Hallo.
Ich bedanke mich schon im Voraus für die Möglichkeit, hier meine Sorge mit Ihnen zu teilen. Ich mache das das erste Mal in diesem Rahmen und bin daher sehr aufgeregt und unsicher.
Folgendes belastet mich:
Ich bin neulich in eine unerwartete Situation gekommen, in der ich einer verletzten fremden Frau helfen musste. Es handelte sich um eine ältere Dame, vielleicht um die 70.
Sie hatte nach ihrer Aussage beim Laufen ein Schild gelesen, dabei nicht auf den Weg geachtet und war versehentlich gegen eine Laterne gelaufen. Sie hatte daraufhin eine leichte Platzwunde am Kopf. Diese hat nicht sehr stark geblutet, doch schon so, dass sie sich aus Versehen das Blut von der Stirn ins Gesicht geschmiert hat, wahrscheinlich als sie sich an die Stirn gefasst hat. Sie war "nur" leicht verletzt, normal ansprechbar und orientiert (zumindest so weit ich das einschätzen kann) und wollte danach auch gleich weiter, also keinen Notarzt rufen oder ähnliches.
Sie wollte nur, dass die Wunde kurz versorgt, sprich: ein Pflaster drauf geklebt wird. Und das reichte bei der Wunde auch tatsächlich aus, denke ich, wobei sie schon allein aufgrund der Aufregung wohl trotzdem lieber noch einen Arzt hätte aufsuchen sollen.
Nun muss ich dazu sagen, dass ich eine diagnostizierte Angst- und Panikstörung sowie eine Zwangsstörung mit Keimphobie, Händewaschzwang und Angst vor der Ansteckung mit Krankheiten habe. Doch auch ich führe deshalb, wie sicherlich die meisten, im Alltag unterwegs keine Latexhandschuhe mit mir.
Die Vorstellung, ohne Handschuhe in Berührung mit dem Blut einer wildfremden Frau kommen zu können, ist für mich das absolute Horrorszenario.
Dazu kommen noch die Schuldgefühle, weil ich noch viel einfühlsamer mit der Dame hätte umgehen müssen, nur wegen meiner Angst die ganze Zeit nur Panik hatte, versehentlich mit ihrem Blut in Berührung zu kommen. Dazu kommt, dass ich es mit meinem Gewissen gar nicht hätte vereinbaren können, der armen Frau nicht zu helfen. Auch wenn sie nicht schwer verletzt war, war sie total aufgelöst. Daher hat sie mich gebeten, ob ich mir mal ihre Wunde ansehen kann und ob ich mal ihr Blut wegwischen kann. Ich bin innerlich total in Panik geraten. Zum Glück hatte ich Feuchttücher dabei und habe ihr welche gereicht, ihr gesagt, wo sie sich beschmiert hat und sie gebeten, das Blut aus hygienischen Gründen selbst wegzuwischen. Das hat sie dann auch getan. Glücklicherweise hatte ich auch noch ein Desinfektionstuch und Pflaster in der Tasche. Ich habe also gebeten, die Wunde selbst zu desinfizieren, was sie ebenfalls getan hat. Die Wunde blutete nur leicht stark, ein paar Tropfen kamen allerdings immer noch raus. Sie bat mich um ein Pflaster, das ich ihr gern gegeben habe. Dann bat sie mich, dass ich es aufkleben soll. Ich, innerlich total in Panik, hab sie gefragt, ob sie es sich nicht selbst aufkleben kann (und kam mir dabei total herzlos vor). Sie meinte aber, dass sie ja gar nicht sehen kann, wo genau die Wunde ist (Stirnwunde) und da sie so aufgelöst und verzweifelt war, habe ich es dann eben selbst gemacht. Es war ein neuer Blutstropfen an der frisch desinfizieren Wunde und ich habe penibel darauf geachtet, daß Pflaster an den Rändern anzufassen und bloß nicht mit dem Blut in Berührung zu kommen, was mir auch gelungen ist. Das hoffe ich zumindest. Ich habe auch nachgesehen und hatte nirgends Blut an den Händen oder irgenwo anders, nicht mal den kleinsten Tropfen. Da ich ihr mein letztes Das infer gegeben hatte, habe ich mir gleich mit einem Feuchttuch die Hände sauber gemacht, sogar mein Handy abgewischt und auch andere Gegenstände. Außerdem habe ich streng darauf geachtet, mir gleich danach nicht in die Augen zu fassen oder an/in den Mund oder an die Nase. Nur Nadeputzen musste ich leider irgendwann mal danach. Sobald ich Gelegenheit dazu hatte, habe ich meine Hände desinfiziert und auch mein Handy und andere Gegenstände. Garantieren kann ich allerdings nicht, dass ich mir bis zum Desinfizieren nicht ein Mal ins Gesicht gefasst habe.
Direkt nach dem Vorfall habe ich mir gesagt, dass ich ja auf alles geachtet habe und es daher keinen Grund zur Beunruhigung gibt. Daher bin ich auch danach zu keinem Arzt gegangen.
In den Tagen danach wurde jedoch meine Panik immer schlimmer, dass ich doch irgendwie nicht richtig aufgepasst haben und mich dann doch irgendwie infiziert haben könnte. Vor allem vor HIV habe ich panische Angst. Mein Verstand sagt mir, dass ich aufgepasst habe und dass eine ältere, gepflegte Dame, die gerade zu einem Geburtstag wollte, sicherlich keine Risikogruppe ist - aber das sieht man ja niemandem an und weiß man ja nie.
Ich möchte mir jetzt einen HIV-Selbsttest für zu Hause bestellen. Allerdings muss man da ja mindestens 3 Wochen warten, bis der Test überhaupt aussagekräftig ist und das Warten macht mich verrückt.
Ich habe sehr große Angst, kann aber im Moment nicht wirklich was machen und muss warten, bis ich den Test machen kann.
Meine Panik wird gerade auch immer schlimmer, weil im Netz steht, dass erste Symptome nach 2 bis 6 Wochen auftreten können, die allerdings sehr unspezisch sind und auch auf eine Grippe oder Erkältung hindeuten könten.
Ich habe seit ein paar Tagen Durchfall und hatte gestern auf einer Halsseite geschwollene Lymphknoten, die allerdings erst abends plötzlich da waren und heute früh schon wieder fast abgeschwollen waren. Natürlich ist mir klar, dass das rein psychosomatisch sein kann, da ich ja jetzt geradezu nach Symptomen suche. Die Angst ist trotzdem da.
Wie groß ist denn in diesem Fall das Ansteckungsrisiko nach ihrer Einschätzung?
Vielen Dank im Voraus.