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Tollwut Übertragung trotz Impfung & Nebenwirkung

Kategorie: Infektionen » Expertenrat Infektions- und Reisemedizin | Expertenfrage

01.11.2020 | 11:42 Uhr

Sehr geehrter Herr Dr. Leibel,

mich würde interessieren, ob ein Tier, welches den Virus in sich trägt, aber geimpft wurde und daher die Krankheit unterdrückt, den Virus weiter verbreiten kann. 

Diese Theorie herrschte ja in Deutschland in den sechziger Jahren vor, so dass man von einer flächendeckenden Impfung der Wildtiere damals abgeraten hatte. 

Des weiteren würde mich interessieren, ob es bei Menschen durch die Impfung ähnlich wie bei Katzen zu bösartigen Sarkomen kommen kann.

vielen Dank schon einmal im voraus 

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Experte-Leidel
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01.11.2020, 21:19 Uhr
Antwort von Experte-Leidel

Guten Abend Yumi,

bei einem Tier, das mit Tollwut infiziert ist wird im Allgemeinen nicht versucht, durch eine nach der Infektion erfolgende Impfung das Tier noch zu retten, wie man es bei Menschen machen würde. Das mit Tollwut infizierte Tier würde getötet.

Ich weiß nicht, was Sie mit flächendeckender Impfung von Wildtieren genau meinen. Ein solches Vorgehen wäre nicht praktikabel und unnötig. Woran Sie vielleicht denken, ist die flächendeckende Impfung der Füchse. Diese Tiere waren in der Vergangebnheit die Hauptüberträger der Tollwut.

Durch die Impfung mit präparierten Hühneköpfen wurden die Füchse immunisiert. Und das führte dazu, dass die Tollwut bei landlebenden Tieren nicht nur in Deutschland, sonder auch in weiteren Ländern Europas ausgerottet wurde. Deutschland ist aus diesem Grund seit 2008 als frei von Tollwut bei landlebenden Tieren zertifiziert, wie auch die meisten anderen Länder in Mitteleuropa.

Es gibt hier nur noch seltene Fälle von Tollwut bei Fledermäusen.

Die genaue Ursache für Feline Fibrosarkome bei der Katze ist bisher noch unklar. Zwar wird ein Zusammenhang mit einer Impfung vermutet – ganz besonders mit den Zusatzstoffen der Totimpfstoffe und dem Tollwut-Impfstoff – allerdings konnte das bisher nicht sicher bewiesen werden. Die Tumore können sich noch bis zu drei Jahre nach einer Impfung entwickeln, sodass ein Zusammenhang eher fraglich erscheint. Etwas Vergleichbares beim Menschen gibt es nicht.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Jan Leidel

 

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01.11.2020, 22:56 Uhr
Kommentar

Guten Abend Herr Dr. Leibel,

herzlichen Dank für Ihre ausführliche, schnelle Antwort und die Mühe, die Sie sich gegeben haben.

hinsichtlich  des ersten Punktes hatte ich mich etwas unklar ausgedrückt.
Ich meinte, dass gegebenenfalls ein mit Tollwut infiziertes Tier, wo die Krankheit noch nicht ausgebrochen und daher unentdeckt ist, geimpft wird und so den Virus weiterverbreiten könnte ( z.B. bei Straßenhunden, die eingefangen, geimpft und später vermittelt werden)

Es ist zugegebenermaßen ein sehr konstruierter Fall.

Aber da ich gelesen habe, dass die Inkubationszeit nach einem Biss durchaus etwas länger sein kann, dachte ich, es gibt vielleicht die Möglichkeit, dass ein infiziertes Tier nicht auffällt und so vielleicht geimpft wird und als "stiller Träger" das Virus weitergibt.

Oder wird durch die Impfung der Virus im Körper abgetötet?

Lieben Dank 

 

Experte-Leidel
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02.11.2020, 13:28 Uhr
Antwort von Experte-Leidel

Guten Tag Yumi,

Ist ein Tier unbemerkt mit Tollwutviren infiziert, wird es erkranken und sterben. Wenn es - aus welchen Gründen auch immer - kurz nach der unbemerkten Infektion geimpft wird, gibt es zwei Möglichkeiten: Die unwahrscheinliche ist, dass wie bei einer postexpositionellen Impfung (PEP) eines Menschen das Virus neutralisiert wurde. Dann ist kein infektiöses Virus mehr vorhanden, das Tier überlebt und steckt nicht an. Die wahrscheinlichere besteht darin, dass die Impfung zu spät oder für eine PEP zu gering dosiert war. Dann nimmt die Infektion ihren Lauf und das Tier wird erkranken und sterben. 

Über Inkubationszeiten von einem Jahr oder länger wird gelegentlich berichtet. allerdings geschieht das sicher sehr, sehr selten. Die Regel ist, dass - in Abhängigkeit von der Entfernung zwischen Infektionsstelle und Gehirn - das Tier nach wenigen Tagen bis Wochen erkrankt und stirbt.

Einen "stillen" Träger gibt es so nicht. Entweder wird das Tier durch rechtzeitige zufällige Impfung gerettet (äußerst selten) oder die Infektion nimmt ihren Gang. Natürlich könnte man einen Fall konstruieren, der etwa dem entspricht, was Sie meinen. Aber das wäre dann sicher eine absolute Rarität. Mir ist aus der wissenschaftlichen Literatur ein solcher Fall nicht bekannt.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Jan Leidel

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02.11.2020, 15:12 Uhr
Kommentar

Vielen lieben Dank für Ihre Antwort, Herr Dr Leibel.
Das hilft mir sehr weiter. Toll, dass es so ein Portal gibt!

LG Yumi 

Experte-Leidel
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02.11.2020, 15:15 Uhr
Antwort von Experte-Leidel

Danke für die Blumen!

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