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Übertragung von Hepatitis/Hiv durch Oberflächen oder im Alltag?

Kategorie: Infektionen » Expertenrat Infektions- und Reisemedizin | Expertenfrage

22.02.2016 | 14:43 Uhr

Hallo liebe Experten,

ein entfernter Bekannter von mir hat sich vor Jahren etwas in Richtung Hepatitis geholt und man weiß nicht so richtig woher, bzw. er will es niemandem erzählen. In letzter Zeit beschäftigt mich das Thema wieder, seit ich von anderen Bekannten gehört habe, dass es ihm wieder schlechter geht. Ich bin mir nämlich über die Übertragungswege nicht ganz im Klaren, da man ja überall etwas anderes hört/liest... Daher stelle ich jetzt einfach mal zu drei Situationen Fragen:

1. In meiner WG-Dusche habe ich letzte Woche 3 schwach-rote Blutspuren an der Duschwand entdeckt. Diese waren schon eingetrocknet, bloß weiß ich nicht, wie sie dorthin gekommen sind. Ich vermute mal, meine WG-Kollegin hatte ihre Tage. Da ich es nicht gleich bemerkt habe, könnte es sein, dass ich an der getrockneten Blutspur angekommen bin, so drübergewischt oder so (kann ich nicht mehr sagen, man bewegt sich ja in der Dusche doch ein wenig, auch wenn man an der Wand meist nicht ankommt)  und vielleicht irgendwo eine kleine Verletzung hatte (ich rasiere mich öfter vor dem Duschen und da kommt es schon einmal vor, dass ich mich aus Unachtsamkeit leicht einschneide) und dadurch Hiv oder Hepatitis (A, B, C?)  übertragen wird? Oder ist das bei getrocknetem Blut sowieso nicht relevant? Was, wenn es erst angetrocknet war? Normalerweise dusche ich nicht direkt nach jemand anderes und schaue immer sehr genau, ob es schmutzig ist, aber anscheinend habe ich es nicht früh genug bemerkt...Ich habe die Spuren mit Wasser weggespült, dann ist mir eingefallen, dass ich wohl besser Desinfektionsmittel nehme, doch da war die Hälfte schon weg. Ist es möglich, dass wenn durch die Wasserspülung an der Wand ein Tropfen auf mich spritzt (in eine kleine Wunde oder Auge) und trotz der Verdünnung eine Infektion auslöst? Tut mir leid dass ich so viel frage, aber ich kenne mich nicht aus mit diesen Krankheiten.

2) Jemand mit Nasenbluten geht nicht so weit entfernt an mir vorbei und hat ein blutiges Taschentuch in der hand und ich weiß nict, ob er mich flüchtig berührt hat oder nicht im vorbeigehen, ist es theoretisch möglich, dass ich einen Bruchteil an Blut wohinbekomme und es mich ansteckt obwohl ich es nicht sehe und auch praktisch keinen Kontakt zu der Person habe? Z.b. wenn ich kurz danach an der Lippe nage und sie blutet und dort etwas hineinkommt? Oder ist das konstruiert?

3) Beim Putzen der Toilette wenn man aus Versehen die Toilettenbürste an der falschen Stelle angreift und sich darauf noch Reste befinden?

Vielleicht können Sie mir Auskunft über die realistischen Übertragungswege geben - ich bin etwas verwirrt, da man bei dem Bekannten nicht weiß, wie es übertragen wurde und ich mich den Hausarzt nicht fragen traue.

Besten Dank! Beate123

 

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Bisherige Antworten
Experte-Leidel
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22.02.2016, 16:22 Uhr
Antwort von Experte-Leidel

Guten Tag Beate123,

zu den Übertragungswegen der von Ihnen genannten Erkrankungen:

Bei der Hepatitis A werden die Viren mit dem Stuhl eines infizierten Menschen ausgeschieden. Die Weitergabe erfolgt meist fäkal-oral als Schmierinfektion. Das kann z. B. bei engem Kontakt mit infektiösen Personen (z. B. Kindergarten, Haushaltskontakte, sexuelle Kontakte, insbesondere unter Männern) erfolgen. Ein zweiter wichtiger Übertragungsweg ist der Verzehr von virushaltigem Trinkwasser oder Lebensmitteln (besonders durch Muscheln, die in virushaltigem Wasser gelebt haben). Die von Ihnen geschilderten Situationen stellen kein Übertragunsrisiko dar.

