indirekte Übertragung Tollwut Haare,Gesicht

Kategorie: Infektionen » Expertenrat Infektions- und Reisemedizin | Expertenfrage

27.07.2022 | 15:53 Uhr

Sehr geehrter Dr. Leidel,

ich habe mal wieder eine Frage, die ich so direkt hier nicht gefunden habe und bin sehr dankbar für ihre Einschätzung.

Es gab hier mal einen ähnlichen Beitrag nach dem Urlaub Türkei, wegen dort unbekannter Katzen angefasst. Nun war am Sonntag eine gute Bekannte bei mir die auch dort war und sie hat gesagt, da hat sie keine Katzen angefasst. da war ich ja erstmal beruhigt, aber

wie es so ist, dafür kurze Zeit später in meinem Garten dafür eine unbekannte freilaufende Katze, die allerdings gepflegt aussah. Nun sind ja in letzer Zeit wegen des Ukraine Krieges auch viele neue Haustiere hierher gekommen, so das ja vielleicht eher mal wieder Tollut auftreten kann, bzw. ist hier auch Wald in der Nähe so das freilaufende Katzen auch mit vielen anderen Tieren zusammentreffen können.

Meine Frage ist nun da meine Bekannte sich nach dem Streicheln der Katze ins Gesicht bzw in die Haare gefasst hat, falls da Speichel der Katze an ihrem Fell war, bzw. an ihr Maul gekommen ist, ob das ein Infektionsrisiko ifür uns ist., bzw. man etwas unternehmen sollte.

Wir haben uns später beim Verabschieden auch gedrückt und da ist sicher auch was in meinen Haaren, bzw. Gesicht. Wie lange überleben denn die Viren auf Haaren, Kopf bzw. menschlicher Haut bzw. sind aktiv?

In den Beiträgen von Ihnen ist ja immer eine kurze Zeit auf Gegenständen erwähnt, aber wie es hier ist?

Man fährt sich ja selbst auch unbewust durch die Haare und verteilt evntl Viren oder beim Schlafen am Kissen wäre ja auch eine Übertragung auf die Nase, Mund und Auge möglich, Gestern beim Rasieren, wo auch kleinste Verletzuungen auftreten können war mir das Problem erneut aufgefallen.

Oder ist das alles zu indirekt?

Vielen Dank für Ihre Mühe,

mit freundlichen Grüßen

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27.07.2022, 19:43 Uhr
Antwort von Experte-Leidel

Guten Tag,

ich halte Ihre Ängste für wirklich völlig unbegründet. Soweit ich weiß, ist hier kein tollwutkrankes Tier aus der Ukraine angekommen und im übrigen ist Deutschland frei von Tollwut bei landlebenden Tieren.

Es gibt keinerlei Hinweis, dass sich daran etwas geändert haben könnte.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Jan Leidel

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29.07.2022, 08:16 Uhr
Antwort

Guten Morgen lieber Dr. Leidel,

ich wäre ihnen sehr dankbar, wenn sie trotzdem zu meiner Beruhigung noch etwas detaillierter auf meine konkrete Situation eingehen könnten, da die Situation bzgl. der Tollwut sich ja verändern kann, oder falls herauskommt das diese Katze Tollwut hätte.

Mit freundlichen Grüßen

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29.07.2022, 11:04 Uhr
Antwort von Experte-Leidel

Guten Tag,

ich habe keine Ahnung, was Sie von mir erwarten, ein wissenschaftliches Lehrbuch? Ich versuche mal mein Bestes, bevor ich mich von Ihnen verabschiede:

Unbekannte, freilaufende Katze in Ihrem Garten: Deutschland ist seit 2010 als frei von Tollwut bei landlebenden Tieren zertifiziert. Es gibt derzeit nicht den geringsten Anhaltspunkt dafür, dass sich daran etwas geändert haben könnte. Die Katze in Ihrem Garten ist mir leider unbekannt.

Einschleppung von Tollwut mit Haustieren aus der Ukraine: Dies ist m. W. bisher nicht vorgekommen. Es wäre für die Halter auch äußerst gefährlich, sich mit einem tollwütigen Tier auf die Reise nach Deutschland zu machen.

Die derzeitigen Vorschriften lauten für Deutschland folgendermaßen: Einreise nach DEUTSCHLAND - Für die Einreise nach Deutschland gilt derzeit, dass Tierhalter aus der Ukraine mit ihren Heimtieren bis auf Weiteres einreisen dürfen ohne vorab eine Genehmigung beantragen zu müssen. Die Einreisenden werden gebeten, sich mit der lokalen Veterinärbehörde in Verbindung zu setzen, um den Gesundheitsstatus des Tieres im Hinblick auf die Tollwut bestimmen und ggf. Maßnahmen einleiten zu können (Isolierung, Antikörper-Titer Bestimmung, Tollwut-Impfung, Mikrochipping, Ausstellung Heimtierausweis).

