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Tollwutgefahr nach Fledermaus in Wohnung

Kategorie: Infektionen » Expertenrat Infektions- und Reisemedizin | Expertenfrage

07.02.2021 | 21:21 Uhr

Guten Abend Herr Leidel,

ich habe mal ein Frage bzgl. Tollwut. Wir hatten vor zwei Tagen einen kleinen Quartierswechsler (so sagte es der Fledermausexperte vor Ort) durch ein offenes Fenster. Wir wissen leider auch nicht welche Art es war und haben das Tier in Fensternähe an den Gardinen gefunden. Haben uns dann schlau gemacht und abends im Dunkeln das Fenster geöffnet und das Tier muss dann wieder rausgeflogen sein.

Wir fragten dann den Experten vor Ort, ob wir nun irgendwas tun sollen und dieser sagte uns nur, wenn kein phyisischer Kontakt bestand, brauchen wir nichts beachten, da eine Tollwut bei Tier erstmal und dann ohne physischen Kontakt unwahrscheinlich sei. Wir könnten höchstens noch nach weiteren Tieren suchen. Dies haben wir auch gemacht und weder hinter Bildern noch in den Gardinen weitere gefunden.

Wir haben dann am Folgetag die Gardinen einmal richtig ordentlich abgeschüttelt (ich weiß, dass war vielleicht nicht so klug) und meine Frau sagte dann er habe was ins Auge bekommen. Kann jetzt natürlich auch Staub sein, aber meine Befürchtung ist irgendwie, dass sie Speichel ins Auge bekommen hat. Kann Tollwut so übertragen werden? Ich meine das wäre ja bei zwanzig Grad, 24h Zeitraum und Innenraum ja schon getrocknet bzw. nicht mehr infektiös, oder?

Dann wäre noch die Frage, ob sich Tiere auch beispielsweise hinter Heizungen oder nahe am Boden verstecken, sodass noch Tiere im Raum wären (ist ein Kinderzimmer und da will man natürlich auf Sicherheit gehen)? Ist vllt. eher eine Frage für eine Biologen, aber vllt. haben sie da Erfahrungswerte.

Herzlichen Dank, dass es Ärzte gibt, die sich hier so engagieren!

Marius

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Bisherige Antworten
Experte-Leidel
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08.02.2021, 18:41 Uhr
Antwort von Experte-Leidel

Guten Abend marius,

machen Sie sich keine Sorgen. Tatsächlich braucht eine TW-Infektion einen direkten Kontakt.

Risikokontakte mit eher geringem Risiko sind 

nicht blutende, oberflächliche Kratzer oder Hautabschürfungen, Lecken oder Knabbern an der nicht intakten Haut durch ein tollwutverdächtiges oder -krankes Tier. Da ist das Risiko zwar eher gering, aber sichserheitshalber sollte man eine "normale" Grundimmunisierung mit drei Impfstoffdosen durchführen lassen.

Gefährlicher wären eine Bissverletzung oder Kratzwunden, unmittelbarer Kontakt von Schleimhäuten oder Wunden mit Speichel (z. B. durch lecken), Verdacht auf Biss oder Kratzer durch eine Fledermaus oder direkter Kontakt der Schleimhäute mit einer Fledermaus. Dann sollte eine sog. postexpositionelle Impfpropohylaxe (PEP) durchgeführt werden.

Was immer Ihre Frau ins Auge bekommen hat, eine TW-Infektion konnte dadurch sicher nicht erfoilgen.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Jan Leidel

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10.02.2021, 21:15 Uhr
Kommentar

Guten Abend Herr Dr. Leidel,

erstmal herzlichen Dank für die schnelle und ausführliche (und natürlich auch beruhigende) Rückmeldung. Man macht sich da doch durchaus seine Gedanken auch wenn wir eher den neuen Kalkputz in Verdacht hatten.

Dann durfte ich Sie gerade live in einer Konferenz des Landes NRW erleben und bin beeindruckt! Ich möchte Ihnen mal meinen großen Respekt ausdrücken, dass Sie sich als medizinisch bekannte Persönlichkeit mit den Problemen und Sorgen einzelner Menschen auseinandersetzen. Ich finde so einen Einsatz für jeden Menschen einfach nur beeindruckend und erstrebenswert.

Herzlichen Dank!

Marius

 

 

Experte-Leidel
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11.02.2021, 11:15 Uhr
Antwort von Experte-Leidel

Guten Tag Marius,

haben Sie herzlichen Dank für Ihre anerkennenden Worte.

Das gehört zu meiner Auffassung von meinem Beruf. Ich bin jetzt seit längerem im Ruhestand und habe genug Zeit, wenigstens noch mit Ratschlägen und Antworten Menschen innerhalb eines strukturierten Rahmens wie diesem Forum zu helfen. 

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Jan Leidel

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