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Tote Fledermaus unter dem Bett - pep?

Kategorie: Infektionen » Expertenrat Infektions- und Reisemedizin | Expertenfrage

17.10.2018 | 22:14 Uhr

Liebes Team,

ich hatte vor ein paar Wochen eine tote Fledermaus unter dem Bett. Unsere Katze hat sie vermutlich auf dem Balkon im Netz gefunden, getötet und herein getragen. Soweit die Theorie. 

Obwohl es nun schon ein paar Wochen her ist, komme ich nicht zur Ruhe. Eine Pep haben wir, meln Kleinkind und ich, nicht erhalten. Ich hatte am Bein einen Kratzer, 4 cm lang und der Kleine hatte einen an der Hand, die in der Zeit entstanden sind und von denen ich nicht genau weiß, wie. In meiner Phantasie war es die Fledermaus. Die Katze könnte mit ihrer Beute auf unser Bett gesprungen sein und wir wurden so verletzt.

Meine Befürchtungen werden von allen auf meine Ängste geschoben. Impfen wollte uns niemand, weil wir keinen nachweislichen Kontakt hatten. Die Amtsärztin meinte, eine Impfung wäre Körperverletzung, ein Kunstfehler. Allerdings gibt es Quellen aus der Schweiz die sagen, dass eine Fledermaus bei schlafenden Menschen im Zimmer schon reicht für eine Pep.

Mein Bein kribbelt und brennt an der Stelle, wo der mittlerweile nicht mehr Sichtbare kratzer war. Ich habe so eine Angst, dass ich schon davon ausgehe, bald zu sterben. Ich habe Momente, in denen ich nicht mal mehr einen Einkauf sinnvoll finde, weil es ja eh bald vorbei ist. Das Leben ist nicht mehr schön, seitdem diese tote Fledermaus unter unserem Bett lag.

ich wollte mich in der Reisemedizin auf eigene Kosten impfen lassen. Leider ist kein Impfstoff verfügbar. Es ist echt ein Horror.

ich weiß einfach nicht, was ich machen soll. Finden Sie eine Pep, nur eine aktive Impfung, sinnvoll bei dieser Geschichte? 

 

Lieben Gruß und herzlichen Dank 

Katharina 

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Bisherige Antworten
Experte-Leidel
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18.10.2018, 21:48 Uhr
Antwort von Experte-Leidel

Guten Abend Chogue,

das ist eine für mich schwer zu beantwortende Frage. Ich war nicht dabei, sondern sitze hier weit entfernt am Schreibtisch und muss versuchen, mir vorzustellen, was tatsächlich geschehen ist.

Was Sie schildern, bietet m. E. keinen Hinweis darauf, dass da tatsächlich ein Risiko bestanden haben könnte. Es gibt ja auch keinen Anhalt dafür, dass die Fledermaus Sie in ihrer Angst tatsächlich gekratzt haben könnte. Und ich vermute, dass Sie durch einen solchen Kratzer aufgewacht wären. In der Realität wird die Krankheit von Fledermäusen in aller Regel durch einen Biss übertragen. Kratzer von Fledermäusen sind sehr selten die Ursache einer infektion.

Insofern verstehe ich, dass die von Ihnen zu Rate gezogenen Personen eine PEP als unnötig abgelehnt haben. Auch ich denke, dass mit großer Wahrscheinlkichkeit keine Gefahr für Sie oder ihr Kind bestanden hat.

Es ist auch richtig, dass derzeit ein Lieferengpass für den Impfstoff besteht. Aber im Fall eines wirklichen Risikos sind die Impfstoffe in den sog. Notfalldepots verfügbar.

Was wurde denn aus der toten Fledermaus. Für das - hoffentlich nie auftretende - nächste Mal kann man ein solches totes Tier mit Handschuhen in einen Karton tun und das Veterinäramt über den Fund informieren. Die könnten dann am toten Tier feststellen, ob möglicherweise eine entsprechende Infektion vorlag. Das ist aber wohl jetzt nicht mehr möglich? Man könnte aber das Veterinäramt fragen, ob in Ihrem Land- oder Stadtkreis überhaupt Fledermaustollwut aufgetreten ist.

Sollte es irgendwelche neuen Erkenntnisse geben, die das Risiko doch höher erscheinen lassen, kann man eine PEP nur mit den aktiven 5 Impfungen auch jetzt noch durchführen. Die Gabe eines Antiserums wäre nicht mehr sinnvoll. Aber wenn keine neuen Gesichtspunkte auftauchen, würde ich nichts weiter unternehmen.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Jan Leidel

 

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20.10.2018, 14:35 Uhr
Antwort

Lieber Herr Dr. Leidel,

danke für Ihre Antwort.

