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Tollwut-Übertragung möglich?

Kategorie: Infektionen » Expertenrat Infektions- und Reisemedizin | Expertenfrage

13.08.2018 | 18:02 Uhr

Hallo Herr Dr. Leidel,

da ich im Internet unterschiedliche Meinungen zu diesem Thema fand, habe ich mich hier angemeldet.

Kurz zu mir: Vor einiger Zeit biss mich in Deutschland der Hund einer mir bekannten Person in den Arm. Ich weiß, dass Dtl. frei von Bodentollwut ist und trotzdem habe ich seit diesem Vorfall Angst vor Tolwut.

Vor zwei Tagen um 20 Uhr war ich abends zum Grillen eingeladen. Ich bot dem Gastgeber an, ihm mit dem Herausholen der Bierzeltgarnitur zu helfen.

Diese verwahrte er in einem offenen (keinerlei Tür oder ähnliches), dunklen Heuboden (mit Leiter zu erreichen und ca. 2 M über dem Boden) auf. Ich stand nun unter der Öffnung des Heubodens und nahm die Bierzeltgarnitur, die voll mit Dreck und Staub war, entgegen. Er trug Handschuhe, ich nicht. Der Heuboden war ca. 20m2 groß.

Nun habe ich Angst, dass dort tollwütige Fledermäuse gehaust haben (könnten). Und diese auf die Bierzeltgarnitur gekotet und gespeichelt haben. Ich hatte zu dem Zeitpunkt eine kleine offene Wunde am Finger und trug wie gesagt keine Handschuhe. Das RKI schreibt zu Kot und Fledermaustollwut "Bei intakter Haut stellt bloßes Berühren oder Kontakt zu Blut, Urin oder Kot eines tollwutverdächtigen Tieres keinen Übertragungsweg für Tollwut dar." Wie ist das nun in meinem Fall mit offener Wunde am Finger und möglicherweise Kontakt mit Kot?

Ist denn eine Übertragung über Kot oder ähnliches möglich? Zudem habe ich viel Staub eingeatmet. Auch meine Jacke war voll davon. Könnten sich im Staub Aerosole oder ähnliches von Fledermäusen befunden haben? Ich habe von Höhlenforschern gelesen, die sich auf diese Weise angesteckt haben.

Und die letzte Frage: Würde eine "normale" Impfung (präexp.) bei möglicher Exposition in so einem Fall hilfreich sein?

 

Vielen Dank und entschuldigen Sie meine sicherlich übertriebenen Ängste. 

 

Mit freundlichem Gruß

 

Alina

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Bisherige Antworten
Experte-Leidel
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14.08.2018, 16:55 Uhr
Antwort von Experte-Leidel

Guten Tag Alina,

ich weiß nicht so recht, was ich Ihnen raten soll. Wir haben keinen Anhalt dafür, dass auf dem Heuboden tatsächlich Fledermäuse leben (haben Sie den Gastgeber mal gefragt oder haben Sie welche gesehen?). Kot und Urin übertragen die Infektion meines Wissens nicht. Durch direkten Kontakt von Speichel eines infektiösen Tieres mit einer Wunde kann eine Übertragung erfolgen. Aber haben sie irgendeinen Hinweis darauf, dass tatsächlich frischer Fledermausspeichel mit Ihrer Wunde in Kontakt kam?

Wenn wirklich ftrischer infektiöser Fledermausspeichel in die Wunde gelangt ist, würde eine präexpositionelle Impfung nicht ausreichen, die Infektion zu verhindern.

Ich würde in dieser Situation nichts unternehmen. Aber wenn Sie sich Sorgen machen, können Sie natürlich versuchen, sich eine PEP geben zu lassen. 

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Jan Leidel

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14.08.2018, 17:46 Uhr
Kommentar

Vielen Dank für Ihre Antwort. Gesehen habe ich keine, es war ja dunkel auf dem Dachboden und ich stand unten. 

Auf meine Frage ob es bei ihm Fledermäuse gibt, meinte der Gastgeber entweder "ja" oder "bestimmt" (kann mich nicht mehr daran erinnern) und "aber die schlafen jetzt ja noch". 

Es handelte sich dabei  nur um eine kleine Verletzung am Nagelbett und ich habe eigentlich darauf geachtet, dass kein Schmutz oder ähnliches darankommt. 

Habe die Sitaution heute auch meiner Hausärztin geschildert und sie meinte, dass auf diesem Weg keine Infektion möglich ist. 

Wie sieht es denn mit dem Einatmen von Stäuben aus?

 

Vielen Dank und mit freundlichen Grüßen

 

Alina

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14.08.2018, 19:36 Uhr
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mir fällt eben noch ein, dass ich abends (wir saßen noch bis 24 Uhr) keine einzige habe irgendwo fliegen sehen. 

Experte-Leidel
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14.08.2018, 21:56 Uhr
Antwort von Experte-Leidel

Guten Abend Alina,

ich denke, Ihre Hausärztin hat Recht. Und die Tatsache, dass Sie keine Fledermaus haben fliegen sehen, bestärkt diese Einschätzung noch.

Die Einatmung solcher Stäube hat hier noch nie zu einer infektion geführt. Aber es gibt Berichte von Höhlenforschern, die - vor allem in Südamerika - in Fledermaushöhlen durch Staub oder durch Aerosole infiziert wurden. In diesen Höhlen leben z. T. tausende von Fledermäusen. Man kann das nicht ohne Weiteres auf Deutschland übertragen.

Also: ich würde die Angelegenheit auf sich beruhen lassen.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Jan Leidel

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14.08.2018, 22:04 Uhr
Kommentar

Sie sehen also kein Risiko?

 

Ich habe eben meinen Bekannten darum gebeten, dass er morgen um 13 Uhr und gegen 20 Uhr nachschaut, ob dort Fledermäuse leben. 

 

Vielen Dank Dr. Leidel.

 

 

Experte-Leidel
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14.08.2018, 22:08 Uhr
Antwort von Experte-Leidel

Hallo Alina,

ja, ich sshe kein Risiko (selbst wenn dort Fledermäuse leben sollten). Aber das ist meine persönliche Einschätzung. ich war nicht dort und kenne nicht alle Einzelheiten.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Jan Leidel

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15.08.2018, 16:08 Uhr
Kommentar

Hallo Herr Dr. Leidel,

 

mein Bekannter hat nun geantwortet: "[..] sind aber keine Fledermäuse da, da ich regelmäßig oben war." 

Auch hat er gestern um 23 Uhr extra nochmal nachgeschaut. 

 

Kann ich das Thema damit vergessen und muss mir keine Sorgen mehr machen?

 

Vielen Dank und mit freundl. Grüßen

Alina

Experte-Leidel
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15.08.2018, 21:58 Uhr
Antwort von Experte-Leidel

Guten Abend Alina,

ich habe Ihnen ja immer wieder geantwortet, dass Sie sich keine Sorgen machen sollten. Das ist jetzt nochmals bestätigt worden. 

Wenden sie also Ihre Gedanken angenehmeren Themen zu.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Jan Leidel

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