Bei der Hepatitis B finden sich die Viren vor allem im Blut, aber auch (in viel geringerer Konzentration) in Speichel, Tränenflüssigkeit, Sperma und Vaginalsekret. In Deutschland erfolgen nach Schätzungen 40 bis 70% der Infektionen auf sexuellem Weg. Nennenswerte Übertragungsrisiken finden sich auch im medizinischen Bereich (vor allem durch Verletzung von Personal an zuvor bei entsprechenden Patienten eingesetzten Injektionsnadeln oder ähnlichem). Auch i.v. Drogengebraucher haben bei der gemeinsamen Benutzung von Fixerbestecken ein erhöhtes Risiko. Schließlich können auch infektiöse Mütter währen der Geburt die Infektion auf ihr Neugeborenes übertragen.

Alltägliche Kontakte (Händeschütteln, Umarmen, gemeinsame benutzung von Geschirr oder Besteck) führen in aller Regel nicht zu einer Infektion.

Bei der Hepatitis C finden sich die Viren ebenfalls vor allem im Blut. Hier sind i. v. Drogengebraucher besonders gefährdet. Auch in anderen Körperflüssigkeiten können einige Viren enthalten sein, eine Ansteckung hierdurch ist jedoch sehr unwahrscheinlich. Eine sexuelle Übertragung ist prinzipiell möglich, kommt jedoch wesentlich seltener vor als z. B. bei der Hepatitis B. Bei Menschen mit einer HIV-Infektion steigt das Risiko einer sexuellen Übertragung von Hepatitis C, vor allem, wenn eher verletzungsträchtige Praktiken angewendet werden. Auch Infektionen durch eine Nadelstichverletzung erfolgen wesentlich seltener als bei Hepatitis B.

HIV findet sich ebenfalls hauptsächlich im Blut sowie im Sperma, Vaginalsekret und dem Sekret der Darmschleimhaut. Wichtigster Übertragungsweg ist die Sexualität. Daneben sind Übertragungen durch gemeinsam benutzte Fixerbestecke und durch Verletzungen mit kontaminierten Instrumenten im Medizinbereich möglich, jedoch viel seltener als bei Hepatitis B. Kein Risiko besteht bei alltäglichen körperlichen Kontakten, bei gemeinsamer Benutzung von Geschirr oder Besteck sowie sanitären Einrichtungen. Auch durch Speichel, Tränenflüssigkeit, Insektenstiche oder Nahrungsmittel sowie Trinkwasser ist eine Infektion nicht zu besorgen. Auch der Kontakt der Haut oder Schleimhaut mit z. B. angetrocknetem Blut stellt kein Ansteckungsrisiko dar.

Bei Ihrem Bekannten weiß man ja offenbar gar nicht, ob er überhaupt eine ansteckende Leberentzündung hat. Hepatitis kann sehr viel Verschiedenes sein. Das Wort bedeutet ja nur Leberentzündung. Außerdem heilen ansteckende Leberentzündungen in den meisten Fällen aus. Natürlich gibt es auch chronische Verläufe, besonder bei Hepatitis C. Aber gerade da ist eine Übertragung gar nicht so einfach, wenn man einmal vom gemeinsamen Drogengebrauch absieht. Klar- und HIV-Infektionen sind ja praktisch immer chronisch, wobei die modrnen Behandlungsmethoden das Ansteckungsrisik drastisch senken konnten.

Aber wie auch immer, die drei von Ihnen geschilderten Fälle können eine infektion höchstwahrscheinlich nicht auslösen. Dass so etwas in den seltensten Fällen vielleicht doch einmal passiert, kann ich nicht mit allerletzter absoluter Sicherheit ausschließen. Es gibt manchmal die komischsten Dinge. Aber ich würde mir in allen dreiFfällen keine Sorgen machen.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Jan Leidel

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23.02.2016, 13:06 Uhr
Antwort

Vielen Dank, jetzt kenne ich mich besser aus. Nachdem ich gegen Hepatitus A&B geimpft wurde, gehe ich richtig in der Annahme, das ein Hiv bzw. Hepatitis C Test ncht notwendig sind bezüglich der "Vorfälle"? Ich hatte erst vor einem halben Jahr so einen Test bei dem Gynäkologen...

Mfg Beate

Experte-Leidel
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23.02.2016, 13:22 Uhr
Antwort von Experte-Leidel

Guten Tag Beate123,

die "Vorfälle", die Sie geschildert haben, sind meiner Auffassung nach mit keinem tatsächlichen Risiko verbunden gewesen. Ich würde keine Tests durchführen lassen.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Jan Leidel

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