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Muss ich mir Sorgen machen?

Kategorie: Neurologie » Expertenrat Neurologie | Expertenfrage

04.05.2023 | 22:10 Uhr

Seit ein paar Wochen beobachte ich bei mir ein Symptom, dass mich sehr beeunruhigt: Ich bemerke an mir des öfteren kognitive Aussetzer, die sich anfühlen, als sei in meinem Gehirn plötzlich eine Datei gelöscht. Erst heute habe ich so ein Beispiel erlebt: ich hatte in der Küche die Tiefkühltruhe abgetaut und die einzelnen Schubladen wieder eingeräumt. Ich vergaß allerdings anschließend, die Kühltruhe wieder einzuschalten, obwohl ich eigentlich genau weiß, dass die eingelagerten Lebensmittel ohne aktivierte Kühlung verderben. Besonders beeinunruhigend ist für mich die Tatsache, dass ich in zwei Tagen erst 63 werde. Ein vor einem halben Jahr bei dem selben Arzt wiederholt durchgeführter Gedächtnistest zeigte erneut keine Auffälligkeiten, die auf eine beginnende Alzheimer Krankheit hindeuten könnten. Am Rande sei kurz erwähnt, dass derselbe Gedächtnistest beim demselben Arzt in einem halben Jahr ein drittes Mal wiederholt wird. Abgesehen von der Tatsache, dass es eher selten ist (obwohl leider im Prinzip möglich) dass bei einem Patienten unter 65 Jahren eine Alzheimer-Demenz  auftritt, ist es eher unwahrscheinlich, dass sich ein halbes Jahr nach einem unauffäligen Gedächtnistest schlagartig eine Alzheimer Krankheit einstellt, da die Alzheimer Demenz sich eher schleichend entwickelt und dann in den allermeisten Fällen erst im Senium. Es gibt zwar auch den frühen Alzheimer Beginn, der aber eher seltener ist, und sollte tätsächlich eine beginnende Alzheimer Krankheit bei mir vorliegen, hätte der am 16.11.20222 wiederholt durchgeführte Gedächtnistest doch Vergesslichkeit in Form von Gedächnislücken oder gar Denkstörungen anzeigen müssen. Da ich selbst als Hilfspfleger im Seniorenheim gearbeitet habe, würde ich, obwohl ich weder Arzt noch Psychologe bin, bei einem Gleichaltrigen, der mir von den genannten Symptomen berichten würde, eher eine gefäßbedingte Demenz, also eine Vaskuläre Demenz, vermuten ( natürlich ohne Gewähr, da ich kein Arzt bin) weil die Vaskuläre Demenz im Unterschied zum Alzheimer, eher schlagartig und nicht schleichend beginnt. Gegen eine eventuelle Vaskuläre Demenz spricht bei mir allerdings, dass ich keinen Bluthochdruck habe und Diabetes und hohes Cholesterin bei mir ärztlicherseits definitiv ausgeschlossen wurden. Alkohol und Nikotin sind für mich kein Thema, ich ernähre mich gesund mit Vollkornprodukten, Obst und Gemüse, vermeide Weißzuckerhaltige Getränke und Lebensmittel, esse wenig Fleisch, trinke ausreichend, beschäftige mich geistig und habe von Bewegungsmangel und Schlafstörungen abgesehen keine Risikofaktoren. Auffällig ist ebenfalls, dass Orientierungsstörungen, ständige Wiederholungen und Wortfindungsstörungen ebenfalls nicht vorliegen. Dennoch beunruhigt es mich sehr, dass sich kognitive Aussetzer wie bereits beschrieben in der letzten Zeit öfters wiederholen. Ich bilde mir das nicht ein und bin mit meinem Latein am Ende. Der Vollständigkeit halber muss ich noch erwähnen, dass ich seit längerer Zeit Gingium 120 einnehme, was durchaus durchblutungsfördernd ist. Ich muss noch kurz erwähnen, dass wiederholte EKGs unauffällig waren und dass Übergewicht für mich kein Thema sind. Okay, seit langer Zeit sind bei mir Depressionen bekannt, die allerdings bisher erfolgreich medikamentös eingestellt sind. Können Sie mir bitte einen Rat geben? Herzlichen Dank im Voraus!

