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3 Monate Abstinent von Cannabis / Noch Entzugserscheinungen?

Kategorie: Neurologie » Expertenrat Neurologie | Expertenfrage

24.12.2019 | 11:39 Uhr

Sehr geehrtes Expertenteam,

Ich 33m, als Kind festgestellte Leghastenie mit leichter Ablenkbarkeit und Konzentrationsschwierigkeiten, die im Jugendalter wieder aberkannt wurde, da die Deutschnoten zu gut waren. (Persönlicher Verdacht, womöglich falsch diagnostiziertes ADHS?) bin seid 3 Monaten Cannabis-Abstinent. Ich hab seid meinen 16 Lebensjahr, mit 3 jähriger Pause, bis vor 3 Monaten täglich abends Cannabis konsumiert.

Anfang September bekam ich Nachts die erste Panik-Attacke in Bezug auf meine Arbeit. Leider konnte ich das letzte Jahr davor nicht mehr von der Arbeit abschalten - Habe mir selbst einen sehr hohen Leistungsdruck aufgebaut und habe einen sehr schwierigen Chef mit dem eine vernünftige Kommunikation nicht möglich war.
Die folgenden 3 Wochen waren täglich mit Panik-Attacken verbunden, da ich nicht wusste, wie ich eine längere Krankmeldung meinem Chef und mir selbst eingestehen soll. Die Panik-Attacken traten zeitlich begrenzt zu meinem Cannabiskonsum auf.

Es war sehr schwierig therapeutische Hilfe trotz Dringlichkeitsvermerk zu bekommen. Spätestens beim Thema Cannabis-Konsum wurde ich trotz geregelten Lebens gleich abgewiesen oder kaum angehört. Auf Anraten der Ärzte, und damit ich überhaupt eine Behandlung erhalte, habe ich meinen Cannabis-Konsum eingestellt und nehme aktuellen am ambulanten Entzug Teil, damit ich Anfang Februar in die psychosomatische Tagesklinik darf.

Abgesehen davon, dass ich nun weniger Ängste habe in Bezug auf Führerscheinverlust und Strafverfolgung bemerke ich auch viele Nachteile.

Stand nach 3 Monaten Abstinenz:
Starke innere Unruhe und gleichzeitig Antriebslosigkeit - dies macht mir am meisten zu schaffen. 
Depressive Verstimmungen zu Hause (trotz Familie mit 2 Kleinkindern). In der Öffentlichkeit oder bei Arztgesprächen meist wesentlich besserer Gemütszustand.
Allgemeine Unzufriedenheit
Rückenschmerzen aufgrund Verspannungen
Entzündetes Augenlied
Durchfall
Höherer Nikotinkonsum (c.a. 13 Zigaretten täglich)
Schnelles Einschlafen aber Durchschlafen nur mit Unterbrechung möglich. Nach c.a. 4 Stunden aufwachen mit starker innerer Unruhe, die durch eine Zigarette, die Müdigkeit hervorruft, gelindert wird.

Arzt im ambulanten Entzug empfahl mir Sertralin zu nehmen - hierbei bin ich noch skeptisch, da ich eigentlich nicht vor hatte Cannabis gegen Medikamente eintauschen zu wollen. Einen Vorteil sehe ich wenn dann nur in der Legalität, bin aber von den Nebenwirkungen abgeschreckt.

Nun frage ich mich ob oben genannte Probleme nach 3 Monaten Abstinenz noch mit Entzugssymptome zusammenhängen und ob Sertralin dafür wirklich eine gute Lösung dagegen wäre.

Mit freundlichen Grüßen.

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Bisherige Antworten
Lifeline Gesundheitsteam
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26.12.2019, 16:35 Uhr
Antwort von Lifeline Gesundheitsteam

Hallo Fantasiename,

leider werden Patienten mit einer Geschichte wie Ihrer tatsächlich oft auf das "Abstellgleis" gestellt. Dass Sie sich dazu durchgerungen haben, einen Entzug zu machen, ist höchst anerkennenswert.
Tatsächlich kann es sein, dass Sie Cannabis erfolgreich zur Selbsttherapie eingesetzt haben, auch das ist oft typisch.
Sertralin ist ein Medikament, das zur Behandlung von Depressionen und Zwangs- und Angsterkrankungen eingesetzt wird. Dabei wird es meistens gut vertragen. Ob das bei Ihnen der Fall sein wird, können wir natürlich nicht sagen. Plausibel, dass Sie unter einer depressiven Episode leiden, ist es bei der Vorgeschichte in Bezug auf die Arbeit tatsächlich.
Gleichzeitig steht aber auch das von Ihnen vermutete AD(H)S im Raum. Das sollte unbedingt abgeklärt werden, da auch dieser Weg für betroffene oft typisch ist. Sollte sich diese Diagnose bestätigen, käme eine andere Medikation in Betracht. Von Stimulanzien gegen die Kernsymptomatik oder Medikamenten, die mehr oder weniger beides - Depression und AD(H)S abdecken - wären ander Dinge Mittel der Wahl.
Sollte es sich "nur" um die Depression handeln, wäre die Therapie mit Sertralin und am besten zusätzlich Psychotherapie die richtige Therapie zu Beginn. Es sollte aber auch eine genauere Diagnostik stattfinden.

Wir hoffen, wir konnten Ihnen weiterhelfen - Ihr Lifeline Gesundheitsteam

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