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Überfahrene Fledermaus - Tollwutrisiko?

Kategorie: Infektionen » Expertenrat Infektions- und Reisemedizin | Expertenfrage

22.03.2022 | 16:56 Uhr

Sehr geehrter Dr. Leidel,

ich habe eine Frage bzgl. der Übertragung von Fledermaustollwut. Ich weiß aus Ihren anderen Antworten, dass Sorgen vor der Übertragung unbegründet sind, sofern man nicht gebissen wird bzw. einen direkten Kontakt hat. 
Nun ist mir heute Nachmittag leider etwas passiert, weswegen ich Sie gerne um Ihre Meinung bitten würde. Ich war spazieren, als ich direkt neben mir auf der Straße wahrscheinlich eine überfahrene Fledermaus sah (ich bin mir nicht zu 100% sicher, aber es sieht schon so aus, leider weiß ich nicht wie ich hier ein entsprechendes Bild einfügen könnte). Ich habe zur Zeit wirklich extrem trockene Hände mit tieferen, teilweise blutenden Rissen. Als ich neben der überfahrenen Fledermaus herging, wehte der Wind genau in meine Richtung.

Nun ist meine Frage natürlich, ob ich mich impfen lassen sollte. Auf der einen Seite war dies natürlich kein direkter Kontakt, auf der anderen Seite jedoch scheint mir eine Übertragung zumindest nicht so unwahrscheinlich zu sein wie in vielen anderen hier im Forum geschilderten Szenarien. Denn wenn das, was auf der Straße lag, wirklich eine überfahrene Fledermaus war, so wäre ja davon auszugehen, dass diese womöglich krank war und somit flugunfähig dort lag. Außerdem stand ich natürlich sehr nahe mit meinen Wunden an den Händen darüber, um mir das genauer anzusehen, als wie gesagt Wind in meine Richtung wehte. Und die Virenlast wäre in einem solchen Kadaver ja wahrscheinlich sehr hoch oder? 

Ich hoffe, dass Sie mir zeitnahe antworten könnten und bedanke mich im Voraus. 
Und falls Sie eine PEP für angebracht halten würden, zu welchem Arzt geht man da eigentlich? Ich glaube nämlich nicht, dass mein Hausarzt den Impfstoff direkt parat hätte und die erste Impfung muss ja umgehend erfolgen, wenn ich das richtig verstanden habe.

Mit freundlichen Grüßen

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Experte-Leidel
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23.03.2022, 08:48 Uhr
Antwort von Experte-Leidel

Guten Tag Jombo,

in Zeiten mit sehr realen Risiken (Covid-19, Krieg in der Ukraine) kann man seine Grundangst schon auf eher grundlose Ängste verschieben.

Sie schreiben richtig, dass ein Risko nur bei Biss oder direktem Kontakt mit der kranken Fledermaus besteht. Also: Hat der Kadaver (worum es sich auch immer gehandelt haben mag) Sie gebissen? Antwort: eindeutig nein. Hatten Sie einen direkten Kontakt mit ihm? Nein, kein direkter Kontakt des Kadavers zu Schleimhaut oder zu offenen, frischen Wunden.

Fazit: Ich halte das nicht für einen Risikokontakt.

Wenn Sie aber trotzdem fürchten, sich angesteckt haben zu können, sollten Sie Ihren Hausarzt bzw. Ihre Hausärztin um eine Zweitmeinung bitten. Vielleicht würde ja auch eine unnötige postexpositionelle impfung Ihnen Ihre Angst nehmen.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Jan Leidel

 

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23.03.2022, 14:19 Uhr
Antwort

 

 

Guten Tag Dr. Leidel,

ich danke Ihnen für die schnelle und beruhigende Antwort. Mittlerweile glaube ich auch nicht mehr, dass da was passiert sein könnte und halte den Besuch beim Hausarzt, sowie die Impfung nicht für notwendig. Die Angst kam gestern bestimmt nur zustande, weil durch Corona das Thema Viren (gerade in Aerosolen) ja so präsent ist. Aber dass Tollwutviren nicht über die Luft transportiert werden, hätte mir eigentlich direkt klar sein sollen. Ich bin leider momentan relativ empfindlich aufgrund meiner Wunden an den Händen, da ich oftmals das Gefühl habe, dass da irgendetwas hineinkommen könnte. Deshalb desinfiziere/wasche ich auch öfters als „normal“, was natürlich nicht gerade zu einer Verbesserung der Haut führt - Teufelskreis. An der Stelle hätte ich noch eine kurze Frage, wenn Sie das gestatten. Nicht speziell auf Tollwut bezogen, sondern generell auf Viren bzw. auch Bakterien. Ergibt es überhaupt einen Sinn, sich die Hände öfters zu desinfizieren/waschen aufgrund von Wunden an den Händen? Also ich frage mich, ob ich dadurch nicht eher noch Keime aktiv in die Wunden einarbeiten würde und es somit besser sein lassen könnte, sofern nicht direkt in eine der Wunden Dreck oder Ähnliches kommt. Oder ist es eher so, dass z.B. Viren so rasch durch Desinfektionsmittel/Seife inaktiviert werden, dass diese dann in der Wunde gar keinen Schaden mehr anrichten könnten? 

Ich glaube, wenn ich das genauer verstehen würde, könnte ich das häufigere Waschen womöglich sein lassen. Ansonsten sprechen meine ja doch relativ konstruierten Gedanken, wohl eher für eine leichte Angststörung. Dennoch wäre ich Ihnen für eine knappe Erklärung dankbar.

Diese Chance würde ich ganz gerne nochmal kurz nutzen, um Sie um eine kurze Einschätzung zu fragen, weil ich nun etwas in dem Thema drin bin und zufällig etwas gelesen hatte. Deutschland ist ja seit Jahren frei von terrestrischer Tollwut. Ich habe nun gelesen, dass durch den Ukraine Krieg viele Menschen auch mit ihren Haustieren flüchten, die oftmals nicht geimpft sind. Und da es in der Ukraine ja anscheinend durchaus noch Tollwutfälle gibt, würde mich interessieren, ob Sie diese Situation für ein Risiko halten, dass auch in Deutschland wieder Fälle auftreten könnten?

So ich hoffe, dass meine Nachfragen hier nicht den Rahmen sprengen und würde mich über eine erneute Rückmeldung natürlich freuen. Daraufhin werde ich weitere Nachfragen unterlassen, damit das nicht so ausartet wie in anderen Diskussionen hier im Forum.  

Mit freundlichem Gruß und noch einen schönen Tag. 

 

 

 

 

Experte-Leidel
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23.03.2022, 15:18 Uhr
Antwort von Experte-Leidel

Guten Tag nochmal, Jombo,

das, was Sie machen, bezeichnet man gemeinhin als "Waschzwang" und solche Zwänge sind nie gut. 

In der Ukraine gibt es möglicherweise sehr selten noch Tollwut. Es wäre also vielleicht nicht ausgeschlossen, dass ein mitgenommenes Tier erkrankt. Ich bin sicher, dass die hiesigen Behöden dann sofort tätig werden.

Ob Angst- oder Zwangsstörung: Ich denke, Sie sollten versuchen, eine entsprechende Therapie zu erhalten.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Jan Leidel

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