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Ureaplasma Infektion richtig behandeln??

Kategorie: Infektionen » Expertenrat Infektions- und Reisemedizin | Expertenfrage

24.01.2018 | 15:56 Uhr

Hallo,

Ich habe mal eine Frage.

Ich hatte im Oktober 2016 ungeschützten Geschlechtsverkehr. Kurz darauf hin hatte ich ein ständiges jucken in der Scheide. Woraufhin mir meine frauenärztin ein pilzpräparat verschrieb.

Die Symptome wurden nicht besser. 2-3 Wochen nach dem besagten Verkehr hatte ich nach dem urinieren ein eigenartiges fremdkörpergefühl in der scheiden/harngegend. Brennen und jucken/ kribbeln in der scheide harngegend. Wundgefühl am harnröhrenausgang. Ständiger harndrang.

Nach mehreren Untersuchungen  und ganze 15 Monate später wurde nun eine ureaplasma Infektion nachgewiesen.

Laborbefund ergab: M.hominis PCR negativ U. Urealyticum/parvum PCR positiv Ureaplasma parvum DNA ist in hoher kopienzahl nachweisbar. Laktobazillen: mäßig viel Döderlein 

Meine Frage ist nun:  sind diese ganzen Symptome auf die ureaplasmen zurückzuführen und wie behandel ich sie am effektivsten?

Ausserdem ist meine Sorge das die Infektion bei mir zu einer unfruchtbarkeit geführt hat.

Reichen 15 Monate, in denen ich auch starke Schmerzen hatte ,aus um eine unfruchtbarkeit auszulösen??

Für eine Antwort bin ich sehr dankbar.

 

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Experte-Leidel
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25.01.2018, 12:54 Uhr
Antwort von Experte-Leidel

Guten Tag Irinkaaa84,

es besteht kein Zweifel, dass Sie mit Ureaplasma urealyticum und Ureaplasma parvum infiziert sind. Diese sehr kleinen Bakterien, insbesondere U. parvum werden oft auch bei Menschen ohne irgendwelche Beschwerden als Zufallsbefund gefunden. Sie können aber auch Krankheitserscheinungen wie Ihre Beschwerden hervorrufen.

Die Ureaplasmen müssen dann als Ursache Ihrer Beschwerden angesehen werden, wenn eine Infektion mit anderen Erregern, die häufiger für diese Symptome verantwortlich sind, vor allem mit Gonokokken und Chlamydien, ausgeschlossen wurden.

Die Behandlung erfolgt mit Antibiotika, vor allem mit Doxycyclin oder Azithromycin. Womit in Ihrem Fall, wie lange und in welcher Dosis behandelt wird, muss Ihr behandelnder Arzt bzw. Ihre behandelnde Ärztin entscheiden. Es ist wichtig, etwaige Sexualpartner mitzubehandeln, sonst gibt es den sog. Ping-Pong- Effekt, bei dem die Erreger immer wieder hin und her übertragen werden.

Leider können länger bestehende unbehandelte Ureaplasma-Infektionen tatsächlich zu Unfruchtbarkeit führen, das kann auch schon bei einer Dauer von 15 Monaten der Fall sein, aber meistens kommt es nicht dazu.

Ihnen gute Besserung und alles Gute!

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Jan Leidel

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25.01.2018, 14:11 Uhr
Antwort

Guten Tag Herr Dr.Leidel,

vielen Dank für ihre Antwort. 

Ich hätte noch einige Fragen..ich habe mich nach Beginn der Schmerzen auf etwaige geschlechtskrankheiten untersuchen lassen. Die immer negativ waren. Wie kann es sein das die ureaplasmen erst jetzt festgestellt wurden? Ich hatte in der ganzen Zeit keinen weiteren Geschlechtsverkehr mehr.

Der aktuelle laborbefund zeigt noch:

Chl.trachomatis-DNA : negativ

Go-Kultur: kein Wachstum. Zum sicheren Ausschluss einer Gonokokkeninfektion kommt ggf. ein DNA-Nachweis in Frage.

Heißt das ich sollte nochmal speziell auf gonokokken testen lassen??

