Umgang mit Infektion

Guten Tag,

ich habe etwas länger für die Antwort gebraucht, weil ich versucht habe, Beispiele für Ihre Fragen zu finden. das ist mir leider nicht gelungen. Es kommt offenbar - wenn überhaupt - sehr sehr selten vor, dass HIV oder HCV auf die nachgefragte Weise angestackt hat. Sie werden verstehen, dass man hierzu keine Experimente mit Menschen machen kann.

Was ich sagen kann, ist, dass diese Art der Übertragung (also z. B. Nasenbluten auf einen Gegenstand, Berührung des Gegenstandes durch den Finger eines Kindes, das dann damit in der Nase bohrt) - wenn sie überhaupt vorkommen sollte - ganz außerordentlich selten sein dürfte. Das trifft so auf die meisten der von Ihnen genannten Beispiele zu.

Man hat "diskordante" Paare, bei denen der eine Partner chronisch HCV infiziert war, der andere nicht und die ein normales sexuelles Eheleben führten, über lange Zeiträume untersucht. Und es ist verblüffend, zu wie wenig Übertragungen des Virus es kam.

Mir ist klar, dass es in den Familien, deren Kinder Sie dankenswerter Weise betreuen, anders verlaufen ist. Das ist leider vor allem dem Drogengebrauch geschuldet.

Aber drei Aspekte kann ich doch wiedergeben, die Ihnen bei der Einschätzung Ihres Risikos und dem Ihrer Kinder vielleicht helfen können:

1. Wenn es im medizinischen Bereich versehentlich dazu kommt, dass eine Ärztin bzw. ein Arzt oder jemand vom Pflegepersonal sich versehentlich an einer zuvor bei einem HBC-positiven Menschen verwendeten Spritzennadel verletzt, erfolgt eine Infektion glücklicherweise in weniger als 1 %.

2. Eine Aussage des Robert Koch-Instituts, die eigentlich für HIV so formuliert wurde, aber auch für HCV weitgehend gleich gilt:

"HIV kann, je nach Umgebungsbedingungen, auch außerhalb des Körpers seine Infektiosität noch tagelang behalten. Für die Frage der An­ste­ckung­smöglichkeiten ist dies im Alltag aber meist wenig relevant, da in der Regel keine geeignete Eintrittspforte für das Virus mehr besteht. Dies gilt auch für Blut oder Sperma an Gegenständen. Sobald potentiell infektiöse Kör­per­flüs­sig­keit­en angetrocknet sind, besteht in der Regel keine Möglichkeit einer In­fek­ti­onsübertragung mehr."

3. An Textilien angetrocknete Blutreste verlieren ihre Ansteckungsfähigkeit sehr schnell.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Jan Leidel

PS: Sollten Sie noch eine wichtige Frage in diesem Zusammenhang haben, möchte ich Sie bitten, diese als neue Frage und nicht als Kommentar zu stellen.