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Tollwutrisiko

Kategorie: Infektionen » Expertenrat Infektions- und Reisemedizin | Expertenfrage

01.05.2025 | 18:46 Uhr

Guten Abend,

kurz zu meiner Impfhistorie: Ich wurde vor ca. 4 Jahren nach dem Schema 0, 7 und 28 mit Rabipur grundimmunisiert.

Letztes Jahr im August erhielt ich eine PEP (Tag 0 Rabipur, Tag 3 Verorab) nach einem möglichen Fledermaus Kontakt beim Fahrradfahren.

Nun hatte ich gestern gegen 19 Uhr beim Fahrradfahren einen erneuten möglichen Kontakt. Ich befand mich in einem Waldstück auf der Straße, es war noch recht hell und warm. Plötzlich habe ich auf einer Abfahrt mit ca. 35 km/h ein dunkles, fliegendes Tier (Größe Fledermaus oder kleiner Vogel) von rechts auf Armhöhe auf mich zu flattern sehen, welches sehr schnell wieder kehrt gemacht hat. 
Nun bin ich mir unsicher: Hat es eine Kollision gegeben? Eine frische Wunde konnte ich nicht erkennen, jedoch gestaltet sich das derzeit generell schwierig, da ich kürzlich gestürzt bin und ohnehin einige Kratzer am Arm habe. Eine Kollision habe ich nicht gespürt. Meine Angst ist aber, dass es eine leichte, von mir unbemerkte Kollision gab.

Könnte es eine Fledermaus gewesen sein?

Könnte diese mich bei einer Kollision gebissen oder gekratzt haben?

Wie gut ist mein Tollwutschutz 9 Monate nach der PEP noch?

Würde die PEP vor 9 Monaten eine Infektion verhindern?

Sollte ich morgen sicherheitshalber beim Tropeninstitut vorstellig werden?

Ich bin Tollwut Angstpatient und wäre sehr dankbar über einen kurzen "Reality Check".

Besten Dank im voraus und liebe Grüße 

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Bisherige Antworten
Lifeline Gesundheitsteam
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02.05.2025, 12:09 Uhr
Antwort von Lifeline Gesundheitsteam

Hallo,

Wir möchten Ihnen einen sachlichen und beruhigenden Reality-Check geben. Obwohl wir beim Ereignis nicht persönlich anwesend waren, können wir aus der Ferne – basierend auf den zur Verfügung stehenden Informationen – keinen Grund zur Beunruhigung feststellen.
Es ist grundsätzlich möglich, dass es sich um eine Fledermaus gehandelt hat. Diese Tiere fliegen in der Dämmerung und sind äußerst wendig. Sie nähern sich Menschen gelegentlich, insbesondere wenn diese sich in der Nähe von Bäumen oder unbeleuchteten Bereichen aufhalten. Eine Kollision ist jedoch eher unwahrscheinlich, da Sie berichtet haben, dass die Fledermaus sofort wieder abgedreht ist. Fledermäuse verfügen über ein hochentwickeltes Echolotsystem und meiden in der Regel den Kontakt mit Menschen aktiv. Eine tatsächliche Kollision wäre daher wahrscheinlich mit einer klareren Reaktion auf Seiten des Tieres verbunden gewesen. Es ist davon auszugehen, dass eine Fledermaus nach einer Kollision nicht einfach weitergeflogen wäre.
Ein Biss oder Kratzer erscheint äußerst unwahrscheinlich, da eine spürbare und sichtbare Verletzung zu erwarten gewesen wäre, wenn es zu einem solchen Kontakt gekommen wäre. Die Tatsache, dass Sie keinerlei Schmerz oder Wunden festgestellt haben, spricht eindeutig gegen einen relevanten Kontakt und macht eine Infektion mit Tollwut daher sehr unwahrscheinlich.
Ihr Impfschutz nach der postexpositionellen Impfung (PEP) ist auch neun Monate nach der Verabreichung weiterhin sehr zuverlässig. Bei ordnungsgemäßer Durchführung der Impfung in der Vergangenheit und einer vollständigen Grundimmunisierung kann der Schutz über viele Jahre, wenn nicht sogar lebenslang, als gewährleistet angesehen werden. Auch im Fall einer sehr geringen Wahrscheinlichkeit einer Infektion ist der Schutz, den die Impfung bietet, mehr als ausreichend.
Ein Besuch im Tropeninstitut oder bei einem Facharzt ist aus medizinischer Sicht derzeit nicht notwendig. Wenn Sie jedoch feststellen, dass Sie sich psychisch stark belastet fühlen, kann eine erneute ärztliche Beratung zur Beruhigung und Klärung sicherlich hilfreich sein. Nach unserem aktuellen Kenntnisstand besteht jedoch kein relevantes Risiko für eine Tollwutinfektion.

Wir hoffen, wir konnten Ihnen weiterhelfen - Ihr Lifeline Gesundheitsteam

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02.05.2025, 13:15 Uhr
Kommentar

Herzlichen Dank für die schnelle Antwort.

Ich versuche gerade meinen Ängsten Herr zu werden und nicht beim Arzt für eine kurzfristige Beruhigung vorstellig zu werden.

Ich wollte nur sichergehen, dass ich nun nach einer eventuellen flüchtigen Exposition nicht an Tollwut erkranken würde dank meiner Auffrischung/ PEP vor 9 Monaten. Das scheint ja auch aus Ihrer Sicht der Fall zu sein: "Auch im Fall einer sehr geringen Wahrscheinlichkeit einer Infektion ist der Schutz, den die Impfung bietet, mehr als ausreichend."

Liebe Grüße

Lifeline Gesundheitsteam
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05.05.2025, 14:04 Uhr
Antwort von Lifeline Gesundheitsteam

Hallo,

Wir können sehr gut nachvollziehen, dass Sie in dieser Situation auf der Suche nach Sicherheit sind und dabei gleichzeitig vermeiden möchten, unnötige Arztbesuche zu machen oder medizinisches Personal zu belasten. Gerade weil Ihre Sorge spürbar groß ist, verdient es besonderen Respekt, dass Sie bewusst versuchen, ihr auf reflektierte Weise zu begegnen.
Ihre Einschätzung ist in jeder Hinsicht korrekt: Nach einer fachgerecht durchgeführten Postexpositionsprophylaxe vor neun Monaten – zumal auf der Basis einer früheren Grundimmunisierung – besteht ein sehr zuverlässiger und langanhaltender Schutz vor einer Tollwutinfektion. Selbst im Fall eines nachgewiesenen Risikokontakts wäre unter diesen Voraussetzungen nicht mit einer Erkrankung zu rechnen.
Da in Ihrem Fall jedoch nicht einmal von einem gesicherten Kontakt mit einem tollwutverdächtigen Tier auszugehen ist, erscheint das Risiko aus medizinischer Sicht als praktisch ausgeschlossen.
Bitte beunruhigen Sie sich nicht unnötig. Nach allem, was Sie schildern, besteht kein Grund zur Sorge.

Wir hoffen, wir konnten Ihnen weiterhelfen - Ihr Lifeline Gesundheitsteam

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