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Tollwut

Kategorie: Infektionen » Expertenrat Infektions- und Reisemedizin | Expertenfrage

17.06.2019 | 18:07 Uhr

Guten Tag,

ich habe eine Frage zur Ansteckungsgefahr mit Tollwut, da ich und mein Freund vor kurzer Zeit beim Spazieren gehen (in Deutschland) auf einen Hund getroffen sind, der sich merkwürdig verhalten hat. Wie aus dem Nichts ist er, als wir an ihm und seinem Herrchen vorbeigingen auf meinen Freund zugesprungen und hat ihn ins Bein gebissen. Die Verletzung war nicht so schlimm ( also kein Blut nur leichte oberflächliche Schürfungen und blaue Flecken und die Hose ist leicht eingerissen), denn die Hose hat den Biss größtenteils abgefangen. Desshalb dachten wir uns auch zunächst nichts weiter dabei. Ich weiß auch, dass Hunde in Deutschland eigentlich keine Tollwut haben. Nun verunsichert uns, dass das Herrchen als mögliche Erklärung für das Verhalten des Hundes meinte, der Hund sei aus einem Tierheim in Rumänien (wir haben leider nicht nachgefragt seit wann er nun bei ihm, und ob er geimpft ist) und dass ich gelesen habe, dass auch kleinste Kratzer für eine Infektion reichen, falls der Hund Tollwut hätte... .

Außerdem bin ich mit dem Speichel am Hosenbein in Berührung gekommen und kann jetzt im Nachhinein nicht ausschließen, ob ich kurz danach an kratzer an der eigenen haut (die ich an den Armen hatte) gekommen bin.

Also hätte ich zrei Fragen:

1. Wie ist das Risiko für meinen Freund - sollte er sich Impfen lassen?

2. Muss ich mir auch Sorgen machen /mich auch impfen lassen, wenn Speichelreste über meine Finger in die Kratzer gekommen sind?

 

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Bisherige Antworten
Experte-Leidel
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18.06.2019, 10:29 Uhr
Antwort von Experte-Leidel

Guten Tag Lara. S,

anders als bei den meisten Anfragen zu Tollwut in diesem Forum sehe ich im von Ihnen geschilderten Fall ein mögliches Risiko. Immerhin gab es einen Biss und der Hund kam wahrscheinlich aus Rumänien. Es ist schade, dass Sie keine zuverlässige Information darüber haben, wie lange der Hund bereits in Deutschland ist.

Können Sie den Halter noch ausfindig machen? Denn wenn der Hund noch nicht lange in Deutschland und an Tollwut erkrankt sein sollte, könnte ja auch ein Risiko für weitere Kontaktpersonen und vor allem für den Halter und seine Familie bestehen. Außerdem könnte von dem Tier eine Weiterverbreitung über andere Hunde erfolgen. Ein tollwutkranker Hund wäre auch für die Veterinärbehörde von großem Interesse.

Das sind "worst case"-Überlegungen eines Infektionsmediziners aus der Ferne, der nicht dabei war.

Nun zu Ihren Fragen:

  1. Ein Risiko für Ihren Freund kann ich nicht ausschließen. Ich würde zumindest noch eine weitere ärztliche Meinung (z. B. Hausarzt/-ärztin, Krankenhausambulanz, Impfstelle) einholen und im Zweifel impfen.
  2. Für Sie sehe ich eigentlich kein Risiko. Dazu wäre der Kontakt mit dem Speichel wohl zu indirekt. Aber auch da wäre eine Zweitmeinung vielleicht gu. Ich bin einfach zu weit weg.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Jan Leidel

 

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18.06.2019, 11:18 Uhr
Kommentar

Sehr geehrter Herr Leidel,

Erstmal vielen Lieben Dank für Ihre schnelle Antwort!

Die Situation hat sich glücklicherweise nun etwas geändert. Wir hatten nach dem Biss die Telefonnummer vom Hundehalter bekommen, ich hatte nur hier geschrieben, weil wir ihn unter der Nummer einige Tage nicht erreichen konnten und schon Zweifel hatten, ob die Nummer stimmt. Nun haben wir ihn heute morgen erreichen können und er hat uns versichert, dass der Hund schon seit 4 Jahren bei ihm und gegen Tollwut geimpft ist. Er will uns auch noch belege über die Impfungen zuschicken. Damit können wir dann von einer Impfung absehen, denn eine Tollwuterkrankung des Hundes müsste doch dann auszuschließen sein, oder? Bzw. wie lange darf eine Impfung her sein, dass wir uns sicher sein können?

Vielen Dank und mit freundlichen Grüßen!

Lara

 

Experte-Leidel
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18.06.2019, 11:23 Uhr
Antwort von Experte-Leidel

Guten tag nochmal,

ja, das macht eine ganz entscheidende Änderung der Einschätzung notwendig. Entscheidend ist, dass der Hund bereits so lange in Deutschland ist. dann ist der Zeitpunkt der hier erfolgten Schutzimpfung/-impfungen gar nicht so wichtig. Also Entwarnung auf ganzer Linie.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Jan Leidel

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18.06.2019, 14:14 Uhr
Kommentar

Nochmals lieben Dank für Ihre Antwort Herr Dr. Leidel!

Dürfte ich noch eine letzte Nachfrage stellen?

Ich möchte dem Hundebesitzer eigentlich keine Lügen unterstellen, da er uns nun Belege über die letzte Impfung im Oktober zugeschickt hat. Allerding würde ich ganz gerne, um vollends beruhigt zu sein, fragen, ob diese Impfung im Oktober eine jetzige Tollwuterkrankung auch dann außschließen würde, falls der Hund noch nicht 4 Jahre in Deutschland wäre, sondern zB erst seit Oktober?

Vielen Dank nochmal vorab!

Freundliche Grüße

Lara

 

Experte-Leidel
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18.06.2019, 15:48 Uhr
Antwort von Experte-Leidel

Ich finde, der Hundehalter hat Ihnen sehr geholfen und ich wäre ihm gegenüber nicht mißtrauisch.

Ich habe Probleme mit dem Wort "ausschließen". Das kann man fast nichts. Ich kann nicht ausschließen, dass mir die Decke gleich auf den Kopf fällt usw. Sowohl in der Sprache der Medizin als auch der Rechtsprechung gibt es hierfür den Begriff, dass etwas "nicht zu besorgen ist". das bedeutet, es gibt keinen Grund, etwas zu vermuten, zu besorgen oder anzunehmen. 

Ich halte es für sehr, sehr, sehr unwahrscheinlich, dass bei diesem Hund trotz Impfung nach 8 Monaten diese Krankheit noch ausbrechen könnte. Und wenn er jetzt tatsächlich infektiös gewesen sein sollte, dann ist er in 2 -3 Tagen erkennbar tollwutkrank und bald darauf tot.

Vielleicht halten Sie ja noch etwas Kontakt und trinken zusammen etwas Leckeres.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Jan Leidel

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