Wir waren gestern bei Freunden zu Besuch. Bei denen hat sich über der Terassentür eine Fledermaus angesiedelt. Der Urin war vor der Terassentür, auf dem Boden deutlich sichtbar. Ob nun auf der Tür etwas war, weiß ich nicht, ich habe sie mir nicht genauer angesehen. Nun habe ich stark gerissene Hände. Wenn nun allerdings doch Urin auch an der Tür war, besteht dann überhaupt ein Risiko, sich mit kaputten Händen, an dem Urin mit Tollwut zu infizieren? Ich hoffe sie können mir meine Frage beantworten. Vielen Dank im voraus.
Tollwut durch Fledermausurin an gerissenen Händen?
Kategorie: Infektionen » Expertenrat Infektions- und Reisemedizin | Expertenfrage
Antwort
Außerdem habe ich mir gestern Haut vom Finger abgepult. Ob es blutete, weiß ich nicht, es ist aber eine kleine Wunde entstanden.
Antwort von Experte-Leidel
Guten Tag Leah,
zunächst einige Vorbemerkungen: Fledermäuse erkranken sehr selten an Tollwut. In einem Zeitraum von 30 Jahren sind in Deutschland insgesamt 200 Fälle von TW bei Fledermäusen festgestellt worden. Dabei gibt es ein deutliches Nord-Süd-Gefälle: ca. 90% der Erkrankungen bei Fledermäusen sind in Norddeutschland aufgetreten. In der Mitte und im Süden sind solche Fälle also besonders selten.
Mindestens seit den letzten 50 Jahren hat es in Deutschland keinen Fall gegeben, in dem ein Mensch an Fledermaus-TW zu Schaden gekommen ist.
Nur Fledermäuse, die selbst an Tollwut erkrankt sind, können die Krankheit übertragen, fast immer geschieht das durch einen Biss.
Allerdings kann auch der direkte Kontakt von Fledermausspeichel mit einer offenen Wunde oder einer Schleimhaut zu einer Infektion führen. Im Urin des Tieres sind normalerweise keine Viren enthalten.
Ich halte es also für äußerst unwahrscheinlich, dass Sie sich haben infizieren können. Ihre Hautverletzungen kann ich natürlich nicht einschätzen. Wenn Sie sich trotz meiner Ausführungen Sorgen machen, sollten Sie Ihren Hausarzt bzw. Ihre Hausärztin morgen zu Rate ziehen und dabei auch die Verletzungen der Haut begutachten lassen.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Jan Leidel