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Tollwut Katzen Türkei

Kategorie: Infektionen » Expertenrat Infektions- und Reisemedizin | Expertenfrage

20.10.2020 | 08:58 Uhr

Guten Tag,

ich lebe aktuell für drei Monate in Istanbul. Es gibt hier ja sehr viele Katzen, die von allen geherzt und gefüttert und gepfelgt werden, die aber als Strassenkatzen leben, ebenso ist es mit den Hunden. Ich versuche sie nicht zu berühren, weil ich ein bisschen ängstlich bin.Aber wie es der Zufall so will, hat gestern in einem Cafe eine Katze den Versuch unternommen auf meinen Schoß zu springen. Ich bin etwas panisch ausgewichen und sie hat versucht, sich mit den Krallen festzuhalten. Ich hatte eine Decke umgewickelt und habe danach bis auf irgendwelche Minipünktchen, die ich vermutlich schon vorher hatte, keine Spuren einer Verletzung gefunden. Ich habe mich auch nicht nach der Katze erkundigt und denke auch eine nachträgliche Impfung wäre etwas overdone. Auch mein Sohn hat hier schon mal einen Welpen gestreichelt. Allerdings kann man es nicht richtig einschätzen: Wie hoch ist die Gefahr sich in der Türkei mit Tollwut anzustecken? Gibt es die hier noch? Ich meine, die Türken und all die anderen Touristen haben einen ganz lockeren  Umgang mit den Tieren. Wie reel ist die Gefahr in der Türkei? Und über welche Verletzungen wird Tollwut übertragen? Ic kann es so schlecht einschätzen und es finden sich keine Informationen im Internet. Vielen Dank für Ihre Antwort, Anni

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Bisherige Antworten
Experte-Leidel
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20.10.2020, 12:51 Uhr
Antwort von Experte-Leidel

Guten Tag,

grundsätzlich kann in der Türkei Tollwut noch vereinzelt auftreten. Allerdings sind mir derzeit in Istanbul keine Fälle bekannt.

Es erscheint mir äußerst unwahrscheinlich, dass unter diesen  zutraulichen und von den Einwohnern eher liebevoll behandelten Straßenkatzen bzw. -hunden tatsächlich Tollwut ausgebrochen sein könnte. Dagegen spricht auch das Verhalten der Tiere.

Sollte dort ein Fall von TW auftreten, wäre so ziemlich "der Teufel los". Die verdächtigen Tiere würden getötet und die Kontaktpersonen geimpft.

Bei einem Risikokontakt mit einem krankheitsverdächtigen oder kranken Tier wird zwischen 3 Kategorien unterschieden:

  1. Berühren  oder Füttern, Belecken der intakten Haut. In einem solchen Fall werden Maßnahmen nicht für erforderlich gehalten.
  2. Nicht blutende, oberflächliche Kratzer oder Hautabschürfungen, Lecken oder Knabbern an der nichtintakten Haut. In diesem Fall sollte eine normale "Grundimmunisierung" gegen TW erfolgen. Die gleichzeitige gabe eines antiserums wird nicht für erforderlich gehalten.
  3. Bissverletzungen oder Kratzwunden, Kontakt von Schleimhäuten oder offenen Wunden mit Speichel z. B. durch Belecken. In diesem Fall sollte eine komplette postexpositionelle Impfung erfolgen sowie die Gabe eines Antiserums.

Nach Ihrer Schilderung würde ich Ihren Kontakt unter Kategorie 1. einordnen.

Sollten Sie sich mit den Einheimischen unterhalten können, würde ich natürlich auch deren Einschätzung erfragen.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Jan Leidel

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20.10.2020, 13:46 Uhr
Kommentar

Sehr geehrter Herr Dr. Leidel,

ich schätze das so ein wie Sie. Vielen Dank für Ihre ausführliche Antwort.

Die Einheimischen wissen ja, dass das Kätzchen allen auf den Schoß springt und sich streicheln lässt und finden das ganz und garnicht nicht besorgniserregend. 

Viele Grüße und nochmal Dank! 

Anni L.

 

 


20.10.2020 14:34 – Beitrag von der Redaktion bearbeitet.

Experte-Leidel
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20.10.2020, 15:06 Uhr
Antwort von Experte-Leidel

Gern geschehen.

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