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Extrem starke, andauernde (Ein-)Schlafzuckungen halten mich wach

Kategorie: Neurologie » Expertenrat Neurologie | Expertenfrage

22.02.2019 | 13:25 Uhr

Liebe Experten,

ich wende mich heute an Sie, da ich einfach keinen Rat mehr weiß und seit Wochen kaum schlafe. Es begann in der Nacht vom 4. Januar, dass ich nachts mehrfach durch heftige Muskelzuckungen wach wurde. Seitdem halten mich diese Myoklonien jede Nacht stundenlang wach. Es beginnt meist kurz nach dem Einschlafen - ähnlich wie es viele Menschen kennen; Häufigkeit und Stärke dieser Zuckungen sind jedoch mit nichts, was mir bekannt ist, vergleichbar und meiner Meinung nach nicht "normal". In dieser frühen Schlafphase am Abend kann ich meist trotz der heftigen Zuckungen noch wieder einschlafen. Meine Frau, die i.d.R. etwas später einschläft, berichtet mir jedoch, dass ich auch während ich schlafe immer wieder zucke und meine Beine sich unrythmisch bewegen. Ab ca. zwei Uhr nachts wache ich dann regelmäßig durch extrem starke Zuckungen auf. Sie fühlen sich wie Stromschläge an und betreffen den gesamten Körper. Manchmal krümme ich mich, als hätte mir jemand in den Magen geschlagen, ein anderes Mal schleudert mein Kopf vor und zurück wie bei einem Autounfall, dann wieder sind es "nur" Arme und Beine, die nach vorn schnellen wie in einem Boxkampf. Einen Zusammenhang mit Träumen konnte ich für mich nicht feststellen. In dieser Phase der Nacht ist das Schlafen dann unmöglich und ich liege bis zum nächsten Morgen wach, unterbrochen von Einschlafversuchen, die maximal zehn Minuten lang sind. Tagsüber habe ich - abgesehen von der extremen Müdigkeit - kaum Symptome. Hin und wieder fühle ich mich in beruflich stressigen Situationen "neben mir" und teilweise fallen meine Bewegungen etwas stärker als beabsichtigt aus. Diese Symptome sind aber, verglichen mit den nächtlichen, nicht der Rede wert. Ansonsten geht es mir tagsüber auch gut und ich bin zufrieden mit meinem Leben. Eine Depression schließe ich für mich aus.

Natürlich war ich bereits in ärztlicher Unteruschung. Zunächst konsultierte ich eine internistische Praxis, die ein großes Blutbild sowie ein EKG durchführte. Beides war unauffällig. Auch ein Langzeitblutdruckmessgerät über Nacht, zeigte keine Auffälligkeiten. Man verschrieb mir draufhin Amitriptylin, was leider auch nach Erreichen der angesetzten Dosis von 50mg keinerlei Verbesserung brachte. Ich wurde daher zum Neurologen überwiesen, der ein EEG sowie eine weitere Blutuntersuchung durchführte. Beides war ohne auffälligen Befund. Es wurde daraufhin ein MRT vom Kopf angeordnet, welches ebenfalls ohne Befund war. Auch ein EMG der Extremitäten brachte keinen Aufschluss. Der Neurologe stellte die Medikation von Amitryptilin auf Doxepin um und riet mir zu einem Besuch beim Psychiater. Da ich die Umstellung der Medikation nicht ohne Zweitmeinung durchführen wollte, konsultierte ich einen anderen Neurologen, der ein weiteres EEG machte, welches aber auch nichts Auffälliges zeigte. Ich begann daraufhin mit der Einnahme des Doxepins, welches ich jetzt seit 15 Tagen nehme. Seit 10 Tagen nehme ich zur Nacht hin 100mg. Auf die Zuckungen hat es leider absolut keinen Einfluss. Sie sind weiterhin derart heftig, dass auch meine Frau regelmäßig davon aufwacht und ich die Hälfte der Nacht wach bin. Vor drei Wochen hatte ich eine probatorische Sitzung bei einer Psychotherapeutin in einem Fachzentrum. Letzte Woche hatte ich dann das Erstgespräch mit dem psychiatrischen Leiter des Fachzentrums. Beide Gespräche waren zwar sehr nett - und ich bin auch einer Therapie gegenüber durchaus aufgeschlossen - aber wenig aufschlussreich, da beide nicht so recht zu wissen schienen, wie sie mir bei meinem Problem behilflich sein könnten. Seit einer Woche versuche ich es zudem mit einer CD zur progressiven Muskelentspannung, was zwar sehr angenehm ist, aber ebenfalls zu keiner Verbesserung geführt hat. Ich weiß langsam nicht mehr weiter und bin sehr verzweifelt, weil mir anscheinend nichts und niemand helfen kann. 

Haben Sie schon einmal von einem ähnlichen Fall gehört oder haben Sie vielleicht noch weitere Ideen für mögliche Untersuchungen?

Ich bin Ihnen für jede Hilfe dankbar.

Herzliche Grüße

#SchlaflosInHamburg

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Bisherige Antworten
Lifeline Gesundheitsteam
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24.02.2019, 22:06 Uhr
Antwort von Lifeline Gesundheitsteam

Hallo #SchlaflosInHamburg,

an sich gibt es durchaus beschriebene Bewegungsstörungen im Schlaf. Standardisierte Behandlungsverfahren hierzu fehlen aber leider. Vereinzelt können Medikamente oder Entspannungsverfahren wie die, die Sie bereits einsetzen oder versucht haben, helfen.
Vorerst sollte eine genauere Diagnostik stattfinden, um die Bewegungen richtig einordnen zu können. Gegebenenfalls kann dies in einem Schlaflabor stattfinden.
Anschließend kann ein Neurologe oder eine neurologische Klinik mit der Einordnung eine Behandlung vornehmen. Dabei ist es leider möglich, dass mehrere Behandlungsoptionen ausprobiert werden müssen. Unter Umständen sind dann tatsächlich Medikamente die beste Option.

Wir hoffen, wir konnten Ihnen weiterhelfen - Ihr Lifeline Gesundheitsteam

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