartungshaltung...

 

Können wir als Familienangehörige irgendwas machen, um vllt. erstmal - ohne sie direkt zu involvieren - abzuklären, ob da was dran ist bzw. was da dran ist, um zu wissen, a) wie man weiter verfahren kann und b) ob man da überhaupt irgendwo einen Ansatzpunkt findet? 

 

Vielen Dank im Voraus

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20.06.2014, 11:56 Uhr
Antwort

Hallo Tannenbaum,

ich verstehe Ihre Situation. Aus schulmedizinscher Sicht wäre die Antwort einfach: Alles egal: ab zum Arzt udn durchchecken lassen - zur Not mit Vormund und Zwangseinweisung. Aber so funktioniert Medizin nicht und Ihre Famile möchte ja un Harmonie weiterexistieren. Darum müssen Sie wohl etwas raffinierter vorgehen...

zum medizinischen Hintergrund. Folgeschäden der Encephalitis sind möglich, auch eine Demenz könnte tatsächlich besgünstigt werden :-( Soweit die schlechte Nachricht. Was Sie allerdings probieren sollten: Nach einer Langzeitblutdruckmedikation kann es zu einer gewissen Gewöhnung des Körpers kommen, bedeutet also, dass die Medis gegen den Hypertonus nicht mehr richtig wirken können. Das fürht zu Durchblutungsstörungen im Gehirn und führt zu den Demenzsymptomen. Deshalb ist der kardiologische Check ganz wichtig und muss immer wieder erfolgen, wie jede andere Vorsorgeuntersuchung auch. Ist denn der Blutdruck richtig eingestellt? Das sollte in der per Selbstmessung oder in der Apotheke - oder ideal beim Hausarzt - überprüft werden. Eine Anpassung dieser Medikamente kann dann ganz schnell zu einer spürbaren Verbeserung der mentalen Leistungen führen, da wieder genug Beut und Sauerstoff im Gehirn ankommt.

Außerdem haben Sie die Möglichkeit den Hausarzt Ihrer Mutter zu dem Thema zu kontaktieren. Das können Sie auch per E-Mail tun, ihr Problem schildern und ihm freistellen, ob Sie dazu einmal in seine Praxis zum Gespräch kommen sollten. Das nennt sich Familienanamese. Er kann dann bei kommenden Untersuchungen einfach gesondertes Augenmerk legen.

Also: versuchen Sie an Infos zum BLutdruck zu kommen, empfehlen Sie Ihrer Mutter einen Checkup mit dem Wissen, dass sich nach längerer Einnahme die Wirkung verlieren kann und deshalb umgestellt werden muss - das ist wissenschaftlich nachgewiesen - und dass es ja unsinn wäre, wenn sie medikamente nimmt, die ihr gar nicht helfen - kostet ja alles geld etc. Ich hoffe, sie wird einem Arztbesuch dann von sich aus zustimmen, denn die Kooperation Ihrer Mutter bei jeder Behandlung ist von entscheidender Wichtigkeit.

Alles Gute!
AG

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