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Kategorie: Infektionen » Expertenrat Infektions- und Reisemedizin | Expertenfrage

14.03.2021 | 01:37 Uhr

Lieber Herr Dr. Leidel, 

in meiner SS habe ich leider eine Angststörung entwickelt was Keime und Bakterien betrifft.

Daher habe 2 Fragen an sie:

Wie gut arbeitet das Immunsystem eines
12 Monate alten Kindes schon?

1.) Können sich Keime und Bakterien auch auf Klamotten anhaften?

Ich muss leider viel mit öffentlichen Verkehrsmitteln fahren, die ja nicht immer sauber sind und komme dann mit diesen Klamotten nach Hause an denen gefühlt alles hängt, da man sich ja auch mal irgendwo anlehnt oder auf einen nicht so sauberen Platz sitzt.
Ich möchte mich auch nicht immer umziehen müssen wenn ich nach Hause komme, bevor ich mich dort aufs Sofa setze oder mit meinen Kindern auf dem Boden Spiele.

Können daher über Kleidungsstücke auch Keime und Bakterien ins zuhause übertragen werden, ich denke überwiegend an HIV und Hepatitis- Viren bzw. die gefürchteten krankenhauskeime ESBL und MRSA und mein Kind gefährden?

2.) muss ich immer noch vorsichtig mit der Hygiene sein was das Baby betrifft oder kann ich das nun lockerer sehen auch wenn jemand mein Kind mir ungewaschenen Händen anfasst? 

Lieben Dank für ihre Rückmeldung

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Experte-Leidel
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14.03.2021, 13:21 Uhr
Antwort von Experte-Leidel

Guten Tag,

wir Menschen und auch alle Tiere dienen unzähligen Mikroben, Bakterien und Keimen als Lebensraum. Und den größten Teil dieser Mikroben findet man auch in unserer Umwelt. Die meisten sind harmlos, sehr viele leben mit uns in "Symbiose", d. h. sie profitieren von uns und wir von ihnen. Aber manche sind auch schädlich und können ein Risiko für uns darstellen.

Gegen diese evtl. nicht so harmlosen Keime funktioniert aber unser Abwehrsystem, ohne das wir in einem Sterilzelt aufwachsen müssten. Das beginnt schon mit den Barrieren, die als natürlicher Schutzwall dienen: die Haut mit ihrem Säureschutzmantel, Mundhöhle und Nase, die mit keimtötenden Enzymen Eindringlinge abwehren, dem Magen mit seinem stark sauren Magensaft usw. usw. Und das angeborene sowie das erworbene Immunsystem sind weitere sehr effektive "Schutzwälle".

Und es wäre nicht unbedingt gut, wenn dieses "Gleichgewicht" durch übertriebene Hygiene und Desinfektionsmaßnahmen gestört würde.

Wir wissen, dass Kinder, die auf einem Bauernhof aufwachsen und sich viel in Ställen usw. aufhalten, meist gesünder sind und ein leistungsstärkeres Immunsystem aufweisen als solche, die in einer eher "keimfreien" Umwelt aufwachsen.

Trotz alle dem bin ich durchaus dafür, wichtige hygienische Maßnahmen einzuhalten. Das betrifft vor allem die Küchen- und die Toilettenhygiene.

Aber zu Ihren beiden Fragen:

  1. Ja, Keime können auch auf Kleidungsstücken haften. Die sind ja nicht steril. Aber in aller Regel ist das eher kein Hygieneproblem. Es sei denn, dass man in Grippe- oder Covid-19-Zeiten unterwegs ist oder sehr unhygienische Begegnungen hatte. Ich würde schon meine Hände waschen, wenn ich wieder zu Hause bin. Und ich würde auch die Straßenschuhe und Mantel oder drgl. ablegen. 
  2. Das Immunsystem eines gesunden Kindes von 12 Monaten arbeitet schon sehr gut. Unsere Neugeborenen haben bereits ein voll entwickletes immunsystem. Und die Kinder setzen sich von Anfang an mit unglaublich vielen Stoffen aus der Umwelt, aus der Nahrung usw. auseinander. Es ist für ein gesundes Baby kein Problem, wenn es gestreichelt wuird und vorher die Hände nicht gewaschen wurden. Das sieht natürlich anders aus, wenn die streichelnde Person gerade von der Toilette kommt (da sollte man immer die Hände waschen) oder aus der Küche, wo sie mit rohem Fleisch oder ungewaschenem Gemüse gearbeitet hat.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Jan Leidel

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