Die ureaplasma Infektion wird jetzt mit azithromycin behandelt. In sechs Wochen habe ich einen Termin zur Nachsorgeuntersuchung. Für den Fall das die Infektion dann geheilt ist,könnte ich weitere untersuchen machen lassen um zu testen ob denn nun die fruchtbarkeit beeinträchtigt wurde und wenn ja welche wären es??

Ich danke Ihnen vielmals.

Lg

 

Experte-Leidel
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25.01.2018, 17:15 Uhr
Antwort von Experte-Leidel

Hallo irinkaaa84,

warum die Ureaplasmen erst jetzt gefunden wurden, weiß ich natürlich nicht. Es könnte sein, dass früher nicht darauf untersucht wurde. Sollten diese Untersuchungen aber doch mit negativem Ergebnis erfolgt sein, spräche das dagegen, dass Ihre anfänglichen Beschwerden durch die Ureaplasmen verursacht worden waren.

Es ist zwar selten, aber man kann eine Infektion mit Ureaplasmen auch ohne Sex bekommen.

Wenn eine Untersuchung ein negatives Ergebnis erbringt, kann dies daran liegen, dass der Erreger nicht vorhanden war oder dass man ihn nicht gefunden hat, weil das Untersuchungsmaterial nicht gut war oder methodische Schwierigkeiten bestanden. Eigentlich ist der Nachweis von Gonokokken relativ einfach und zuverlässig. Sollten aber seitens der Ärzte (m/w) Zweifel am negativen Befund bestehen, kann man ja die Untersuchung nochmal wiederholen oder gleich die PCR-Untersuchung (DNA-Nachweis) durchführen lassen.

Der Zusammenhang von Ureaplasma-Infektionen und Unfruchtbarkeit ist nicht wirklich sicher. Es gibt Hinweise auf einen solchen Zusammenhang, aber Frauen mit vielen Kindern machen ziemlich genau so häufig Infektionen mit diesen Bakterien durch wie Frauen, die keine Kinder bekommen können. Das kann ja ohnehin viele Gründe haben.

Welche Untersuchungen zur Klärung sinnvoll sind, wissen eher die Gynäkologen als die Infektionsmediziner. Die Ursache für eine etwaige Unfruchtbarkeit nach Ureaplasma-Infektion (selten!) ist am ehesten eine Verklebung der Eileiter durch eine von den Bakterien (selten!) ausglöste Entzündung. Um das festzustellen ist nach meiner Kenntnis eine Bauchspiegelung notwendig, aber ich mag mich irren.

Jefenfalls wünsche ich Ihnen alles Gute und vor allem, dass Sie sich durch diese blöden Biester nicht "verrückt" machen lassen. Ich wünsche Ihnen eine unbeschwerte Sexualität und süße Kinder.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Jan Leidel

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25.01.2018, 19:20 Uhr
Antwort

Vielen Dank Herr Dr. Leidel für die ausführlichen antworten und die genesungswünsche.

Ich habe mal alle laborbefunde rausgekramt, und mir fällt gerade bei einem befund vom März 2017 auf das dort in einer Mycoplasma-/Ureaplasma-Kultur bereits vereinzelt Ureaplasma urealyticum nachgewiesen wurde. Jetzt Frage ich mich natürlich wieso mein gynäkologe sie nicht schon da behandeln ließ sondern nur mit gynoflor aufgrund verminderte Döderlein-Stäbchen behandelte.

Alle anderen laborbefunde ( die aber vom urologen gemacht wurden) zeigten kein Wachstum bei Ureaplasmen an.

Wie dem auch sei, sie haben mir zumindest schon mal einwenig die  Angst genommen in Bezug auf die evtl.Folgeschäden der Erkrankung. Vielen Dank dafür.

Herzlichste Grüße. 

Experte-Leidel
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26.01.2018, 10:49 Uhr
Antwort von Experte-Leidel

Guten Tag Irinkaaa84,

wenn vereinzelt Mykoplasmen oder Ureaplasmen nachgewiesen werden, ist das nicht unbedingt ein Grund für eine behandlung, denn das findet man auch bei völlig gesunden Personen.

Jetzt lassen wir einmal das Azithromycin seine Arbeit tun.

Alles Gute und

herzliche Grüße

Dr. Jan Leidel

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