P.S.: anamnestisch ist noch zu erwähnen, dass ich Weihnachten 2011 eine Woche lang stationär nach einer TIA durchgecheckt wurde und in der neurologischen Klinik lediglich minimale kleine Blutungen im Hinterkopf nach einem zuvor durchgeführeten MRT diagnostisch festgestellt wurden. Die Durchblutung der Halsschlagadern war unaufällig und nach dem einwöchigen neurologisch und internistischen Check-Up wurde ich mit ASS 100 TAH N3 wieder entlassen. Seit dieser Zeit nehme ich ASS 100 TAH als Dauermedikation, werde vom Hausarzt engmaschig überwacht und nehme regelmäßig an allen empfohlenen Vorsorgeuntersuchungen teil.

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Bisherige Antworten
Lifeline Gesundheitsteam
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15.05.2023, 12:51 Uhr
Antwort von Lifeline Gesundheitsteam

Hallo,

verzeihen Sie bitte unsere verspätete Antwort.
Ihre Sorge können wir sehr gut verstehen. Immerhin haben Sie schon ein Alter erreicht, in dem man langsam an einen wohlverdienten Ruhestand denken darf und diesen will man dann sicherlich angenehm verbringen und nicht schon mit den "ersten schweren Alterserscheinungen" starten.
Allerdings sehen wir es ähnlich wie Sie: wenn ein kürzlich durchgeführter Test so unauffällig war, dann ist es ziemlich unwahrscheinlich, dass sich jetzt auf einmal eine Alzheimerdemenz entwickelt. Das passt vom Verlauf absolut nicht zusammen.
Dann steht eben auf der anderen Seite die vaskuläre Demenz, die eben plötzlicher entstehen und sich ganz diffus äußern kann, je nachdem wo die vaskulären Schäden auftreten. Hierfür haben Sie aber keinerlei Risikofaktoren oder sonstige Hinweise (abgesehen von der damaligen TIA), was die Diagnose eben auch deutlich unwahrscheinlicher macht. Für uns ist das eher auch keine gute Erklärung.
Die Situationen, die Sie beschreiben, deuten für uns am ehesten auch eine Art "Abgelenktsein" bis zu einer leichten Überforderung hin. Das passt auch ganz gut mit der genannten Depression zusammen und vielleicht auch mit der Sorge, die Sie allgemein äußern. Das passt aus psychiatrischer Sicht ganz gut zu einem Gedankenkreislauf, wie er eben bei Despressionen oder auch bei Angststörungen auftritt.
Am ehesten würde aus unserer Sicht helfen, wenn Sie sich keine Sorgen machen (sicherlich leichter gesagt als getan), sich vor Augen führen, dass gesundheitlich alles in Ordnung ist und versuchen, alles möglichst entspannt zu sehen. Ein kleiner Fehler kann ja mal passieren. Dann können Sie sich auch vornehmen, aus solchen Fehlern zu lernen und es das nächste mal anders zu machen. Sprechen Sie darüber aber auch mit Ihrer Ärztin/Ihrem Arzt, am besten dem Behandler der Depressionen.

Wir hoffen, wir konnten Ihnen damit weiterhelfen - Ihr Lifeline Gesundheitsteam

Lifeline Gesundheitsteam
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15.05.2023, 12:58 Uhr
Antwort von Lifeline Gesundheitsteam

Hallo,

gerade bei neurologischen/psychiatrischen Diagnosen ist eine Ferneinschätzung sehr schwierig. Leider ist es in der Medizin mitunter nötig, den Verlauf anzuschauen, um Tendenzen zu erkennen. Welcher Fachrichtung war denn der Arzt, der Sie bisher untersucht hat?

Wir hoffen, wir konnten Ihnen weiterhelfen - Ihr Lifeline Gesundheitsteam

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