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Was können Flöhe übertragen und wie hoch ist das Risiko

Kategorie: Infektionen » Expertenrat Infektions- und Reisemedizin | Expertenfrage

21.04.2020 | 09:37 Uhr

Sehr geehrter Herr Dr. Leidel,

 

ich hoffe Sie sind wohlauf. Ich möchte Sie gerne etwas fragen. Meine Frau und ich bewohnen ein kleines Häuschen im Grünen, mit vielen Pflanzen, Büschen, aber leider auch Unterschlüpfen für Mäuse, die es dort zuhauf gibt. Im Winter hat zudem wohl ein Igel bei uns überwintert, was wir unterstützt haben. Was uns nicht klar war ist, dass Igel natürlich schon aufgrund ihrer Anatomie wenig Eigenpflege betreiben können. Nun da Frühjahr ist, haben wir auf unserer Terrasse und im Vorgarten leider eine regelrechte Flohplage :-(

Obwohl wir damit vorsichtig sind, mussten wir bereits zweimal durch einen Experten sprühen lassen, die eingefangenen Flöhe wurden zudem unter dem Mikroskop größtenteils als Igelflöhe identifiziert (auch ein paar Katzenflöhe darunter. Bislang haben wir es größtenteils geschafft, diese aus dem Haus fernzuhalten. Meine Frau, die eine chronische Erkrankung hat, scheint die Flöhe gerade so anzuziehen und hatte in den vergangenen Wochen auch nach kurzen Aufenthalt im Garten unzählige Flohbisse.

Ich würde gerne Ihre Expertenmeinung hören, da im Internet sehr unterschiedliche Aussagen zu finden sind, ob Flöhe wie Zecken ebenfalls Borrelien übertragen können oder nicht, bzw. was Flöhe im Allgemeinen übertragen und ob die Bisse einfach "unangenehm" sind, oder auch gesundheitlich bedenklich werden können, wenn eine Immunerkrankung im Spiel ist. Das würde uns sehr helfen.

Ganz herzlichen Dank im Voraus und viele Grüße

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Experte-Leidel
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21.04.2020, 16:33 Uhr
Antwort von Experte-Leidel

Guten Tag,

dass Borrelien durch Igelflöhe oder andere Floharten übertragen werden, ist nach Angaben des Robert-Koch-Instituts wissenschaftlich nicht belegt (allerdings wohl auch nicht ausgeschlossen). Auf jeden Fall ist das Risiko sehr gering.

Auch andere für den Menschen gefährliche Mikroorganismen werden im Allgemeinen durch Igelflöhe nicht übertragen. Allerdings können sie beim Stich Bakterien wie Staphylokokken pder Streptokokken, also auch beim Menschen vorhandene Eiterbakterien übertragen, was zur Entzündung der Flohstiche führen kann.

Möglicherweise haben die Bisse bei Ihrer Frau aber auch eine andere Ursache: Die für meine Frau und mich schlimmsten Quälgeister aus dem Garten sind sog. Herbstgrasmilben (Neothrombicula autumnalis). Deren Bisse erinnern etwas an Flohbisse und jucken ganz fürchterlich. Oft liegen mehrere Bisse beieinander. Und nachts im warmen Bett ist es besonders schlimm. Mir hilft am besten ein alkoholhaltiges Rasierwasser oder drgl. auf die juckenden Bisse aufzutupfen.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Jan Leidel

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04.05.2020, 12:09 Uhr
Antwort

Sehr geehrter Herr Dr. Leidel,

bitte entschuldigen Sie meine späte Antwort. Ich möchte mich ganz herzlich bedanken für Ihre Schilderungen. Leider sind es tatsächlich Flöhe, ich konnte einen auf meiner hellen Arbeitskleidung vor einigen Tagen isolieren und unter der Smartphone-Lupe das klassische Bild mit den Sprungbeinen und seiner Form, zudem schwarz. Mittlerweile haben wir dieses Problem aber durch die professionellen Behandlungen anscheinend in den Griff bekommen.

