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Viren hängen in getrocknetem Blut fest

Kategorie: Infektionen » Expertenrat Infektions- und Reisemedizin | Expertenfrage

06.03.2023 | 14:35 Uhr

Guten Tag Herr Dr. Leidel,

ich habe gerade bei der Durchsicht alter Beiträge zu meinem Erstaunen festgestellt, dass ich innerhalb der letzten Wochen schon die dritte Person in diesem Forum bin, die blutverschmierte Post erhalten hat. Das scheint irgendwie nicht ganz unüblich zu sein, auch wenn ich zunächst davon ausging, dass nur mir sowas passieren würde…

Auch bei mir trug sich die Situation zu, dass ich ein Paket mit einem Blutfleck an der Kante erhalten habe. Vermutlich hat sich beim Verschicken der Post oder im Lager jemand daran geschnitten, möglicherweise auch der Paketbote selbst. Das Paket sollte letzten Montag zugestellt werden, wir waren allerdings nicht zuhause. Am Dienstag habe ich dann das Paket entgegengenommen und den Fleck entdeckt. Ich habe die Verpackung mit dem Blut dann erstmal entsorgt und meine Hände gesäubert. Erst im Nachhinein merke ich jetzt, dass mir seit Tagen alle möglichen Gedanken durch den Kopf schießen. Es gibt ja quasi zwei mögliche Szenarien, wann dieses Blut ins Spiel gekommen ist:

a)     Sollte der Blutfleck schon vor der Lieferung auf dem Paket gelandet sein, wird er wohl bereits trocken gewesen sein, als der Bote das Paket zugestellt hat. In diesem Szenario frage ich mich, ob es das Risiko einer Kreuzkontamination gegeben hat, wenn der Bote auf den getrockneten (!) Blutfleck auf dem Paket gefasst hat und anschließend unsere Klingel und Tür(klinke) berührte und einen Zettel im Briefkasten hinterließ. Wir und unsere Nachbarn sind ja nach der versuchten und tatsächlichen Zustellung ganz normal weiter durch die Tür gegangen, haben danach unsere Wohnungstür, Schlüssel, Handy, etc. angefasst, Einkäufe in den Kühlschrank geräumt etc.

b)     Sollte der Paketbote selbst geblutet haben, könnte er eventuell neben dem Paket (nicht sichtbare) Blutspuren auf Türklinke, Briefkasten, Klingel etc hinterlassen haben, die wir danach auch berührt haben, wobei auch dann das Blut zu dem Zeitpunkt schon trocken gewesen sein müsste (erste Berührung einige Stunden später).

Egal welches Szenario zutrifft, dringt sich bei mir vor allem die Frage auf, inwiefern sich Viren (ich würde jetzt hier mal speziell nach HIV und Hep C fragen, gegen Hep B sind wir geimpft), die sich in getrocknetem Blut befinden, überhaupt „weiterverbreiten“ können (das meinte ich oben mit „Kreuzkontamination“). Auf der Suche nach einer Antwort bin ich viele Beiträge zu diesem Thema im diesem Forum durchgegangen. Was man ja immer wieder liest, ist das HI- und HC-Viren theoretisch noch eine Zeit lang im getrockneten Blut infektiös bleiben können, aber sie dann keine geeignete Eintrittspforte mehr finden. Zudem habe ich aber auch ein paar Mal in Ihren Reaktionen gelesen, dass Viren in getrocknetem Blut festhängen (Zitate):

-        „…Viren im Blutgerinnsel festgehalten werden. Sie sind sozusagen fixiert und können sich selbst nicht befreien, nicht bewegen“

-        „Aber das führt nicht zur Infektion, weil die Viren im getrockneten Blut sich nicht fortbewegen und deshalb nicht infizieren können.“

-        „Das Blut trocknet an einer Oberfläche rasch an. Das wissen Sie ja sicher auch aus eigenen Erfahrungen. Und dann hängen die Viren fest.“

Wenn ich es richtig verstehe, können sich Viren also gar nicht von selbst aus dem getrockneten Blut lösen, sondern müssten aktiv mit entsprechenden Lösungen/Mitteln aus dem getrockneten Blut herausgelöst werden.

Sprich, wenn ich (oder der Paketbote) unbewusst getrocknetes Blut anfasse, gelangen dadurch auch keine infektiösen Viren an meine Hand, die ich dann auf andere Gegenstände im Haus/Wohnung/auf mich selbst weiter übertragen könnte. Ansonsten wären ja Viren nun praktisch überall (vorausgesetzt natürlich der unwahrscheinliche Fall, dass das Blut von einer infizierten Person stammt). Mir erscheint es in dem Sinne logisch, als dass auch Blut als Trägerflüssigkeit ja nur im flüssigen, nicht im getrockneten Zustand beim Anfassen auf meine Hand gelangen könnte.

Die Frage nach einer geeigneten Eintrittspforte im Sinne einer tiefen Wunde oder Schleimhaut wäre für mich dann zweitrangig. Denn wenn ich durch das bloße Anfassen getrockneten Blutes auf Paket, Paketschein, Türklinke etc. keine Viren auf meine Hand bekomme, da diese sich nicht aus dem getrockneten Blut lösen/heraustreten können, müsste ich entsprechend auch keine Sorge haben, diese Viren noch auf andere Gegenstände etc. zu übertragen oder eine Schleimhaut von mir zu berühren. Sollte das Blut nicht vom Paketboten stammen, hätte er also auch keine Viren auf Türklinke, Briefkasten, Klingel etc. übertragen, selbst wenn er vorher auf den getrockneten Blutfleck auf dem Paket gefasst hätte, da die Viren in dem getrockneten Blut auf dem Karton festhängen. Und Viren in dem getrockneten Blut auf dem Paket würden sich dementsprechend z.B. auch nicht auf die Papiertonne oder den Boden übertragen, womit es in Berührung kam.

Ich hoffe, dass ich es so richtig verstanden habe, denn der Gedanke, dass ich oder der Bote Viren aus getrocknetem Blut noch auf an andere Gegenstände überall am/im Haus übertragen haben könnten, würde mir nicht sonderlich behagen (auch wenn sie dann immer noch eine geeignete Eintrittspforte finden müssten).

Vielen Dank für Ihre Arbeit!

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Bisherige Antworten
Experte-Leidel
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06.03.2023, 16:39 Uhr
Antwort von Experte-Leidel

Guten Tag SaraM,

sobald potentiell infektiöse Körperflüssigkeiten angetrocknet sind, besteht in der Regel keine Möglichkeit einer Infektionsübertragung mehr.

Machen Sie sich also keine unnötigen Sorgen.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Jan Leidel

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