Sollten Sie an der Quelle nachfragen wollen: Die Botschaft der Bundesrepublik in der Ukraine befindet sich in Kiew. Die Telefonnr. lautet +380 44 281 1100. Allerdings ist die Botschaft nicht durchgängig besetzt und derzeit mit ganz anderen Problemen ausgelastet.

Übertragung der Tollwut: Die Tollwut wird (meistens) durch den Biss eines tollwütigen Tieres übertragen. Auch eine oberflächliche Wunde durch einen Kratzer kann zur Übertragung führen. Selten erfolgt eine Ansteckung durch den unmittelbaren Kontakt des Speichels mit einer Wunde oder Schleimhaut z. B. durch lecken. Ich war leider weder beim Streicheln der Katze (die keinen kranken Eindruck machte) noch bei Ihrer anschließenden Verabschiedung dabei. So, wie Sie es beschreiben, erkenne ich kein Risiko.

Die Viren sind überhaupt nicht "aktiv". Viren sind im Gegensatz zu Bakterien keine Lebewesen. Und die Viren müssen aktiv in Wunden und auf Schleimhäute verbracht werden. Wie lange sie ihre theoretische Infektiosität behalten, ist sehr unterschiedlich. In Tierkadavern können sie recht lange infektiös bleiben. Auf Gegenständen, auch Haut oder Haaren, hängt das von der UV- bzw. Sonnenstrahlung, der Temperatur, Luftfeuchtigkeit und weiteren physikalischen Paramatern ab.

Am einfachsten entfernen Sie potentiell infektiöse Partikel von Haut oder Haaren, indem Sie sich bzw. die Haare waschen.

Mehr fällt mir nicht ein. Im Übrigen war ich der Meinung, dass Sie wissen wollten, ob für Sie und Ihre Bekannte ein Risiko bestehe. Und das hatte ich m. E. beantwortet.

Und damit möchte ich mich von ihnen verabschieden.

Dr. Jan Leidel

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30.07.2022, 15:28 Uhr
Antwort

Sehr geehrter Dr. Leidel,

entschuldigen Sie bitte, das ich Sie offenbar durch meine Rückfrage etwas genervt habe. Sie haben wirklich ihr Bestes gegeben um meine Frage zu beatworten, so ausführlich hätte ich ja gar nicht erwartet.

Es wäre toll, wenn sie trotzdem bereit wären mir noch eine andere Frage die mir Sorge bereitet, kurz zu beantworten. Ich habe den Gartenschlauch auf der Terrasse liegen, wenn nachts Tiere, Katzen, Marder z.B. aus Neugier mit dem Schlauch spielen, bzw. mit dem Maul berühren und man früh den Schlauch benutzen will, ist ja nur eine kurze Zeit vergangen. Sehen Sie da ein Infektionsrisiko auch wegen anderer möglicher Krankheiten? Sollte man Handschuhe zum Bewässern mit dem Schlauch benutzen?

Ich wünsche Ihnen ein schönes Wochenende und danke Ihen sehr dafür das Sie hier mir und den anderen Nutzern die Sorgen im Alltag nehmen.

Mit freundlichen Grüßen

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30.07.2022, 21:10 Uhr
Antwort von Experte-Leidel

Guten Abend,

auch bei mir ist der Gartenschlauch über Nacht im Garten und ich habe noch nie, wirklich noch nie darüber nachgedacht, ob ich mir am nächsten Tag durch den Schlauch irgendeine Infektion zuziehen könnte.

Wir sind umgeben und besiedelt von Billionen von Keimen, von denen manche äußerst nützlich, andere einfach nur harmlos sind. Und wir haben ein Immunsystem mitbekommen, das mit solchen keimen mühelos fertig wird.

Infektionskrankheiten zieht man sich dagegen durch den unmittelbaren und direkten Kontakt mit infektiösen Menschen (oder auch Tieren, wie z. B. bei der Tollwut) zu, aber nicht durch die Berührung eines Gartenschlauchs, auf den ein Marder gespuckt haben könnte.

Mir scheint, dass Sie an einer Angststörung leiden, die durch eine Infektionsphobie gekennzeichnet ist. Vielleicht könnte es ihnen helfen, wenn Sie versuchen würden, eine entsprechende Therapie zu erhalten.

Ich wünsche ihnen alles Gute.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Jan Leidel

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