Sollten Sie mir das erlauben, würde ich Ihnen gerne noch eine zweite Frage stellen. Ich bin nicht sicher, ob ich damit bei Ihnen richtig bin. Ebenfalls vor wenigen Tagen hat entweder unsere Katze oder wir die erste Zecke mit reingebracht. Da unsere Katze schon älter ist, macht sie nur kleine Runden und ich halte das Gras stets kurz, aber ausschließen kann man es nicht. Ich bin nicht sicher, ob es ein gemeiner Holzbock war, aber er war klein. So wie ich gelesen habe, sucht der Holzbock nicht aktiv nach einem Wirt, lässt sich abstreifen und wandert dann beim Tier oder beim Menschen so lange, bis er eine geeignete Stelle mit dünner Haut gefunden hat.

Wir erlauben unserer Katze unter dem Bett zu schlafen. Lässt sich Ihrerseits eine Einschätzung treffen, ob eine Zecke, die vielleicht aus dem Fell des Tieres fällt z.B. aktiv einen Wirtswechsel vornimmt, weil der Mensch durch seine Physiologie evtl. stärker riecht oder würde sie eher einen Unterschlupf in der Wohnung suchen? Nach Gartenarbeit & Co. suchen wir uns entsprechend ab, aber die kleine ist eben auch draußen. Da sie nie Verbote hatte, würde sie das plötzliche Schließen der Tür nachts vermutlich nicht mehr verstehen.

Ganz herzlichen Dank im Voraus nochmals und alles Gute für Sie.

Experte-Leidel
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04.05.2020, 17:32 Uhr
Antwort von Experte-Leidel

Guten Tag,

es ist besser, dass es sich wirklich um Flöhe gehandelt hat und nicht um Herbstgrasmilben. Die Flöhe wird man nämlich leichter los.

Jetzt zu den Zecken und Ihrer Katze: Wir haben auch eine alte Katzendame, die für kleinere Runden in den Garten darf. und nachts oft in unserem Bett schläft Sie bekommt vorsorglich von uns ein Antiparasitikum wie Frontline® Spot on oder Bravecto®. Das sind flüssige Mittel, die der Katze im Nacken auf die Haut gegeben werden und Zecken sowohl als auch Flöhe abtötet. Die Katze verträgt es sehr gut.

Generell zu den Zecen: Dabei handelt es sich eigentlich nahezu immer um den "gemeinen" Hausbock. Diese Parasiten können Krankheiten übertragen, vor allem die Frühsommer-Meningo-Encephalitis (FSME) und die Borreliose. Die FSME kommt nur in bestimmten Risikogebieten vor, in Deutschland sind das vor allem Stadt- und Landkreise in Baden-Württember, Bayern, Hessen, der LK Emsland in Niedersachsen, der LK Birkenfeld in Rheinland-Pfalz, der Saar-Pfalz-Kreis im saarland, und Kreise in Sachsen und Thüringen (Verbreitungskarte im Internet). 

Die FSME wird durch ein Virus verursacht, gegen das es eine Impfung gibt. Die Borreliose kommt bei uns überall vor und wird durch Bakterien verursacht, die mit Antibiotika behandelt werden können.

Zecken fallen eigentlich nicht von alleine von ihrem Wirt ab, wenn sie eine gute Stelle gefunden haben, sondern erst, wenn sie genug Blut aufgenommen haben oder durch die Mittel bei der Katze abgetötet worden sind. Und sie würden auch keinen Unterschlupf in der Wohnung suchen. Sie braucht die Blutmahlzeit, um sich zu vermehren und um das nächste Entwicklungsstadium zu erreichen.

Vorbeugend kann man entsprechend körperbedeckende, helle Kleidung tragen und sich gegenseitig nach einem aufenthalt im Freien auf die Plagegeister absuchen. Man kann als mensch auch sog. Repellents auf Haut und Kleidung sprühen (Apotheke bzw. Drogerie), die die Zecken nicht mögen.

Und - wir lassen unsere Katze weiterhin auf unser Bett.

Mit frreundlichen Grüßen - auch an Ihre Frau und die Katze

Dr. Jan Leidel

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