Die tote Fledermaus haben wir in den Müll geworfen. Ich habe mich vor der Tatsache an sich furchtbar geekelt, dass unter unserem Bett ein Tier verwest ist, aber das war auch alles. Einen Tag später fiel mir dann ein, dass die ja Tollwut übertragen können. Leider zu spät. 

In SH kommen tollwütige Fledermäuse vor. Seit zwei Jahren wurde aber keine Infektion mehr festgestellt. Zudem muss die Fledermaus einigermaßen fit gewesen sein, um auf unseren Balkon zu gelangen.

Es ist schwierig. Mein Bein kribbelt und piekst an der Stelle, wo der Kratzer war. Am liebsten würde ich mich impfen lassen. Mein Hausarzt würde mich impfen, allerdings nur nach dem „normalen“ präexpotentiellen schema. Bringt das in meinem Fall überhaupt etwas? Und dazu kommt, dass eben auch kein Impfstoff da ist. In der Notaufnahme, wo das Notfalldepot ist, würde man uns vermutlich nicht impfen. Zumindest war die Ärztin, die darüber entscheidet, sehr dagegen (Kunstfehler, Körperverletzung usw.)

Es ist zum verrückt werden. Ich bin auf einem guten Weg, es grad zu werden. 

Experte-Leidel
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20.10.2018, 16:07 Uhr
Antwort von Experte-Leidel

Guten Tag Chogue,

wenn diese Fledermaus Sie wirklich infiziert haben sollte, was ich für sehr unwahrscheinlich halte, würde man eine PEP durchführen mit 5 Injektionen zu bestimmten Zeiten, aber ohne Antiserum, weil es dafür zu spät wäre. Eine "normale" vorbeugende Impfung könnte vielleicht Ihre Angst verringern, wäre aber als Maßnahme nach einer Infektion unzureichend.

Dass die entsprechende Stelle am Bein kribbelt und piekst, lässt mich am ehesten vermuten, dass Sie im Internet gegoogelt haben. Das hilft meist nicht. Vielleicht konzentrieren Sie sich in Ihrer Angst aber auch zusehr auf die Stelle am Bein.

Ich weiß nicht, wie ich Ihnen weiter helfen könnte. Sie haben sich ja richtig verhalten, indem sie in Ihrer Angst ärztlichen Rat gesucht haben. Dass die aufgesuchte Ärztin eine klassische PEP nicht für erforderlich gehalten hat, kann ich sehr gut nachvollziehen. Allerdings wäre das natürlich keine Körperverletzung gewesen. Um eine Körperverletzung handelt es sich aus rechtlicher Sicht, wenn eine Impfung gegen den Wunsch des zu impfenden Menschen durchgeführt wird, nicht wenn sie auf ausdrücklichen Wunsch des Betroffenen erfolgt aber ärztlicherseits für unnötig gehalten wird.

Dass Sie sich jetzt so ängstigen, tut mir wirklich sehr leid, ich habe aber leider auch keinen anderen Rat.

Mit freundlichen und mitfühlenden Grüßen

Dr. Jan Leidel

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23.10.2018, 08:58 Uhr
Antwort

Guten Morgen Herr Dr. Leidel,

vielen Dank für ihr Mitgefühl.

Es war die letzten Tage sogar ein wenig besser, heute Nacht lag ich dann wieder stundenlang wach mit Angstzuständen. Mir kam der Gedanke, dass der Kratzer auch von der Katze kommen kann. Aus der besagten Nacht. Wenn die Katze mit der Fledermaus hantiert und mich dann gekratzt hat, könnte sie mich im Fall der Fälle doch wahrscheinlich auch infiziert haben? 

Ich versuche krampfhaft, keine komischen Szenarien zu spinnen. Diese Möglichkeit empfinde ich allerdings tatsächlich als realistisch. Der Kratzer passt zu einer Katze und wenn meine Katze im „Spiel“ auf dem Bett war, könnte sie mich versehentlich verletzt haben.

Das Bein kribbelt nun schon seit Tagen. Müsste ich dann langsam auch noch andere zusätzliche Symptome haben?

liebe Grüße und vielen Dank 

Experte-Leidel
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23.10.2018, 13:07 Uhr
Antwort von Experte-Leidel

Guten Tag Chogue,

Nach allem, was wir wissen, ist so eine indirekte Übertragung (Katze hantiert mit Fledermaus und kratzt danach Sie) nicht möglich.

Wir wollen ja weiter vom Wahrscheinlichen ausgehen, dass Sie nämlich nicht infiziert wurden. Da treten dann natürlich auch keine Symptome auf.

Vielleicht können sie Ihren Arzt bitten, Ihnen etwas zu verschreiben, das Ihnen die Angst nimmt und Sie wenighstens schlafen lässt.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Jan Leidel

 

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